Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Hatte er sich gerade entschuldigt?
Jarel verstand die Entschuldigung – mit voller Absicht – falsch und half seinem Schwertherrn mit der Bettpfanne.
„Ich hab zwei Kinder großgezogen, das macht mir nichts aus.“
Und was er in der Nacht alles hatte verschwinden lassen…das brauchte er nicht erwähnen.
Als auch hier alle Spuren beseitigt waren nahm er doch den Becher mit dem Medikament zur Hand.
„Du hattest einige Krampfanfälle. Dein Körper wird die zumindest heute nicht gehorchen. Glaub mir, ich kenn das.“, seufzte Jarel und drehte den Becher in den Händen.
„Es gibt keinen Grund um zu Verzeihung zu bitten.“, erklärte er nach einer unangenehmen Pause.
Du hattest Recht. Nicht damit, dass es sich nicht um Liebe handelt. Aber mit allem anderen.“, brummte er und stellte den Becher wieder weg. So wie sein Rittervater aussah, spuckte er ihm tatsächlich alles wieder vor die Füße.
Jarel erwiderte Wenzels Blick. Und in seinen Augen lag kein Vorwurf, kein Argwohn. Er sah seinen Großkomtur an wie zuvor, einzig die Sorge in seinem Blick unterschied sich.
„Wir müssen jetzt erst einmal zusehen, dass es dir besser geht. Du kümmerst dich um dich selber und ich mich um alles andere.“ Er lächelte schief, klang aber noch immer ernst. „Und dein Urteil kannst du sprechen, wenn du wieder auf den Beinen bist.“
Du solltest noch schlafen. Und sobald du denkst, es bleibt drin…“ Der Schattenläufer deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des Bechers. „Da kommst du nicht drum herum.“
In Gedanken versuchte er dem Fall weiter nachzugehen. Nur…funktionierte das nicht.
ER funktionierte nicht richtig.
Nun…jetzt galt es erst einmal durchzuhalten und zuzusehen dass es seinem Freund und Mentor besser ging.
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Wenzel von Herrenloh
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Lebenslauf:

