Die Straßen von Pripyat

Prypjat ist einer der gefährlichsten Orte der Zone und das nicht nur wegen der Nähe zum Reaktor. Lange Zeit war die Stadt unzugänglich und die gefährlicheren Mutanten - Kontroller und Blutsauger - haben sich bisher hierher zurückgezogen.
Die Häuserschluchten sind mittlerweile fast komplett zugewachsen, und man hat es mit einem unübersichtlichen Dickicht zu tun, in dem überall Mutanten und versteckte Anomalien warten.
Seit einiger Zeit kontrollierten allerdings die 'Jäger' die Stadt, eine der kleineren Fraktionen, aber keine der ungefährlichen.
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Carolyn
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Carolyn musterte Schura mit ihren großen, roten Augen unverhohlen. Wäre die Farbe nicht gewesen, hätte sie wohl sehr neugierig und obendrauf noch unschuldig gewirkt, aber das rötliche Glimmen gab ihren Blicken etwas Verstörendes. Als könnte darunter jeden Moment ein finsteres Grinsen erblühen und die Welt würde reißen. Ihre Sprunghaftigkeit war schon fast sprichwörtlich unter denen, die schon mit ihr zu tun gehabt hatten. Gerade überwog jedoch die Lust sich zu unterhalten und der Soldat stellte die richtigen Fragen - Fragen, die Carolyn auch interessierten oder besser Fragen, die sie beantworten wollte. Wenn er denn auch ihre beantwortete. Wie ein Spiel. Sie legte den Finger an die Lippen, zog die Brauen in Falten und überlegte angestrengt.
"Vor den Brüdern jedenfalls nicht. Nur vor dem Inneren. Aber da geh' ich einfach nicht mehr hin.", stellte sie schließlich mit kindlicher Leichtigkeit fest, als wäre völlig selbstverständlich, wovon sie redete. Für sie war das Innere das, was sie geboren oder geschaffen hatte. Das, woraus sie sich befreit hatte und wovor sie davon gelaufen war. Es war noch nicht mal so lange her, aber seitdem genoss sie ihre Freiheit und die Möglichkeiten zu spielen. Ein Kind mit einem riesigen Kasten voller tödlicher Spielzeuge, von denen ihr viele zu Diensten waren. Kleine Brüder und Mücken, Ritzer und Wirbel, Türen und Zupfer... ihre Gedanken drifteten einen Moment durch die Sphären der Optionen, tasteten nach all den wunderhübschen Dingen um sie herum, denen sie einfach nach Gutdünken Namen gab und von denen sie manche rufen, andere nur beeinflussen und wieder andere nur beobachten konnte.
"Durch eine Tür ist er gegangen, was denn sonst?" Nun grinste sie doch, aber es war eher ein freudiges Grinsen darüber, dass sie etwas wusste, was Schura nicht wusste. Immerzu glaubten die, die sich Erwachsene nannten, sie wüssten mehr, nur weil sie größer waren als Carolyn. Sie war noch nicht alt, zumindest ihr Körper war es nicht, aber ihr Geist kannte Jahrtausende. All diese Männer, die sich für wichtig hielten und doch waren sie hier in der Zone nur wie die Blätter, die der Wind über den Spielplatz trieb. Sie kontrollierten nichts.

Schlagartig wurde sie ernst, ihr Blick nahm etwas Entrücktes an und ihr Kopf ruckte ein wenig in die Schräge. Der stetig in Böen zwischen den Häusern jammernde Wind kam jäh zum erliegen und es wurde fast totenstill, wenn man von den Geräuschen der Soldaten einmal absah. Selbst die beiden Hunde hatten sich nieder gelegt, den Kopf auf den Pfoten.
Und so plötzlich, wie alles in Reglosigkeit gefallen war, kam auch wieder Bewegung in Carolyn: sie schlug die Hände vor den Mund und kicherte vergnügt. Ihre Augen funkelten.
"Er tanzt einen seltsamen Tanz und eine riesige Katze schlägt die Trommel.", informierte sie Schura, bevor sie ein Stück los rannte - Kinder konnten nie gehen, mussten immer rennen - dann unweit der Soldaten die Arme faltete und versuchte, den Tanz nachzuahmen, den sie gesehen hatte. Sie schaffte drei Sprünge, dann landete sie auf dem Hinterteil, der Rock so weit nach oben gerutscht, dass sie ihn auch hätte weglassen können. Definitiv ein Mädchen, definitiv aus einer Zeit, in der Unterwäsche weitestgehend unbekannt war.
"Oh!", machte sie und stopfte sich einen Rockzipfel zwischen die ausgestreckten Beine.
Und dann lachte sie. Glockenhell und kindlich fröhlich, hielt sich den Bauch und lachte.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

