Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - Tempel und Inneres Heiligtum

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Prustend warf Jarel den Kopf nach hinten und achtete nicht darauf, dass er die Wand hinter seinem Waschtisch und sogar die niedrige Holzdecke seines kleinen Häuschens mit Wasser bespritzte.
Gedankenverloren starrte er in die sich langsam beruhigende Wasseroberfläche in der weiß emaillierten Waschschüssel auf dem hohen Tisch vor sich.
So trüb und schmutzig wie es sich für ihn angefühlt hatte war das Wasser nicht. Ja, es hatte einen leichten rostroten Schimmer angenommen, aber wenn er nach seinem Gefühl ging, hätte es von so dichtem schwarzbraunem Schmutz durchsetzt sein müssen, dass man den Boden nicht mehr sehen konnte. Egal wie flach die Schüssel tatsächlich war.
Fahrig nahm er das frisch gewaschene weiße Tuch auf, dass neben dem Gefäß bereit lag und trocknete sich das Gesicht ab, während er seine Gedanken zu ordnen zu versuchte.
Er hatte Doppler und Hexer in die Komturei geführt, Spuren gesucht, gefunden und einen langjährigen Mitstreiter mit eigenen Ohren ein Geständnis von sich geben hören.
Eines, bei dem der Hexer mittels eines Zaubers nachgeholfen hatte. Eines Zaubers, der die Wahrheit sagen ließ.
Für den Klingenmeister war eindeutig, der Großmarschall war schuldig des Mordversuchs an seinem ältesten Freund in dieser Welt.
Für die anderen Ritter und offensichtlich auch einige der Knappen war das nicht so eindeutig.
Es hatte ihn einige Mühe gekostet, alle so weit zu überzeugen, dass de Ardh in Haft genommen wurde.
Er hatte sich persönlich davon überzeugt, dass man ihn ohne Waffen, ohne Fluchtmöglichkeit und ohne die Möglichkeit sich selber zu richten eingesperrte.
Wenn sich jedoch jemand von außen dazu entschied ihn raus zu lassen…dann war er chancenlos, der er konnte nicht bleiben und selber wachen.
Es wurde Zeit sich umzuziehen und zur Lagebesprechung rauszuschleichen.
Ob der Hexer einsatzbereit war? Der Großspittler hatte ihn zwar auf sein Drängen hin geflickt, aber die Schwertwunde sah wirklich böse aus. Das wäre – buchstäblich – um ein Haar ins Auge gegangen.
Egal was kam, es gab noch drei Dinge, die er tun musste, bevor er ging.
Zum ersten mit Wenzel reden und ihn in Kenntnis setzen. Zum Zweiten sich mit den anderen Rittern in der Messe treffen und die Sache irgendwie erklären. Zum Drittenherausfinden, warum er das Gefühl hatte einen essenziellen Teil des Puzzles zu übersehen…

Immerhin frisch gewaschen machte er sich auf dem Weg zu Wenzels Gemächern.
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Wenzel von Herrenloh
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Mit einer Sache rechnete Jarel nicht, nämlich dass Wenzel es tatsächlich geschafft hatte in sein Büro zu entkommen. Obwohl er eigentlich damit rechnen hätte müssen. Schließlich hatte er höchstpersönlich Bertrand holen lassen.
So platze er ohne zu klopfen herein, wollte durch den Raum zur Treppe hasten und...
...erstarrte.
"Wenzel...was bei der ewigen Flamme Wärme...du gehörst ins Bett!"
Immerhin hatte er es geschafft nicht die Schatten anzurufen. Oder Malorne.
Wenzel hob den Blick von dem Buch, in dem er - eine Decke auf den Knien und den scheußlichen Tee von Betrand auf dem Tischchen - gelesen hatte. Er wirkte weder schuldbewusst noch genervt, eher ungewöhnlich entspannt.
"Mir war langweilig.", informierte er seinen Klingenmeister. Dann lächelte er. "Wie läuft's?"
Jarel atmete durch.
"Nicht ganz so langweilig wie bei dir." Schwer ließ er sich auf dem Stuhl am Schreibtisch fallen.
"Erinnerst du dich an den Hexer, von dem ich dir erzählt habe? der bei der Gruppe war, die mit Jakob unterwegs war?"
Wenzel nickte, klappte das Buch zu und musterte Jarel forschend aus tief in Schatten liegenden Augen.
"Ich hab ihn hergeholt. Er hat einen...gut dressierten Spürhund. Mit dessen Hilfe haben wir den Attentäter gefunden. Und Spuren. Es war De Ardh. Unter Einfluss eines Zaubers, der ihn die Wahrheit sagen ließ hat er gestanden, Es sei...'Zeit für einen Wechsel in Novigrad und danach in Wyzima' weil 'seine Eminenz nicht zufrieden ist mit deinen Ansichten. Er hat Ealco irgendwie dazu begracht, den Wein zu vergiften."
Und dann fiel der Groschen. "Der junge Hemmelfart ist ein Inkubus. Vielleicht hat er in seinem Verstand rumgepfuscht."
Wenzel hörte zu, zeigte zuerst keine Reaktion. Als die Sprache jedoch auf Ealco kam, weiteten sich seine Augen.
"Ealco würde niemals...", doch da lieferte Jarel direkt eine mögliche Erklärung und Wenzel verstummte. Sein Buchhalter hatte nicht den Mumm so etwas zu tun und dann noch seelenruhig seiner Arbeit nachzugehen.
