Das Haus der Melitele - Quartiere

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Und nahm ihm so den Wind aus den Segeln.
Zu sehr war Slava daran gewöhnt, im Ernstfall einfach zu funktionieren und alle Animositäten hinten anzustellen. Vergessen wäre es nicht, aber gerade nachrangig.
"Verstanden, ich geh zu ihm." sehr viel mehr war nicht nötig und Slava schlug den entsprechenden Weg ein. Zweite Tür links, Waschküche.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Das ging aber schn…“
Jarel saß noch immer auf der Bank und lehnte an der Wand dahinter. Er öffnete die Augen so langsam, als wären seine Lieder mit Honig verklebt.
„Slava…“ Sofort waren dem Ritter zwei Dinge anzusehen. Zum einen die Freude, seinen Liebsten zu sehen und zum anderen die Scham bei etwas erwischt worden zu sein.
Ja. Er hätte liegen bleiben sollen. Hätte.
„Ich hab in einem anderen Leben als erwachsener Mann beinahe ein ganzes Jahr damit verbracht in Windeln und später in Nachttöpfe zu scheißen.“, erklärte er leise und mit einem Beben in der Stimme, das gleichzeitig Verzweiflung und Wut ausdrückte.
„Und ich hab mir damals geschworen, dass nie wieder jemandem anzutun. Gib mir ein paar Minuten. Ich schaffe es schon zurück.“
Einen Moment schlug der Schattenläufer den Blick nieder. Das Geständnis war ihm schwergefallen und es war ihm noch immer unangenehm, darüber zu reden.
„Sei mir nicht böse.“, bat er so leise, dass seine Stimme kaum mehr war als ein Hauch und suchte Slavas Blick, streckte eine Hand nach ihm aus.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

"Das habe ich auch. Und ich war genauso stur und wollte aufstehen. Und dann war da eine Krankenschwester, vom Format her hätte die auch bei Olympia als Kugelstoßerin antreten können, bei den Herren. Die hat mir sehr eindrücklich klar gemacht, dass es schneller geht, es mehr ich mich schone. Wenn ich mich überfordere dauert der Zustand nur um so länger und ich erreiche genau das Gegenteil. Und in deinem Fall jetzt ist es ja nicht einmal ein Tag, nicht einmal den hältst du aus." tadelte er.
Dass Melanie vielleicht etwas hatte erwähnte er nicht. Zuerst mussten sie das Motorrad finden, dann musste das Medikament noch in Ordnung sein und dann die Sache mit der Wirkung.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Du hast recht.“, Jarel lenkte erstaunlich schnell ein.
„Ich habe mich überschätzt. Schwer überschätzt. Von jetzt an werde ich auf die Schwestern hören. Und auf dich.“ Doch wagte er es nicht aufzusehen, sondern öffnete und schloss immer wieder die Fäuste.
Mit dem Gedanken, tagelang – oder schlimmstenfalls noch länger – ans Bett gefesselt zu sein, musste er sich erst einmal abfinden.
Egal. Das würde er schaffen. Schließlich hatte er sich diese Kacke selber eingebrockt.
„Hilfst du mir zurück ins Bett.“, fragte er leise.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Das er Slava den Wind aus den Segeln nahm, war nicht mal wirklich beabsichtigt. Sie hatten im Grunde gerade das gleiche Ziel: Jarel wieder auf die Beine bringen oder in erster Näherung zurück in sein Bett. Entsprechend dachte er gar nicht weiter nach, sondern machte dass er weiter kam. Ein Becher war schnell gegriffen und gefüllt, sodass er zurück war, um noch den Rest der Unterhaltung aufzuschnappen.
Der Knappe verharrte im Gang. Eigentlich wollte er nicht lauschen, aber es war faszinierend zuzuhören, wie schnell Jarel gegenüber Slava Kleinbei gab. Er selbst hätte sich den Mund fusselig reden können und der Ausgang wäre der gleiche gewesen. Gut, er wusste auch um Jarels Abneigung zu Bettlägerigkeit und hatte den Grund dafür teilweise erzählt bekommen, den anderen Teil geschlussfolgert. Er kannte es ja selbst, nur hatte ihm damals zuerst diese Hartnäckigkeit gefehlt. In seinem Fall war das genaue Gegenteil eingetreten - ohne diverse Katheter, Drainagen, Sonden und Personal wäre er erst verwahrlost und dann verhungert. Er hatte schlichtweg aufgegeben in diesem Krankenbett. Eingekerkert in Verbände und verziert mit allerlei Schläuchen. Es hatte ihn schlicht nicht mehr interessiert, das Leben.
Bis diese eine Nachtschwester auf die Station gewechselt war, sich das eine Weile angeschaut hatte und dann irgendwann in einer einsamen Schicht die Drainagebeutelchen wechseln kam. Meistens sagte sie nichts, aber in der Nacht sagte sie zwei Sätze:
'Jeder kann sterben. Aber trotz allem weiterleben, das braucht schon Eier.'