Jura war definitiv der unvorsichtigste von ihnen allen, aber er war auch noch nicht so lange in der Zone und irgendwie mutmaßte Schura, als Lehrer glaubte er immer noch, jeder müsse auf ihn hören. Er schüttelte missbilligend den Kopf, während er und Viktor nur verlegen den Blick gesenkt hatten. Aber immerhin schwieg er. Dass er eine Ermahnung auf der Zunge liegen hatte konnte man ihm aber förmlich ansehen.
Und dem Kind konnte man ansehen, dass sie eindeutig nicht mit ihrer Gesellschaft sozialisiert worden war. Von Spannern und Pädophilen hatte sie wohl noch nie gehört.
Sie hatte nur Angst vor dem Inneren.
Was war das innere? Der Reaktor? War sie etwa dort gewesen?
Das Zentrum... es gab nur wenige, die dort gewesen waren, ein paar mehr, die es behaupteten, und die man schnell als Angeber entlarven konnte. Aber er wusste nur von zweien, die hier nicht heillos übertrieben oder logen.
Durch eine Türe gegangen... das nächste Rätsel.
Als wäre das selbstverständlich.
Portale?
Dann war er noch in der Zone?
Er tanzte mit einer Katze.
Sie sprach viel zu kryptisch. Was meinte sie? Chimären? Und was sie versuchte vorzumachen... ja, das sah ihm ähnlich. Er hatte immer herzählt, dass er diesen Kosakentanz beherrschte. 'Ein gutes Training für eure lahmen Ärsche' hatte er immer gesagt. Allerdings hatte er es nie demonstrieren können, denn schon bei dem Überfall der ihn zur Gruppe gebracht hatte hatte er eine Verletzung am Bein davongetragen die sich hinzog und dann war er lebensgefährlich verletzt worden und danach nicht mehr wirklich auf die Beine gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Oder war er doch tot und tanzte nun... wo? Im Jenseits?
"Ist das ein Rätsel? Woher weißt du denn wo er ist?"
Fragte er weiter, die Angst immer im Rücken.
Doch je länger sie sprachen ohne dass sie ihn oder einen anderen einfach explodieren ließ umso mehr gewann er an Vertrauen. Trotzdem schloss er bei einer solchen Begegnung das Unmögliche niemals ganz aus.
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Carolyn
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Carolyn war noch immer ganz vergnügt, rappelte sich allerdings nun wieder auf und klopfte sich den Staub vom Rock. Sie tanzte gern, sie mochte es auch, wenn die Menschen sangen oder Musik machten - dann sang sie mit und hielt ihnen die Schrecken der Nacht vom Leib. Manche schworen inzwischen sogar darauf, dass man sie mit einem Lied wie einen Schutzgeist beschwören könne. Das wiederum würde Carolyn ihnen gerne ausreden, denn ein gutes Lied musste es schon sein und singen sollte derjenige auch können. Sie hatte schließlich Ohren und die konnten schmerzen. So strafte sie diejenige, die irgendetwas jaulten, damit sie ihnen Schutz gab. Und manchmal auch die, die nicht schlecht sangen. Es passte ja auch nicht immer Musik! Wenn die Stürme kamen oder wenn die Sterne flüsterten, dann wollte doch niemand Musik hören! Und so widersprachen sich auch hier wieder die Geschichten.
Sie hockte sich hin, nahm ein Steinchen und begann weiße Kreise auf den Asphalt zu kratzen. Manche überschnitten sich, manche berührten sich nur, andere hatten einen Abstand zueinander. Es gab große und kleine Kreise, kleine Kreise komplett eingeschlossen in großen Kreise.
"Du hast mit den Rätseln angefangen. Aber ich rate gern."
Sie malte Schnittpunkte dicker und setzte weitere willkürliche Punkte, zog dann noch Linien, bis das Chaos perfekt zu sein schien. Dann malte sie drei große Strichmännchen und ein kleines Strichmädchen in einen Kreis. Ein weiteres Strichmännchen und etwas, was mit viel Fantasie an eine Katze erinnerte in einen anderen Kreis.
"Schau.", machte sie, stand auf und putzte sich die Hände ab.

