Außerhalb | Sturmfelder | Die Strasse zwischen Nowigrad und Oxenfurt

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Viktor
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Viktor ließ den Ritter nicht los und konnte nur tatenlos zusehen, wie Kolja mitten in die Entourage des Hierarchen rannte. Hatte der vollständig den Verstand verloren? Immerhin konnte er den Mann in seinem Griff seinen Kameraden in die Arme werfen. Was zwar wenig Effekt hatte, aber ihm immerhin ein paar Sekunden Zeit kaufte und Kolja sowieso. Dem noch was nach zu rufen, dazu fehlte ihm die Puste und dann traf ihn ein Schwertknauf in den Nacken. Dumm, die drei in den Rücken kommen zu lassen. Dumm überhaupt diese Idee gehabt zu haben... aber viel Zeit zum Ärgern blieb ihm nicht mehr.
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Hätte der Dämon das so recht mitbekommen, vermutlich wäre er wieder umgedreht, aber er war selbst ein wenig kopflos.
Der Wagen mit den Käfigen war schnell gefunden, immer dem Wimmern und dem Geruch nach.
Natürlich bewachten auch den einige Ritter.
Aber Kolja konnte schnell sein wenn es nötig war und gerade gelang das sogar recht gut. Er duckte dich unter einem Schlag weg, sprang über eine Klinge hinweg. Ein Hexer hätte es nicht besser hinbekommen, nur dass der Dämon unbewaffnet war.
Viel Zeit blieb ihm allerdings nicht an den Käfigen.
Er stemmte sich dagegen und riss bei dem einen das Schloss ab, aber der war auch nicht sonderlich stabil gebaut gewesen. Einn etwa Kindgroßes Geschöpf mit blauer Haut sprang eilig heraus, warf noch einen furchtsamen Blick auf das Paar rotglühder Augen und verschwand im Wald.
Der zweite Käfig war schon schwerer zu knacken, entsprechend auch der Inhalt. Kolja setzte seine restliche Kraft ein um das Schloss zum Bersten zu bringen. Damit waren die Reserven verbraucht.
Der noch recht tapsige Wyvern spuckte und hieb ersteinmal nach den Rittern, ehe auch der sich aus dem Staub machte. Was dem Dämon Zeit gab, nun selbst auch zu verschwinden. Nun war das ohne Frage dringend nötig.
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ERZÄHLER
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Vielleicht hörte der Halbdämon noch, wie eine vom Alter brüchige Stimme befahl, man möge das schmutzige Elfenblut verfolgen und dingfest machen. Wie auch immer der Hierarch auf den Gedanken kam, Nikolavo könnte ein Elf sein - Fakt war, dass zwei Ritter den Befehl von ihrem Hauptmann erhielten, die Verfolgung aufzunehmen, während der Rest dafür sorgte, den Hierarchen und die verwundeten Kameraden sicher in die Stadt zu begleiten. Wyvern und Göttling würden wohl eine zweite Chance bekommen. Der flüchtige Dämon aber wohl kaum, da konnte er Haken schlagen, wie er wollte. Den Menschen, den der Elf bei sich gehabt hatte, würde man vorerst arrestieren und befragen. Vielleicht stand er unter einem Zauber und war dem Anderling darum zu Diensten. Oder er war wirklich ein Elfenfreund. Das würde man in der Komturei schon herauszufinden wissen. Zunächst lud man den bewusstlosen Mann auf ein Pferd und nahm ihn mit wie ein Gepäckstück, während der verwundete Reiter eben dieses Pferdes in dem jetzt leeren Käfig reiste.
Immerhin hatte Nikolavo im Wald den Vorteil, dass die Pferde der Verfolger mit dem Unterholz zu kämpfen hatten. Und wirklich schaden wollte er ihnen ja nicht - sie ihm allerdings schon. Noch lieber vor aller Augen, auf dem Platz des Hierarchen, aber dazu musste man den Kerl erstmal bekommen und er war verflucht schnell und wendig. Doch die Ritter waren beide gute Reiter und äußerst geduldige Jäger. Ihre Pferde geschult und ausdauernd. Die Hetzjagd dauerte lange, länger als ein Mensch rennen konnte und auch Nikolavo erinnerte der eigene Körper allmählich daran, dass seine Ressourcen endlich waren.
Es kam der Moment, da auch er das erste Mal stolperte. Und genau das war der Moment, in dem ein schwarz-blau gefiederter Pfeil über den Kopf des Flüchtenden hinweg zischte und sich mit einem satten Geräusch in den Hals eines Pferdes bohrte. Ein zweiter und dritter Pfeil folgte, Pferde und Reiter wurden getroffen. Dann brachen wie aus dem Nichts Pferde aus dem Unterholz, die Felle mit grüner und brauner Farbe gefleckt, in den Mähnen Blätter und Zweige, die Reiter in flatternden Mänteln in den Farben des Waldes. Allen voran ein riesiger weißer Hengst, deutlich auffälliger als die anderen, und auf seinem Rücken eine Gestalt in einem schwarzgrünen Umhang. Das Tier setzte in einem weiten Sprung über den sich in Deckung haltenden Nikolavo hinweg, mitten zwischen die im Kampf mit ihren Reittieren befindlichen Ritter. Und wenn es bis hierhin nach Durcheinander ausgesehen hatte, so brach jetzt das totale Chaos los. Plötzlich verloren Pferde den Halt am Boden, wirbelten Ritter und Reittiere mit wehenden Wappenröcken in der Luft herum. Mit einem laut Unterhalb der Hörgrenze breitete sich etwas aus, das eher spür- als hörbar war und schleuderte die Angreifer ins umliegenden Unterholz, wo sich die Eichhörnchenkrieger auf sie stürzten wie hungrige Wölfe.