Sie ließ das so beiläufig fallen, wie den letzten Drainagebeutel in die Schale. Er erinnerte sich noch an ihre Augen, als sie dann mit diesem komischen Blick zu ihm hinab gesehen hatte. Fast schwarz waren die gewesen, nur eines hatte einen kleinen Pigmentfleck gehabt. Und Milliarden von Sommersprossen um die Lider und auf der Nase.
Jedenfalls hatte das etwas bewirkt. Er hatte begonnen wieder selbstständig zu essen und trinken. Ein Anfang. Der Anfang vom weitermachen wollen.
Jarels Bitte rief in zurück ins jetzt. Er brauchte sein Lamento jetzt nicht auch noch hinzu fügen, also räusperte er sich nur und schob sich an Slava vorbei. Vor Jarel ging er in die Hocke und drückte ihm den Becher in die Hand. Schweigend. Aber sein Blick sprach Bände.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Noch würd er nicht verraten dass es dank dieser seltsamen jungen Dame aus einem anderen London vielleicht eine Lösung hatte. Noch war nicht gesagt, dass es die gab. Vorher ließ er ihn aber trinken, Jakob war zurück und drückte ihm Wasser in die Hand.
"Ich helfe dir."
Er lächelte, mehr war auch nciht nötig.
Nachdem er dann mit Trinken fertig war griff er Jarel unter die Arme, legte sich den Arm über die Schulter, so würde er ihn auch halten können falls er kollabierte und er würde ihn daran auf die Schulter ziehen können. Sein Rücken würde ihn dafür anschließend umbringen, aber wenigstens hätte er ihn dann schnell... nun irgendwo.
In dem Fall musste er aber nicht weit.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der lauwarme Tee schmeckte scheußlich, tat aber unglaublich gut. Und er gab Jarel die Zeit, noch einen kleinen Moment durchzuatmen.
Dann halfen ihm die Männer, die ihm nahe waren wie keine anderen, auf die Beine.
Im ersten Moment wirkte es gar, als würde es keine Probleme geben.
Der weiß gekalkte Flur war nicht lang. Nur ein paar kleine Schritte. Nur ein kurzes Stück den Gang runter. Nur eine Kleinigkeit.
Das würde er schaffen…
Der Ritter versuchte – stur wie er war – möglichst eigenständig und Aufrecht zu gehen und seine beiden Begleiter so wenig wie möglich zu belasten.
Und fast wäre es ihm sogar gelungen.
Fast. In der Tür zum Quartier wurden ihm die Knie weich und mit verbissenem Gesicht hing er nun doch wie ein klappriger Tattergreis auf den Schultern der beiden.
Schämen würde er sich später, jetzt war er einfach nur froh, dass Bett wieder erreicht zu haben.
Er gab murmelnd seiner Dankbarkeit Ausdruck und fischte nach der Decke.
So kalt war es hier doch gar nicht…
„Wie…“, er schluckte und wagte es nicht, auch nur aufzusehen.
„Wie lange sagtest du kannst du bleiben?“
Wenn Slava einige Tage länger blieb konnte er vielleicht beweisen, dass er einsichtig war.
Und willens so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen.
Brav. Er würde brav sein.
Bei allen Schatten, er hatte sich in den letzten Wochen wirklich tief in die Kacke geritten.
