Irgendwo zwischen Wyzima und Nowigrad

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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Xoschnaw
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Ein Karren rumpelte über einen lange nicht mehr benutzten Fahrweg entlang. Hoch beladen mit undefinierbarem Tand, halb bedeckt mit Lumpenfetzen und nachlässig verzurrt mit allerhand verschiedenster Strippen, Resten von Fischernetzen und dicken Tauen. Das Gefährt bewegte sich langsam, wankte in den alten Spurrillen und blieb immer wieder in Farn oder Brombeerranken stecken.
Und es quasselte.
"Komm nach Est Taiyar, Xoschnaw. Komm zu den Scioa'tael, Xoschnaw. Komm weg aus der Menschenstadt, Xoschnaw. Ist ganz leicht zu finden. Ganz leicht. Komm nur. Krätze und Hundedreck! Verdammte Hexe auf ihrem schönen Pferd. Hätte sie den Gaul mal vor Xoschnaws Wagen gespannt, dann... hmmmpf." Ein Scharren, als würde eine Maus hektisch versuchen, eine senkrechte Wand empor zu klettern, unterbrach den unablässigen Redeschwall, als der Karren gegen eine Wurzel drückte und stehen blieb. "Ganz leicht zu... hhhhhrrrrg... finden, Xoschnaw. Immer naaaaach... hmmmmmpf... Westen durch den Wald. Ganz leiiii... rrrrrgh." Mit einem Ächzen hob sich die festgefahrene Achse auf das Holz, dann rollte der schwere Wagen fast wie von selbst einen Meter weiter und das Wesen, das ihn vorwärts schob fiel der Länge nach ins dornige Gestrüpp. Motzend rappelte die seltsame Kreatur sich wieder auf, putzte sich demonstrativ den Schmutz vom nicht vorhandenen Wams und stemmte die Fäuste in die Seiten. Beleidigt starrte es erst die Wurzel, dann den Karren und dann die umstehenden Bäume an.
An einem hing kopfüber ein Eichhörnchen und starrte zurück.
"Was glotzt du so?! Willst du schieben helfen, Puschel?!", geiferte Xoschnaw, was das Eichhörnchen dazu bewog, Kehrt zu machen und keckernd den Stamm hinauf zu turnen. Von einem hoch liegenden Ast herab schimpfend, warf es eine Eichel, die Xoschnaw zielsicher kurz vor dem Kamm an der Stirn traf. "Au! Dämonenbrut! Wald - ich HASSE Wald. Komm weg aus der Stadt der Menschen, Xoschnaw! Pah! Dort gibt es wenigstens keine dämonischen Puschelschwänze!" Schimpfend packte er die Griffe seines Karrens, der an eine zweirädrige Schubkarre mit - im Wald äußerst hinderlichen - Standfüßen erinnerte und stemmte sich wieder gegen das Gewicht seiner Habseligkeiten. Alles was er in Wyzima besessen hatte, war auf diesem Karren. Materialien, Werkzeuge, Apparaturen, Bücher und ein paar Fetzen Kleidung. Letztere missbrauchte er allerdings aktuell als Abdeckung und Schutz seiner Siebensachen. Selbst hatte er seine untere Körperhälfte nur in einen fadenscheinigen Lumpen gewickelt, den er stolz Hose nannte. Schuhe trug er ebenso wenig wie Wams oder Hut, was hier auch niemandem aufstoßen würde. Es war einsam. Gottverlassen, wenn man es genau nahm. Wo die nächste Siedlung war, davon hatte Xoschnaw keine Ahnung. Er hatte sich restlos verlaufen.
Bei aller selbst definierter Genialität - Orientierung war nie sein Steckenpferd gewesen. Zumindest nicht an Land. Er hatte mal gehört, man müsse der Sonne folgen, wenn man nach Westen ging. Nur das man sich nicht permanent an der Sonne orientieren durfte, das ging ihm nicht ein. Folglich war er schon eine Weile in großen Kreisen unterwegs, die nirgendwo hin führten. Allein manche Baumbewohner wunderten sich, wieso der Karren und das merkwürdige Wesen daran immer wieder unter ihren Nestern vorbei kamen. Als selbiger Karren nun in den Resten einer schlammigen Pfütze zum Stehen kam, fluchte Xoschnaw lästerlich und ließ sich an Ort und Stelle auf den löchrigen Hosenboden fallen.
"Wieso hör' ich auch auf die Hexe und nicht auf die Märchen?! Hör niemals auf eine Hexe! Dann verläufst du dich im Wald und der Wolf frisst dich und läuft dann zur Hexe und wird in ihrem Ofen verbrannt. Ich werde gleich zweimal sterben - gefressen und verbrannt.", jammerte er vor sich hin, während sein Magen knurrte und er zwischen den klirrenden Utensilien im Karren nach einem Wasserschlauch suchte. Wasser hatte er, der Lichtherrin sei Dank, genügend dabei. Als Geschöpf des Wassers würde er sonst inzwischen ganz schön dumm aus der Wäsche gucken, denn außer matschigen Rinnsalen hatte er im hochsommerlichen Land bisher nicht viel frisches Nass gefunden. Er trank ein paar Züge, besprenkelte sich die trockene Haut und steckte den Schlauch zurück.
Er hätte einfach in seinem Bootshaus bleiben sollen.