De Ardh also. "Ich wusste ja, dass er auf meinen Stuhl vorrücken will, aber für so skrupellos hätte ich ihn doch nicht gehalten." Nachdenklich rieb er sich das Kinn. "Leider wird ein magisch erzwungenes Geständnis vor dem Gericht des Hierarchen keinen Bestand haben, zumal ich inzwischen sicher bin, dass seine Eminenz mir ebenso die Pest an den Hals wünscht. Hast du noch andere Beweise?"
"Einen Sack mit Pflanzenresten. Ein besudeltes Messer. Ein Geständnis. Alles drei in Gegenwart eines Mutanten erbeutet, dessen Aussage keinen Wert hat."
Jarel schluckte schwer. Er hatte es voll verkackt.
"Warum nur hat de Ardh die Kampfübungen abgebrochen?"
Und warum hatte er diese Möglichkeit nicht eingeplant?
Darüber nachzudenken war müßig.
"Ich sehe keine Möglichkeit ihn länger festzuhalten. Und es noch viel schlimmer ist... so bekommt er eine weitere Chance."
Und ihn selber würden sie nun auch aus dem Weg haben wollen.
Flucht war keine Option.
Zumindest so lange nicht, wie Wenzel in Gefahr war.
Auch das; 'Es tut mir leid.', daß ihm auf den Lippen lag blieb unausgesprochen.
Jammern brachte sie beide auch nicht weiter.

"Du bist bei ihm eingestiegen?", pickte sich Wenzel einfach einen Fakt aus der langen Liste, der auf den erste Blick nichtig erschien.
"Ja.", bestätigte Jarel offen. "Ich bin bei ihm eingesteigen." Keine Begründung, keine Ausreden, nur die Bestätigung.
Eine graue Braue hob sich dabei. Wieso der Großmarschall seine Waffenübung abgebrochen hatte, konnte Wenzel auch nicht sagen, aber dass sein Stellvertreter sich als Einbrecher verdingte, missfiel ihm offenkundig.
Tief atmete er durch. Eine Ahnung hatte er ja schon gehabt, aber bestätigt zu werden, schmerzte doch. Wenzel überlegte kurz.
"Sind der Hexer und sein Hund noch in der Komturei?"
"Hexer und Hund habe ich weggeschickt. Der Hexer wurde verwundet und durch Bertrand versorgt. Ich weiß aber, wo ich sie finden kann, wenn du mit ihm reden willst."
Jarel lege die Hände in den Schoß und wartete ab.
Wenzel kniff sich in die Nasenwurzel und schloss einen Moment die Augen. Er hatte Kopfweh, war müde. Sein kleiner Selbstversuch schlauchte ihn mehr, als er zuzugeben bereit war. Dennoch straffte er die Schultern noch einmal und sah Jarel wieder an.
"Ich dachte, wir waren uns einig, dass all die Dinge aus der Vergangenheit hinter dir geblieben sind, als du durchs Feuer zu mir kamst und in meine Dienste. Das Licht ist stärker als alle Schatten, Jarel. Das Alte ist Vergangenheit, die Zukunft ist der Dienst am Menschen. Für das Leben, für Gerechtigkeit und Wahrheit. Auf dem Pfad der Tugend." Nicht, dass er sich nicht auch freimütig der Fähigkeiten des Schattenläufers bedient hatte, vor allem als sie damals den Umsturz geplant hatten. Aber von sich aus...
"Du hättest erst zu mir kommen sollen." Es klang nicht nach Vorwurf, es klang einfach nur erschöpft. Hund und Hexer - was hatte er noch mit ihnen vorgehabt? Wenzels hohe Stirn furchte sich, als er versuchte, die Gedanken zusammenzuraffen. Er angelte nach seinem Tee, nahm einen Schluck. Bitter. Scheußlich. Aber Medizin musste bitter schmecken, so war das immer.
"Nein, wir brauchen den Hund. Wenn er so gut ist, soll er vor allen unter einer Reihe von Ritterbrüdern den finden, der das Gift in Händen hatte." Etwas besseres fiel ihm gerade auch nicht ein.
Es dauerte einige Momente, bis Jarel antwortete:
"Ja. Ich hätte zuerst zu dir kommen müssen. Und ja, ich habe versucht mein Leben in den Dienst von Licht und Feuer zu stellen. Aber die Schatten liegen mir im Blut. Und wenn es die Schatten sind, mit deren Hilfe ich Leben retten kann, dann werde ich den Weg wieder wählen.", erklärte er ruhig und ohne den Anflug eines Zweifels in der Stimme. Er bereute nicht, mit seinen Mitteln und nach seinen Fähigkeiten gehandelt zu haben. Er bereute einzig, sich nicht richtig vorbereitet zu haben, es überstürzt zu haben und aus diesem Grunde nun vor einem schier unlösbarem Problem stand.

"Die Hündin. Sie ist sehr ängstlich. Und der Hexer ist der einzige, von dem sie Befehle entgegennimmt. Ich kann die zwei gerne noch einmal herholen, aber ohne Hexer ist das Tier nutzlos."

Wenzel antwortete dafür umso schneller mit einer unwirschen Handbewegung.
"Unsinn, hör auf mir nach dem Mund zu schwatzen. Ich hab dir den Ring nicht gegeben und stelle dann deine Entscheidungen in Frage.", revidierte er seine Aussage und stellte damit klar, dass es ein kleiner Test gewesen war. "Wie klug oder unklug sie waren, weißt du selbst," Er wirkte plötzlich finster. "Als Komtur wacht nur noch der Großmeister und seine Eminenz über dich und deine Entscheidungen. Wie wir also dastehen, kannst du dir selber ausrechnen."