Je länger er wach lag, desto mehr Details des gestrigen Abends kamen aus der Dunkelheit empor wie dicke Blasen in einem Sumpf. Er wusste, wieso er selten mehr als einen Kelch Wein trank und hätte er es diesmal dabei belassen, wäre alles weitere auch nicht so gekommen. Was ihn zu der Frage brachte, wie lange das Gift wohl schon auf ihn gewartet hatte. Doch er war zu müde und durcheinander, um dem Gedanken weiter zu folgen, zumal Jarel wieder sprach und Wenzels ganze Aufmerksamkeit forderte. Er schwieg eine ganze Weile.
Der Bolzen, das Gift. Beides an dem Tag, an dem er seinen Freund und ehemaligen Klappen wegen einer Sache zu verurteilen drohte, die er nicht verstehen konnte. Oder wollte? Vielleicht auch wollte. Zwei Nägel an seinem Sarg, hoch aufgerichtet und drohend. Er war ein gläubiger Mann, in gewisser Hinsicht auch abergläubig und er sah in diesen Begebenheiten deutliche Zeichen. Seine Gottheit war Unzufrieden mit seinem Dienst und zeigte es ausgerechnet jetzt, wo diese Sache hervor kam und er reagierte, wie er eben reagiert hatte. Was sollte er nun glauben? Was daraus machen.
Jarel forderte ein Urteil, dabei war zunächst er es, der sich dem Urteil des Ewigen Feuers unterwerfen musste. Ohne mit sich selbst im Reinen zu sein und klar die Richtung zu kennen, konnte er niemanden verurteilen.
Nur wer reinen Herzens ist, der verkünde mein Gesetz unter den Ungläubigen.
Nach dieser Episode war er sich nicht mehr sicher. Er würde Zeit brauchen, sowohl um körperlich als auch seelisch zu genesen und bis dahin wäre Jarel frei von allem. Seinem Zorn, seinen Vorwürfen und letztlich auch seinem Urteil. Er überging dies daher für den Moment, würde sich um sich kümmern, wenn auch nicht ganz, wie Jarel es meinte. Und der kümmerte sich um alles andere. Und ob.
"So sehr schreckt dich der Gedanke ab... meine Nachfolge anzutreten..., dass du mich sogar... dem Tod aus den Klauen reißt...", brummte er. Aber es klang auf seine Art gutmütig, außerdz war da mehr als ein milder Scherz verborgen, das wussten sie beide. Jarel hätte ihn sterben lassen können und mit ihm das Wissen um seine Vergehen. Die Ritterbrüder hätten ihn mit großer Wahrscheinlichkeit zum neuen Komtur und damit dem drittmächtigsten Mann im Orden gewählt, womit er seine eigenen Regeln hätte machen können und niemandem außer Lothar noch Rechenschaft schuldig gewesen wäre. Er hatte es nicht getan - viele andere wohl schon.
"Trotzdem kommst du jetzt vorerst... nicht drum herum. Ealco soll... dich unterstützen... Er ist ein guter Junge. Hat alles Wichtige im Kopf." Wenzel nestelte unter der Decke herum und zog schließlich die Hände hervor. Er griff nach Jarels Hand und legte den Siegelring des Großkomturs hinein, doch er ließ nicht sofort los, drückte die Hand des Klingenmeisters und spürte, wie der Ring sich in ihre Handflächen eingrub.
"Bis ich wieder... genesen bin." Er ließ los und sank müde zurück. "Denk dir eine Erklärung aus..., aber nicht, ...dass es Gift war. Und Bertrand... soll die ... Klappe halten. Ealco..." Wenzels Stimme wurde mit jedem Wort leiser, seine Zunge schwerer. Jarel sollte es vorerst nicht mehr erfahren, denn der Komtur driftete in einen Erschöpfungsschlaf.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Immer noch auf der Bettkante sitzend starrte der Ritter erst auf seine geschlossene linke Faust, dann auf seinen wegdämmernden Freund.
„Das letzte, woran ich gedacht habe sind Ränge…“, murmelte er, eher zu sich selber als zu seinem Rittervater, der endlich dem Drängen seines Körpers nach Ruhe nachgab und die Augen schloss.

Wie in Zeitlupe prüfte der Schattenläufer den Puls seines Vorgesetzen. Er schlief. Den Schatten sei Dank. Moment….der ewigen Flamme sei Dank.
Wie durch einen Schwamm sickerte die Tatsache, was gerade geschehen war in sein Bewusstsein.
Er schluckte schwer, starrte den Schlafenden noch immer an.
Was bedeutete das nun?
Was bedeutete das für den Angriff auf die Nilfgarder Lager? Und – was zumindest ihm wesentlich wichtiger war – was bedeutete das für seine Beziehung mit Slava?
Mit einem Ruck riss er seinen blick los, erhob sich und ging mit zitternden Knien zur Tür, rief mit seltsam heiserer Stimme nach Ealco, ließ diesen Bertrand holen.
Erst als er dem Großspittler die Lage erklärt hatte, die linke immer noch so stark geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten, ging er wie ferngesteuert in Wenzels Büro, Ealco dicht hinter ihm wie sein eigener Schatten. Fast hätte Jarel gelacht. Wusste der Sekretär mehr als er selber? Hatte von Herrenloh etwas schon vor dem Anschlag Vorkehrungen getroffen?

Er blieb vor dem Schreibtisch des Großkomturs stehen.
Auf SEINER Seite. Nicht auf der, auf dem von Herrenloh immer saß.
Dort gehörte er nicht hin. Fahrig fuhr er sich mit der rechten Hand über die Augen.
Er hatte sich nie als die graue Eminenz im Hintergrund gesehen. Er war die Klinge aus dem Schatten an der Kehle des Feindes.,,nicht der Mann an Schreibtisch.
Klinge.
Nicht Feder.