Zuletzt geändert von ERZÄHLER am Montag 4. September 2023, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Hätte der Dämon an etwas wie Aberglauben gelitten, er hätte schon die Wilde Jagd über sich hereinbrechen sehen.
Er war gerannt als ginge es um sein Leben... Und ja, es ging hier um nicht weniger. Nur waren diese Reiter sehr viel geschickter als damals die Stadtwache von Soreska und zeigten sehr viel mehr Elan dabei, ihn zur Strecke zu bringen.
All die Warnungen, er hatte sie nicht ernst genug genommen. Die Menschen hatten ihn nur misstrauisch beäugt und er hatte sich der Hoffnung hingegeben, es könne doch einmal anders sein, einmal in dieser neuen Welt. War es aber nicht.
Er irrte und zahlte nun den Preis.
Und der Preis war hoch. Er rannte noch als er bereits spürte, dass seine Kräfte ihn verließen, schlug Haken und während er dem einen auswich treib der ihn bereits dem Kameraden vor die Hufe des Schlachtrosses.
Als er das letzte mal mit einer derartigen Vehemenz gejagt wurde hatte ihn das auf den Scheiterhaufen gebracht, respektive Arvijd.

Sein Sichtfeld begann sich zu verengen und schon bald hörte und spürte er nur die pochenden Herzen in der Nähe, die kräftigen der zwei Pferde und aufgeregt und von Jagdeifer erfüllt die ihrer Reiter.
Und als er stürzte war er bereit, sich dem Kampf zu stellen um zu töten.

Dann stieg aber die Zahl der Herzen. So schnell konnte er nicht zählen. Weitere Reiter ein schnellerer Rhythmus, die Reiter zumindest. Pfeile flogen wie Vögel und bohrten sich in Hälse und Flanken. Und nacheinander stürzten die beiden Verfolger.

Und sagte man nicht, der Feind meines Feindes ist mein Freund? Aber auch daran glaubte er nicht, das Leben hatte ihn oft genug vom Gegenteil überzeugt denn in der Regel war er es gegen den sich die übrigen Parteien verschworen und einten.

Dass Magie im Spiel war sagte ihm der Zauber, der sich im Infraschall ausbreitete und hätte er sich nicht die Ohren zugehalten und flach auf den Boden gedrückt, wer weiß, was es mit ihm angerichtet hätte. So kam er glimpflich davon. Er spürte es dennoch im Magen und dem ganzen Körper.

Oder war es der Hunger, der seinen ganzen Wahrnehmungsbereich füllte? Der ihn blind machte für jede Rettung. Angst kannte er keine, ob die Verfolger ihn retten wollten oder schlimmeres mit ihm vorhatten, solche Gedanken und Überlegungen waren fern.
Jeder Muskel seines schweren Körpers schmerzte und schrie und verlangt nach Energie und zwar am besten auf die am schnellsten zu bekommende Art und Weise.
Er würde nie von Toten trinken, aber er spürte, dass in einem der Körper noch Leben war.
Der Wolf, der sich auf das Opfer stürzte war nun er und wer genau hinsah konnte Hörner sehen, die sich schattenhaft die Silhouette seines Schädels veränderten und ebenso einen dornenbewehrten Schwanz.
Er entriss den Körper des einen Ritters dem Elfen, der ihn eben mit einem Stich in den Hals ins Jenseits befördern wollte, riss ihm die störenden Platten mit roher Gewalt ab wie einem Hasen das Fell und biss statt dessen zu, trank das warme Blut gierig und spürte wie das Leben in seinen Körper zurückkehrte, während es das des anderen verließ.
Erst als er sich ungestört satt getrunken hatte sah er auf, und er würde sich weder Von Pfeilen noch von Schwertern stören lassen.
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Emyja
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Manchmal war es Emyja, als leite sie ein übergeordneter Wille. Als gäben die Götter persönlich ihr eine Richtung vor, in der ein weiterer Stein für dem Weg ihrer Bestimmung lag. Weiteres Wissen. Neue Werkzeuge. Neue Waffen. So war es bereits bei ihrem Pakt mit dem Kaiserreich gewesen und eigentlich schon, bei ihrer ersten Begegnung mit Pavrina. Doch am deutlichsten spürte sie es, seit sie durch das Feuer gegangen und dem Tod entkommen war. Den Menschen, der dies bewerkstelligt hatte, hatte Emyja längst vergessen. Sie war auserwählt. Sie konnte nicht sterben, so lange die Götter auf ihrer Seite waren. Die alten Götter, verstand sich, nicht die der Menschenplage. Namenlose Gottheiten voller Zorn und Rachsucht. Sie wiesen der Hexe den Weg, den Eichhörnchen voran, um das Land von der Plage zu befreien.
Oft waren es Visionen, manchmal nur Ahnungen, doch Emyja folgte ihnen stets und bisher war es noch immer eine kluge Entscheidung gewesen. Diesmal liefen ihnen zwei Ritter der Flammenrose ins offene Messer und nicht nur das. Etwas verfing sich im weit gespreizten Netz von Emyjas geistigen Fühlern und rief sofort alte Erinnerungen wach. So als klingle ein silbernes Glöckchen an einer Reuse. Doch für den ersten Moment hatte sie keine Zeit, über das, was sie wahrnahm weiter nachzudenken. Sie brauchte ihren Fokus für den Zauber, der trotzdem nur mittelmäßig gelang. Was in ihrem Fall mittelmäßig hieß: die Ritter zerriss es nicht wie geplant in der Luft, sondern sie gingen nur samt Pferden zu Boden, wo sich andere um den Rest kümmerte. Die Hexe wendete derweil ihr Pferd und die Augen in der Tiefe der dunklen Kapuze folgten dem Sprung des Wesens, das von den Rittern verfolgt worden war. Die Jagdgier und der Durst fluteten einen Moment lang ihre Sinne, ließen ein brennendes Gefühl in ihrem Unterbauch aufflammen.