Der Großkomtur machte Anstalten sich zu erheben, hielt aber dann inne und wies auf den Schrank, wo ein letzter der Pokale stand, aus denen er noch gestern den tödlichen Wein getrunken hatte. "Sei so gut und schau dir den an. Aber sei vorsichtig." Er wartete einen Moment, bis Jarel das Offensichtlich ebenso bemerkte, dann sagte er: "Bertrand hat alle Gefäße reinigen lassen." Die Teekanne war mit dem giftigen Auszug gut einen Finger breit gefüllt gewesen.
Der Schattenläufer betrachtete den Kelch von allen Seiten, sah dann fragend zu Wenzel.
"Ealco hat ganze Arbeit geleistet. Das Zeug war einfach überall."
Jarel stellte den Kelch vorsichtig zurück. "Ich gehe fest davon aus, dass der junge Hemmelfart Ealco mit seinen Inkubusfähigkeiten dazu gebracht hat. Wie verhindern wir, dass er das schon heute Nacht mit dem nächsten macht?", fragte er und sah sich um. Kelche, Teetassen, Kannen...die verfluchte Suppe. Es konnte alles sein. In Jarel schoss das Bedürfnis hoch, Wenzel unter den Arm zu klemmen und wegzulaufen. Und unwillkürlich tauchten vor seinem inneren Augen die Flüsse und glasklaren Bäche Toussaints auf.
"Robert und sein Knappe müssen die Komturei verlassen. Wyzima. Irgendwas Eiliges für Lothar. Und ihm senden wir einen Raben, dass wir ihm einen Kuckuck ins Nest setzen.", sinnierte Wenzel.
"Einen mörderischen Kuckuck. De Ardh sagte, in Wazima müsse es auch Veränderungen geben. Und wenn er dort mit dem Morden weiter macht? Ist das nicht ein Abschieben des Problems?"
"Dann nimm ihn mit auf Hexenjagd oder was immer du mit diesem...", er drehte die Hand in einer umfassenden Geste in der Luft, "...Freiherr von Spion zu jagen gedenkst." Mit Option auf Sackgasse, doch das sprach Wenzel in diesen Mauern nicht aus. Auch der Komtur konnte durchaus skrupellos sein.
Jarels Kiefer mahlten. "Das ist nicht möglich.", erklärte er kurzangebunden. "Weitere Ideen?"
Nun war es an Wenzel, die Kiefer aufeinander zu pressen. Gerade noch hatte er seinen Klingenmeister ermahnt, dass es ohne Licht keinen Schatten gab und nun versuchte er ihn dazu zu bringen, dass Problem Plenius auf die unritterliche Art zu lösen. "Wir können diesen Inkubus, wie du ihn nennst, nicht an seinem Tun hindern, also muss er unschädlich gemacht werden.", sagte er in einem Ton, der verkündete, dass dies sein letztes Wort in der Sache war und er Ausführung erwartete.
Jarel verzog das Gesicht. Ein Kind. Nicht einmal erwachsen...
"Wie als ist Planius Lichtel Hemmelfart?", fragte er nach einer Weile.
Wenzels Blick hatte die ganze Zeit auf Jarel gelegen und auch jetzt wich er nicht ab. "15 Saovine-Feste."
In Zeitlupe schloss Jarel die Augen. Kindermord. Kam nicht in Frage. Aber er würde eine Lösung finden.
"Ich kümmere mich darum. Nur werde ich die Lösung nicht heute liefern können. Zusätzliche Wachen bis morgen und einen Vorkoster?"
"Wachen stell auf so viele du willst, aber ein Vorkoster kommt nicht in Frage. Und de Ardh bleibt in Arrest bis die Anklage bestätigt oder aufgehoben ist. Lass ihn standesgemäß unterbringen und bewachen."
Jarel nickte. Schon irgendwie typisch. Kein Vorkoster.
Damit hatte er gerechnet.
"Ich muss noch eine Erklärung abgeben. Bisher hab ich sie noch hingehalten."
"Soll ich dich begleiten?" Wieder ein Test?
Der Klingenmeister knetete seine Hände. "Politik und Worte sind nicht meins. Fühlst du dich in der Lage mich zu begleiten?"
Er wollte seinen Großkomtur nicht gefährden. Aber wie er diese Lage lösen sollte, wusste er auch nicht.
Wenzel nickte entschieden. "Dann komm. Hilf einem alten Mann in seine Kleider."
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel half - selbstverständlich - mit kräftiger Hand und erstaunlich viel Routine beim Anziehen. Das war sicherlich nicht da erste Mal.
Er schwieg verkniffen, focht innerlich mit sich, seinen Schwertherrn nicht doch wieder ins Bett zu stecken.
Fast fertig abgezogen verfrachtet Hatten Wenzel noch einmal zurück auf die Sitzgelegenheit, um ihn ins Schuhwerk zu helfen.
Und dann hielt er plötzlich - noch kniend- Wenzel den Siegelring hin.
Wäre jemand herein gekommen, das Bild hatte bizarrer nicht sein können.
Der Ritter - auf einen Knie - bot den Großkomtur einen Ring für der offenen Hand. Ein Bild, daß man durchaus falsch verstehen konnte.
Jarel schaute nur fragend und schluckte, sichtlich unwohl.