Weiter gehen wollte er so langsam nicht mehr und ob er nun hier lagerte oder anderswo, war auch gleichgültig. Er musste etwas zu essen auftreiben und da es mangels Fluss nichts zu fischen gab, blieb ihm nur wie so oft das Fallenstellen. Doch Xoschnaw wäre nicht Xoschnaw, wenn er sich mit einer einfachen Schlinge zufrieden geben würde. Jeden Abend tüftelte er an einer neuen Konstruktion, die er sich den Tag über ausdachte und dann mit den Mitteln auf seinem Karren zusammen werkelte. Heute sollte es die Vollendung einer vollendeten Schlingenfallenkonstruktion werden. Sie wäre perfekt und dann würde er endlich etwas fangen. Etwas großes! Vielleicht auch etwas kleines... Hauptsache etwas.
Vor sich hin murmelnd nahm er das alte Fischernetz ab, zupfte die Lumpen beiseite und kramte in seinem Gepäck.
"Das hier und das und... wo hab ich denn...? ah, genau, den und das und... AU - wie bist du denn da raus gekommen?! Nein, das nicht, aber den..." Basteln stimmte ihn gleich munterer. So lief das jeden Abend. Er bastelte an seiner Falle, vergaß dabei ein Feuer zu entzünden oder auch nur Brennholz zu sammeln und fror dann den Rest der Nacht erbärmlich. Wäre nicht seine angeborene Zähigkeit gewesen, er wäre wohl längst an einer Lungenentzündung oder sonst einer Krankheit, Entkräftung oder Kälte verreckt. So litt er einfach nur nächtens vor sich hin und wartete auf die Wärme des Tages, die er dann später verfluchte, weil sie seine Haut zu rissigem Leder werden ließ.
"So, das da fest machen und dann hier spannen uuuuund.... viola! Meine beste allerbeste Schlingenfalle. Und so schnell. Jetzt noch ein Lager und etwas Holz sammeln und warten. Und Leise sein. Leise... ja, pschsch Xoschnaw, ganz leise, sonst verjagst du die Kaninchen und die Wildschweine und..." So vor sich hin murmelnd begann er in weiten Kreisen um seinen Karren Reißig und trockenes Holz zusammen zu suchen. Er fand ein paar Beeren, die er sich in den Mund warf und sofort wieder ausspuckte. Mit beiden Händen scharrte er auf der weit heraus gestreckten Zunge herum, um den widerlich bitteren Geschmack und das pelzige Gefühl los zu werden, schaute sich dann mit immerhoch über die Haifischzähne hängender Zunge hektisch nach dem Karren um, sprang dann in direkter Linie darauf zu, um sich mit dem Wasserschlauch Erleichterung zu verschaffen und...
FFWUUUSCH
Der junge Baum schnellte in die Senkrechte, spannte das dünne Seil, riss Schlinge und Netz und Xoschnaw vom Waldboden in die Höhe, schwenkte alles wie eine überdimensionale Peitsche erst zur einen und dann noch einmal zur anderen Seite, bevor das Gewirr aus Seilen, Lumpen, Armen, Beinen und Zunge pendelnd unter dem zentralen Ast ausschlingerte. Begleitet wurde das Ganze erst von einem langgezogenen Schreckensschrei des Halbdämons, dann von gutturalen Schmerzenslauten, als er gefangen in Netz und Schlinge immer wieder gegen den Stamm des Bäumchens prallte und schließlich von lauten Flüchen.
Xoschnaw hing gut verpackt in seiner Falle, einen Fuß in der Schlinge und selbigen empor Richtung Kronendach gereckt. Den Kopf im Netz verschlungen, aus dem auch ein Bein und ein rudernder Arm heraus schauten, der zweite Arm war irgendwo im Wirrwarr aus Seilen, Blättern, Brombeerranken und Hosenfetzen verschwunden. Der junge Baum neigte sich weit zum Waldboden, doch gerade nicht weit genug, dass Xoschnaws klauende Finger diesen hätten erreichen können, so sehr er sich auch wand und streckte.
"Katzendreck! Fischmilben und Dämonenscheiße! Diese Hexe kann mich mal! Ich will nach Hause! Hörst du?! Ich will nicht mehr!!" Sein wütendes Zappeln machte alles nur schlimmer, aber das war ihm für den Moment egal.
Irgendwann beruhigte er sich, es wurde dunkler und stiller.
"Na, ist doch eigentlich ganz gemütlich. Kein harter Waldboden. Keine Ameisen, die einem in die Hose kriechen. Ein bisschen Schaukeln zum Einschlafen. Hm. Hin. Her. Eichhörnchen? Bist du noch da? Kannst du Hilfe holen? Hallo? Eichhörnchen?"
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Voli
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von/nach: Kein direkter Anschluss
Datum: 12. August 1278 - Nachts
betrifft: Xoschnaw
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Seit über einer Woche hatte Voli mit seiner verletzten Schulter zu kämpfen, die ihm die unglückliche Begegnung mit einer blonden Zwergin und ihrer Bruxa-Freundin beschert hatte. Die gesamte letzte Woche war der Vran darüber hinaus auch noch gezwungen, bei der Zwergin wieder vorstellig zu werden, sodass sie seine Schulter verarzten konnte. Kühle Salben, die nach Fett und zermahlenen Kräutern rochen und mit denen immer eine seltsam kribbelnde Taubheit des umliegenden Fleisches einherging, massierte man dann in seine schuppige Haut. Dann wurde sein Arm aus der Schlinge gezogen und gestreckt, gedehnt und gebogen, immer mit der Anweisung ‘gib Bescheid, wenn es weh tut’ und es tat weh, immer. Manchmal so sehr, dass Voli nur zur Bestätigung zischen und gequält knurren konnte, als der Schmerz plötzlich auf flammte, fast wie als hätte die Zwergin ihm just ein Messer in das Gelenk gerammt.

