Bordell | Nachtigall

[Aedan Neros]

Der Reisende lauschte aufmerksam den Worten des jungen Feldwebels. So wirklich konnte er sich direkt auch keinen Reim auf die Geschehnisse machen. Frühstück, Waschen… das klang alles sehr normal, doch dann musste etwas passiert sein.
In seiner Welt waren seltsame Vorkommnisse meist mit Magie verbunden, aber hier fürchtete man sich davor und wurde gejagt… und doch… die Elfe… und sie nun eine Halbelfe… Elfen waren in seiner Heimat zumeist magisch sehr begabt und diesen Künsten auch sehr zugetan.
“Habt Dank Valjan”, sagte er zu dem jungen Mann. “Würdet Ihr mir noch einen Gefallen tun und Euch für ein paar Augenblicke in die Tür stellen, dass keiner direkt sieht, was geschieht?”, bat er Feldwebel Novka. Es gab Dinge, die man nicht so einfach ablegen konnte und in seiner Heimat war Magie nunmal etwas fast schon alltägliches… Er wartete, bis der junge Mann ihm mitteilte, dass er so weit war und bezog in einer Ecke des Raums Stellung, um den gesamten Raum zu überblicken, nun ja, sofern es seine schlechte Sicht zuließ. Doch der Zauber sollte es ihm möglich machen, Magie zu sehen…
Ein Schimmern schien über die sichtbaren Körperverzierungen zu huschen, als der Reisende begann, sich zu konzentrieren um dann mit seiner ihm eigenen Magie ein Gespinst aus Fäden zu spinnen, die auf die Suche nach Ihresgleichen gehen sollten, nach Rückständen davon, oder dem Nachhall verblassender Magie… Er murmelte leise Worte in der Sprache seines Volkes und sandte sie los… War hier irgendwo Magie am Werk?

[Valjan Novka]

„Ihr… leuchtet...“, oder waren sie bei Du? Er weiß nicht mehr. Valjan hatte mit gemischten Gefühlen getan, um was der Barde ihn gebeten hatte. Wenn halb nackte Frauen irgendwo herumliegen und ein Kerl sagt, man solle die Tür schließen, damit es niemand etwas mitbekommt, geht es meist in eine ganz bestimmte Richtung. Eine, die er nicht gut heißen konnte. Aber soweit ging seine Menschenkenntnis, dass Aedan offenbar etwas anders vor hatte und selbst etwas zwiegespalten war, was er hier tat. Außer leuchten.

Der Feldwebel konnte nicht verhindern, dass die Linke an den Schwertknauf ging und er jeden Muskel anspannte. Aufmerksam beobachtete er: den Barden, das Zimmer, die Halbelfe und versuchte irgendwie schlau zu werden: „Was macht ihr?“

[ERZÄHLER]

Der Schimmer kroch über den Boden, suchte scheinbar Halt an etwas, das dort in den Dielenfugen verschwunden war, überlief dann den reglosen Körper im Bett und sammelte sich am linken Ohr. Genauer am Ohrring. Von dort kam ein leises Echo...

[Francis Rose]

Einen Moment lang fiel Schweigen in die Kammer, dann erklang eine ruhige, erstaunlich milde Stimme aus dem Schmuckkästchen. Die Qualität war außerordentlich und vermittelte stets das Gefühl, das Gegenüber stünde direkt vor Tihana.
"Jemand macht Jagd auf die Unseren, sei auf der Hut Tihana. Eflynn ist ihnen nur knapp entkommen. Versuche herauszufinden, woher die junge Frau kommt. Wenn jemand auf die Distanz nach ihr greifen kann, hat sie etwas bei sich, was 'Ihm' den Zauber ermöglicht. Suche nach Metall, Stein oder Kristall. Nimm ihr alles ab. Ich lasse dir über Sjevik eine Geldkatze zukommen. Sorge dafür, dass sie überlebt und reden kann. Ich will wissen, wer diese Jäger nach uns schickt und was mit den Gejagten passiert."
Tihana nickte, was nur ihr Spiegelbild zeigte. "Das klingt vernünftig. Danke." Damit legte sie die Bürste zurück an ihren Platz und schloss das Schmuckkästchen wieder. Noch einen kurzen Moment ließ sie das Gehörte auf sich wirken. Dann atmete sie durch und erhob sich wieder. Ihre Haare flossen wie schwarzes flüssiges Pech über ihren Rücken, als sie sich erhob, den Raum wieder verließ und hinter sich die Tür schloss.