Das konnte nur ein verfickter Alptraum sein, aus dem er aufzuwachen nicht in der Lage war.

Sicherlich, dass sein Name für die Wahl des nächsten Großkomturs im Raum stand, hatte er mitbekommen.
Nur so recht hatte er sich damit nicht auseinandersetzen wollen.
Zum einen war ihm der Gedanken, Wenzel könnte das Zeitliche segnen bis gestern suspekt gewesen.
Zum anderen hielt er sich selber nicht für den Posten geeignet. Ganz und gar nicht.
Es weiterhin zu verdrängen hatte keinen Sinn.

Mit einem Ruck wand sich der Ritter dem Sekretär zu und öffnete langsam die Hand.
Das aufwändig gefertigte Schmuckstück hatte einen so tiefen, geröteten Abdruck im Handballen des Schattenläufers hinterlassen, dass man an den Details beinahe das Siegel hätte nachbilden können.

„Wir brauchen eine Begründung, warum ich von Herrenloh als Interim- Komtur vertreten soll. Fällt dir etwas ein? Vielleicht…hatte der amtierende Großkomtur eine Vision und sich danach in Klausur begeben? Dass er nach einem Anschlag um sein Leben kämpft, darf dieses Gebäude nie verlassen. So viel ist klar.“
Er hätte fragen sollen, wie es Ealco ging. Schließlich hatte das Kerlchen ebenfalls einige Kröten schlucken müssen. Doch so weit zu denken war Jarel gerade nicht in der Lage.
Stattdessen fixierte er nun mit düsterem aber hilfesuchendem Blick die halbe Portion.
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ERZÄHLER
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Lebenslauf:

Ealco war Jarel gefolgt wie an einem unsichtbaren Bändchen gezogen und stand nun bereit. Er war nicht sonderlich gut darin, mit Menschen umzugehen, dafür brillant mit Zahlen, Terminen und Namen. Unwichtigen Randnotizen. Dennoch war ihm sein Brotgeber natürlich nicht gleichgültig - das Erlebte und die lange Nacht saßen auch ihm in den Knochen, zeichneten Schatten unter die ohnehin schon tief liegenden Augen. Der Anblick des Ringes in Jarels Hand brachte ihn einen Moment aus dem Konzept und er blickte wohl ein paar Mal zwischen dem Ring und Jarels Augen hin und her, bevor er unsicher fragte: "Er wird doch wieder, oder?" Dann räusperte er sich, straffte etwas die Haltung und setzte ein vorsichtiges. "Ehrwürden?", hinzu. Ealco konnte sich fast nicht vorstellen, für jemand anderen zu arbeiten. Natürlich würde er das können - er war noch jung im Vergleich zu beiden Männern - aber er kreiste schon so lange um dieses Licht...
Jarel rettete ihn vermutlich unbewusst aus dieser gedanklichen Misere, indem er ihm eine erste Aufgabe gab. Aufgaben, Arbeit, Listen - Ealcos Welt und somit erhellten sich die müden Züge etwas.
"Der ehrwürdige Herr Großkomtur hat sich in Vorbereitung der alljährlichen Prozession zum Herbstäquinoktikum zurück gezogen und dem ehrwürdigen Herrn Klingenmeister die operativen Geschäfte überlassen. In Anbetracht der unsere geliebte Stadt immer wieder heimsuchenden Terroristen, will er fasten und beten, damit das Ewige Feuer uns beisteht." Er kam während er sprach in Fahrt. Er reckte etwas das Kinn. "Ich schlage vor, Bewahrer Zehlin ins Vertrauen zu ziehen, wenn wir eine solche Verlautbarung machen... Ehrwürden." Langsam wurde er mutiger. "Ich muss Euch außerdem gemäß meiner Pflicht auf folgendes hinweisen: das Zeughaus wartet noch auf Antwort bezüglich der geplanten Ausgaben für das erweiterte Arsenal - die Dokumente kann ich Euch gern erläutern. Dann benötige ich Unterschrift und Siegel auf den Ausgaben des Quartiermeisters. Ich habe die Kalkulation geprüft, sie ist lückenlos und nachvollziehbar, also meiner bescheidenen Ansicht nach. Wollt Ihr den Terminplan für heute wissen?"
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Um der Flammen Wärme Willen, Ealco, nenn mich nicht Ehrwürden. Ich bin immer noch Jarel. Ehrwürdig ist nur einer, und der wird wieder.“
Fasten und beten der Terroristen wegen. Gute Idee. Und das hätte dem Schattenläufer beinahe ein Grinsen abgerungen. Die einen beteten, die anderen zogen in die Schlacht.
Und in eben diesem Moment beschloss er, dass er trotz alledem genau das würde. In die Schlacht ziehen. Irgendwie würde er das alles unter einen Hut bringen. Irgendwie.
Und Ealco würde ihm helfen.
Er seufzte und legte den Ring auf die Platte des riesigen Schreibtisches. Noh war er einfach nicht bereit, dieses Zeichen anzunehmen. Mit sichtlichem Wiederwillen nahm er Platz. Auf der Seite, auf der er nicht gehörte.
Gedankenverloren sah er über die Unterlagen, lauschte dem Sekretär. Seinem Sekretar.
Zahlen, Buchhaltung, Ausgaben, Unterschriften.
Hoffentlich wurde Wenzel schnell wieder. Das ging ihm jetzt schon auf den Sack.
„Du brauchst mir die Unterlagen nicht zu erläutern.“, seufzte er. „Ich vertraue deinem Urteil. Termine…ja…lass und mal durchgehen, was heute noch unumgänglich ist.“
Als er noch im aktiven Dienst als Schattenläufer war, fiel es ihm leicht, mehrere Tage ohne Schlaf auszukommen. Aber jetzt…im ‚Alter‘ fühlte er sich bereits nach vierundzwanzig Stunden wie erschlagen. Zugegeben…in den Tagen davor war Schlaf ebenfalls äußerst limitiert vorstatten gegangen und das Essen hatte er schlicht vergessen. Das, und eine äußerst anstrengende Nacht obenauf sorgte dafür, dass es sich bei seiner Konzentration eine sehr hoch hängende Frucht handelte. Und allem Anschein nach würde es noch ein verdammt langer Tag.
„Unterlagen und Termine durchgehen, dann eine Mahlzeit für uns beide., dem Großspittler und Wenzel. Das Gespräch mit Zehlin im Anschluss und dann machst du Pause.“, erklärte er, nahm den Ring auf und drehte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. Er würde sein Bestes geben. Zum Wohl des Ordens. Und sobald er konnte, würde er um Wenzels Genesung beten. Er kam sich jetzt schon vor wie ein Raubtier in einem viel zu kleinen Käfig.
Und was, wenn er von Sturm auf das Lager nicht zurückkam?
„Ealco…wer steht nach mir in der Liste der Nachfolger? Rein Hypothetisch.“
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ERZÄHLER
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Ealcos Blick huschte immer wieder kurz auf den Ring. Immerhin setzte der ihn überragende Mann sich nun hinter den Schreibtisch und Ealco trat ganz wie immer an dessen Seite. Letztlich hielt er es nicht mehr aus.
"Ihr solltet ihn einstweilen anlegen. Er verleiht Eurem Wort Gewicht, Ehr...", er unterbrach sich, "Klingenmeister." Unmöglich. Er konnte ihn nicht beim Vornamen nennen! Nicht in den Amtsräumen des Großkomturs. Nicht am Schreibtisch desselben. Nicht, wenn er das Siegel hatte. Nein, unmöglich.
Er nickte zu allem, gab aber dann zu bedenken: "Mit Bewahrer Zhelin solltet Ihr vor der Messe sprechen, in der Ihr die Abwesenheit des Komturs und seine Vertretung durch Euch publik macht, Ehr... Klingenmeister."
Termine. Ealco straffte sich noch etwas mehr, wenn das möglich war und kramte in seinem Gehirn.
"Da wäre die tägliche Korrespondenz mit Großmeister von Tretogor, dann Großmarschall de Ardh, der um ein Gespräch wegen dieser Gerüchte über einen Sturmversuch der Nilfgaarder ersucht hat, dann eine Unterredung mit Rittersergeant Thyssen, bei der sich Ehrwürden wöchentlich über den Stand bei den Knappen unterrichten lässt. Mittagsmesse, danach eine Waffenübung mit den Ritterbrüdern, bei der Ihr aber nicht die ganze Zeit zugegen sein werdet, denn zum Nachmittag hat Semanta Lliwerk, die Nachtigall, wie man so schön nennt, in ihren Salon eingeladen." Kurz wirkte selbst der strenge Ealco etwas verzückt, dann schüttelte er sich. "Dem Schneider sage ich ab, den Abend habt Ihr damit zu Eurer Verfügung."
Und bei all dem hatte er nicht wirklich den Eindruck, dass Jarel ihm zuhörte. Daher überraschte ihn die Frage schräg zum Kontext auch nicht weiter. Er überlegte nur kurz. "Die Führung der Komturei ist keine Erbmonarchie, es wird gewählt. Aber natürlich orientieren sich die Ritterbrüder an ihren Meistern. Euer Knappe ist noch jung, ohne Ritterschlag und daher kaum geeignet. Ich nehme an, es würde sich zwischen dem Großmarschall und dem Waffenmeister entscheiden." Wie er dazu stand, verriet Ealco mit keinem Wimpernzucken.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