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Wenzel von Herrenloh
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Er kam sich alt vor, gebrechlich und auf enervierende Weise hilfsbedürftig. Er hasste dieses Gefühl und ertrug es doch stoisch schweigend. Bei Jarel konnte er noch einigermaßen entspannt mit der Situation umgehen, obwohl sich immer wieder eine Befangenheit einstellen wollte, die mit seinen neuesten Erkenntnissen einher ging. Doch letzten Endes konnte auch Wenzel nicht einfach fünfzehn Jahre Kamerad- und Freundschaft aus seinem Kopf löschen und ins Gegenteil verkehren - dazu waren sie gemeinsam durch zu viele Höhen und Tiefen gegangen, wobei die Tiefen leider überwogen. Doch gerade das schweißte auch zusammen und wenn Wenzel ehrlich zu sich war, dann hatte genau dieser Umstand Jarel den Arsch gerettet, denn er zwang den Komtur damit, weiter zu denken als in den Grenzen der eigenen Dogmen. Trotzdem haderte er noch immer mit der Offenbarung, dass sein ehemaliger Knappe einen Mann liebte, sehr wahrscheinlich Unzucht mit diesem trieb und das so bald auch nicht sein lassen würde, Gelübde hin, Ordensregeln her. Ein Dilemma, das Wenzel die bettlägerigen Stunden lang zerdacht und keine Lösung gefunden hatte, denn hergeben würde er die Waffe Jarel Moore ebensowenig wie den Freund und designierten Nachfolger.
Schade, dass der so erpicht darauf war, den Ring wieder los zu werden. Der Eindruck, den die Szene machen musste, kam Wenzel nicht einmal wirklich sofort zu Bewusstsein - er musterte das Siegel, hob sogar die Hand...
...und schloss Jarels Finger um den Ring. Langsam schüttelte er den Kopf. "Behalte ihn noch eine Weile.", er zögerte einen Moment, dann gab er tatsächlich zu: "Ich brauche noch Ruhe, ganz richtig. Wir klären diese Sache mit Robert, dann ziehe ich mich zurück und du machst weiter, wo immer du aufgehört hast." All So sprach der einstweilen abgesetzte Komtur und nutzte den knienden Jarel ganz ungeniert als Stütze, um auf die Füße zu kommen.

Bis zur Tür hatte sich Wenzel helfen lassen, doch an selbiger gab sich der Komtur einen Ruck, spannte die Schultern und trat aufrecht in den sonnigen Tag. Immer wieder erstaunlich, woher der Mann Energiereserven zauberte, doch auf dem Weg zum Refektorium schritt er energisch wie immer aus und dass er sich am Tisch vor Kopf direkt einen Stuhl, wenn auch nicht den ihm üblicherweise zustehenden, heranzog, verwunderte auch keinen der zahlreich erschienen Ritter und Knappen. Den Sitz des Komturs in der Mitte des Tisches überließ er des Signals wegen Jarel, die grauen Augen musterten die Umstehende allerdings mit der üblichen abschätzenden Art des Ordensrichters.
Fast alle trugen noch Rüstung oder Kette, Knappen hatten Turmschilde und Kriegshämmer neben sich abgestellt. Die Sache hatte die Waffenübung zum Erliegen gebracht, denn die Ritter wollten natürlich wissen, wieso man ihren Kommandanten, was der Großmarschall defacto in Kriegsdingen war, inhaftiert hatte. Wenzel ließ einen Moment vergehen, dann streckte er sich etwas in seinem Sitz, wandte Jarel den Kopf zu und eröffnete die Bühne: "Mein von mir für den Zeitraum meiner inneren Einkehr und Fürbitte zum Stellvertreter erklärter Ritterbruder, der Klingenmeister Jarel Moore, hat mir die höchst bedrückende Nachricht gebracht, dass ein Anschlag auf mein Leben geplant und fast zur Ausführung gekommen ist. Es besteht höchster Verdacht, dass unser ehrenwerten Ritterbruder, Großmarschall Robert de Ardh, entweder Teil dieser Verschwörung oder aber ebenso Opfer ist. Bis zur Klärung wird der Großmarschall zu seinem eigenen Schutz in Hausarrest bleiben." Gemurmel wurde laut, die Gruppierungen, die Wenzel schon beim Eintreffen gespürt hatte, wurden nun auch hörbar. Er hob die Hand.
"Wer Diskussionsbedarf hat, der spreche laut aus. Der stellvertretende Komtur und ich werden antworten.", sprach er in das Gemurmel hinein und sofort rief jemand: "Ein Hexer hat Robert diese Worte in den Mund gelegt!", und ein weiterer fiel ein: "Ein Mutant in unserer Komturei!" Doch dafür, Jarel offen anzuklagen, fehlte dem Sprecher offenkundig der Mut.
Die Menge bewegte sich, öffnete ein Lücke und Plenius erschien. "Lasst Ihr mich zu meinem Mentor und Rittervater, wenn Ihr ihn schon einsperrt wie einen Verbrecher?" Ruhig wirkte er, fast schon zu ruhig und selbstsicher für einen Jungen seines Alters.
Wenzel blickte in das Gesicht, dass dem des Hierarchen so frappierend glich, sah in die unnatürlich blauen Augen des Jungen, der Ealco gezwungen haben sollte, das Gift in seinen Räumen zu verteilen. Und er schwieg mit eiserner Miene. Jarel wollte sich kümmern, verweigerte, was Wenzels Meinung nach die richtige Konsequenz war - also sollte er antworten.