In diesem Moment wuffte eine der Hunde dunkel.
Carolyns Kopf flog herum, dann legte sie ihn in den Nacken und betrachtete die ziehenden Wolken. Die Nachwehen des Sturms, wie ein drohender Schluckauf, bei dem man nie ganz sicher war, ob er wirklich anfing. Sie sah Schura wieder an.
"Etwas bewegt sich." Damit machte sie Kehrt und rannte zu den Hunden. Als sie den Bereich einen Meter vor den beiden Tieren passierte, schien ihre Gestalt für einen Moment zu verschwimmen, kleiner und breiter zu werden, dann länger. Bei den beiden kleinen Brüdern angekommen war es nur noch wie das Flimmern einer Fata Morgana.
Carolyn legte die Hände an den Mund und rief: "Geht nicht auf die Straße zurück!", dann rannte sie durch den Durchgang, die beiden Hunde dicht auf den Fersen, und verschwand.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

Schura blickte ihr nach, verwirrt und wie betäubt. Hatte er sie nur aus den Augen verloren? War sie hinter einer Anomalie verschwunden oder hatte sie sich wirklich in einem Flimmern aufgelöst?
Weit entfernt hörte man Gewehrsalven. Der Wind war stärker geworden, pfiff in den Häuserruinen und brachte die Schaukel und das Karussell zum Knirschen. Dieses Mal war es wirklich der Wind. Die Gewehrsalven ebbten ab. Und gerade noch rechtzeitig konnte er Juri davon abhalten die Zeichnung auf dem Beton zu verwischen.
"Spinnst du, weg da!"
"Was willst du mit dem Gekritzel?"
"Mach ein Foto."
Juri sah ihn an, als mache er nur Scherze, doch Schuras Mine zeigte ihm, wie sehr er sich irrte. Es war schließlich Viktor, der der Aufforderung nachkam.
"Willst du auf sie hören?" und von der Straße wegbleiben...
"Besser ist es wohl, es passiert ja nichts weiter."
Und dann kniete er sich hin und starrte noch eine ganze Weile lang die Zeichnung an.
Kreise, Strichmännchen und Striche.
Sie hatte von einer Katze gesprochen, eines davon war wohl eine. Und noch etwas anderes, vierbeiniges. Ein Krokodil?
Sollte eines der anthropomorphen Männchen wohl Slava sein? Nur wer waren die anderen? Das kleine? ...sie selbst?
Ihm war absolut nicht wohl bei der Begegnung gewesen und erst recht nicht mehr danach.
Viktor schien es ähnlich zu gehen, nur Juri schien unbeeindruckt.
Es lag tatsächlich eine seltsame Atmosphäre über der Stadt.

Sie gingen schließlich in die andere Richtung weiter, nicht auf die Hauptstraße zurück, statt dessen über die Hinterhöfe und Fußwege, vorbei an dem Arbeiterdenkmal. Es war ruhig. Gespenstisch ruhig. Aber es stand kein BlowOut an, noch nicht.
Doch ehe er sich noch lange Gedanken machen konnte piepte Juri's PDA.
"Verdammt, Jura! Wie oft hab ich dir gesagt, du sollst das Ding auf lautlos stellen! Wenn du dafür nicht von nem Söldner erschossen wirst mach ich es eigenhändig!"
"Tschuldigung... aber Wolodja sagt, wir sollen sofort zurückkommen... hast du auch bekommen..."
Murrend sah er auch auf seinen PDA, es stimmt. Keine Nennung von Gründen, nur der Code für 'Kommt zurück'. Sprich "Essen ist fertig."
Und wenn Wolodja Codes benutzte ging es um etwas.

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Viktor
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Von hier