[Aedan Neros]

Ein Schmunzeln zupfte an den Mundwinkel des Reisenden, als er Valjans Worte hörte. Doch war es ebenso schnell vorbei damit, denn er brauchte seine Konzentration für den Zauber, es fühlte sich hier anders an, als in seiner Welt und so würde er ihm die Frage danach beantworten.
Sein Zauber breitete sich aus, für ihn war es ein Schimmern, ein Glitzern, das sich von dem sonstigen Nebel in seiner Sicht abhob, unterstrichen von einem Gefühl, dem er folgen konnte…. Erst verweilte der Zauber einige kurze Augenblicke lang an der Stelle, an der seine Füße im restlichen Wasser gestanden hatten, und dann wanderte er zu der nun im Bett liegenden Halbelfe. Er trat zu ihr ans Bett, setzte sich auf die Bettkante und streckte seine Finger nach der gezeigten vergangenen Quelle aus. „Ich habe den Raum nach Magie abgesucht“, antwortete Aedan nun dem jungen Feldwebel. „Und ich bin fündig geworden. Nur weiß ich nicht genau, was es damit auf sich hat. Aber vorerst bin ich fertig damit.“ Es musste der Ohrring sein, den Valjan erwähnt hatte, diesen sollte man sich vielleicht näher ansehen und mit diesem Gedanken begann er, den Ohrring zu lösen und an sich zu nehmen. „Das Wasser und der Ohrring könnten mit den Vorgängen hier in Verbindung stehen“, teilte er dem Stadtsoldaten mit, immerhin war es seine Stadt und so sollte er auch wissen, was er dachte.
„Was meintet Ihr damit, dass sie woanders hin geschafft werden soll?“, griff der Musiker dann einen Umstand von zuvor auf. Aedan tauschte nun sein Hemd gegen das Laken des Bettes und deckte die junge Halbelfe zu, ohne sie unsittlich zu berühren.

[Valjan Novka]

Er hat den Raum nach Magie abgesucht. Noch einer. Delia, Aedan beide aus... Kaedwen, beide bei einem Hexer angekommen, beide fähig Magie zu wirken und beide haben es ihm erzählt. Valjan lächelte ein bisschen dümmlich und war dann froh, dass es der Barde nicht sehen konnte.
Noch dazu wurde er auch fündig... zielstrebig nahm er der Halbelfe den Ohrring ab. Sah ihm beinahe, als er den Verschluss löste.

Das war der Moment in dem Valjan doch die Tür schloss und ein paar Schritte auf ihn zu ging. Wasser. Ohrring. „Darf ich?“ Eine Hand streckte sich aus, verharrte und stubste ihn kurz an. Das unscheinbare Schmuckstück fiel auf Valjans Handfläche. Nicht anziehen. Es schien fast als würde das ha'daja bei diesem Gedanken amüsiert zupfen.
„Könnt ihr das weiter... an... analysieren? Was das macht?“ Fuck. Ein magischer Elfenhasser. Das ergibt doch keinen Sinn. Viele hassen die Elfen, weil sie häufiger Magie wirken als Menschen. Der Mensch, der selbst Magie kann, müsste sie deshalb nicht hassen. Außerdem werden Zauberer hier genauso verfolgt, besonders die Weiblichen. Aber die würden ein Mädchen nicht so notgeil zurichten. Außerdem kommt.. er. Er kommt. Ein Magier. Valjan seufzte.