Dann rief sie sich selbst zur Ordnung, schottete die fremden Emotionen von ihren eigenen ab und übverließ den Jäger seinem Rausch.
Sehnen knarrten, Pfeile wurden aufgelegt. Emyja spürte die Anspannung ihrer Scioa'tael. Ihre Angst. Ihre Verwirrung. Würde sie den Dämon nicht aus einem anderen Leben kennen, sie würde wohl ähnlich empfinden. So aber sagte sie ruhig: "Lasst ihn. Er ist nicht unser Feind.", und die Waffen senkten sich. Ihre treuen Krieger glaubten fest an die Macht von Deithvirid und das sie noch jedes Monster zu bändigen wusste. Sie vertrauten blind und sie gab ihnen bisher keinen Grund, dieses Vertrauen zu überdenken.
Das Schweigen, das folgte, war unwirklich. Kein Vogel sang mehr, kein Blatt regte sich. Fast, als sei jedes Quäntchen Leben aus der näheren Umgebung gewichen. Der große Hengst wendete auf der Stelle und sein Schnauben war das einzige Geräusch in der sich ausbreitenden Stille. Langsam schritt das Tier auf den Verfolgten, nun Geretteten zu und blieb einen Schritt vor diesem und seiner Beute stehen. Das Tier war ungewöhnlich ruhig im Angesicht eines offensichtlichen Räubers und bei all dem Blut, das hier vergossen worden war. Auch im Verstand des Pferdes waren Emyjas geistige Finger fest verankert, schaltete die meisten der uralten Instinkte einfach ab. So stand der Hengst also statuengleich im Unterholz, während seine Reiterin mit aus der Tiefe ihrer dunklen Kapuze grün glühenden Augen auf das Massaker hinab blickte, dass Nikolavo angerichtet hatte.
Und ihr gefiel, was sie sah. Sehr sogar.
Derjenige, der ihr das Versprechen - ja den Schwur - abgenommen hatte, niemals die Macht des Blutes zu gebrauchen. Der jedesmal zornig reagiert hatte, wenn das Thema darauf kam und sie eindringlich vor dem Blutdurst gewarnt hatte. Der kniete nun vor ihr im Dreck, den toten Ritter in den Klauen und saugte gierig noch den letzten Tropfen aus dessen Adern. Woher der Sinneswandel kam, würde sie noch herausfinden. Ein wenig schade war es um die Seele, die nun einfach auf und davon war, aber andererseits hatte der letzte Ritter im Sammelsurium ihrer Lebensspender nur Ärger gemacht und keinen Mehrwert gebracht, also konnte sie den Verlust verschmerzen. Viel interessanter war die Veränderung, die mit dem Mann, der der Vater ihres Kindes hätte werden sollen, vonstatten gegangen waren. Hörner sprossen ihm aus dem Schädel und ein Schweif peitschte die Luft hinter ihm, während er Knochenkamm am Rücken das Hemd nachhaltig zerstört hatte. Die hexe stellte fest, dass sie sich nicht abgeschreckt fühlte. Im Gegenteil. Ein alter Teil von ihr, den sie längst unter all ihren Schichten und Wänden begraben glaubte, fühlte sich angezogen und der Nachhall von Jagdlust und dem fast schon lustvollen Hochgefühl, als das Blut die Kehle hinab rann, tat das seine dazu.
Gorgo stampfte auf und als Nikolavo endlich von seiner Beute zu ihr aufsah, schob sie sehr langsam die Kapuze in den Nacken. Ihre Züge verrieten nicht viel, die grünen Augen ruhten allerdings auf dem Halbdämon, abwartend. Natürlich war sie auf der Hut - sie kannte seinen Ungestüm, wenn er einmal entfesselt war. Andererseits war das Opfer genommen, der Durst gestillt. Die Magie ballte sich um sie, aber sie würde sie nur benutzen, wenn sie ihrer bedurfte.
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Irgendwie hatte er es gewusst, irgendwie, dass das passieren musste. Aber hier, jetzt?
Er war jedenfalls nicht überrascht.
Dass sie gerade ähnliche Gedanken gehabt hatte sich allerdings anders als er darüber legitimierte blieb ihm verborgen.
Zwar hatte auch der Dämon das Gefühl, er wäre fremdgesteuert und ein anderer als er zog die Fäden aber ihm gefiel das im Gegensatz so gar nicht. Spielball des Schicksals wollte er nicht sein, oder eine Murmel in der Hand eines Kindes.
Auch wenn... Ja, wenn...
So viele Jahre hatte er sich auf den Skellige Inseln erfolgreich versteckt gehabt, aber was auch immer versuchte, sein Leben zu ruinieren, es hatte ihn nun gefunden und sich mit viel zu großer Freude auf ihn gestürzt um ihn erst in diese verdorbene Welt zu stoßen und dann wieder zurück auf den Kontinent, nur jetzt in den Norden.
Aber was war es, was das Leben, das Schicksal immer wieder von ihm wollte?
Übersah er etwas? War das alles eine Geschichte, ihm auf den Leib geschrieben und er sollte irgendetwas lernen, irgendetwas verändern, nur er begriff es nicht, weswegen das Leben ihn die immer gleiche Lektion wieder und wieder durchlaufen ließ?
Oder war er nur die Randfigur in der Geschichte eines anderen? Wessen?