‚Klingenmeister‘
Damit konnte er leben.
Ealco nannte ihm die Termine, forderte ihn auf, den Ring zu tragen.
Es kam Jarel falsch vor. Als hätte er Wenzel erschlagen und ihm das Siegel von den im Todeskampf noch zuckenden Fingern geraubt.

Falsch. Einfach nur falsch. Und doch kribbelte das Gefühl der Macht tief unten in seinem Unterbewusstsein, ungefähr auf der Ebene, auf der seit Tagen der Schwarze unruhig und mit unter dem glänzenden tiefschwarzem Fell, arbeitenden Muskeln in seiner Zelle auf und ab Schritt, den Blick immer wieder auf die Gittertür, in Erwartung dessen, dass das Schloss irgendwann aufschnappte und er endlich nach oben kam.

Wenzels Terminplan war eng gesteckt und passte Jarel gar nicht in den Plan.
Es gab wichtigeres und er war nicht bereit, seine Aufgaben als Klingenmeister zu vernachlässigen. So hatte sich von Herrenloh das sicher nicht vorgestellt…

Jarel seufzte. Sollte er Ealco in seine Pläne einweihen? Und wenn ja, wie weit?
Ob er zu den Verrätern gehörte? Kurz huschte sein Blick über das Kerlchen.
Nein.
Er rang mit sich. Wenzel hatte Ealco vorbehaltlos vertraut. Und genau das würde er nun auch.
Er musste.

Wenn Slava wusste, wo der Doppler sich aufhielt müsste er bald zurück sein. Dann gab es - zumindest für ihn – Wichtigeres.
„Lass mir die Unterlagen hier, die ich unterzeichnen soll. Schick jemanden Zhelin holen. Das Gespräch mit De Ardh und Thyssen muss warten, bis ….“

Ein Ruck ging durch den Schattenläufer, er nahm den Ring auf, hielt die Luft an und schob mit einem Ruck das verheißungsvolle Schmuckstück auf den rechten kleinen Finger. Passte. Zumindest von der Größe her. Das Gefühl jedoch war noch immer falsch.

