Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Vyacheslav Sokolov
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"Am besten heute noch..." sinnierte er.
"Ich werde es erledigen. ich mache es selbst. Dann wird nie jemand etwas erfahren." Am besten auch Jarel nicht.
Bei einem Fluchtversuch... Es sollte also am besten auch keine Blutspur in der Komturei geben, auch das verstand er.
Der Regen würde ihm in die Hände spielen. wo auch immer er das Gehirn des Mutanten in den Wind schoss es wäre schnell weggewaschen.
"Gut. Dann sollte ich die hier wohl mitnehmen. Nur aus Sicherheitsgründen."
Erklärte er finster. Diese Art Auftrag kannte er zu gut, nur meist war er dann in besserer körperlicher Verfassung gewesen.

Von Herrenloh wies mit einer offenen Geste auf die Waffe und den Raum.
"Sie war nie hier." Er war bereit die Demonstrationen für den Waffenmeister und den Schmied zugunsten dieser Gefälligkeit fallen zu lassen.
Kurz runzelte er nachdenklich die Stirn, während sein Blick noch einmal an der Waffe hing. Das, was der Leibwächter Sokolovs benutzt hatte, sah in seiner Erinnerung etwas anders aus.
"Ist sie vollständig? Vielleicht sollten wir uns vergewissern, dass in der Kleiderkiste nicht noch etwas ist?"

Das war es auch, was Slava hatte fragen wollen, hin Hinblick auf das was ihm bevorstand. "Vorne kann noch ein Schalldämpfer montiert werden. Der fehlt vermutlich, aber das Gewinde dazu ist vorhanden." Nicht jede AK hatte diesen Aufsatz, diese jedoch schon.
von Herrenloh geleitete ihn daher zu den Schlafräumen der Knappen, ins Dormitorium, wie er es nannte.
Sie waren alleine und das war gut so, denn die beiden Herren bewegten sich derzeit beide langsam und ganz besonders bedacht und... würdevoll.
Ein großer Raum mit vielen Betten, ganz wie früher in der Kaserne. Er verband nicht die allerbesten Erinnerungen mit dieser Zeit, allerdings waren diese mittlerweile wieder fest verschlossen hinter meterdicken Schichten aus Arroganz.
Auch Jakobs Kiste war schnell gefunden. Alleine hätte er ewig gesucht, so gut wie nichts persönliches Unterschied die Betten der jungen Anwärter.
Und sie da, es fand sich ein weiteres Magazin und der Schalldämpfer.
Für den Moment lächelte er. Wenn er den Manipulator jagte war es deutlich besser, nicht gehört zu werden. Tatsächlich aber nahm er sich vor, Jakob die Ohren lang zu ziehen. Ihm Gewalt vorzuwerfen und selbst Kriegswaffen zu horten.
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Wenzel von Herrenloh
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Sie waren beide nicht wirklich gut zu Fuß, aber weder Sokolov noch von Herrenloh würden das vor dem jeweils anderen zu offensichtlich zeigen. Daher spazierten sie eher zum Dormitorium, das zu dieser Stunde leer war, da die Knappen wie auch die meisten Ritter zur letzten Andacht des Tages im Tempel waren. Somit waren sie ungestört und von Herrenloh wies dem Freiherrn den Weg zu Jakobs Bett sowie der Truhe davor. Der Spion wurde schnell fündig, während der Komtur die Decke musterte. Das Fresko hatte ein ansehnliches Loch. Das Gebäude war eines jener im inneren Teil der Komturei, das aus Stein erbaut war, umso bemerkenswerter war das Loch. Er schwieg sich aus, während Sokolov den gesuchten Gegenstand und weitere Bolzen aus der Kiste holte.
Dann, noch immer zum heiligen Dometius hnauf blickend, sinnierte er laut: "Gute vier Meter, Putz, eine doppelte Decke und danach die Dachschiefer. Der Bolzen... oder wie würdet Ihr es nennen?"
"Das Projektil.", half der Spion aus.