Er starrte hinab auf den Toten, spürte dessen Blut in seinem Magen und dessen Kraft in jeder Faser seines Körpers.
Er spürte das Pulsieren der Magie. Seine Ringe luden sich nun durch den Überschuss an Kraft auf und für einen kurzen Moment hätte er vermutlich auch eine Druckwelle zustande gebracht, welche die meisten der Eichhörnchen von ihren Pferden geholt hätte. Kur, denn zu lange konnte er selbst Kraft nicht speichern und die Ladung der Ringe und Artefakte war auch begrenzt.
Dafür hatte er ein Leben genommen.
Natürlich wäre der Mann trotzdem gestorben, die Elfen hätten ihn wohl kaum am Leben gelassen. Aber seine Schuld minderte das nicht. Dass er vermutlich keine Kinder hinterließ, wenigstens keine legitimen und auch keine Frau, das war nur ein schwacher Trost.
Was ihn viel mehr beschäftigte, ja regelrecht Angst machte war:
Und Emyja sah zu.
Und es schien ihr regelrecht zu gefallen.
Auch als er sich zu ihr umdrehte, blutverschmiert, zuckte sie nicht zusammen.
Er richtete sich zur Gänze auf, Blut tropfte ihm noch von den Händen und er machte sich keine Illusion darum, wie sein Gesicht aussah, die scharfe Zahnreihe und seine Brille hatte er irgendwo verloren, deshalb glühten seine Augen nun hell vor Überschuss an Chaos.
Selbst die Eichhörnchen waren furchtsam, sie, wie deren Anführerin in ihrer Mitte saß still und geradezu erhaben auf einem großen weißen Hengst.
Die Emyja, die er gekannt hatte, hätte sich enttäuscht abgewendet.
Vielleicht auch besorgt, hätte mit ihrer Angst zu kämpfen gehabt und das meiste davon hätte sich in ihrer Mine abgespielt.
DAS wäre auch richtig gewesen.
Aber sie war nicht mehr die gleiche.
"Früher... wärst du enttäuscht gewesen... was ist geschehen?"
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Emyja
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Das grüne Feuer begegnete dem roten Glühen, Fäden aus Magie und Schicksal begannen sich zu verweben. Die Konzentration an magischem Potenzial war einen Moment lang so dicht, dass sie es förmlich mit den Händen greifen konnte und es mental auch automatisch tat, doch dann floss der Überschuss ab, begann einen Ausgleich zu schaffen, wo das Chaos die Welt zu zerreißen suchte. Ein kaum merkliches Lächeln spielte um Emyjas Lippen. Nein, sie fürchtete den Anblick nicht, ekelte sich auch nicht davor. In den Farben der Magie betrachtete war die Szene sogar richtiggehend schön anzusehen und sie konnte fühlen, wie ihre Speicher sich ebenso füllten. Ausgezeichnet. Die nächste starke Quelle war einen Tagesritt entfernt.
Sie kannte keine Angst mehr und Enttäuschung empfand sie über andere Dinge. Nikolavo zu sehen und zu erleben, wie er die magische Welt aus den Fugen zu heben im Stande war, begeisterte sie viel zu sehr. Als hätte er eine Quelle des Chaos aufgebrochen, aus der auch sie schöpfen konnte, bis das magische Gefüge sich wieder geheilt hatte und ein unruhiges Gleichgewicht hergestellt war.
"Zu viel, um es in wenige Worte zu fassen.", erwiderte sie entgegen ihres inneren Aufruhrs ruhig. Wie in Trance war derweil das Pferd des toten Ritters neben Nikolavo aufgetaucht und blieb wartend neben diesem stehen. Ein schweres Tier, gebaut um einen voll gerüsteten Ritter zu tragen und genau wie Gorgo schienen ihm alle Instinkte abhanden gekommen zu sein. Emyja milderte auch die Ängste ihrer Krieger ein wenig ab, damit diese den Halbdämon nicht anstarrten wie Kaninchen die Schlange. Sofort kam Bewegung auf, die Umgebung wurde gesichert, der Hauptmann gab Anweisung nach dem Rest der Kolonne Ausschau zu halten. Normalität kehrte in das Verhalten der Scoia'tael zurück.
"Wir sind auf dem Weg zurück nach Est Tayiar, einem der wenigen verbliebenen Zufluchtsorte für jene, die sie in ihren Städten nicht haben wollen." Sie wies mit dem Kinn auf den zugerichteten Ritter und ganz konnte sie die Verachtung nicht aus ihrer Stimme verbannen.
Scheinbar ohne ihr Zutun drehte Gorgo sich etwas und machte zwei elegante Seitwärtsschritte auf Nikolavo zu, fast wie in einer klassischen Reitübung, von der hier natürlich niemand eine Ahnung hatte. Der Tote im Gestrüpp schien das Pferd weiterhin nicht zu stören und die Nähe des Halbdämons sorgte lediglich für ein Kopfwippen. "Komm mit mir nach Hause, Kolja. Lass uns reden.", bat Emyja, die sich nun auf unter Armlänge heran gewagt hatte, und streckte eine Hand nach Nikolavo aus. Und dieser ergriff nach kurzem Zögern trotz des Blutes an seinen Händen ihre schlanken Finger.
Eine Verbindung baute sich auf, wie eine Erinnerung an ein einst geschmiedetes Band, fein wie ein Faden aus Spinnenseide und doch für die Hexe spürbar wie ein Ankertau. Der Seelensammler unter ihrem Hemd pulsierte warm, wie er es immer tat, wenn er ein lohnenswertes Opfer in der Nähe erkannte und das bislang verhaltene Lächeln der Hexe geriet intensiver. Der Mann, den man einst einen Seelenlosen geschimpft hatte, löste ihren Seelensammler aus und bewies damit die Haltlosigkeit dieser Behauptung. Ohne Not würde sie ihm freilich seine Seele nicht nehmen, mochte sie auch noch so viel Macht versprechen. Lebend war Nikolavo viel wertvoller für sie. Also alles nur leeres Geschwätz, wie so oft bei den Menschen.