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Jarel Moore
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Wenzel nahm Haltung an und auch Jarel fiel sofort zurück in seine Rolle.
Die Rolle die er – wie er seit der Übergabe des Ringes feststellen musste – doch genau so einnahm wie sie ihn.
Einen halben Schritt hinter der rechten Schulter des Großkomturs, lauernd wie ein Raubtier, bereit sich bei einem Angriff sofort zwischen Wenzel und den Gegner zu werfen oder – in diesem Falle – ihn zu stützen, wenn dem Sturkopf doch noch die Puste ausging.
Er hatte zwar den Ring wieder übergestreift, doch die Rolle als Personenschützer lag ihm mehr im Blut als..nunja…Politik. Aus genau diesem Grunde hätte er beinahe den Einsatz verpasst sich auf den richtigen Stuhl zu setzen, sondern sich hinter von Herrenloh platziert. Er bekam die Kurve gerade noch rechtzeitig und nahm Platz.
Auf den Stuhl des Komturs. Äußerlich eiskalt und regungslos ließ er den Blick der dunklen Augen nicht nur über die Anwesenden schweifen, es fixierte sogar jeden einzelnen einen kurzen Moment.
Wenzel kannte diese Art Starren, für sie anderen Anwesenden wirkte es jedoch bedrohlich und aggressiv. Gut so, denn keiner wagte es ihm direkte Vorwürfe zu machen.
Reden musste er trotzdem. Aus dieser Falle kam er so einfach nicht heraus.
„Ja. Ich habe mich der Fähigkeiten eines Mutanten bedient um nach Spuren zu suchen.“, verkündete Jarel ohne Scham oder hörbare Reue, sondern noch immer sachlich und unterkühlt.
„Und genau aus dem Grunde müssen wir mit weiteren Nachforschungen belegen, ob die gefundenen Spuren den Großmarschall entweder ent- oder belasten. Wenn die Spuren, die uns direkt und ohne Umwege zu seinem Quartier geführt haben durch Dritte platziert wurden ist unser Großmarschall ebenfalls in Gefahr. Ebenso wie alle in seinem unmittelbaren Umfeld. Darum wirst du, Knappe Plenius Lichtel Hemmelfart, ebenfalls unter Schutz gestellt. Nutze die Zeit zur Einkehr, während für deinen Schutz gesorgt wird.“
Während er in dem Gemurre und Gemurmel auf direkte Fragen wartete, zerbrach er sich den Kopf.
Wie konnte man einen Raum vor magischen ‚Ausbrüchen‘ schützen?
Obwohl…eigentlich musste nur die Person selbst an magischen Handlungen gehindert werden.
Gab es in der Stadtwache nicht entsprechende Halsbänder? Oder sogar ganze Räume?
Im Grunde musste er den kleinen Dämon nur betäuben und in einen dieser Räume verfrachten, um sich Zeit zu verschaffen.
Den Jungen ermorden…nein…noch kam diese Lösung für ihn nicht in Frage. Es musste irgendwo eine Möglichkeit geben, seine Kräfte zu blockieren oder sie ihm ganz zu rauben.
Der Hierarch hatte ihn ohnehin schon im Visier. Schlimmer konnte es kaum werden.
Tatsächlich war es der junge Hemmelfahrt, der als erstes aufbegehrte. "Wenn wir beide geschützt werden müssen, warum dann nicht gemeinsam? Spart Euch die Männer."
Doch genau das hatte Jarel vorhergesehen. Er war nicht gut im Reden, aber auch nicht auf den Kopf gefallen.
"Ich werde euch keinesfalls gemeinsam in Schutzhaft nehmen." Jarel stütze sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger, beugte sich nach vorne und rang sich sogar einen halbgaren, ansatzweise freundlichen Ausdruck ab.
"Sollte sich wieder erwarten der Großmarschall doch als schuldig erweisen wäre es unverzeihlich, wenn ein Schutzbefohlener dadurch zu schaden käme, weil ich an den Wachkräften spare."
Der Blick in die seltsam blauen Augen des Knappen sorgte dafür, dass sich beim Schattenläufer die Nackenhaare aufstellten, aber er wand den Blick nicht ab. Keine Sekunde.
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Wenzel von Herrenloh
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Jarel machte seine Sache gut, sodass Wenzel sich nicht genötigt fühlte, einzugreifen. Darüber war er froh, denn er brauchte seine ganze Konzentration und Beherrschung, um die Festigkeit und Sicherheit auszustrahlen, die man von ihm gewohnt war. Innerlich jedoch war er bereits wieder todmüde, spürte jeden Knochen und jedes verfluchte Jahr. Und er blickte diesen Jüngling dort an, der Jarel kurz die Stirn zu bieten versuchte und konnte seinen Klingenmeister sogar verstehen. So jung, aber dennoch gefährlich. Zu gefährlich, um am Leben zu sein. Ein Werkzeug in Händen des Hierarchen, das er diesem nicht lassen konnte. In der Nähe von Sukkuben oder Inkuben konnte niemand mehr ruhig schlafen - eine Lösung musste her und das schnell. Mauern konnten dieses Wesen nicht aufhalten.
"Wer wird den Großmarschall vertreten?", wollte jemand wissen.
Nun sah sich Wenzel wieder in der Pflicht: "Die Ordenshierarchie sieht vor, dass der Waffenmeister so lange die Aufgaben des Großmarschalls übernimmt. Levin weilt derzeit nicht in der Komturei, also liegt die Aufgabe kommissarisch bei einem seiner Rittersergeanten." Er forschte in seinem Gedächtnis. "Von Troy."