In der fraglichen Sicherheit der Stadt angekommen, hielt er Amir an und besah sich den Arm.
"Kommst du klar damit?" - "Ja, ist nur ein Streifschuss." Gut, immerhin. Er nickte mit düsterem Blick. Mistkerle und das nur wegen so einem fast wertlosen Dornkristall, der nun seine Nadeln seitlich aus Viktors Rucksack bohren wollte. Er betrachtete den provisorischen Verband noch einen Moment lang kritisch. "Lass mich das im Quartier anschauen." Als hätte er mehr Ahnung oder irgendeinen Grund mehr, außer den der Kameradschaft, sich um Amirs Verwundung zu kümmern. Mindestens den der Schuld, denn wegen ihm war es überhaupt so weit gekommen. Aber da war auch etwas anderes, das aus ihm heraus wollte - das Gefühl Verantwortung zu haben. Für diesen Mann, für ihre Gruppe und das Gelingen ihrer Mission, die eigentlich nur darin bestand, anzukommen, aber trotzdem. Und vielleicht drang auch etwas von dem nach außen, in seine Stimme, seine Haltung und seine Augen. Jedenfalls nickte Amir, kein Widerspruch. Fast tat er, als würde er einen Befehl und nicht kameradschaftliche Fürsorge empfangen.
Sie setzten sich wieder in Bewegung, folgten der Straße zwischen den hohen Gebäuden hindurch. Nun ging Lew voraus. Viktor kramte in seiner Erinnerung, aber richtig, der jüngere Mann müsste den aktuellen Standort ihrer Basis kennen und so wie er die Route wählte, bestätigte sich dieser Gedanke. Auf den rechten Flügel verbannt hielt Viktor also Ausschau nach unbeliebten Mitbewohnern oder weiteren Möchtegern-Cowboys mit teurer Ausrüstung und wenig Ahnung. Die hohen Häuser boten perfekte Standorte, um die Straße unter Beschuss zu nehmen. Das wusste auch Lew und entsprechend wählte er die Route, aber man konnte sich einfach nicht nach allen Seiten absichern. Doch je weiter sie sich dem Zentrum näherten, desto mehr entspannte sich Viktor. Das hier war ihr Gebiet und es wurde sauber gehalten. Die wenigsten wagten sich in die Stadt und wer es doch versuchte, lernte schnell, wer hier das sagen hatte. Oder besser, er lernte es nicht mehr rechtzeitig. Eigentlich keine Vorgehensweise, die dem alten Fährtenleser gefiel, aber er war nun einmal mit gehangen und damit mit gefangen. Konnte man nichts machen, außer ab und an die Stimme der Vernunft zu spielen.
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Leonid Kolesnikov
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Viktor sorgte sich um seinen Arm, das war im Prinzip nicht neues, er war der Älteste, sah man einmal von Starik ab, aber der war seltener in Pripyat, nur irgendetwas war anders an der Art wie er darauf bestand, sich die Wunde in der Unterkunft anzusehen. Er war kein Arzt - auch wenn er wie jeder von ihnen in Erster Hilfe ausgebildet war und auch ein paar Kurse als Feldsanitäter besucht hatte, es fühlte sich anders an.
Zeit lange irritiert zu sein hatte Amir aber nicht.
"Schreib Schura, dass wir fast da sind." kam die Anweisung von Lew. Nicht das ein übereifriger neuer Rekrut im Übereifer das Feuer auf sie eröffnete - war alles schon vorgekommen. Schließlich trugen sie keine Fahnen und andere Abzeichen an der Kleidung, nicht einmal Uniformen. Wen niemand kannte, der war automatisch der Feind.
Amir nickte und begann zu tippen.
Die Amerikaner dagegen schwiegen, oder besser, waren wie vom Erdboden verschluckt.
Damit würden sie sich später befassen, wenn sie im Lager waren.
Sie setzen den Weg fort, die Straßen kannten sie alle, nur seit Lew sie zuletzt gesehen hatte war noch mehr zugewachsen. Die Bäume wurden höher, wo sie nicht durch eine Anomalien oder eine Explosion zerfetzt worden waren wuchsen sie und schufen ein einmaliges Biotop.
Sie boten Deckung und konnten eine Fall zugleich sein. aber die Stadt kannten sie, die Stadt war in ihrer Hand, selten verirrten sich Idioten hierher wie eben die Amerikaner, alles andere waren Mutanten, sonst war hier kaum jemand anzutreffen.

Ausser...