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Scham war vielleicht die stärkste der Emotionen, aber derzeit überlagerte die Gier alles. Die Gier nach mehr. Blut war eine dermaßen starke Quelle, aber nur wenige Momente lang würde er die Kraft direkt nutzen können, denn ihm fehlten die Speicher und die Kraft verrann und dann blieb er zurück, leer und schwach wo er eben noch die Welt hätte aus den Fugen heben können, das wenige was dein Körper, die Ringe und Artefakte an seinen Ketten speichern konnte reichten um ein Feuer zu entfachen, das ein Stadtviertel einebnen konnte war aber nur ein Streichholz verglichen mit der Macht die ihn kurzzeitig durchströmte um nun mit den genommenen Leben im Waldboden zu versickern.
Die Kraft ebbte ab und die Scham blieb.
"Ich habe ihnen nichts getan... und doch haben sie mich verfolgt."
Sein Blick streife die Toten, als müsse er sich och einmal rechtfertigen, dabei hatte das keiner verlangt.
Es macht ihn lediglich selbst fassungslos.
Und Emyja reichte ihm dafür die Hand.
Nur kurz zögerte er, nicht aus Misstrauen sondern viel mehr weil er befürchtete, sie würde sie wegziehen sobald er danach griff. Das aber geschah nicht.
Er spürte, wie etwas nach ihm tastete, nicht wonach genau, nach seiner Magie, ihm selbst?
Emyja war früher dazu nicht in der Lage gewesen. Überhaupt schien die Schülerin den Meister längst überflügelt zu haben und obwohl ein Dämon wie er eigentlich kaum angst zu haben brauchte hatte er genau das. Angst. Vor dieser Frau, ihrem Urteil, vielleicht auch den Veränderungen.
Er wollte nicht abermals alles verlieren. Wollte nicht schon wieder Vertrauen fassen nur um dann weggerissen zu bekommen was ihn hielt. Wieder und wieder.
Töten war einfacher, sich als gedungener Mörder durch die Lande zu treiben, als Hexer hätte er vielleicht sogar Karriere machen können... und dann strich dsa Schicksal diese Option aus seiner Berechnung.
Wirre Gedanken.
Das Pferd neben ihm sprach eine eindeutige Botschaft.
Er kannte es nicht, und das Tier nicht ihn. Auch wenn es dunkel war wie sein Pferd, es war nicht abgerichtet, es unterlag einem Zwang. Jedes Tier, sogar seine sorgfältig abgerichteten und teuer bezahlten Tiere waren jedes Mal vor dem Geruch von Blut zurückgewichen.
Etwas stimmte hier ganz und gar nicht, trotzdem schwang er sich in den Sattel, bereit zu folgen. Hier stehen bleiben konnte er nicht, das machten auf wenig subtile Weise auch all die Bogenschützen klar.
Zu folgen war er bereit, aber vielleicht nicht gleich wieder zu vertrauen.
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Emyja
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Emyja trank noch einen Moment die Lichter der Magie, das Rauschen des Chaos, welches sie gemeinsam mit Kolja umtoste. Sie kannte das Gefühl, den Effekt der für einen Moment endauernden schier grenzenlosen Macht und dereinst hatte sie auch die Leere gekannt, die das Chaos hinterließ, wenn man keinen Weg fand, die Macht zu halten. Sie hatte dank ihrer Mentorin den Weg gefunden. Zwar enthielten auch die Tränke nicht das volle Potenzial einer Quelle wie jener, die Nikolavo eben aufgerissen hatte, aber doch schon weit mehr als jener Funken, der zurückblieb, wenn man ohne sie zu arbeiten versuchte. Emyja hielt Nikolavos Finger fest mit ihren umschlossen und ließ erst los, als er selbst sich von ihr löste und das Pferd betrachtete, das sie ihm gesandt hatte. Sicher, sie durfte nicht vergessen, wer er war. Was er war und wie einfühlsam dieser Dämon unter der harten Hülle sein konnte. Vor allem Tieren gegenüber. Erinnerungen perlten nach oben. An einen Streit um das Pferd mit dem Namen Pferd, dass sie einst "entführt" hatte. Es schien ihr ein Leben weit her, eine Ewigkeit verbracht auf der anderen Seite des Spiegelsees, der sie her gebracht hatte. Und ihn? Was hatte ihn her gebracht? Eine so tiefe Verzweiflung wie die Ihre wohl kaum - Emyja konnte sich Nikolavo nicht aufgebend vorstellen. Der Halbdämon ging durch die Hölle und zurück, wenn es sein musste, aber er gab nicht auf - die Welt nicht und sich selbst noch viel weniger. Beneidenswert.
Die Hexe rechnete nicht damit, dass Nikolavo sich gegen sie entschied und so zog sie bereits an ihren Eichhörchen, als er sich noch auf dem Schlachtfeld umsah, das er angerichtet hatte. Doch das magische Gefüge schwang noch wild im Nachhall des Bruchs, der eben passiert war und Emyja verlor immer wieder den Kontakt. Kein stummer Befehl also, wie er an die Pferde erging. Deren Unruhe spürte sie tief im Blut, daher behielt sie zumindest diesen Griff vorerst und bemühte für die Scioa'tael ihre Stimme und dies in der Älteren Rede. "Schafft sie zur Straße. Soll der Hierarch sich selbst um seine Schäfchen kümmern." Ihre Stimme war nicht sonderlich laut, aber die Weisung wurde sofort aufgegriffen und Betriebsamkeit kam auf.