"...das Projektil also, ist nicht gefunden worden. Der Attentäter auf dem anderen Dach, gegenüber Eures Hauses..." Sein Tonfall war nachdenklich und schließlich kehrten die ruhigen, grauen Augen zu Sokolov zurück. "Eine mächtige Waffe, für die diese Welt vielleicht noch nicht bereit ist." Er sah sich im Raum um, als müsse er sich daran erinnern, wofür er stand und die Verantwortung trug. Seine Züge wirkten dabei nicht mehr ganz so verhärtet, wie noch Minuten zuvor im Arbeitszimmer. "Erledigt die Sache. Bleibt in der Nähe vom Torhaus. Ihr werdet ihn erkennen." Auch wenn es dunkel war - zum einen wäre er wohl noch in Stunden der Einzige, der sich von der Komturei weg bewegte und zum anderen sah er dem Hierarchen so frappierend ähnlich, dass es selbst im Fackelschein mühelos zu erkennen war. Um des Rest würde er sich kümmern.
Kurz überlegte Wenzel noch, ob er klar machen musste, dass der Grund des Besuchs einzig und allein die Waffe war, die nun in Sokolovs Händen war. Doch er beschloss, darauf zu vertrauen, dass der Spion diesen Hinweis schon beim ersten Mal vollumfänglich verstanden und verinnerlicht hatte.

Keine halbe Stunde später bewegte sich eine Gestalt im Knappenmantel ganz offen auf das Tor zu, als wäre er nicht aus dem Arrest geflohen, sondern freigelassen worden. Plenius drehte sich nur einmal um und blickte zum Tempel zurück, dann trat er in den Fackelkreis am Torhaus. Im Schatten hockte eine Wache und war eingenickt, während seine Kameraden drinnen Karten spielten. Bisher hatte ihn keiner bemerkt und ein diebisches Grinsen huschte über seine Züge. Er hockte sich vor dem Schlafenden nieder, betrachtete ihn unter halb geschlossenen Augen, bis dieser zuckte, sich etwas verwirrt umsah und dann aufstand, als sei Plenius nicht da. Er wankte etwas, stand dann sicher und marschierte in die Wachstube, wo er proklamierte: "Lesu, deine Mutter hat Warzen an der Muschi!"
Die darauffolgende Schlägerei bekam Plenius nicht mehr mit, denn der hatte sich albern kichernd in die Dunkelheit davon gemacht. Eigentlich hatte es geheißen, er solle in der Obhut seines Oheim bleiben, bis der Fall de Ardh geklärt sei, aber niemand hatte ihm den Weg vorgeschrieben. Also wandelte der junge Hemmelfart durch die nächtlichen Gassen, lauschte dem Schlaf der Menschen, trank hier einen Alp und dort einen feuchten Traum, ließ sich treiben. Zum Hierarchenpalast kam er noch früh genug.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Kurz blickte auch Slava auf das Loch, er konnte die Bedenken verstehen.
Einen Moment kam ihm der unwiederbringliche Schaden am Fresko in den Sinn, aber er kannte diese Malereien auch nur aus alten Kirchen - hier waren sie vermutlich noch neu. Irgendwie merkwürdig.
Die Decke war zur Gänze durchschlagen worden.
"Deshalb halte ich diese Waffen auch an einem sicheren Ort unter Verschluss und bei uns ist man dazu verpflichtet einen Nachweis zu erbringen, für den sachkundigen Umgang." Kurz dachte er an Schuras Truppe. Aber das würde die letzte Ausnahme sein. Vorerst...
Zu den letzten Anweisungen nickte er und man musste ihm auch nicht extra erklären, dass all das nie stattgefunden hatte, zumindest nicht der Teil, der nun folgen würde. "Ach ja... gebt ihm bitte unauffällige Kleidung." Nur ein kurzes Heben der Augenbrauen. Er wollte nicht anfangen, bei dem Wetter eine Leiche umzuziehen.

Nur Minuten später war er wieder draußen. Er hatte noch zum Abschied genickt, das sagte mehr als Worte. Er respektierte ihn, für diese Entscheidung, auch für das Vertrauen. Nach wie vor sah er die Fall dahinter nicht, oder schätzte sie eben so nicht ein. Vielleicht war nicht alles verloren. Vielleicht war Von Herrenlohn genau der, den es hier brauchte, man musste nur mit der Sturheit irgendwie umgehen lernen.
