Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 541
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Der junge Mann am Feuer rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, machte aber keine Anstalten, wieder aufzustehen. Immerhin war Jakob sich relativ sicher, dass besagter Spitzel gerade brav mit den anderen strammstehen musste und später de Ardhs Turmschild zum Übungsplatz schleppen durfte. Noch ein Vorteil der Knappe des designierten neuen Komturs zu sein... zumal dieser leichte Waffen bevorzugte, wenn man mal von dem imposanten Zweihänder absah. Was sollte er aus all dem nur machen? Doch warten und beten? Ein bisschen singen...
Der Knappe seufzte und hob den Blick endlich wieder. "Ich vertraue dir und deinem Urteil, das weißt du... außer bei Spinat.", scherzte er unbeholfen. Das hier war alles andere als zum Lachen, auch wenn das Gemüse ein beliebter Aufhänger für unsinnige Küchendiskussionen war, die Jakob nur führte, weil es ging und obwohl er keine Ahnung hatte. Endlich zog er die Beine an und kam wieder auf die Füße. Sein Punkt war ganz einfach: er hatte kein Argument für oder gegen Jarels Argumentation, er konnte nur glauben bis jemand ihn eines Besseren belehrte. Oder so lange es nicht gegen seine Glaubensgrundsätze ging, die nicht zwingend mit der Organisation des Ordens in Einklang stehen mussten. Es gab genug Punkte, die er nicht gut hieß, aber hinnehmen musste. Sollte er dann also nur warten, bis es anders wurde oder sollte er versuchen zu gestalten?
Jakob blieb einen Schritt vor seinem Rittervater stehen, der den Boden viel interessanter zu finden schien als ihn. Er wünschte sich Hosentaschen, um die Hände darin zu vergraben. Statt dessen verschränkte er die Arme ebenfalls vor der Brust, stand allerdings aufrecht und musterte Jarel. "Denkst du, du kannst mich davon abhalten?", fragte er bewusst in jenem Ton, der sagen wollte: behalt mich lieber bei dir, sonst stell ich was Blödes an. Bei all dem hatte Jakob noch immer ein großes Problem: ihm fehlte die Fantasie für das eigene Ende. Er kannte dieser Welt seit einem Jahr, behütet in der Komturei. Er kannte keinen wirklichen Krieg, auch der Krieg gegen Vampire in seiner Welt war weitgehend am Rand seiner Wahrnehmung vorbei gezogen. Was es hieß wirklich im Hexenkessel mitzuschwimmen, entzog sich vollständig seiner Vorstellungskraft. Der Fehler der Jugend, der dafür sorgte, dass dereinst Tausende ihr Alter gefälscht und sich freiwillig gemeldet hatten, nur um als Kanonenfutter an allen möglichen Fronten der Geschichte zu sterben.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

„Ich kann.“, erklärte Jarel, sah endlich auf und funkelte Jakob mit aufflammender Wut herausfordernd kann.
„Ein Wort von mir und dich erwarten weitere sieben Tage Klausur.“, brummte der Ritter ernst.
„Und wenn du wieder rauskommst, ist die Sache entweder erledigt, oder du brauchst einen neuen Rittervater. Und glaub mir, ich ringe mit mir, ob ich nicht genau das tue.“
Es war nur ein kurzer Moment der Wut, bevor der Blick des älteren sich wieder leerte, ebenso wie seine Stimme.
„Ich wünsche mir, dass du sprießen siehst was du gesät hast. Ich wünsche mir eine Zukunft für dich. Dein Leben wird ohnehin schon gefährlich sein als Ritter. Aber der Weg, den ich gewählt habe, würde dich ständig auf der Klinge tanzen lassen. Uns. Du wärst niemals wieder vollkommen sicher. Willst du das für deine…Zukunft?“
Er hätte sich niemals einen Knappen nehmen dürfen. Nicht er. Der Schattenläufer und Mörder. Niemand sollte ihm folgen müssen. Oder können.