"Sire?" Ein aschblonder Mann in den Dreißigern, gebaut wie ein Tänzer und mit eben dieser Eleganz in seinen Bewegungen, schob Plenius mit Nachdruck aus dem Weg.
"Bis Waffenmeister Wieskieak zurück ist, obliegen Euch die Geschäfte des Großmarschalls.", legte Wenzel fest und von Troy blieb nur, strammzustehen und es hinzunehmen, wobei er in etwa so glücklich aussah wie Jarel bei seiner unfreiwilligen Beförderung.
Harald Tannenfels stand am Rand der Veranstaltung, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte dabei noch kastenförmiger als sonst. Henselt stand neben ihm auf Haralds Kriegshammer gestürzt, den der schmale Bursche niemals selbst dahin geschleppt haben konnte.
"Und wer ermittelt weiter in Sachen Attentäter?", wollte der dienstalte Ritter wissen. Eine Frage, die zu beantworten Wenzel nun wieder Jarel überließ. Er fühlte seinen Puls im Nacken klopfen und ahnte schon, dass er allmählich an Farbe verlor. Wurde Zeit, dass sie das hier beendeten.
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Jarel Moore
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Der Klingenmeister hatte mitbekommen, dass sein Schwertherr abbaute.
Also hieß es schnell die Situation aufzulösen. Er wusste, wie wichtig der Schein in ihren Kreisen war. Schwäche durfte weder er noch von Herrenloh zeigen. Also wurde es Zeit, entweder Wenzel, oder alle anderen aus dem Raum zu bringen.
„Ermitteln werden ihr und ich, Tannenfels, unterstützt vom sachkundigen Rat des Großspittlers.“, bestimmte Jarel laut und deutlich, bevor er sich erhob und Haltung annahm
„Das ist erst einmal alles.“, verkündetete er. „Alle anderen werden zeitnah unterrichtet, wenn es neuen Erkenntnisse zu den Nachforschungen zu verkünden gibt. Bis auf Tannenfels und seinen Knappen, sowie Welfenberg setzen alle die Übungen fort.“, erklärte er und fixierte Troy dabei.
Etwas in seiner Stimme machte klar, dass er da weder Einspruch noch Wiederrede dulden würde.
Und keine Verzögerung.
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Wenzel von Herrenloh
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Wenzel behielt sich das Recht vor, sitzen zu bleiben, während die Ritterschaft sich davon stahl, beobachtete allerdings, wer mit wem den Ort verließ und die Köpfe zusammen steckte. Beobachtete auch Plenius, der zunächst noch herum stand, unschlüssig und dann einfach mit den anderen ging. Richtig... Wenzel winkte einen Nachzügler zu sich, der sich damit die zweifelhafte Ehre eines ersten Wächters errang.
"Martyn, du bleibst bis auf weiteres an der Seite vom Knappen Hemmelfart. Er soll die Übung mit dir beenden.", damit sandte er diesen den anderen hinterher, nur um Bertrand als nächstes heran zu winken.
"Ich ziehe mich zurück und leihe mir noch einen Moment den Großspittler, Ehrwürden." So müde er auch war, die kleine Spitze konnte er sich nicht verkneifen und das fast schon hinterlistige Funkeln in den grauen Augen war kaum zu übersehen.
Bertrand gab sich Mühe nicht allzu besorgt auszusehen, ließ Wenzel aber keine Sekunde aus den Augen, als dieser sich erhob. Ihm war schwindelig und einen Moment musste er sich am Tisch halten.
Harald wirkte irritiert - auf mehreren Ebenen wie es schien. "Ehr... äh... Ritter von Herrenloh... Also äh... Alles in Ordnung?"
Wenzel winkte ab. "Das Fasten. Wir sind alle keine 25 mehr, nicht wahr, Harald." Er lächelte sogar und verließ dann flankiert von Bertrand das Refektorium. An der Tür hörte er Haralds Stimme, der sich noch immer irritiert an Jarel wandte: "Soll ich dich jetzt auch Ehrwürden nennen?" Wenzel verkniff sich ein Schmunzeln und kaum außer Sicht von allen, stützte er sich schwer auf den Feldscher.
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Jarel Moore
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„Untersteh dich.“, fauchte Jarel mit einer Spur Belustigung in der Stimme.
Immerhin ging es Wenzel so gut, dass er noch in der Lage war ihn zu ärgern.
Als der Schattenläufer sich davon überzeugt hatte, dass sich niemand mehr in Hörweite befand folgte ein Gespräch. Eher ein Monolog.
Erst rang er sowohl Henselt, als auch Harald das Versprechen des Stillschweigens ab, dann brauchte er alles auf den Tisch, was mit dem Fall zu tun hatte.
Vertrauen. In Slavas Augen sicher sein größter Fehler, dass er zu schnell vertraute.
Harald kannte er, seitdem er hier Stationiert war und Henselt…Jakob vertraute Henselt. Und er vertraute Jakob. Zudem er einige Hintergründe über den Jungen kannte, die seine Meinung zu seiner Vertrauenswürdigkeit untermauerten.
Für das, was nun vor ihm lag brauchte er Verbündete. Nicht nur um seine Interessen zu vertreten, wenn er außerhalb im Einsatz war, auch weil er…nun er brauchte schlicht seelische Unterstützung um bei der Sache nicht überzuschnappen. Und die zweite waren – neben Wenzel und Bertrand – die letzten, denen er hier traute.