Slava zog den Mantel wieder über den Kopf, darunter konnte er die nun wieder geladene und schussbereite aber gesicherte Waffe gut verbergen.
Er schlenderte fast schon gemütlich zum Tor, dort würde er warten.
Er sah den Wachmann, der dort schlief, umso besser für ihn denn so konnte er ungesehen vorbeikommen. Im Dunkel in der Nähe verbarg er sich, wobei er dazu nur die üblichen menschlichen Techniken zur Verfügung hatte, unauffällig lümmeln und eine Haltung annehmen, die man nur zu gerne übersah weil es suggerierte dort würde dort entweder ein Besoffener im Stehen schlafen oder einer pisste die Wand an.
Er erinnerte sich an Jarels Angebot ihm dieses Ding mit den Schatten beizubringen... das wäre nun nützlich gewesen, aber er war sich dennoch nicht sicher, ob das gut war. Irgendwo tief in seinem Kopf gingen bei dem Gedanken Warnlichter an.

Und dann kam die Zielperson. Man konnte ihn echt nicht verfehlen, der Hierarch in jung. Und der dachte nicht daran, das zu tun was man ihn geheißen hatte. Er konnte aus seiner Position gut erkennen wie er etwas mit dem Wachmann anstellte woraufhin es im Wachhaus zu einer Prügelei kam. So leicht ging das... Fuck. Und der Betroffene merkte es nicht einmal.
Es war definitiv eine andere Spezies als die Kontroller, aber vielleicht noch gefährlicher denn man sah es ihm nicht an... ein normaler Junge. Und der Wachmann würde am nächsten Tag auch nicht mehr wissen was ihn geritten hatte. Die Mutanten in der Zone... nein, so durfte er sie wohl nicht mehr nennen, es waren einfach invasive Spezies, die hatten wenigsten die Fairness es einen wissen zu lassen dass man nicht mehr Herr der eigenen Sinne war.
Der Mutant hingegen war wohl der hier. Hatten sie wie bei dem Hexer Gene anderer Wesen mit denen eines Menschen... verspleißt? Fuck... Wozu war diese Welt noch in der Lage? Das konnte noch spannend werden. Sehr spannend!
Also dann.
Die Zielperson bog nach dem Tor ab, was Slava sehr gelegen kam. Er ließ ihn noch etwas weiter kommen... das Passiflora reizte ihn also... und wenn er die Stadtpläne gerade richtig im Kopf hatte war da auch das Var Attre Anwesen. Leerstehend derzeit... Und dahinter die Klippen.
Für einen kurzen Moment verlor er die Zielperson aus den Augen. Um einen Schrecken zu bekommen war er allerdings zu fokussiert.
Er schloss die Augen, hörte auf die Stadt, tastete... Wie er es bei dem Kontroller getan hatte.
Da war er.
Es fühlte sich sogar ganz ähnlich an, wie Tentakeln, die einem in die Psyche greifen konnten und das hervorzerren, was dort verborgen bleiben sollte, nur dass diese Tentakeln fleischfarben und klein und glitschig waren und die der Kontroller der Zone rau und groß und eher grobschlächtig.
Vielleicht spürte der Hemmelfart Spross sogar noch für den Bruchteil eines Moments dass da jemand war, dass er nun gejagt wurde und dass ihn jemand mit Gedanken zu ködern versuchte weil er wusste das das ging, aber dann war es auch schon zu spät.
Die Schlange hatte ihre Beute gewittert und schlug ihre Giftzähne hinein.
Ein Schuss, sauber durch den Kopf. Niemand würde die Leiche erkennen, selbst wenn sie gefunden werden würde. Das halbe Gesicht fehlte weil sich der Junge in dem Moment umgedreht hatte.
Gehört hatte den Schuss auch niemand, er ging in den letzten Donnerschlägen unter und dank des Schalldämpfers war er auch nicht laut.
Der Regen würde das übrige tun und alle verbleibenden Spuren verwischen, das Blut wegwaschen.
Er sicherte die AK wieder, dachte kurz an Amir, und verbarg sie wieder unter dem Mantel. Dann ging er langsam zu dem Leichnam, drehte ihn kurz um, durchsuchte ihn nach allem Auffälligen das zur Identifikation dienen konnte, Ringe und Ketten nahm er ihm ab, Taschen gab es zum Glück keine.