Ab und an war auch die Menschenfrau, Ljerka war ihr Name, anwesend und sah mit einem missbilligenden Ausdruck bei der Behandlung zu. Nach der Behandlung diskutierten Zwergin und Menschenfrau dann immer angeregt und am nächsten Tag roch die Salbe, welche man Voli auf die Schulter schmierte, anders. Die Behandlung, so unangenehm sie auch war, zeigte allerdings eine verblüffend gute Wirkung. Jeden Tag erhöhte sich der Bewegungsradius seines Arms bevor der Schmerz unerträglich wurde und am Ende der Woche war Voli sogar die Schlinge los, geknüpft an die mit sehr viel Nachdruck gegebenen Bedingung, dass er auf keinen Fall irgendwelche schweren Tätigkeiten mit dem Arm ausführen solle und auf gar keinen Fall schwer heben. Die Zwergin ergänzte die Anweisung noch um etliche Drohungen, doch die waren nicht nötig, denn Voli würde ihren Rat beherzigen. Er hat die Heilerin über die Woche sehr schätzen gelernt und es war davon auszugehen, dass er ohne ihre Behandlung bis zum Hals im Echsendreck stecken würde und möglicherweise nur geringe Chancen besaß, den kommenden Winter zu überstehen.

Die regelmäßigen Besuche blieben fortan auch aus. Man gab dem Vran einen Wochenvorrat von der heilenden Salbe mit, erklärte ihm Übungen, die er jeden Tag mit dem Arm vollziehen solle und wünschte ihm gute Besserung. Voli war froh, dass der Heilungsprozess so gut und schnell verlief. Ob dies seinem Winter-Vran-Blut geschuldet war, der guten Behandlung der Heiler oder, was am wahrscheinlichsten war, der Kombination aus beidem, war dabei zweitrangig. Wichtig war, dass er nun viel von seiner Freiheit zurückgewonnen hatte und sich endlich wieder mehr als eine halbe Tagesreise weit von Nowigrad entfernen konnte. Und so kam es auch.