Emyja lenkte Gorgo derweil weg vom Ort des Geschehens und das Schlachtross, in dessen Sattel Nikolavo nun saß, folgte dem weißen Hengst fast ohne dessen Zutun. "Es bedarf meiner Erfahrung nach nicht viel, damit man vor ihren Schwertspitzen endet. Wenn man ein Anderling ist, kann man Gutes oder Schlechtes tun - das Tun allein reicht. Das Anderling sein reicht.", erwiderte sie auf Nikolavos Bemerkung noch, dann schwieg sie für eine lange Zeit. Das Kommando Scioa'tael, mit dem sie unterwegs war, folgte ihnen wie ein Schwarm Geister. Meistens waren nur ein oder zwei zwischen den Bäumen zu sehen, lediglich der Hufschlag ihrer Pferde oder die Schritte der Läufer war für feine Ohren zu vernehmen. Der Wald erwachte langsam wieder zum Leben, verlor das tödliche Schweigen, dass sich eben noch über die Szenerie an der Landstraße gesenkt hatte. Ein Specht schlug, in der Ferne bellte ein Fuchs, im Laub raschelten Mäuse. Die Dunkelheit fiel rasch, doch die Gruppe machte keine Anstalten, ein Lager aufzuschlagen. Erst als die Pferde im spärlichen Mondlicht zu stolpern begannen, tauchte wie gerufen einer der Elfen bei Emyjas Pferd auf und berichtete leise von einem Felsüberhang, der sich gut als Lager eignen sollte. Viele Worte wurden in der Gruppe nicht getauscht, doch das Summen von Magie hing unverkennbar in der Luft, wie Spinnweben im Altweibersommer, die unsichtbar die Umgebung durchzogen und einem unangenehm über die Haut strichen. Emyja hatte das Gleichgewicht wieder gefunden und stand mit ihren Elfen in dichtem Kontakt.
Die Hexe glitt aus dem Sattel und führte Gorgo zu der gewiesenen Stelle. Ein Elf nahm ihr und Nikolavo die Pferde ab und brachte sie zu den anderen Tieren. Holz wurde beschafft, Jäger waren bereits erfolgreich gewesen und brachen ihre Beute auf - ein junges Reh. Das Lager entwickelte sich mit der Zuverlässigkeit einer gut geschmierten Maschine. Als das Feuerholz fertig aufgeschichtet war, traten die Elfen ein Stück zurück und schienen auf etwas zu warten. Emyja hob die Hand, sprach eine Formel und Flammen schlugen aus den Zweigen und Ästen. Sofort ging die Betriebsamkeit weiter.
Emyja wandte sich derweil Nikolavo zu und sah ihm in die Augen. Im Schein des Feuers glomm das Grün ihrer Iriden unwirklich. "Du hast gefragt, was geschehen ist. Komm, setzen wir uns." In der Nähe des Feuers waren Felle ausgebreitet, die Emyja ganz selbstverständlich für sich beanspruchte - ganz wie die Feldherrin, die sie für diese Elfen war - und wies Nikolavo den Platz an ihrer Seite. Eine Weile sah sie ins Feuer, dachte darüber nach, wo sie beginnen sollte. Wirklich am Beginn ihrer Reise durch den Abgrund, hierhin? Tatsächlich war sie sich nicht sicher, ob sie ihm den Schmerz antun wollte. Jenes allumfassende Leid, das sie selbst so lange gefangen gehalten hatte, bis das Loch sie verschlungen hatte. Bis es ihr all ihre Kraft genommen hatte und sie nicht mehr fähig gewesen war, sich aufzurichten. Niemand mehr da gewesen war, an dem sie sich hätte aufrichten können, doch auch einen Vorwurf wollte sie nicht formulieren. Anders als bei Vajdan hatte sie keinen gegen Nikolavo. Sofern sie noch irgendwo Wärme in ihrem Herzen hatte, dann gehörte dieser Fleck wohl bis ans Ende unweigerlich diesem Dämon und mit ihm dem toten Kind ihrer Liebe. Sollte sie also da beginnen?
Nein.
"Ich kam vor etwas mehr als zwei Jahren her. Durch den Spiegelsee, vielleicht erinnerst du dich an ihn. Erst empfing mich diese Welt mit Freundlichkeit und einer Aufgabe, die mir entsprach. Heilen. Helfen. Unsere Zeit, unsere Welt hatte schon so viele Kenntnisse, die den Menschen hier wie Wunder vorkamen und ich lernte eine Hexe - eine Zauberin mit Namen Pavrina - kennen, mit der ich diese Wunder geschehen lassen konnte. Bis diese Seuche kam, die an so vielen Orten wütete. Wir haben unser ganzes Können aufgeboten, um das Dorf zu retten, in dem wir lebten - vergolten haben es uns die Menschen mit Anklage. Weil wir nicht erkrankt sind, gaben sie uns die Schuld an der Krankheit. Nicht lange und dann kamen sie - diese Ritter mit der flammenden Rose auf dem Rock. Es hieß, wir sollten einen Prozess bekommen. Pavrina folterten sie halb zu Tode, bis sie ihnen alles mögliche gestand und verbrannten sie direkt auf dem Dorfplatz. Mich schleppten sie nach Nowigrad. Befragten mich. Verurteilten mich. Fuhren mich auf einem Karren zum Platz des Hierarchen. Stellten mich auf ihre Scheiterhaufen." Emyjas Stimme verlor zusehends an Farbe und Gefühl. Klirrende Kälte lag darin. Kälte und Abscheu.