„Ich habe Unterstützung von Außerhalb angefordert. Jakob wird bald mit jemandem auftauchen, der uns bei den Untersuchungen zum Anschlag auf den Großkomtur helfen wird.“
Mit einem Mal klang der Klingenmeister nicht mehr unsicher oder unkonzentriert, als hätte er sich mit dem Anlegen des Ringes in jemand gänzlich anderen verwandelt.
„Die Untersuchung leite ich selber. Wir beginnen, sobald die angeforderte Unterstützung hier ist. Du hältst mir so lange den Rücken frei, bis die Sache durch ist.“
Das hatte in den Augen des Schattenläufers zwei immense Vorteile.
Primus musste er handeln, bevor die Spur erkaltete.
Secundus konnte er – sollte die Spur dorthin führen, wohin er befürchtete – mit Urthed Tyssen über das weitere Vorgehen beraten in der Hoffnung, darüber irgendwie an Unterstützung von Lothar zu kommen.
Die Sache wuchs ihm definitiv über den Kopf. Er konnte nicht einfach so handeln, wie er es in seinem Leben zuvor so oft getan hatte: Feind ausfindig machen, Feind beseitigen. Problem gelöst.
Hier ging es um Politik. Eine Sache, die in seinem eingleisigen Verstand keinen Platz fand. Zu viele Fäden in zu vielen Fingern.
„Und treib was zu Futtern für uns auf.“, verlangte er, stutzte selber über seinen Ton und fügte ein freundlicheres „Bitte.“nach
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ERZÄHLER
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Als Jarel den Ring überstreifte, machte Ealco einen Moment lang den Eindruck eines Hundes, der an den Platz genagelt darauf warete, dass sein Herr endlich das Stöckchen warf und ihn flitzen ließ. Er stand ruhig, aber auch nicht, wartete fast sehnlich auf Anweisungen und war im ersten Moment ebenso enttäuscht, wie ein solcher Hund, als der Herr das Spielzeug wegsteckte. Warten. De Ardh und Thyssen mussten warten, gut das konnte er sicher schieben.
"Und die Waffenübung...", setzte er noch einmal an, allerdings bereits zögerlicher.
"Nein.", erklärte Jarel kurz angebunden. "Nicht heute." Nur um dann eine ganze Latte Anweisungen folgen zu lassen, die den inneren Hund des Buchhalters wieder aufmerksam die Ohren spitzen ließen. Ealco, die Hände die ganze Zeit an den Hosennähten, nätte fast salutiert, obwohl er weder Soldat noch Ritter war. "Jawohl Sir. Wie Ihr wünscht, Sir." Rücken frei halten. Das war innerhalb der Komturei ja noch ganz überschaubar, aber wenn es an die gesellschaftlichen Pflichten ging, wurde ihm ganz anders. Er wagte aber nicht, noch einmal zu widersprechen. Etwas hatte sich gerade an Jarels Gebahren verändert und hielt ihn ab, dessen Weisungen weiter in Frage zu stellen. Er musste sich schlicht und ergreifend etwas einfallen lassen.
Und er sollte etwas zu essen besorgen. Und den Bewahrer.
Mit einer steifen Verbeugung ließ Ealco den Vize-Komtur, wie er ihn innerlich gerade getauft hatte, vorerst allein und eilte sich, die ihm gestellten Aufgaben zu erledigen.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Nachdenklich blieb Jarel sitzen, ging Unterlagen durch, unterschreib, siegelte, dachte nach.
Es fühlte sich immer noch falsch an, aber er hatte sich gefügt. Damit abgefunden.
Es war ja nicht für immer.
Als Ealco zurückkehrte, lagen die angeforderten Unterlagen tatsächlich fertig auf den Schreibtisch.
„Isst du hier? Falls Zhelin oder Jakob ankommen…“, bat er und nahm den Sekretär ungefragt das Tablett ab, stellte Ealcos die Portion auf den Schreibtisch. Etwas, dass es unter Wenzel sicher nicht gegeben hätte. „Ich bring das rauf.“