Und so bekam Tannenfels die Aufgabe zu verhindern, dass jemand de Ardh gegen seine Anweisung befreite und Henselt die Aufgabe ein Auge darauf zu haben, ob jemand versuchte den jungen Hemmelfart zu kontaktieren oder zu unterstützen. Wobei Harald angewiesen wurde gegebenenfalls draufzuhauen und Henselt sich auf jeden Fall im Hintergrund zu halten.
Auch wenn Jarel die Fähigkeit zum motivierende Reden schwingen fehlte hatte er doch das Gefühl die beiden erreicht zu haben, als der die Zwei zurück „ins Feld“ schickte, um sich in sein Häuschen zurückzuziehen.
Es wurde höchste Zeit. Zeit sich für den Abend bereit zu machen, bei Ljerka nach Unterstützung zu fragen und…
Da war noch das Gespräch mit Slava, dass durchaus unangenehm verlaufen konnte.
Nicht viel später schlich sich ein Schatten vom Gelände. Gerüstet für alles. Außer der bevorstehenden Aussprache.

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Viktor
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Viktor nickte knapp und führte Dune dann am langen Zügel hinter sich her. Das Pferd folgte ihm brav, auch wenn es weg von seinem eigentlichen Herrn ging. Vielleicht hoffte es auf einen Stall, aber erst einmal würde er es enttäuschen müssen, denn der nächste Weg führte über die Sankt Gregors Brücke in den Tempelbezirk. Auch hier waren Wachen am Tor, allerdings ging es hier nur zum Teil um Sicherheit - ein sehr viel größerer war Repräsentation der geteilten Macht in dieser Stadt. Und ab hier überließ Viktor Maximilian das Feld, der im Umgang mit den Rittern und Brüdern ein besseres Händchen hatte. Natürlich empfing auch ihn auf seine Bitte hin nicht der Bewahrer selbst, sondern einer der Guten Brüder, aber darauf kam es ja nicht an.
"Vergebt mir die Störung zu dieser frühen Stunde und bei diesem Wetter, Guter Bruder. Ich bin neu in der Stadt und Eurer Gemeinde und mit den Riten noch nicht bekannt.", dabei beugte er den Kopf und schlug das Zeichen des Ewigen Feuers, das sein Gegenüber sofort wiederholte und lächelnd erwiderte: "Unsere Ohren und Herzen sind jederzeit für die Gläubigen offen."
"Ja, so lange sie Menschen sind...", murrte Viktor.
"Und auch nur die 'normalen'.", fügte Max hinzu. Äußerlich lächelte er traurig. "Ich bringe eine traurige Fracht. Ein enger Freund von mir und Vetter des Freiherrn von Sokolov - Eurem Herrn Bewahrer ist er bekannt - starb in der Nacht und ich möchte ihm Ehre erweisen."
Der Gute Bruder schlug erneut das Zeichen und sein Blick huschte zu dem Bündel auf Dunes Rücken. Er wirkte nervös. "Ihr werdet verstehen, dass nicht jeder seine Toten in den Tempel bringen kann, Herr." Er zögerte, dann hieß er ihn warten. Maximilian und Dune standen im leichten Nieselregen, aber das machte nun auch schon nichts mehr aus. Nach einer Weile kehrte der Gute Bruder zurück und wies ihm den Weg zu einem Gebäude, wo er das Pferd lassen sollte. Den Toten luden sie auf eine Bahre mit Rädern und diese brachten sie in eine Seitenkapelle des Tempels. Hier erwartete sie ein anderer Mann, der Maximilian mit einem Ausdruck des Erkennens begrüßte.
"Ihr seid das. Bruder Aklon, darf ich Dir Maximilian Garcia vorstellen. Du erinnerst dich? Ich habe dir von ihm erzählt.", sprach Bewahrer Zhelin und reichte Maximilian die Hand, die dieser kräftig ergriff. Besagter Bruder Aklon wirkte gleich entspannter. "Die Entität der Ewigen Flamme nicht als Feuer, sondern als Substanz des Göttlichen selbst." Seine Augen begannen geradezu zu glühen. Zhelin dämpfte den Eifer seines Schülers mit einer Geste. "Maximilian ist aus anderem Grund hier.", erinnerte er und blickte zu der Bahre hin.
"Ja, lieber würde ich weiter mit Euch diskutieren, als Euch diese Last zu bringen. Ein guter Freund, außerdem ein Vetter des Freiherrn, starb heute Nacht für uns gegen das Kaiserreich. Ich bitte um Geleit."
Zhelin machte eine kurze Geste und Aklon befreite Valentine von der Decke. Die Leiche war nass, Blut überströmt und trotz Feuerschein bleich. Der Bewahrer trat an den Toten heran und musterte ihn einen Augenblick. "Ihr werdet ihn selbst waschen müssen, doch aufbahren können wir ihn hier für eine Totenwache, wenn Ihr und der Freiherr wünscht. Wo soll er denn begraben werden? Oder wollt Ihr ihn dem Feuer übergeben?"
In diesem Moment näherten sich gemessene Schritte, Stiefel auf Stein. Die drei Männer wandten sich zum Eingang um und sahen sich dem Großkomtur gegenüber, der in einfachem Gewand unterwegs zu seinem morgendlichen Gebet war. Wenzel hatte den größten Teil des Gesprächs mit angehört und blickte erst auf den Toten, dann in Zhelins Augen. "Die Sokolovs haben doch eine Krypta, wenn ich mich nicht irre, Ehrenwerter Bewahrer." Dieser wirkte nur eine Sekunde lang irritiert, dann streckte er seine Gestalt etwas. "Ja. Ja ja, sicher. Schon immer. Wie konnte ich das nur vergessen.", ganz sicher klang er aber nicht.