In diesem Moment, als sein Junge so vor ihm stand und ihn mit der Behauptung provozierte er hätte nicht die Macht ihn zurückzuhalten bewies ihm: Jakob verstand noch immer nicht, worum es ging.
Er nahm die Situation nicht ernst. Er nahm ihn nicht ernst.
„Du warst in meinen vier Wänden, nicht wahr, Jakob? Was hast du da gesehen?“, fragte er, umrundete den Schreibtisch ein weiteres Mal und ließ sich schwer auf den Stuhl dahinter fallen.
Das war ermüdend. Unglaublich ermüdend.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 541
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob blickte zur Seite. Seine Kiefer mahlten. Selten genug, dass Jarel ihn offen spüren ließ, wer das Sagen hatte. Deswegen tendierte er wohl gewöhnlich dazu, einfach zu vergessen, wo sein Platz in dieser Hackordnung war. Jarel konnte ihn an die Kette legen wie einen ungehorsamen Köter und wie ein eben solcher könnte er nichts dagegen tun. Das Gefühl war nicht angenehm und normalerweise löste es in Jakob eine natürliche Widerstandsreaktion aus. Doch die folgenden Worte taten ihre Wirkung - was er gesät hatte. Nicht seine Zukunft war mehr der ausschlaggebende Punkt, denn die war ihm schon immer ziemlich egal gewesen. Es hatte sie schlicht und ergreifend nicht gegeben, darum hatte er mit sich und seiner Umwelt einfach impulsiv gemacht was ihm gerade so in den Sinn kam. Meist wenig lebensbejahendes. Doch seit Kurzem lagen neue Karten auf dem Tisch und die Zukunft hielt etwas für ihn bereit, aber auch nur, wenn sich in diesem Orden etwas änderte.
Jakob hob den Kopf, blickte aber weiter zur Seite, auf einen Punkt jenseits der Wand. Die Zähne hatte er so fest aufeinander gepresst, dass die Kiefermuskeln zum reißen gespannt unter der sonnendunklen Haut hervor stachen. Sein Vater war Komtur gewesen und eben Ehemann und Vater. Für ihn hatte er einen anderen Weg gewählt, aber was war schon richtig und was falsch? In ihm keimte det Wunsch, für sein Recht kämpfen zu dürfen und dafür, dass seine Tochter ihren Vater kennen und so nennen durfte.
Jarels Worte fielen tatsächlich auf nahrhaften Boden und gleichzeitig war es wie ein auseinander treten. Der Knappe beugte sich, würde nicht in die Konfrontation gehen.
"Meine Zukunft, Mi... alles was kommt, hängt auch an deiner. Das alles macht mir Angst. Die Machtlosigkeit macht mich verrückt., lenkte er tonlos ein.
Jakob blickte endlich in die finstere Miene seines Rittervaters, der nun wieder auf dem Stuhl des Komturs saß, löste die verschränkten Arme und nahm die Hände an die Hosennähte. Gerade stehend blickte er Jarel an. Was hatte er gesehen? Die Zukunft? Die Vergangenheit?
"Nichts, Sire.", erwiderte er in einem so neutralen Ton, dass es ihn selbst wunderte und wartete darauf, dass Jarel über ihn entschied.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Jarel rieb sich intensiv die Stirn. Er hatte Jakobs Antwort in den völlig falschen Hals bekommen und seine Stimmung auf einem steilen Weg abwärts, nicht zuletzt, weil da etwas tief unter der Oberfläche Gedanken in eine Richtung lenkte, die das Dunkel schürte und ein ungutes Feuer darin.

Kannte der Junge wirklich nur schwarz und weiß? Jakob wartete jetzt wirklich, dass er ihn etwas befahl?
Wie lange war er jetzt bei ihm? Ein Jahr? Und hatte er in dieser Zeit einmal etwas gegen seinen Willen verlangt?
Ja…hatte er. Durchs Feuer zu gehen zum Beispiel. Aber doch nicht aus Gutdünken…
„Nichts, hmm?“
Der Ritter sah aus tief im Schatten liegenden Augen zu ihm auf, legte die geballten Fäuste auf dem schweren Holz des Schreibtisches ab.