„Ja... woanders hinschaffen.“ Vielleicht wirklich besser. Wer weiß, wer dahinter steckt und... „Miss Gwen hat mich gebeten sie... aus ihrem Etablissement zu entfernen, weil macht nur Ärger. Sobald Matea mit dem Wagen zurück ist.“ Er beobachtete wie Aedan sich anzog. „Ich hab schon eine Idee und auch für Euch habe ich etwas gefunden, wo Ihr ein paar Tage bleiben könnt.“

[Aedan Neros]

“Hm?”, hatte der Reisende gemeint, als Valjan fragte, ob er etwas dürfe, als er ihn dann aber stupste, wusste Aedan, was der Feldwebel meinte und er ließ den Ohrring anstandslos in dessen Hand fallen. “Kann ich nicht sagen. Es ist nur noch der Nachhall eines Zaubers. Der Zauber selbst ist bereits verbraucht oder …inaktiv... Ich nehme aber an, dass es eine Art Verbindung zur Trägerin war, ist. Nur wie und warum er nun ausgelöst wurde…” Ein wenig ratlos hob Aedan die Schultern. Jedenfalls wurde die Halbelfe von jemandem heimgesucht, den sie hinter sich lassen wollte. Jemand, der ihr schlimme Dinge angetan hatte. “Armes Ding”, meinte der Musiker ehrlich. “Ihr habt also einen sicheren Platz für sie? Wenn etwas dran ist, an dem was das Mädchen gesagt hat, dann braucht sie wohl Schutz?” Nicht, dass er sich anbieten wollte, sicher nicht, was hatte er mit den Machenschaften hier zu tun? Aber dass ein Mädchen so hin- und hergeschoben wurde, wollte ihm auch nicht gefallen. Sein Volk hatte immer ein Nachtlager frei für jene, die es brauchten. “Was meine Unterkunft betrifft. Es ist sehr nett, dass Ihr Euch darum kümmert. Tihana wollte mit Miss Gwen sprechen, ob ich nicht auch noch eine Weile hier bleiben kann. Vielleicht sollten wir das zusammen klären?” Er wollte weder den einen noch den anderen vor den Kopf stoßen UND er wollte dem Feldwebel nicht auf der Tasche liegen.

[Valjan Novka]

Valjan nickte. „Ja, offenbar braucht sie Schutz. Aber vor wem? Wie lange? Oder ob ich ihn ihr geben kann? Keine Ahnung.“ Die Schultern zuckend seufzte er innerlich. Naja, das Krankenhaus. Zumindest war dort ein großgewachsener Kerl, der vielleicht zurück hauen konnte, wenn es soweit käme. Der Einsatz von Magie gab dem Ganzen zumindest ein gewisses Gewicht, vielleicht sollte er den Orden informieren? Aber die fragen nicht so viel nach und wollte man ende noch wissen woher der unbedeutende Feldwebel der Wache so etwas weiß. Der Ohrring wog nicht viel in seinen Fingern, während er diesen von allen Seiten betrachtete. Inaktiv oder verbraucht… was auch immer das genau bedeutete. Kurz überlegte er den Schmuck zusammen mit den Dwimerithandschellen zu verstauen, aber dann schob er ihn doch in einen kleinen Beutel und verstaute diesen an den Gürteltaschen.

„Nun, wenn Ihr hier schon eine Bleibe gefunden habt, dann soll es mir recht sein. Es ist nur ein Zimmer in einer Herberge für ein paar Nächte, um Euch Zeit zu geben selbst etwas zu finden. Aber macht das mit Miss Gwen und Tihana aus, mein Angebot verfällt nicht.“ Er musste grinsen, obwohl es Aedan nicht sah und trat wieder zur Tür, um sie zu öffnen – nicht dass jemand noch Verdacht schöpfte. „Ich danke Euch auf jeden Fall für Eure Hilfe.“

[Aedan Neros]