Die sterblichen Überreste konnte er mühelos hochnehmen und einige Meter weiter über die Klippen ins Meer befördern.
Das frische Blut würde schnell irgendwelche Biester anlocken, die sich seiner annahmen. Darin war diese Welt gut.
Es war nicht perfekt, aber für einen spontane Exekution fügte sich alles recht gut. Die Ringe und die Kette landeten unweit des Bordells in der Kanalisation. Sollte man sie dort jemals wieder finden würde keiner allzu gern bohrende Fragen stellen. Aber es wäre schon ein wahrliches Kunstwerk, wenn hier jemand auf eine Spur käme. Und er nahm an, Von Herrenloh würde vermutlich seinen Teil erledigen und verbreiten lassen, dass der Hemmelfart Sprössling einfach geflohen und untergetaucht sei.

Ende dieser Geschichte.
<geht dann am Hafen weiter>
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Wenzel von Herrenloh
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Im Schein einer Kerze saß Wenzel später an einem Schreibtisch in seinen Privaträumen, vor sich drei schimmernde Gegenstände, die er mit aufgestütztem Arm nachdenklich musterte, den Zeigefinger auf den schmalen Lippen abgelegt. Dort im Kerzenschein lagen eine kurze Kette mit einem Anhänger - ein Armband, wie man es Neugeborenen in höheren Gesellschaftskreisen gern schenkte, eine golden schimmernde Hülse und eine etwas verschrammtes Gegenstück, das Sokolov als 'Projektil' bezeichnet hatte. Dieses Geschoss hatte zwar das Fresko zerstört, war aber keineswegs auch durch die Dachkonstruktion geflogen. Die glückliche Fügung hatte es in einen Balken getrieben und nach diesem in eine der Dachpfannen. Die feine Hülse hatte Tyssen im Dormitorium gefunden und beides zusammen sah aus wie die Bolzen für das Sturmgehwähr.
Wenzel streckte die Hand aus und nahm zum wiederholten Mal das Kettchen zur Hand, das man Plenius abgenommen hatte. Vorn war das Zeichen des Ewigen Feuers zu sehen, darunter ein Segen und auf der Rückseite fein graviert der Name des Kindes: Plenius Lichtel. Der Komtur hatte zumindest inzwischen genug von dieser fremdartigen Waffe verstanden, dass er einen ungefähren Plan hatte, wie er mit den Gegenständen weiter verfahren würde.
Zunächst allerdings würde man Plenius für flüchtig befinden, sich redlich auf die Suche begeben und irgendwann aufgeben müssen. Wenzel würde einen Brief mit der Nachricht an Lothar senden, dass der Knappe verschwunden sei. Und danach würde er dafür sorgen, dass die Gegenstände auf dem Tisch in die Hände der Stadtwache fielen. In ganz bestimmte Hände - auch da hatte er schon so seine Vorstellungen.
Eine Weile saß er noch dort im Halbdämmer, dann blies er die Kerze aus und ging zu Bett.
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Viktor
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Sie verließen das Haus und schlugen den Weg in Richtung Komturei ein. Maximilian überlegte, wie er Schuras Fragen am besten beantwortete und in welcher Reihenfolge. Er hatte nichts gegen Fragen, wie sollte man sonst verstehen, was einem unklar war? Entsprechend antwortete er auch geduldig und so gut er es eben vermochte.
"Ein wenig ist es wie ein gedankliches Selbstgespräch, nur das jemand antwortet und man die Antwort nicht im Voraus kennt. Wir können uns in Ruhe lassen, so wie jetzt - dann kommt es mir vor, als wäre alles wie immer. Naja, das Körpergefühl ist schon ein anderes. Aber wir diskutieren auch schon mal und es kommt vor, dass sich Erinnerungen und Gefühle vermischen. Das ist dann verwirrend. Viktor ist zum Beispiel nicht begeistert von meinen Schwertübungen, aber er hat die Notwendigkeit erkannt. Ich mag keinen Vodka. Grundsätzlich betrachte ich es aber als seinen Körper und tue nichts damit, womit er nicht einverstanden ist." Was jetzt gerade nur schwierig zu eruieren war, da Viktor sich in Schweigen hüllte. Maximilian wusste aber, dass dem Fährtenleser seine optische Erscheinung reichlich egal war, solange er ihn nicht in kreischende Farben kleidete oder einen Iro schnitt, daher konnte er Rasur und Haartracht ganz gut selbst entscheiden. Viktor war bisher immer ganz zufrieden gewesen und selbst das Training, vor allem die körperlichen Veränderungen dadurch, fanden inzwischen sein Wohlwollen.