Nenn mir einen deiner Knappenbrüder, der so viel Platz für eigene Entscheidungen hat wie du. Nenn mir einen meiner Ritterbrüder, der seinem Nachfolger so viel Respekt entgegenbringt wie ich. Wärst du lieber bei einem anderen Ritter?“
Jarels Stimme wurde von Satz zu Satz leiser, schärfer, gereizter, dunkler. Und auch der Blick des Ritters spiegelte das wieder. Vor allem, weil das Braun langsam etwas wich, dass wesentlich weniger Wärme ausstrahlte.
„Ich verlange nicht, dass du mir hirnlos folgst. Ich wünsche mir, dass du das Ding in deinem Dickschädel benutzt. Mir macht die Zukunft auch Angst. Es war alles so viel einfacher, als mein Herz niemandem gehörte. Und genau das erfährst du gerade am eigenen Leib.
Ich werde einen Scheiß tun, dir etwas zu befehlen. Es ist …deine…eigene… Entscheidung.“

Die dunkle Stimme des Ritters zitterte, grollte, knurrte.
„Aber sieh hin. Sieh dir den Weg genau an, den du gehen willst. Sieh die Personen am Rande des Weges. Sieh die, die dich begleiten. Heb den Blick und sieh dir genau an, wohin dieser Weg führt.“
Der Ritter atmete durch, seine Schultern hoben und senkten sich verkrampft.
„Ich frage dich, jetzt und hier: Welchen Weg wählst du?“
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 541
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Die Kälte in Jarels dunklen Augen ließ Jakob innerlich erzittern, doch er hielt stand. Der Ritter missverstand ihn, aber Jakob nahm diesen Fehler auf sich. Er war einfach immer viel zu kurz angebunden, was einfach seine Art war. Bebend vor Spannung starrte er Jarel an, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, doch es war nicht Furcht, die seine Augen umwölkte, es war plötzlich aufflammende Entschlossenheit. Das hier würde er jetzt durchkämpfen und wenn es für ihn wieder in der Klausur endete, wie Jarel bereits angedroht hatte.
"Ich habe es dir dort unten in diesem Kellerloch gesagt und ich sage es dir noch einmal: Ich will keinen anderen Rittervater. Du bist der beste, den ich je hatte und ich weiß, was ich an dir habe, auch wenn ich dir das viel zu selten zeige. Ich achte dich, ich respektiere dich, du bist mir wichtig - egal, ob ich dir aufzählen kann, was ich in diese Kiste sortiert habe oder nicht. Ich stehe hier, oder? Ich streite mit dir, weil ich dir nicht hirnlos folgen will!" Jakob schluckte hart, bemühte sich seine Stimme unter Kontrolle zu halten, die sich immer wieder heben wollte, so sehr brachte ihn das alles auf.
"Nach meinem Weg fragst du? Mein Weg führt unter dein Schwert, in den Wappenrock eines Ritters, in den Rang eines Meisters und am Ende auf diesen Stuhl. An die Spitze eines Ordens, dessen Gesetze es jedem erlauben im Licht des Ewigen Feuers zu lieben, zu leben und der Flamme zu dienen. Dahin werde ich gehen, dafür werde ich kämpfen und darum wirst du mir jetzt verdammt nochmal sagen, was ich die nächste Zeit tun werde, wenn ich dich schon nicht begleite. Weil ich am Anfang dieses Weges stehe und ein Knappe bin. Wessen auch immer - aber gerade deiner! ...Sire." Letzten Ende war er doch lauter geworden als er beabsichtigt hatte. Heftig hoben und senkten sich seine Schultern. Jarel hatte ihn an einen Punkt getrieben, an dem er noch nie gewesen war - dorthin wo sein Idealismus auf seine wirklichen Wünsche traf, um Ziele zu formen.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Jarels Augen wurden immer größer, je mehr der Worte seines Knappen in seinen Verstand sickerten.
Genau so. Genau so wollte er ihn.