Schura.
Sie kannten sich nicht besonders gut, er war nur kurz bevor Lew ausgeschieden war zum Team gestoßen, aber Lew vergaß selten ein Gesicht.
Und auch wenn er das Gesicht nicht direkt sehen konnte - in den meisten Teilen der Stadt konnte man zwar ohne Gasmaske gehen, aber zumindest ein eng gewebtes Tuch band sich fast jeder über Mund und Nase um nicht den Staub einzuatmen, der durchaus radioaktive Partikel in die Lunge tragen konnte.
Bei ihm waren zwei Männer, der eine musste Ulad sein, er ging vorne und keiner hatte eine so quadratische Statur wie der Weißrusse, und der andere war ihm unbekannt. Er hatte fast Slavas Größe, wirkte aber etwas kräftiger. Seine Haltung war anders als die der anderen, gerader, aufrechter, er hatte den Rücken durchgestreckt. Alle anderen... wie sollte er es ausdrücken, sie lümmelten im Gehen. Niemand hielt sich so gerade wie auf einer Parade, viel zu auffällig, abgesehen von dem Neuen. Sie mussten ihn sehr frisch von der Akademie bekommen haben.
Schura hob die Hand zum Gruß, Ulad sicherte und der Neue stand nur da, als ginge ihn all das nichts an.
Lew fiel auch auf, dass er zwar ein Sturmgewehr trug, aber auf dem Rücken, wenig griffbereit, während sowohl Schura als auch Ulad ihre Kalaschnikows locker in den Händen hielten.
Und je länger er ihn musterte umso mehr war merkwürdig an ihm. Er trug einen Sonnenbrille und unter den fingerlosen Handschuhen konnte er an jedem Finger einen polierten Silber Ring erkennen. Was für ein Prolet. Was hatte sich Schura da für einen Freak andrehen lassen?
Auch ihre Aufstellung sprach Bände. Ulad ging vorne, dahinter der Neue und dann Schura. Das heiß, sie vertrauten ihm nicht genug um ihn vorzuschicken und noch weniger, wollten sie ihn in ihrem Rücken haben. Stellte sich nur die Frage weshalb er dann hier war. Normalerweise ging der neue vorne, zumindest wenn man keinen guten Fährtenleser hatte, ansonsten hinten, wenn der in der Mitte Mist baute konnte er zwei mit sich in den Tod nehmen.

Schura grüßte also und trat vor.
Dafür wich Ulad ohne ein Kommando zurück um den Neuen im Auge behalten zu können. Sein erster Eindruck war also nicht falsch gewesen. Na das konnte ja etwas werden.
Lew trat ebenfalls vor, Amir und Viktor sicherten neben ihm.
"Hi Lew..."
"Grüß dich, Schura, wir hatten gerade einen kleinen Zusammenstoß mit Amerikanern. Einen Mika hab ich erledigt, aber mindestens einer ist noch unterwegs, wisst ihr Bescheid?"
"Ja, Söldner, suchen irgendetwas, irgendein seltenes Artefakt. Sind vor ein paar Tagen aus einem Hubschrauber abgesprungen, war kaum zu übersehen."
Lew nickte nur. Er ahnte schon woher sie das wussten. Der Hubschrauber war sicherlich zur Landung gezwungen worden und wurde nun festgehalten, so lange, wie internationales Recht zu beugen war ohne gleich einen Krieg auszulösen.
"Und was suchen sie?"
"Irgendeine weiße Hexe. Frag mich nicht was das sein soll, hat noch keiner von gehört."
"Gut, dann lassen wir sie spielen und behalten sie im Auge. Mike liegt da hinten..."
Er deutete in die Richtung.
Schura nickte deutete dann auf Amir.
"Schwer verletzt?"
"Streifschuss."
"Gut, dann kann er ja gehen und wir setzen die Unterhaltung oben fort."
Lew nickte nur. Es war ihm ganz recht.

Sie folgten dem Team aus Pripyat, behielten hinter dem Bewuchs die Häuserschluchten im Auge, vor allem die oberen stockwerke, aber auch jetzt blieben die Amerikaner ruhig. Vermutlich suchten auch sie auch einfach nach ihrem Mike.
Aber es fiel vorerst kein Wort zu dem was Lew am brennendsten interessierte.
Auch jetzt ging der neue in der Mitte, Schura und er bildeten das Schlusslicht um alle im Auge zu behalten, Ulad und Viktor vorne. Amir in der Mitte und mit etwas abstand der Neue.
Lew deutete kurz auf ihn, seine Geste war Frage genug.
"Erklär ich dir oben." war Schuras Antwort. Er schien damit gerechnet zu haben.

weiter in der Wohnung.
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ERZÄHLER
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Irgendwann/von Irgendwo.

...und etwas entfernt, ein gutes Stück entfernt, irgendwo bei Pripyat, lag ein PDA im Dreck.
Er lag dort vielleicht schon eine Weile, die Batterien waren fast leer, aber das war nicht der Grund weswegen er geschwiegen hatte.
Eine Ecke fehlte. Vermutlich war ein wichtiger Teil der Platine damit abgetrennt worden. Doch der Speicher sollte noch funktionieren, tauschte man die SD Karte mit einem funktionierenden Gerät.
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Nikolavo Vaclav
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...von hier...