Von Herrenloh lächelte dünn. "Sie liegt im südlichen Teil des Friedhofs, bei dieser großen Magnolia. Schon etwas verfallen." Damit war nun Maximilian im Fokus der grauen Augen. "Eine Gelegenheit, den Freiherrn daran zu erinnern, dass man auch solche Güter pflegen sollte." Dann senkte Wenzel den Blick wieder auf den Toten. Ein Leben für ein Leben. Sokolov hatte eines genommen, dafür hatte das Schicksal ihm einen der Seinen entrissen. Wenzel kannte seine Schuld daran und er beglich sie mit einem Platz für diesen für ihn Unbekannten und einem weiteren Stein für den Freiherrn in den Festen dieser Stadt.
"Ihr seid ein Getreuer des Freiherrn?", wandte er sich wieder an Maximilian.
"Ja, Herr."
"Dann entbittet ihm meine Anteilnahme. Ich hoffe, es ist sonst niemand zu Schaden gekommen?" Wenzel ahnte schon, woher dieser Tote kam und wer da unter Umständen noch seine Klingen hatte tanzen lassen. Äußerlich wirkte er allerdings sher beherrtscht - Maximilian wurde trotzdem sofort vorsichtig. "Es ist Krieg, Herr."
Wenzel nickte langsam. "Ja, so ist es leider. Ich bete im Haupttempel.", damit ging er wieder.
Maximilian begann mit Hilfe des Bruders Aklon Valentine zu "richten", dann zu entkleiden und zu waschen. Dabei summte er ein schwermütiges Lied, das die Frauen seiner Familie immer zur Totenwäsche gesungen hatten. Es dauerte, aber dann war das Blut verschwunden, die Halswunde mit einem Leinen gebunden und Valentine in ein Totenhemd gekleidet. Maximilian hatte es sogar geschafft, ihm die Hände zu falten und unsichtbar zu fixieren, dass sie auch an Ort und Stelle blieben. Gemeinsam mit dem Guten Bruder sprach er Gebete, entzündete weitere Kerzen. Dann machte er sich auf den Rückweg mit der Abmachung, für eine anständige Andacht am Abend zurück zu sein.
Auf dem Rückweg ritt er auf Dune bis zum Mietstall, versorgte das treue Tier und erstritt sogar eine Decke von dem knausrigen Menschen. Dann machte er sich auf den Weg zurück zu Slavas Wohnung.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Datum: Nachmittag, 12. August 1278
betrifft: Harald, Wenzel, Jarel
von Nowigrad | Gildorf | das Krankenhaus (früher das Var'Attre Anwesen)
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Mit mechanischen Bewegungen brachte Jarel den Weg zur Komturei hinter sich.
Den Beutel in der rechten unter dem Umhang verborgen, den er bei Slava gefunden hatte, ebenso wie der Rest seiner Gestalt. Er hatte sich nicht zugetraut im Schatten zurückzukehren und über die Mauer zu klettern, in der Lederrüstung sollte ihn jedoch auch besser niemand sehen, so war der Umhang zusammen mit einem Tuch um den Kopf als beste Option ergeben.
Erst am Tor schlug er wenigstens die Kapuze zurück und gab sich zu erkennen, damit die Wachen ihm den Weg nicht vertraten.
Sein erster Weg führte ihn zu seiner Unterkunft, umziehen. In der in der Komturei wesentlich weniger auffälligen Montur nahm er noch einmal auf seinem Bett Platz und kippte sich noch einmal den Inhalt des Beutels auf die Handfläche. Durchatmen und nachdenken. Sein Schädel dröhnte noch immer und machte es ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
Mit fest zusammengepresstem Kiefer betrachtete er, was sich im Beutel befunden hatte. Kein Irrtum. Das Schmuckstück gehörte dem Hemmelfart Spross und die Hülse…
Selbst, wenn es nicht Slava selber gewesen war, so hatte er seine Finger im Spiel.
Jarel drehte sich der Magen um. Einen Moment kam ihm der Gedanke, sein noch Verlobter könnte dies als Rache an ihm geplant haben. Rache für seinen Gesichtsverlust vor seinen Untergebenen, als er sich geweigert hatte ihn mit zur Komturei zu nehmen.
Nein…nein so war Slava nicht.
Bevor die Gefühle zu sehr hoch kochten, verstaute Jarel die Beweismittel wieder im Beutel und erhob sich. Sehnsüchtig schielte er in Richtung der Phiolen im Regal.
Später vielleicht.
Jetzt galt es herauszufinden, ab das alles nicht ein Irrtum war. Oder ein Konstrukt seines angeschlagenen Oberstübchens.
Oder…etwas ganz anderes.

Mit festen Schritten ging er in Richtung Zellen. Später würde sich das übel rächen, so über seine Konstitution zu handeln. Aber jetzt spielte er seine Rolle. Das Einzige, was dieses Bild störte war der seltsame Streifen Stoff um den Schädel und die kleinen Ausfallschritte, die ihm unterliefen, immer wenn er sich unbeobachtet wähnte.
„Wie geht es dem Gefangenen, Harald? Ist irgendwas vorgefallen?“, fragte er betont nebensächlich.
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