Hoffentlich gab es noch einen Weg zurück.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Wenn sie so einvernehmlich auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiteten, vergaß sogar Jakob, dass er eigentlich sauer auf Slava war. Naja fast. Während er Jarels anderen Arm um seinen Nacken zog und diesen so durch die etwas ungleiche Höhe zu Slavas Seite ein wenig in Schieflage brachte, begann es wieder unter seinen Nägeln zu brennen. Lothar. Lothar kam morgen hier her und der brauchte vermutlich zwei Minuten mit den beiden Männern im gleichen Raum, um den Braten zu riechen. Jakob hatte zwar keine Ahnung, was Lothar aus Nowigrad bereits alles wusste, aber egal wie, Bestätigung war jenseits von beschissen, ganz gleich welchen Kenntnisstand der Großmeister hatte.
Dann verlor Jarel zusehends an Kraft und sein Knappe brauchte alle Konzentration für das eigene Gleichgewicht, sodass er das Grübeln erst wieder aufnahm, als Jarel in seinem Bett lag und er selbst etwas unschlüssig am Fußende herum stand.
Wie lang würde Slava bleiben? Am liebsten hätte er anstelle des Russen geantwortet, dass er sich zum Teufel scheren und mit dem was auch immer treiben sollte. Aber er schwieg. Nur der eisige Blick war zurück, jenes lidlose Bohren aus klaren, hellgrünen Augen, das ihm zu Eigen war wie fast sonst nichts. In Slavas Beisein fuhren in Jakob so viele alte Abwehrmechanismen hoch, dass er dem fast willenlos ausgeliefert war. Fast, denn immerhin feuerte er nicht direkt wieder, sondern hielt sich im Zaum. Jarel zuliebe.
Aber komplett schweigen, wie er es früher getan hätte, konnte er nicht mehr. "Großmeister von Tretogor wird morgen her kommen und er will mit Jarel sprechen. Besser du bist dann weit weg." Scheiße, der Weg zum Teufel schwang im Subtext mit, aber das konnte er einfach nicht ändern. Wenn Lothar auch noch... Nein, so weit weigerte Jakob sich zu denken.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Gemeinsam hievten sie Jarel zurück ins Bett. Slava schwieg zunächst auch wenn er fast minutenlang die Anspannung wachsen spüren konnte. Jakob brannte etwas auf der Zunge und es war kein Loblied.
Aber noch schwieg er wie Slava wohl auch aus Rücksicht auf Jarel. Er wußte, wie sehr es diesen schmerzte, wenn sie beide stritten und deshalb würde er keinen Streit vom Zaun brechen, zumindest nicht direkt vor ihm.
Andererseits, wenn Jakob ihm schon den Gefallen tat...
...und das tat er. Weit weg. Ja, das 'zum Teufel' klang laut genug mit.
Er ließ sich noch Zeit, bis Jarel sicher im Bett war, deckte ihn zu, aber jede seiner Bewegungen verriet, dass er sich bereit machte die erste Salve abzufeuern.
"Ich soll weit weg sein, hm? Ausgerechnet ich. Nicht etwa der bigotte heuchlerische kleine Mistkerl, der das alles angerichtet hat mit seiner ach so hohen Moral und Keuschheit, der uns verurteilt von seinem hohen Ross herab und selbst... was, Jakob? Erklär es mir. Ich verstehe das nciht ganz. Warum sollte ich weit weg sein?"
Der Tonfall blieb ruhig, er sprach nicht einmal schnell, nur die Augen waren fast unmerklich verengt.