Je mehr Jakob sich hineinsteigerte, desto ruhiger wurde Jarel.
Er unterdrückte ein Lächeln, doch das Funkeln in den nun wieder warmen Augen verriet ihn, egal wie weit diese nach den letzten Tagen im Schatten lagen.
Die Fäuste des Ritters öffneten sich und er legte sie abermals flach aufs Holz.
Was war da gerade passiert? Worüber hatte er sich so aufgeregt? Der Junge tat doch genau das, was er von ihm erwartete. Genau das, was er sich aus tiefstem Herzen wünschte.
Seine Mundwinkel zuckten kurz. Mit einem Mal wusste er genau, was er tun würde.
Er wollte den, der er an Sohnes statt angenommen hatte aus der Schusslinie haben. Weit weg, in Sicherheit, mit Zeit sich von all dem hier zu erholen und seine Angelegenheiten ins Lot zu bringen.
Und er wusste mit einem Mal, wohin.
„Du verlangst einen Befehl?“, raunte Jarel leise und dunkel, legte den Kopf schräg, blinzelte und bekam es einfach nicht hin, noch weiter wütend zu sein.
„Bekommst du. Als … Strafe für deinen frechen Ton schicke ich dich weg.“
Er machte eine Pause. Jedoch kurz genug, dass Jakob keine Zeit hatte wirklich wütend zu werden.
Du wirst dich auf Pilgerfahrt begeben. In Sack und Asche wirst du reisen um dir über dich und deine Ziele zu reflektieren.“
Der Ritter hob in gespielter Überheblichkeit – die ihm auf diesem Stuhl besonders leicht vorzutäuschen fiel – das Kinn und verlangte dann herrisch:
„Du gehst nach Wyzima, in den Tempel. Und du kehrst erst dann zurück, wenn du zu dir gefunden hast. Ver-stan-den?“
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 541
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Die Pause war nicht kurz genug, um nicht ein "Weg? Aber...", hinein zu schieben, aber er unterbrach sich sofort, als Jarel weiter sprach. Kochend hörte er die Worte, aber er begriff sie erst nicht so wirklich, dazu war er noch zu aufgebracht. "Aber ich... Weg?! Jarel, ich werde nicht...", begann er im gleichen wütenden Ton, weil sein Mundwerk schneller war als sein Verstand. Dann jedoch stutzte er, ließ die Hand sinken, die eben noch in Richtung seines Rittervaters gestikuliert hatte und hob den Kopf misstrauisch.
"Pilgerfahrt.", wiederholt Jakob lakonisch.
Jarel stellte die Unterarme auf die Ellenbögen, legte die Fingersitzen aneinander und sah ihn darüber hinweg herausfordernd an.
"Pil-ger-fahrt.", echote er langgezogen.
Jakob sah kurz zur Seite, dann wiederin die verräterisch funkelnden Augen, während er seine noch immer skeptisch verengte.
"Wyzima.", kam es nach dem Wortschwall von eben wenig eloquent.
"Wy-zi-ma." Und Jarel sah ihn an, als würde er irgendetwas erwarten.
Jakob blinzelte und rieb sich den Nacken. Jarel schickte ihn nach Wyzima. Mit einem Schlag rückten here Ziele, große Taten und der Kampf um Gerechtigkeit in weite Ferne. Statt dessen schlug ihm von jetzt auf gleich das Herz bis zum Hals. Er musste nicht fort laufen, er wurde geschickt. In Sack und Asche, aber auch das war ihm reichlich egal.
Jakobs Brauen zuckten in die Höhe und aus seinem ganzen Gebaren war die Wut wie weg geblasen. Etwas anderes stahl sich in seine Züge.
"Tja dann, bereite ich mich mal vor.", versuchte er betont neutral zu bleiben, was ihm gnadenlos misslang.
Der Sekretär kam ihm unverhofft zu Hilfe. Nach einem Klopfen öffnete er die Tür.
"Sire, Rittersergeant Thyssen. Ich fürchte, er lässt sich nicht von mir vertrösten."