Ein Elf brachte ihnen zwei Becher mit verdünntem Wein und die Hexe nahm ihnen, ohne wirklich von dem Elfen Notiz zu nehmen. Ihr Blick heftete sich auf Nikolavo und das grüne Glühen war wieder da. "Sie mussten lernen, dass man eine wilde Hexe, in deren Blut das Feuer lebt, nicht verbrennen kann." Sie hob leicht das Kinn in jener sturen Geste, die sie sich erhalten hatte über all die Veränderungen. Trotzig wie er sie von damals kannte. "Ich floh, aber ich habe ihnen den Kampf angesagt." Emyja atemte durch, zwang sich zu einem Lächeln. "Aber genug von mir - welche seltsame Fügung brachte dich an den gleichen Ort wie mich?" Forschend lag nun ihr Blick auf seinen Zügen und der kurze Moment des grünen Leuchtens war vorbei - nun spiegelten sich die Flammen in Emyjas Augen wie sie dies in allen Augen taten.
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Nikolavo Vaclav
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Er war kein Anführer, war es nie gewesen, dazu war ihm alles zu kompliziert. Und deshalb würde es ihm auch immer wieder geschehen, dass andere ihn als ihr Werkzeug einsetzen. Auch Arvijd hatte das wohl verstanden und versuchte so gut es ging, den Ziehsohn zu schützen, aber er konnte nicht überall sein. Hier zum Beispiel war er nicht. Auch wenn sie sich verändert hatte und jene in Nowigrad vielleicht recht hatten, aber es war doch immer noch Emyja, oder nicht?
Er ging mit, ließ sich führen.
Jaromer hatte es ausgenutzt und der Freiherr, der ihn so unkompliziert als Gast willkommen geheißen hatte, der hatte sicher auch schon einen Verwendungszweck für ihn gehabt. Und nun blickte er in ein paar Augen, das diesen glich, nicht die Form, dafür fehlte ihm der Blick, aber das grün.
Grünes Feuer... sofort waren die Bilder wieder da. Die verdorbene Welt.
"Ich wurde gewarnt, das Festland ist gefährlich, die Stadt ist gefährlich, aber ich bin trotzdem hin."
Er folgte ihr, folgte ans Feuer und nahm wie selbstverständlich neben ihr Platz. Wie damals auf ihrer Reise. Die Felle ließ er ihr ungefragt, er ließ sich am Boden nieder, das war er gewöhnt, nichts was ihn störte.
Die Elfen brachten ihnen ein Reh...
Er hätte auch gerne selbst gejagt, aber das war es nicht. Dass diese Personen ihnen ohne Befehl und fraglos gehorchten und dienten, vor allem ihr, das brach das Idyll für ihn. Sonst hätte er sich wieder in ihre gemeinsame Zeit zurückversetzt gefühlt und sich auch bereitwillig täuschen lassen. Aber es wurde ihm schwer gemacht.
Gerade jetzt brauchte er nichts, Magie hatte ihn satt gemacht. Dennoch nagte er am Fleisch, mehr aus Gewohnheit denn aus echtem Hunger, währenddessen lauschte er.
Der Spiegelsee - er nickte und er begriff auch was das bedeutet, den Hintergrund kannte er ja.
Zwei Jahre... eine Verbrennung. Er hatte einzelne Fragmente der Geschichte bereits bekommen, aus einem anderen Blickwinkel. Dass man sie suchte wusste er von dem Ritter der Flammenrose, der sie nach Nowigrad begleitet hatte. Anderes hatte er sich zusammengereimt, manches stammte aus der verdorbenen Welt.
Vor seinem inneren Auge passierte längst auch seine Geschichte noch einmal Revue, spulte zurück. Er hätte es gerne verstanden.
Wann war er aus der Welt gerissen worden? In Genea war er noch angekommen, er erinnerte sich an seine Wohnung und das Chaos darin, mit diesem kleinen Halbdämon mit den charakteristischen roten Augen. Sein Bruder, der seinen Schutz gesucht hatte... der Panzer aus Wyrmschuppen... zersiebt vom Kugelhagel in einer anderen Welt.
Aber wann genau?
Er war raus und er erinnerte sich nicht präzise daran...
"Ich weiß nicht mehr wie ich hier her kam. Ich war fast 6 Jahre auf Skellige. Dort hat man mich gut behandelt."
Mehr gab e auch nicht zu sagen. Er hatte sich eine Hütte gebaut und viel gelesen, war Hexern und anderen Monsterjägern aus dem Weg gegangen, nur zur Sicherheit. So hätte es bleiben können.
Wann hatten die Probleme angefangen? Richtig... Das Portal auf dem Hügel.
"Dort ist ein stabiles Portal. Denke ich. Ich habe es wohl ausgelöst und es hat mich in eine andere Welt gebracht, eine verdorbene."
Grünes Feuer, Betonsteinhäuser, höher als die Türme der Kirchen der Flammenrose, Skelette metallener Drachenkutschen. Gewehre, tödlicher als die Karabiner, die man in seiner Zeit kannte. Und die allgegenwärtige bösartige verdorbene Magie. Nur die Männer, die er getroffen hatte waren verhältnismäßig nett gewesen, hatten ihn freigelassen obwohl er einen fast umgebracht hatte und einer wohl für immer ein Bissmal von ihm trug.
"Von dort hat mich ein Portal nach Wyzima gebracht. Zusammen mit anderen. Und von dort gingen wir nach Nowigrad. Das war vielleicht ein Fehler."
Arvijd war hier, aber das verschwieg er noch. Und Viktor. Ob er es noch weg geschafft hatte?