"Weil Lothar kein Idiot ist! Meine Moral ist scheißegal, wenn das Oberhaupt unseres Ordens das letzte Wort spricht!" Jakobs Stimme blieb mühsam beherrscht, aber seine Fäuste waren an der Seite geballt, bis die Knöchel weiß hervor traten.

"Einer von uns beiden hat gelernt, sich zu beherrschen." warf Slava seelenruhig ein. Er sah wie Jakob die Fäuste ballte und konnte es nicht lasen Öl ins Feuer zu gießen.
"Ich habe sogar vor, mich mit eurem Großmeister zu unterhalten. Und warum nicht hier, es wäre eine gute Gelegenheit. Vielleicht rede ich auch mit ihm über einen Knappen, der Waffen unterschlägt, die der Krone gehören, und sich nicht mal genug Mühe gibt sie zu verstecken, so dass sich beinahe zwei seiner Kommilitonen gegenseitig erschießen... Gut, von erschießen werde ich vielleicht nichts sagen. aber kommt dir an der Geschichte etwas bekannt vor?"

Das saß. Von einer Sekunde auf die andere verlor Jakob alle Farbe, sodass es tatsächlich aussah, als würde er gleich ohne äußerliche Einwirkung aus den Latschen kippen. Die Waffe. Aber wie... Es arbeitete sichtlich hinter der nun kreideweißen Stirn und die schwarzen Brauen zuckten in der Mitte ein paarmal zueinander. "Sie war nicht geladen.", war das Einzige, was schließlich deutlich weniger intensiv aus ihm heraus kam. Er würde NIEMALS eine geladene Waffe irgendwo rumliegen lassen. NIE NIE.

"Hast du auch das Projektil aus dem Lauf genommen?" er blieb noch immer emotionslos. "Und jetzt rate mal, wen dann euer Großkomtur zu rate zieht, na? Das Deckenfries im Dormitorium ist jedenfalls ruiniert. Und es war sehr viel Glück im Spiel, dass nciht das Hirn eines der Jungen mit dort klebt."

Er sagte nichts mehr. Das vermutlich erste Mal, seit sie sich kannten, gab Jakob vor Slava Kleinbei und senkte den Blick. Geschlagen. Wissend, dass er Scheiße gebaut hatte und unfähig, dazu noch irgendwie Stellung zu beziehen. Und Wenzel befragt Slava dazu. Die Patronenhülse. Das Projektil. Stück für Stück fiel das Puzzle von allein zusammen, fügte sich in Jarels Schilderungen und grub Jakob den Boden unter den Füßen weg. Ganz plötzlich waren seine Beine nicht mehr aus Muskeln und Knochen. Er ließ sich gegen die Wand fallen, rutschte daran hinunter und vergrub mit einem fast nicht zu hörenden: "Scheiße.", die Hände in seinem Haar.
Was hatte er nur angerichtet?

"Ja, du sagst es. Du warst es, der uns erpressbar gemacht hat. Und jetzt hast du die Frechheit, mir die Schuld zu geben. Ich biege das schon wieder hin, aber ich erwarte jetzt eine Entschuldigung." Noch reichte es ihm nicht, Jakob klein zu sehen. Zumindest den einen Tritt musste er noch anbringen - denn, so musste er zugeben, das hatte ihm weh getan.

In Jakobs Kopf drehten sich die Gedanken wild im Kreis, bis er wieder an dem Punkt war, dass Jarel ohne ihn besser dran wäre. Das sie alle ohne ihn besser dran wären. Dann allerdings dachte er wieder an Iola und sein Versprechen, was ihn band und nichts besser machte. Und Slava wollte eine Entschuldigung. Jakob schnaubte und es klang ein heiserer Ton mit. Nein, er würde jetzt nicht überschnappen, auch wenn ihm danach war.
"Wofür? Für die Wahrheit? Glaubst du, du kannst dich damit von aller Schuld frei machen? Wer spaziert denn unter Wenzels Nase in der Komturei ein und aus?!", fand er seine Stimme wieder und hob auch den Blick. "Ja, die Waffe an mich zu nehmen, war falsch. DAS tut mir Leid."