Das waren gute Fragen, die der Stadtsoldat stellte. „Ein Er, die Halbelfe sagte, er kommt. Diese Person verwendet Magie. Blutmagie vielleicht sogar…“ Wenig. Zu wenig. Wenn noch irgendwo Blut einer alten Verletzung wäre, könnte er… aber danach wollte Aedan den Feldwebel nicht fragen. Er hatte vielleicht sogar schon zu viel Preis gegeben, wobei Valjan recht gefasst wirkte. Gut bis auf sein Kommentar zum Leuchten. Aedan zog sein Hemd über. „Ob sie gefunden ist, wird sich noch zeigen. Ich denke nicht, dass Thiana schon die Zeit hatte mit Miss Gwen zu sprechen. Aber, danke.“ Aedan lächelte leicht und überprüfte dann kurz Puls und Atmung. „Nicht dafür“, lächelte Aedan freundlich. „Und sollte ich erneut helfen können, lasst es mich wissen… Auch sollte die junge Frau nicht so rasch zu Bewusstsein kommen.“

[Valjan Novka]

Valjan nickte wieder. „Ja, ein perverser Kerl und Elfenhasser, oder alle Anderlinge, der Magie nutzen kann.“ Dann aber runzelte der die Stirn. „Was ist Blutmagie?“ Das klingt… nicht so ganz nett. Der Feldwebel kannte nur Geschichten, meist Gruselgeschichten und sonstiges. Blut war da immer wieder eine Komponente, aber was genau man damit machte und warum wusste er nicht. Woher auch? Er musste noch so viel lernen oder wissen wen er fragen könnte?

„Aber kennt Ihr Euch aus mit der Heilkunst?“ Zumindest waren Aedans Handgriffe geübter als seine. Er hatte nur nachgemacht, was er mal gesehen hatte. „Ich… dachte daran, sie in das… neue Haus für Kranke zu bringen.“ Er wusste nicht genau, wie er es in älterer Rede nennen sollte. So ganz hatte er das Konzept eh noch nicht verstanden. Nur, dass er dem Doktor die Halbelfe vielleicht nur zeigen müsste, um dessen Neugier zu wecken, was mit ihr passiert sei. Wie das Ganze bezahlt werden sollte, hatte er keine Ahnung. „Ich weiß nicht, ob sie dort Unterstützung brauchen können oder so.“ Während er redete, begann er die Sachen im Zimmer wieder aufzuräumen, um dabei noch einmal den Tatort zu untersuchen, bevor er jedes Teil wieder an seinen wahrscheinlichen Platz stellte.

[Francis Rose]

Langsam und nachdenklich schritt sie die Treppe wieder hinunter und sah erst wieder auf, als sie Miss Gwen hinter ihrem Tresen lautstark wüten hörte. Die ältere Dame sah ihrerseits ebenfalls auf, funkelte kurz erbost in Tihanas Richtung, sagte aber: "Gut gemacht." Die junge Elfe konnte nichts für das Chaos und das war der Älteren durchaus bewusste. Also wand sie sich ab und kümmerte sich um ihren eigenen Kram. Ein klein wenig irritiert war die rassige Schönheit dann aber doch. Sie beließ es dabei und ging zur Tür von Mateas Unterkunft. Kurz klopfte sie an den Türrahmen und trat wieder ein. "Wie geht es ihr?" fragte sie leise und passierte den Raum lautlos um sich neben Dharka auf die Bettkante zu setzen. Langsam ließ sie ihre Finger über die Stirn des Mädchens wandern und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinter die Ohren. Sie suchte nach Schmuck jeglicher Art, aber sie fand keinen, weder an den Ohren, noch an den Fingern oder am Hals. Mit einem sichtlichen Stirnrunzeln betrachtete sie die Füße. Auch da kein Schmuck. Hatte sie sich geirrt? Bei den vielen Schnittwunden konnte das Schmuckstück vielleicht auch irgendwo unter der Haut sitzen. Also streichelte sie das Mädchen beruhigend und summte leise vor sich hin. Es erinnerte in der Tonlage an ein Schlaflied, welches man Kindern sang. "Armes Kind." flüsterte sie zwischen zwei akustischen Strophen und fuhr fort sie zu streicheln. Aber auch da fand sie nichts, was auf einen Fremdkörper hindeutete. "Hmm." Sie hatte die beiden Männer für einen langen Augenblick ausgeblendet gehabt und erinnerte sich nun wieder daran, dass sie da waren. Langsam drehte sie sich zu Aedan und Valjan um. "Hatte sie etwas bei sich?"