"Andersrum interessieren ihn meine Befindlichkeiten meistens nicht." Er schmunzelte.
Sie bogen auf die Sankt Gregors Brücke und Maximilian nannte den Wachen den Grund für ihren Besuch. Sein Gesicht schien ihnen vertraut, denn man winkte sie einfach durch.
"Ich war Großmeister der Tempelritter in meiner Welt. Soweit ich es verstanden habe, endete die Geschichte dieses Ordens in eurer Welt mit dem Tod von Jacques de Molay. In meiner hatte er Bestand, änderte nur seine Zielsetzung oder besser hatte von Beginn an ein weiter gefächertes Aufgabenfeld. Vieles aus der Geschichte meines Ordens hat Parallelen zu diesem Ritterorden hier, nur sind sie einfach noch nicht so weit, wie wir es waren. Hier ist noch Entwicklung nötig, vor allem was die Interpretation des Glaubens und der Bewertung der Schöpfung angeht."
Sie erreichten die kleine Kapelle und Maximilian zog das Portal auf. Drinnen brannten Feuer in Pfannen und auf einer Bahre lag der Tote, gewaschen und in einem sauberen Totenhemd, die Wunde am Hals mit einem Tuch abgedeckt. So wirkte er fast friedlich schlafend, doch mit dem Wissen im Hinterkopf, dass seine Seele in einem Kristall ruhte, war der Anblick deprimierend.
Maximilian bekreuzigte sich und murmelte: "E nomine padre et filii et spiritu sancti.", auch wenn hier andere Götter wirkten. Dann hob er den Blick und betrachtete das junge, bleiche Gesicht Valentines.
"Glaubst du an etwas, Schura? An eine Macht, die uns trägt? Einen Ort, an den wir gehen?" Er selbst wankte manchmal nach seinem Erlebnis und auch heute zweifelte er wieder, nachdem er gesehen hatte, was dieser Elf zu tun im Stande war. Etwas, was ihn diesem Orden näher brachte, wenn er auch weiterhin auf dem Standpunkt blieb: nicht das Wesen des Elfs oder anderen Anderlings an sich war schlecht, sondern das Werk, welches er verrichtete durfte nicht dem Bösen dienen.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

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von: Unterkunft --> Tempelinsel
Datum: früh morgens von 11. auf 12. August 1278,
betrifft: Max/Viktor, Schura
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Schura folgte Maximilian und hörte zu, versuchte es sich vorzustellen, zu zweit im Körper, wie ein inneres Zwiegespräch nur dass einer antwortete. Das stellte er sich gruselig vor. Man fragte sich 'bin ich bescheuert?' und jemand antwortete mit 'Ja!'. Und das war nciht einmal das schrägst das ihm einfiel. Es gab eine Menge an Dingen, die man lieber alleine verrichtete, gut, manches davon betraf beide Bewohner, denn es musste in ihrer Beider Interesse sein dass die Verdauung korrekt funktionierte, aber als nächstes fiel es ihm sofort ein, wie das mit der Sexualität war. Er hatte sich nie darum gekümmert, was Viktor vorzog. Sie wussten alle, dass er seine Familie verloren hatte, Frau und Tochter, an das Kraftwerk... und keiner sprach darüber. Und soweit er wusste hatte Viktor sich nie wieder eine neue Frau gesucht, aber...
Und dann unterbrach er den Gedankengang, denn es gehörte sich nciht im Beisein eines Toten. Wobei err gerade das vermutlich sogar mit Valentine diskutiert hätte, und zwar in allen Details, bei einem Gin oder einem Cider.