Auch wenn er schon einige Ausflüge hinter sich hatte, er konnte nicht behaupten, dass er die Gegend kannte. Hier wirkte alles fremd, die Pflanzen, der Boden...
Immer wieder bückte er sich um etwas aufzuheben, was interessant schien. Meist waren es Steine, manchmal Tannenzapfen, Blätter, zuweilen auch Knochen, oder Metallteile die von irgendetwas abgebrochen waren, meist von den Fahrzeugen, die hier verrotteten und wie man ihm bereits erklärt hatte, nicht mehr brauchbar waren. Sie verbrannte stinkendes Zeug das man aus Tee gewann, auch das hatte er begriffen.
Seine Begleiter waren bereits daran gewöhnt, dass er immer wieder etwas aufhob, genug und von allen Seiten betrachtete, daran schnupperte und es dann meist wieder wegwarf. Nur ein Ding hatte er nicht weggeworfen. Es sah aus wie die Geräte, die die anderen benutzten, war aber tot. Er hatte gesehen, dass sie sie sammelten, vor allem deshalb hatte er es genommen.

...weiter dann hier...
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

<<einen Tag später>>

Schura hatte sich auf die Couch geflätzt und knetete mit den Händen sein Gesicht.
Er hielt den PDA in der Hand, darauf die letzte Nachricht von Amir.
Das konnte alles nur Ärger bedeuten.
Wenn er wenigstens im Ansatz verstanden hätte, was hier vorging.
Nach Starik und Kovak waren nun auch Amir und Viktor verschwunden und mit ihnen der Neue. Dem trauerte zwar kaum jemand besonders nach, aber gut war es trotzdem nicht. Vier Leute, davon drei Interne. Der Rest der Truppe war, gelinde gesagt den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Yuri lag in der Klinik, einsatzfähig war im Grunde nur noch Valentine... Wolodja, Lew und er.
Sie hatten Markin Bericht erstatten müssen und seine Entscheidung lang nun vor.

Schura wollte fluchen und tat es auch. Er war schließlich alleine hier.
Markin konnte das Projekt auch nciht auflösen, aber er würde Lew wieder nach Hause schicken, Valentine wurde aus den Diensten entlassen, er durfte zwar im Land bleiben und blieb straffrei, aber ansonsten war er auf sich gestellt. Auch Shura konnte seine Koffer packen, denn unter seiner Führung war das ganze Team verloren gegangen, einschließlich Ochotnik... Sibirjak... oder wie auch immer er gerade genannt werden wollte. Niemand gab ihm offen die Schuld, aber der Generaloberst hatte auch keinen Zweifel daran gelassen, für wie kompetent und nützlich er Shura hielt.
Dabei hatte er zuvor nie auch nur ein gutes Haare an Slava gelassen, aber die Art und Weise unterschied sich trotzdem. Gerade ein Jahr nach seinem Verschwinden sprach er nur noch in den höchsten Tönen vom Oberst, der die Truppe und die Zone in der Hand gehabt hatte... und jetzt sieh nur was du daraus gemacht hast... So in etwa hatte es geklungen.

Noch einmal las er die Nachricht.
Er musste jetzt eine Entscheidung treffen. Alleine würde es kein leichtes Unterfangen sein, aber nicht unmöglich aber vielleicht konnte er Valentine überzeugen. Er richtete sich auf. Eigentlich hatte er längst entschieden, er musste es nur irgendwie vor sich selbst rechtfertigen. Aber eigentlich wusste er ja immer, wem wirklich seine Loyalität galt. Deswegen begann er nun zu packen. Rationen, Vodka, Munition. Aber er packte auch Batterien ein, ein Tablet, Karten und mehr.
Wenn man ihn erwischte konnte man ihn des Hochverrates beschuldigen, er wußte wie das aussah was er tat. Und er würde es nicht erklären können, trotzdem, er wußte, dass er das tun musste. Die Alternative war nicht wirklich eine.

Auch den PDA packte er ein. Spuren verwischen. Sonst war die Nachricht an keinen weiteren transferiert worden.
Zur Sicherheit las er sie noch einmal und prägte sich die Koordinaten ein.

Ни берега, ни дна
Всё начинать сначала
Он не сошёл с ума
Ж3, Г8, Ш12
Пришли мне сигареты, водку и патроны! *

Dann machte er sich auf die Suche nach Valentine, er würde es ihm erklären. Vielleicht kam er mit. Seine Zukunft sah schließlich kaum rosiger aus als seine eigene.


<<ENDE>>

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* Kein Ufer, kein Grund
Alles beginn von vorne
Er hat nicht den Verstand verloren
G3, G8, SH12
Schickt mir Zigaretten, Wodka und Kugeln!
Gesperrt