Slava seufzte theatralisch, als wäre es nur ein Spiel und der Boden, den er nicht hatte gutmachen können nur im Scherz beansprucht. Er war nicht wirklich ein guter Verlierer. "Dass ich dort ein und aus gehe ist übertrieben. Ich habe mich einmal hineingeschlichen, weil Jarel nicht geantwortet hatte. Fuck... Er b e d e u t e t mir was. Ich habe mir Sorgen gemacht. Deswegen hab ich mich zu dieser hinrissigen Aktion verleiten lassen. War vielleicht dumm, aber ich bereu es nicht, denn ich stehe zu meinen Gefühlen und verleugne sie nicht... Aber wie sich zeigte war das ohnehin vollkommen egal, denn von Herrenloh wußte dank seiner Mutanten ohnehin alles. Und ich hatte ihn fast bei einer Übereinkunft, weiter Stillschweigen zu wahren... fast, und dann das mit der Scheiß AK!"
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Als Jakob sich an der Wand hinter rutschen ließ wie ein an die Wand geworfener Frosch, wäre Jarel beinahe aufgesprungen. Oder hätte es zumindest versucht und auf halber Strecke am Boden gelegen wie eben dieser Frosch nach der Detonation an der Wand.
Statt es zu versuchen, öffnete und schloss er nur mehrmals die Fäuste, versuchte nicht zu emotional zu reagieren.
Sachlich bleiben. Wenn die beiden Männer es schon nicht konnten, dann vielleicht er?
„Bitte…“
Jarels Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Die Streiterei ging ihm nahe. Vielleicht sogar näher als den beiden Streithähnen.
„Wir haben alle Fehler gemacht. Fehler, die uns hierher gebracht haben. Zusammen.“
Die Schusswaffe zu unterschlagen war ein gehöriger Patzer gewesen, aber so wie sich Jakob verhielt, wusste er das. Kein Grund, darauf herumzureiten und den armen Jungen weiter runterzumachen. Sein Knappe war schon weit genug am Boden.
Nicht die Klappe halten zu können war sein großer Fehler gewesen, sich danach aufzugeben der größte von allen. Und nun standen sie hier. Oder in seinem Fall: lagen hier.
Nur bei Slava bemerkte der Ritter – vielleicht seiner gefühlsverhangenen Sichtweise wegen – keine Fehler.
„Bitte Slava, lass es gut sein. Er sieht es doch ein. Und ich sehe es auch ein. Können wir nicht gemeinsam in die Zukunft sehen statt in die Vergangenheit?“
Jarel brauchte eine kleine Pause zum Durchatmen – oder einfach der Theatralik wegen- bevor er sich an Jakob wandte.
„Und mach dir nicht so viele Gedanken um Lothar.. Er ist nicht so streng,wie er scheint.“
Der Ritter rang sich ein Lächeln ab. Ein versöhnliches Lächeln. Ein bittendes Lächeln.
Er sah eher wie ein getretener Dackel als wie ein Werworg aus dem nicht zugeschwollenem Auge auf, vor allem in Slavas Richtung. Die Aussage, dass er ihm etwas bedeutete, hatte gleich ein ganzes Rudel Schmetterlinge in seinen Eingeweiden losgelassen.

Einzig das der Spion wusste, wer Vater von Iolas Kind war, hatte er noch nicht begriffen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob blieb sitzen, aber der Moment des Nachgebens verflog zusehends, zumal Jarel nun zu relativieren anfing und ihn der Subtext geradezu anschrie, dass Slava keinerlei Schuld traf.
"Es ist absolut irrelevant, was der Grund dafür war, dass von Herrenloh auf euch gekommen ist. Er hätte es immer gegen euch verwendet, irgendwann. Gegen dich, Slava. Weil für die Krone arbeitest, verdammt nochmal. Das Problem ist, dass es diese Beziehung gibt." Mist, er tat es schon wieder, aber es spiegelte auch so sehr seine eigene Misere, dass er einfach nicht anders konnte. Immerhin war seine Stimme jetzt ruhig.

Er fing sich wieder, fast schade. Jarel versuchte zu intervenieren, aber Slava war zu wütend. Auch wenn man ihm das in der oft genug nicht ansah, seine Stimme wurde dann kalt.
"Ja die gibt es. Und auch mit Herrenloh kann man reden, auch er ist ein Mensch. Aber jetzt ist es ungleich schwieriger geworden. Also... was wäre denn dein Vorschlag? Des Friedens willen alles beenden? Hm? Und denk SEHR gut nach, ehe du jetzt antwortest." Es war nun wirklich der Blick einer Schlange, die das Kaninchen fokussierte und darauf wartete, dass es die Lage begriff.