Verfluchte Scheisse.
von einem Jacques de Molay hatte Schura nie gehört und automatisch sortierte er ihn in die neuere Gegenwart vor allem aber weil Max von ihm sprach als habe er ihn gekannt. Was zwar letztlich für ihn auch keine Rolle spielte. Es blieb nur hängen, dass sich ihrer beider Welten doch etwas unterschieden. Auch wenn er nicht ahnte wie sehr und auch sonst nicht davon ausging alles zu wissen und alle Geheimnisse der Welt zu kennen, er war da bescheidener.
"Was denkst du... wie viele verschiedene Welten gibt es? Slava sagte mal... unzählige. Und mit jeder gravierenden Entscheidung entstehen neue. Ich habe das für Science Fiction Mist gehalten und ihn für einen Spinner."
Ein 'und nun sieht's irgendwie anders aus...' sparte er sich.
Und an was er glaubte war noch viel schwerer zu beantworten.
"Ich habe nie drüber nachgedacht... Ich bin zur Kirche gegangen, hab mir alles angehört, das war immer tröstlich, als meine Großeltern starben und mein Onkel... aber es ging mir immer eher um die Menschen, zusammenzukommen, gemeinsam zu... naja, letztlich feiern. Und wahrscheinlich sich gegenseitig Halt geben. Das wollte ich auch für Valentine... oder ich denke er wollte es. Dass alle zusammenkommen die ihn kannten und zusammen trinken und essen und sich erinnern." Vor allem trinken.
"Du glaubst fest an einen Gott? So einen richtigen... auf einer Wolke und mit Bart? Ich bin da anders aufgewachsen... Würde es aber echt gerne, nur fehlt mir die Vorstellung dafür."

Jetzt wo er Valentine da liegen sah, blass, leblos, er hätte sich nur zu gerne an irgendeiner Vorstellung festgehalten, nur nicht daran, was mit ihm geschehen würde weil es nun einmal mit jedem Leichnam geschah bis nur noch die Knochen blieben, die dann aber sehr lange überdauern konnten. Von einem lebenden sich bewegenden Menschen... zu Knochen. Der Weg war nur so kurz, ein Messer... Und immer dieses 'er hätte es verhindern müssen'.
Es hieß immer, es sah aus als würde der Mensch schlafen, aber Schura empfand das ganz und gar nicht so. Die Haut sah wächsern aus, sogar in dem Licht und es bewegte sich so gar nichts. Wenigstens war es irgendwie... würdig. Nicht wie die Toten in der Zone, die man oft nur notdürftig begraben konnte, damit sie nicht zum Futter für die verwilderten Hunde wurden.
"Danke nochmal... dass du das für ihn gemacht hast."
Er schluckte und irgendwie konnte er gerade nicht anders, unerklärlicherweise wurde seine Wange nass.
Und der Träne folgte gleich noch eine. Er sah sich nicht als Weichei, aber John war irgendwann zu seinem besten Freund geworden und das wurde ihm erst jetzt so recht bewusst.
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Viktor
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Der Älter schmunzelte trotz des Ortes, an dem sie sich befanden. Schuras Idee von Gott hatte fast etwas kindlich Naives - sein eigener Vater und auch jeder Pater hätte ihn für das Bildnis zehn Psalmen beten lassen. Gott hatte keine Gestalt, er war alles und überall. Doch Maximilian war über diese Engstirnigkeit längst hinaus gewachsen, darum konnte er lächeln.
"Nein. Gott hat für mich keine Form - er kann keine haben, denn er ist in allem. In jedem Grashalm, jedem Windstoß, im Wasser, der Luft, dem Leben selbst. Er ist in meinem Herzen, in deinem, im Lachen und im Weinen. Er feiert mit uns und trauert mit uns. Für mich ist er Teil des Seins an sich, eine Stütze, an die ich mich lehnen kann und ein Licht in dunklen Zeiten.", sprach er leise. Glaube war eine intime, sehr persönliche Sache, aber er teilte den Seinen mit dem jüngeren Mann, weil er dessen Wanken zu spüren glaubte. Ein Effekt, der oft mit dem Tod eines geliebten Menschen einher ging - die Frage nach dem Warum. Dem Eingreifen des Allmächtigen, das man sich erträumte und was doch niemals geschah. Auch er hatte schon gehadert - als Eleonora und Iolas starben - und doch hatte er zurück gefunden in diesen Glauben daran, dass es einen Wert gehabt hatte.