Seinen Hunger hatte er glatt wieder vergessen, aber bei dem Duft nach Hammelfleisch und Bohnenpaste brachte sich sein Magen lautstark in Erinnerung.
Mit einem Schmunzeln schleppte er sich und das Essen bis hoch in von Herrenlos Schlafzimmer.
„Wie geht es ihm?“, frage er leise, während er das Tablett abstellte und dem Großspittler eine Schüssel reichte. In Kräuter gegarter Hammel, Hirse, Bohnenpaste, Brot Obst.
Und eine Brühe für den Kranken. Natürlich.
„Denkst du er kann essen?“
Noch immer besorgt sah er in Richtung des Patieren. War er wach?
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Wenzel von Herrenloh
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"Ihm geht es so gut, wie es einem nach der verdünnten Pferdepisse geht, die Bertrand zu seiner Genesung zusammengerührt hat.", brummte der alte Mann im Bett mit geschlossenen Augen heiser vor sich hin. Alt und gebrechlich, so kam er sich vor. Alt und blass, so sah er aus in den dunklen Decken. Er fror, obwohl es sommerlich warm war. Fror seit er wieder erwacht war immerzu. Bertrand hatte schon ein weiteres Fell auf seine Decken gelegt, als sei es bereits Herbst. Und es war Herbst. Sein Herbst. Müde hob er die schweren Lider.
"Die Wunde am Rücken hat sich etwas gerötet, aber nichts, was mir Sorge macht. Etwas Essen wäre eine gute Idee, Wenzel." Meistens konnte Bertrand sich davon abhalten, über den Patienten in dessen Beisein zu sprechen. Meistens, aber nicht immer. Dankbar nahm er die Schale von Jarel entgegen und roch daran.
"Wagt es nicht hier den Hammel zu futtern und mir weiter die Pferdepisse zu geben.", grollte der nicht allzu einfache Patient.
Bertrand erhob sich und zuckte mit einem Blick zu Jarel die Schultern. "Kein Problem. Ich esse in deinem Kaminzimmer." Und weg war er.
"Lass stehen, Jarel. Iss selber was - ich kann deinen Magen bis hierhin knurren hören." Wenzel schloss die Augen wieder und schien vor sich hin zu dämmern. Er hatte keinen Hunger. Ihm war Übel von der Medizin und er war müde.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Versuch wenigstens etwas von der Brühe.“, bat Jarel vorsichtig und setzte sich mit dem nur noch handwarmen Nahrungsmittel an die Bettkante. Die Schüssel in der Linken, den Löffel in der Rechten. In der Rechten, an dessen kleinen Finger er tatsächlich den ihm gegebenen Ring trug.
„Ich werde Zhelin ins Vertrauen ziehen. Er wird verkünden, dass du dich in Vorbereitung auf die alljährliche Prozession zum Herbstäquinoktium zurückgezogen hast. Und du um den Beistand des ewigen Feuers gegen Heimsuchung der Terroristen Willen fasten und beten wirst.“
Der Schattenläufer drohte mit einem Lächeln und einem Löffel Brühe.
„Wenn das für dich in Ordnung ist.“
So wie Wenzel dort im Bett lag, würde er das verfluchte Schmuckstück noch um einiges länger tragen müssen.
Vielleicht sollte er sich auf die Suche machen einen magischen Heiler aufzutreiben. Aber… wen sollte er bei so etwas vertrauen? Und selbst wenn er den Alten fand…würde Wenzel einen Anderling an sich heranlassen?
Verdammt. Warum geschah das alles jetzt?
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