"Die Ritter... sie sind pedantisch, aber es gab Leute in der Stadt die mich akzeptiert haben, die mir geholfen haben. Gute Menschen, auch bei der Wache. Und ein Mann ist dort, auch ein Reisender, er hat die gleichen Augen wie du... Auch er hilft Anderlingen, gibt ihnen einen Platz. Vielleicht kann er auch dir helfen?"
Und noch etwas...
"Ich habe sie getroffen. In der verdorbenen Welt. Sie hat mich hierher zurückgebracht. Carolyn. Unsere Tochter."
Damit war es raus. Er wußte es.
Er war weg gewesen, sechs Jahre lang. Aber spielte Zeit zwischen den Portalen überhaupt eine Rolle?
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Emyja
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Funken trieben mit der Hitze in den Nachthimmel, Holz und Fett knackten, das Feuer brannte nicht nur vor ihnen, sondern auch in Emyjas Blut. Wie so oft folgte es ihren Emotionen, sank und loderte auf, als fehle ihm mal die rechte Luft und es dann fache ein magischer Wind an. Die Scioa'tael versteckten sich nicht und Emyja erinnerte sich an ihre Auseinandersetzungen mit Nikolavo an den ersten Tagen ihrer Reise in den Norden. Damals. So lange her. Er hatte es nicht gemocht, wenn die Flammen so hoch schlugen und sie hatte es dennoch immer wieder erstritten, weil das Feuer ihr Element war - wie das Wasser seines. Eigentlich unglaublich, dass sie überhaupt zueinander gefunden hatten. Träge schwenkte Emyja ihren Becher, zupfte eher lustlos am Fleisch. Sie hörte zu und neben dem ganz normalen Interesse an einem Wesen, das ihr einst so viel bedeutet hatte, war da auch sofort Kalkül und die Suche nach dem Hebel, der ihn weiter auf ihre Seite treiben würde. Ein freudloses Schnauben, gepaart mit einem kaum wirklich zu nennenden Lächeln, kommentierte seine Worte zu den 'guten Menschen' und dem Vorschlag sich von einem 'Mann' helfen zu lassen. Helfen lassen. Das Feuer schlug seine beißenden Klauen fauchend in das trockene Holz, Funken stoben.
Und erstarb.
Die Hand, die den Becher hielt, presste diesen zusammen, als wolle sie den letzten Rest Feuchte aus dem Ton zwingen. Der Kopf der Hexe war herum geflogen, die Augen bannten Nikolavo wie starre Smaragde und nur das leichte Schimmern darin verriet, dass hinter den zu Porzellan erstarrten Zügen Leben war. Und Leid. So großes Leid, dass es sie innerlich zu zerreißen drohte.
Emyja brauchte mehrere Herzschläge und noch einmal so viele Atemzüge, setzte an und brach ab, bis sie endlich heiser hervor brachte: "Woher kennst du den Namen, den ich ihr geben wollte? Woher weißt du, dass es sie sie gab? Und wieso wagst du es, so zu sprechen, als sei sie wirklich?" Ihre Stimme bebte, zu fast gleichen Teilen von hilfloser Wut und Trauer. "Es hat sie nie gegeben, sie starb bevor sie leben durfte! Du warst nicht zu finden! Wieso kennst du diesen Namen?!" Das Feuer loderte so heftig auf, dass man sich Sorgen um die sie überragenden Bäume und den Bodenbewuchs machen musste. Der Tonbecher flog letztlich in die Flammen, zerbarst am Holz und Emyja war auf den Beinen, ragte über Nikolavo auf wie ein böser Geist. Ihr Herz blutete wieder und er war Schuld daran. Die alte Wunde, die sie geschlossen geglaubt hatte, so leicht aufgerissen von ein paar einfachen Worten. Die Hexe starrte Nikolavo an, unschlüssig, ob sie ihn lieber vernichten oder Trost bei ihm suchen wollte. Zwei Seelen - acht mehr als diese - stritten in dem Moment um die Vorherrschaft. Ihr altes Selbst, das ihn vielleicht sogar noch liebte und ihr Neues, aus Feuer und Blut geschmiedetes Ich.
Nein. Sie war eine andere. Sie herrschte. Sie führte die Eichhörnchen und sie würde siegen. Sie würde alles besiegen, auch den Schmerz.
Die grünen Augen verdunkelten sich.
Emyja setzte sich wieder, wischte den Moment der Schwäche mit der Hand fort wie eine Schmeißfliege. Wieso sie dennoch weiter sprach, wussten nur die Götter. "Ich hätte sie willkommen geheißen, Kolja. Sie geliebt, als Summe aus uns beiden und doch ein eigenes Wesen. Aber das Schicksal hatte andere Pläne und jetzt bin ich hier, mit einer anderen Aufgabe. So ist der Lauf der Dinge." Ungefragt kam ein Elf mit einem neuen Becher und reichte ihn der Hexe. Sie leerte ihn in einem Zug und wies dann mit dem irdenen Gefäß auf den Überbringer des Getränks. "Frag sie zu Menschen und ihren Versprechen. Lass dir Zeit, frag sie alle. Wir reiten nach Est Taiyar, dort sind viele wie sie versammelt. Ausgestoßene. Ich will dich nicht beeinflussen, aber ich sage dir, ein Mensch ist so wenig hilfreich wie eine Eintagsfliege. Ihre Lebensspanne macht sie zu schlechten Vertragspartnern." Für die Elfen und viele andere Anderlinge war die Zeit des Vertrauens lange vorüber. Ihre Blick kehrte zu den Flammen zurück, die jetzt ruhig brannten, als sei nichts gewesen.

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Zuletzt geändert von Emyja am Sonntag 26. November 2023, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
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