Auf Schuras Dank hin nickte der Großmeister nur und Ernst überzog seine Miene. Zwar kannte er die Beziehung zwischen den Männern Slavas in etwa aus Viktors Erinnerungen, aber für ihn war der Jüngere eine frische Bekanntschaft und so sah er davon ab, ihm tröstend eine Hand auf die Schulter zu legen. Statt dessen hob er die Arme leicht angewinkelt, die Hände nach oben und etwas nach vorn geöffnet. Eine Haltung, wie sie hier üblicher war, als gefaltete Hände. Mit seiner ruhigen Art begann er leise ein Gebet zu sprechen. Er lud Schura nicht ein, aber er nahm ihn gewissermaßen ein Stück mit auf diesem Weg der Trauer.
"Unfassbarer ewiger Gott, du hast uns erschaffen und doch kennen wir dich nicht.
Niemand liebt uns so wie du und dennoch bist du uns oft so fremd.
Deine Gedanken sind unergründlich und deine Wege unbegreiflich.
Hilf uns, dir auch in dieser dunklen Stunde zu vertrauen und lass uns festhalten an deiner Verheißung, die uns Zukunft und Leben verheißt und Gemeinschaft mit all denen, die du zu dir gerufen hast.
Dies erbitten wir.
Amen."

Schweigen fiel zwischen sie, in dem jeder seinen Gedanken oder Gebeten nachhing. Die Feuer knackten leise, sonst gab es keinerlei Geräusche.
Nach einer ganzen Weile brach Maximilian das Schweigen jedoch bewusst wieder auf, um es nicht zu einem Strudel werden zu lassen. "Wenn ein Mensch stirbt, den wir gekannt haben, ein Mensch, der uns vertraut war, dann ist es gut und richtig, dass wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Es ist wichtig, inne zu halten. Darin ist Platz für alles, was uns bewegt. Und dann ist es wichtig, dem Toten in einer Form zu gedenken, die ihm entspricht. Wenn du sagst, das wäre eine Feier, dann muss es so sein." Nun lächelte et wieder leicht.
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Alexander Lebedew
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Noch waren es nur Worte für ihn, was Gott für Maximilian war, aber er würde sie sich merken und im Alltag prüfen. Jetzt gerade war es noch keine Stütze für ihn, jetzt gerade war es einfach der egoistische Wunsch, es ungeschehen machen zu können. Und die angst nun alleine zu sein, Eifersucht, weil Slava Jarel gefunden hatte und er allein war. Weil er schon ahnte, dass die Beziehung sie voneinander entfernte allein weil Jarel eifersüchtig war.
Und Valjan? Er scheute sich noch, große Hoffnungen in diese Chance zu setzen. Also war er alleine und gerade wollte er in Selbstmitleid ertrinken.
Er hörte zu, tröstlich klang es, aber weniger des Inhaltes wegen, sondern einfach weil jemand etwas sagte und tat und weil der Großmeister den richtigen Ton traf. Er hätte auch die Wettervorhersage ablesen können, auch das wäre bei der Intonierung tröstlich gewesen.
Er würde sich nciht sofort bekehren, aber er begann wenigstens zu begreifen, was so viele daran fanden. Vielleicht würde er sich sogar so einen Gottesdienst einmal anhören, so weit würde er sich vorwagen.
"Er hat es nur einmal erwähnt... zufällig. Es gab ein Lied... und so wollte er es."
Eigentlich dumm, er hatte keine Ahnung mehr was das für ein Lied gewesen war und sie waren besoffen gewesen, er wußte nicht mehr in welchem Kontext er es erwähnt hatte, aber eine Feier sollte es sein.
Und nun?
Nun standen sie hier und er hatte das Gefühl er sollte auch etwas sagen oder tun.
Etwas linkisch trat er an den Stein heran auf dem Valentine aufgebahrt lag.
"Ich werd dich vermissen, John Evans. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt und... Ich weiß nciht was ich sagen soll, ich bin nciht gut in sowas. Aber vergessen, vergessen werd ich dich nie."