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

„Noch einen Moment, Ealco. Ich bin gleich soweit.“
Der Ritter stand auf, schritt um den Schreibtisch herum und legte Jakob eine Hand auf die Schulter.
„Du reist morgen früh ab. Ich werde dir ein paar Briefe mitgeben, die du bitte allesamt persönlich übergibst. Hol sie dir morgen früh ab, bevor du abreist.“
Der Knappe reagierte so, wie er es sich erhofft hatte. Er freute sich. Und sicher würde ihm das ganze helfen zu entscheiden, wie es für ihn weitergehen sollte.
Und – ganz nebenbei – war er aus der Schusslinie.
Dem Schattenläufer fiel ein Stein vom Herzen.
Jetzt musste er es nur noch zu Slava schaffen…und die erhofften Spuren finden.
Eins nach dem anderen.
Ungeduldig riss der Interim-Komtur seine Termine ab.
Das Gespräch mit dem Ritterserganten zog sich. Die erste Zeit kam er nicht einmal zu Wort.
Der den Knappen vorstehende Ritter war aufgebracht, weil ihn niemand über die Vorkommnisse auf dem laufenden hielt.
Das war Jarels Stichwort. Er brachte Thyssen auf den neuesten Stand und plötzlich war die Abwesenheit der Knappen bei der Übung Nebensache.
Er beantwortete die Fragen, übertrug dem Serganten die Aufgabe die Geschichte, die Wenzels Abwesenheit erklärte zu verkünden und alles zu tun, damit niemand hinter die tatsächlichen Vorkommnisse blickte.
Die beiden berieten und als Thyssen das Büro wieder verließ, konnte der Schattenläufer endlich aufbrechen. Endlich.
Slava sehen, den Doppler holen, Spuren suchen.

Einen kurzen Abstecher in seine vier Wänden später war er endlich unterwegs.
Endlich konnte er dem Brennen in seinem Herzen nachgeben.
_____
Für Jarel geht es hier weiter.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 541
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Nachdem Jarel ihn entlassen hatte, war Jakob ins Refektorium geeilt, nur um dort nichts weiter mehr als trockenes Brot und einen Rest irgendeiner Grütze abzustauben. Das hatte er nun von seinem Drang, mit Jarel bis aufs Blut zu diskutieren. Hunger. Ihm blieb wenig Zeit sich darüber zu ärgern, denn die Waffenübung stand an und da er keinen Ritter zu begleiten hatte, bekam er die eher undankbare Aufgabe, den Sand zu rechen, Ziele aufzustellen oder gerade zu rücken und herrenlose Pferde wieder einzufangen. Trotzdem war er beschwingt bei der Sache, denn er würde nach Wyzima gehen. Ganz offiziell. Er würde Violetta wiedersehen und mehr noch, er hatte einen Brief, den er persönlich an den Großmeister überbringen sollte. Lothar von Tretogor, den er nur von den Gemälden in der Komturei kannte - nun würde er ihn in Person kennen lernen. Das die Aufregung begleitende Adrenalin ließ ihn den Hunger vergessen, während er rannte und wuchtete, und mit störrischem Pferden rang. Dann war es endlich Zeit für die Mittagsmesse und eine halbwegs brauchbare Mahlzeit, bevor er in die Schmiede lief, um dort den Nachmittag mit de Ausbessern von Kettenhemden zu verbringen. Danach noch Theologie bei Bruder Siegismund und endlich kam der ersehnte siebte Glockenschlag.