Auch Jakob konnte auf emotionslos schalten, wenn es der Moment zuließ und gerade fehlte ihm zu allem anderen die Kraft. Das hier war einfach so verfahren. Er wollte ja, dass sein Rittervater wieder glücklich war. Er gönnte es ihm von Herzen, aber dieser Orden in seiner jetzigen Form ließ einfach kein Glück dieser Art zu.
Er hielt Slavas Blick aus, das hatte er schon immer gut gekonnt. "Jedenfalls nicht die einzige Chance auf Rehabilitation torpedieren."
Er hatte ja auch keine Lösung, weder für die Zwei noch für sich und Iola. Vielleicht versuchte er auch gerade, diese auf seine sehr spezielle Art zu erarbeiten...

"Nicht ich torpediere. Ich verheimliche wenigstens nichts. Was ist schlimmer? Eine illegitime Beziehung und vielleicht sogar ein Kind, oder die Lüge darüber?" Er spielte den Trumpf doch noch aus, es würde neue geben und an der Stelle, wenn nun auch etwas entschärft, brachte er ihm am meisten. "Und vielleicht begreifst du nun langsam, das wir im Grunde das gleiche Ziel haben. Mich würde nur interessieren weshalb du immer wieder denkst, du wüsstest besser als alle anderen, wie man da hin kommt."

Jakobs Kopf flog zu Jarel herum, als hätte der an einem Bändchen an der Nase des Knappen gezogen. Verdammt konnte er nicht einmal die Klappe halten? Slava gegenüber wohl absolut nicht, daran würde er sich noch gewöhnen, auch wenn es schwer fiel.
Seltsamerweise machte ihn diese letzte Attacke nicht wütend, auch nicht beschämt oder entsetzt. Genau diese Wahrheit war es ja, die ihn vorwärts trieb, seit er es erfahren hatte. Die sein Motivator war, seine ganz persönliche Kraftquelle. Mit einem Ruck und einer jugendlichen Energie, mit der beide Männer längst nicht mehr mithalten konnten, kam Jakob auf die Füße und blieb eine halbe Armeslänge vor Slava stehen. Kurz sah es aus, als würde er jetzt wie so oft einfach die Fäuste sprechen lassen, doch weit gefehlt.
"Ach und du kennst den Weg der Sieger? Was hast du gedacht, als du Plen erschossen hast, wo du so voller Sorge und Liebe bist? Du weißt doch genau so gut wie ich, wie er dazu steht.", gestikulierte er Richtung Jarel. "Wirf du mir keine doppelte Moral vor, Slava, du nicht. Ich werde mit dir auch nicht die jeweils andere illegitime Beziehung diskutieren. Nur eins: Dieses Kind wird ein Schlüssel sein und ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit sie die Chance bekommt die sie verdient. Und dass sie nicht als namenloser Bastard ohne Vater groß wird, sondern als Tochter eines Ritters. Nenn es gerne wieder idiotischen Idealismus. Mag sein, dass wir im Grunde das gleiche Ziel haben, aber dir kann das nicht gelingen. Nicht von außen. Und weißt du, wieso? Weil man mit Deals und Erpressung bei denen, die wirklich glauben, nicht weiter kommt. Aber das wirst du nie kapieren können, weil du nur an Fakten glaubst. Damit deckst du halt nur einen Teil der Wahrheit in den Köpfen von so bigotten kleinen Heuchlern wie mir ab." Er holte einmal tief Luft. So viel redete er sonst in einem Monat nicht.
"Ganz zu schweigen von denen, die es ernst meinen. Die ihr Leben in den Dienst dieses Glaubens stellen, der nicht nur schlecht ist. Dessen gute Seiten man kultivieren muss." Und davon war er überzeugt, das war deutlich zu hören, doch langsam ging ihm auch der Pathos aus. Die Aufgabe wurde mit jedem Mal, da er sie formulierte, größer. Verrückt genug, dass er sie ausgerechnet vor Slava ausbreitete, der das sowieso nie kapieren würde. Wieso sollte man beides wollen? Das konnte nur begreifen, wer in diesem Leben und dieser Haut steckte. Der gleichzeitig glaubte, kämpfte, liebte und daran verzweifelte.
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