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Jarel Moore
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Jarel erscheint nach dem ersten Gespräch mit Wenzel
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Jemand trat hinter die beiden, wie aus dem Boden gewachsen und räusperte sich.
„Darf ich beiwohnen?“, fragte er leise und höflich.
Er war bereit zu gehen, wenn einer der beiden sich dagegen äußern würde.
Er kam sich wie ein Eindringling vor. Ein Eindringling im eigenen Zuhause.
Aber auch wie ein Eindringling in seinem eigenen Leben. Fremd. Ausgeschlossen. Verwirrt.
Er spielte die Rolle des brummigen Ritters. Und keiner der beiden kannte ihn gut genug, um die Maske zu erkennen.
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Dienstag 2. Mai 2023, 12:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Viktor
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Maximilian war ein Stück zurück getreten und ließ Schura Abstand, der versuchte, sich zu verabschieden. Sicher empfand er Mitleid, aber noch viel mehr empfand er eine tiefe Traurigkeit darüber, dass das eigentliche Wesen Valentines nicht dort war, wo auch immer es hin gehörte, sondern in diesem Kristall. So wertvoll Momente des Abschieds auch waren, in diesem Fall blieb also ein schaler Beigeschmack.
Als der Ritter Jarel plötzlich erschien, erschrak er nicht - oder er war gut darin, so zu tun. Der Mann bewegte sich lautlos wie ein Geist, trotz seiner Statur... Maximilian drehte den Kopf und musste etwas aufwärts sehen - etwas, das er auch erst kannte, seit er in Viktors Körper lebte. Seine eigene Hülle war größer gewesen. Er nickte dem Mann zu, der hier in seinem Umfeld ganz anders wirkte als in dem kleinen Haus in Silberstein. Aber so war es eben, sie alle spielten auf verschiedenen Bühnen, welche die Rollen definierten.
"Verzeiht, wenn ich in den Räumen Eures Ordens Gebete spreche, die dem Glauben meiner Heimat entspringen.", sagte er mit ruhiger Stimme. "Erweist Ihr uns - ihm - die Ehre mit ein paar Worten in Eurem Glauben?" Keine Spur mehr von dem wutschnaubenden Mann, der vor ein paar Stunden noch am liebsten Schaschlik aus einem bestimmten Elf gemacht hätte.
"Oder kennt Ihr ein Lied?"
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Jarel Moore
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Jarel sah Maximilian einen langen Moment verwirrt an und zog die Stirn kraus.
Dann huschte ein mattes Lächeln über seine Lippen und er nickte.
„Wenn es Recht ist, würde ich ein Lied aus meiner Heimat anstimmen. Es handelt vom letzten Abschied und der Bitte an die Götter, den Verstorbenen auf seinem letzten Weg zu geleiten.“
Maximilian nickte nur auf die Frage, woraufhin der Ritter den Blick einen Moment senkte und sich besann. Sie waren allein, so konnte er sich gefahrlos einem Teil der Liturgie seiner Heimatwelt bedienen.
Nach einem unangenehm langen Moment der Stille räusperte er sich, die Kröte im Hals war allgegenwärtig heute, hob das Kinn, atmete mehrfach konzentriert ein und aus und begann unvermittelt ein Lied zu singen, dessen Wortlaut und Sprache beiden anderen Anwesenden unbekannt war.
Der Grundton aber war nur allzu gut erkenntlich. Es war ein langsames, trauriges Lied und auch wenn Jarels Stimmbereich nur wenige Oktaven überspannte und man seine Gesangskunst nicht wirklich als virtuos bezeichnen konnte, so übermittelte die warme, kraftvolle und überaus dunkle Singstimme des Menschen doch ein ganzes Füllhorn voller Gefühle, zu gleichen Teilen hör – wie auch spürbar.

Es war Jarels eigener Unsicherheit und der üblen Vorahnung die im Ritter gärte geschuldet, dass das Gesangsstück so gefühlvoll und traurig klang, doch das war nach außen hin nicht erkenntlich. Die Möglichkeit das Maximilian und Schura es für echte Trauer um Valentine – und auf einen gewissen Teil traf das auch wirklich zu – hielten stand durchaus im Raum.
Minutenlang füllten Text und Töne jeden Winkel, bis Jarel verstummte und wieder den Blick senkte.
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