Viel zu packen hatte er nicht, denn er würde wie von Jarel befohlen in Sack und Asche reisen. So gesehen dürfte er den kleinen Geldbeutel nicht einmal mitführen. Er beschloss, die Münzen in eine Tasche seiner Pilgerkleidung einzunähen, ebenso die Briefe. Mit dieser Arbeit auf dem Bett beim Schein eines Talglichtes sitzend, verbrachte er den Abend, neugierig von Plenius beobachtet, der das Bett neben ihm zugeteilt hatte und auf der Seite lag. Er wirkte selbstgefällig, hatte sein Rittervater doch äußerst erfolgreich die Waffenübung bestritten. De Ardh war zweifelsfrei ein ausgezeichneter Fechter und ebenso gut mit Lanze und Pferd. Jakob hatte nur bis heute nicht verstanden, wieso fast alle Knappen die Erfolgte ihrer Ritter automatisch auf sich selbst bezogen. So als führten sie Lanze und Schwert, nicht ihr Herr und Mentor. Manchmal fragte er sich, ob es an seiner Sozialisierung lag. Sicher bewunderte er Jarels Fähigkeiten, aber er käme nie auf die Idee, seinen eigenen Ruhm an den des Ritters zu knüpfen oder umgekehrt.
"Was machst du da?", brach Plenius schließlich das Schweigen und riss Jakob damit aus seinen Gedanken.
"Nähen.", lakonisch wie immer.
"Hat sich diesmal sogar an Moore die Zähne ausgebissen.", kicherte es von gegenüber. Henselt spielte mit einem kleinen Lederball, den er immer wieder hoch warf und fing. "Pilgern statt Prüfung.", giggelte er.
"Prüfung? Wirklich?", wollte Plenius neugierig wissen.
"Nein. Eine Pilgerfahrt in den Haupttempel.", erwiderte Jakob leise.
Henselt richtete sich in seinem Bett auf und warf sich in die Brust, um eine möglichst tiefe Stimme zu erzeugen. "Ön Sack ond Aschö.", was Jakobs Mundwinkel leicht zucken ließ. Jerol piff auffordernd durch die Zähne und Henselt warf den Ball über einige Betten in den vorderen Teil ihres Schlafsaales. "Ins liebliche Wyzima, in dem es vor Meliteleschwestern nur so wimmelt.", flötete der Fänger und Henselt stemmte mit einem koketten Heben des Kinns die Arme in die Seiten, ohne jedoch etwas zu sagen. Theobald kicherte leise am Kamin, während er nachlegte und sagte ausnahmsweise auch einmal nichts.
Plenius ließ sich von diesem wortlosen Austausch nicht beeindrucken. "Wyzima ist weit."
Jakob zuckte mit den Schultern. "Pilgerfahrten sind in der Regel keine geselligen Ausflüge zum Picknick." Er hatte 'Schulausflüge' sagen wollen, aber dazu kannte er weder das Wort noch war er sich sicher, dass es das Konzept als solches überhaupt gab. Er beendete sein Werk, ließ Münzen und Briefe in den neuen Taschen verschwinden und schloss die Nähte vollendes. Er hatte nicht vor die Nacht im Dormitorium zu verbringen, da ihm die Blicke, mit denen Plenius ihn beobachtete, nicht gefielen. Unter dem Vorwand sich für seine Pilgerreise vorbereitend dem Gebet widmen zu wollen, zog er sich Pilgergewand und Mantel an und ging zum Tempel. Dort blieb er bis zur Mitternachtsglocke, betete tatsächlich, aber nicht für seine Pilgerreise. Danach ging er über den nachtschwarzen Hof zu Jarels Haus, schrieb ihm einen kleinen Brief und klemmte diesen unter die Kanne am Waschtisch, in der Hoffnung, dass er diese bald genug würde benutzen wollen, wenn er zurück käme.
Die Wachen am Tor waren mit dem Schreiben seines Ritters, mit dem er ihn auf Pilgerfahrt schickte, schnell zufrieden zu stellen und so verschwand Jakob von Nagall im nächtlichen Nowigrad, um mit dem ersten Hahnenschrei und dem morgendlichen Öffnen der Tore seinem eigenen kleinen Abenteuer entgegen zu gehen. Barfuß und in Sack und Asche, doch voller Vorfreude im Herzen.

weiter
Benutzeravatar
Wenzel von Herrenloh
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 34
Registriert: Freitag 13. Januar 2023, 20:42
Lebenslauf:

Eigentlich hatte er nur nach dem Buch suchen wollen, dass Jakob von seinem Rittervater bekommen hatte. Das Buch, über das Bruder Siegismund immer sagte, es berge dämonische Gedanken und gehöre verbrannt. Aber Theobald fand die Dinge, die er darum gelesen hatte, alles andere als dämonisch, nur traute er sich nicht, Jakob nach dem Buch zu fragen. Doch der war jetzt unterwegs und so tastete der Knappe vorsichtig in der Truhe seines Knappenbruders herum, um es zu finden. Der harte Gegenstand, auf den seine Finger trafen, war allerdings kein Buchrücken, wie er zunächst angenommen hatte. Was Theobald zu Tage förderte, war ein langes Rohr aus Metall, das in einem hölzernen Teil mündete, das ähnlich aussah wie die Schulterstütze einer Armbrust. Es gab auch einen Abzug wie bei einer Armbrust, aber da hörten die Gemeinsamkeiten auf.
Eigentlich hatte Theobald das Ding einfach zurücklegen und vergessen wollen, aber dann war Lode plötzlich aufgetaucht und verlangte zu wissen, was er da trieb. Von da an waren ihm die Dinge entglitten. Lode hatte ihm die seltsame Armbrust aus den Händen genommen, daran herum gespielt und alle möglichen Hebel und Schalter bedient, bis ein ohrenbetäubender Krach ihnen fast die Trommelfelle zerriss. Putz bröckelte von der Decke und Tyssen kam keine Sekunde später angestürzt.
Und nun standen zwei betretene Knappen vor von Herrenloh und warteten auf ihre Ritterväter. Die Waffe, die von Herrenloh sofort bekannt vorgekommen war, hatte dieser unter Verschluss gebracht und hieß sowohl die Knappen als auch deren Ritter, Stillschweigen darüber zu bewahren. Dafür verhängte er keine Strafe, sandte stattdessen Lode zu Sokolov, um diesen förmlich um eine Unterredung zu bitten. Keine Vorladung, aber auch keine Einladung zum Tee. Einem Kenner der Feinheiten eines solchen Schreibens würde es das Gefühl professioneller Augenhöhe mit einer gut versteckten Androhung von Tadel vermitteln. Ohne Hintergedanken betrachtet blieb es eine offizielle Einladung zu einer Besprechung. Lode brachte das Schreiben mit dem Siegel der Komturei nach Silberstein und sollte dem Freiherrn mitteilen, dass er dieses nur den Wachen am Tor zeigen brauchte, dann würde man ihn vorlassen.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

------------------------------------------------------------
von: Zuhause...
Datum: spät Abends, 11. August 1278
betrifft: Wenzel, Slava
-------------------------------------------------------------

Was sich in der Komturei zugetragen hatte wäre Slava nicht einmal dann eingefallen wenn man es ihm mit zwei anderen ebenso absurden Möglichkeiten als Multiple Choice Aufgabe präsentiert hätte. Dass Jakob eine AK unterschlagen haben könnte, das hätte er nur geglaubt, wenn man es ihm gezeigt hätte. Dass nun eben der Beweis bei von Herrenloh lag und der Knappe, der sich als Lode vorgestellt hatte, ihn einlud eben dieses Korpus Delikti zu besichtigen - er würde sich noch wundern. Die komplexe Bedeutung einer solchen formellen Bitte erfasste er nicht, aber immerhin las er ausreichend zwischen den Zeilen und Worten um keine Respektlosigkeit erkennen zu können und um zu erfassen, das es keinen Aufschub duldete.
Er zog sich, nachdem der Knappe weg war, noch um und warf sich einen Gehrock über. Dieses mal wollte er respektabel aussehen, wenn er den Großkomtur schon beim letzten Besuch im Schlafanzug empfangen hatte.
Wozu ihn von Herrenloh um diese Zeit sehr wollte, dass er direkt einen Knappen schickte, darüber zerbrach er sich erst gar nicht den Kopf, er würde es erfahren.
So traf er nur knapp eine Stunde später am nächtlich geschlossenen Tor ein, zeigte das Schreiben und wurde auch tatsächlich vorgelassen...
Antworten