Ein brütend heißer Augusttag neigte sich dem Ende. Der Himmel war frei von Wolken und versprach eine Sternenklare Nacht, gepaart mit einem vollen Mond, welcher das Land mit Silber überziehen würde. Es jagte sich gut in Vollmondnächten, das wusste der Winter-Vran und hatte sich deshalb bereits am Abend des Vortages aufgemacht in Richtung Osten, immer den Pontar, der natürlichen Grenze zwischen Redanien und Temerien, entlang. Bei der erstbesten Gelegenheit schwamm der Vran sogar über den Fluss und war damit offiziell in Temerien. Er wollte bloß weg von Nowigrad. Raus aus Redanien und den umliegenden Dörfern. Weg von dem Gestank und den Menschen dort. Das Gleiche dachten auch die Tiere. Niemand, außer Menschen natürlich, war freiwillig gerne in der Nähe von Nowigrad, da war er sich sicher und erhoffte sich daher auch fette Beute in den weniger besiedelten Gebieten südlich des Flusses. Es wäre schön, wenn er sich mal wieder richtig den Wanst vollschlagen könnte, um dann den kommenden Tag nur auf der faulen Haut in der Sonne zu liegen.

Der Mond stand hoch und strahlte sein fahles, silbriges Licht über die weite Landschaft. Voli folgte einem wenig genutzten Fahrweg, der gesäumt war von Sträuchern und Bäumen, die ihr Bestes taten, den Weg wieder zurückzuerobern. Wurzeln zerfurchten die Erde, dorniges Gestrüpp und Äste ragten in den Weg, sodass an einigen Stellen der Pfad so schmal wurde, dass sogar Voli Gestrüpp und Geäst zur Seite drücken musste. Die Zunge des Vrans war dabei, wie üblich, nicht untätig. Ständig peitschte sie durch die Luft, züngelte an Ästen, Blättern, hohen Gräsern und dem Wind auf der Suche nach einer Fährte, die noch frisch genug war, dass es sich lohnte, sie zu verfolgen. Egal ob Rotwild, Schwein oder Federvieh, der Vran hatte einen Bärenhunger und würde sich an allem versuchen. Am Ende war es der Wind, der eine Spur zu ihm trug, die seine gesamten Sinne in Alarmbereitschaft versetzte… nein, nicht Alarmbereitschaft. Verwirrung. Bei den Geistern seiner Ahnen, was war denn das für ein Geruch? Es roch nach Schmieröl, altem Leder, einer schimmligen Note, welche man an Stoff fand, der zu lange nicht richtig trocken geworden ist und… es roch nach Fisch. Kein guter Fisch, nein, alter und zäher Fisch. Fisch, der einen krank machte, wenn man ihn aß.

Wie immer, entgegen jedem Funken Vernunft, folgte er der Spur und das war leicht, denn dafür musste er nur dem Weg folgen. Bald bestätigten auch seine Ohren, was Nase und Zunge schon lange wusste. Da war etwas und es sprach mit hoher Stimme; zänkerte und fluchte und brauchte dabei scheinbar keine Luft zu holen. Hinter der nächsten Kurve sah Voli es auch. Da war ein Wagen etwas abseits des Pfades und weit dahinter hing ein rundlicher Schatten von einem gebeugten, jungen Baum fast wie eine fette, überreife Birne, die sich entschieden weigerte, vom Ast zu fallen. Voli senkte sich auf alle Viere und pirschte sich näher, langsam und bedacht darauf, keinerlei Geräusche zu verursachen. Als er den Wagen erreichte, zog er sich daran hoch und inspizierte, was sich auf der Ladefläche befand. Die Birne zänkerte derweil weiter. Ein Blick in ihre Richtung zeigt jetzt deutlich, dass es eine kleine, humanoide Kreatur war, die in einem Netz ein paar Meter über dem Boden hing, offensichtlich gefangen und nicht in der Lage, sich selbst zu befreien. Die Ladefläche war, um es mit einem Wort zu sagen: kurios. Neben Kleidung und Haushaltsgegenständen wurde sie dominiert von Objekten ohne einen erkennbaren Zweck oder Nutzen. Seltsame, runde Scheiben mit Zähnen ringsherum wie eine Sonne. Dicke Drähte aus Metall, die man spiralförmig in endlosen Windungen aufgedreht hatte, was Voli irgendwie an eine Schlange erinnerte. Tand. Nichts von erkennbarem Wert. Der Vran züngelte an der Luft. Der Fischgeruch war noch da und er kam von der Birne, ansonsten war hier keine andere Fährte. Wer hatte also die Falle gestellt?

Nachdem er noch ein paar Minuten verharrte und den Flüchen und Beschwerden des Wesens lauschte, richtete er sich schließlich zur vollen Größe auf und stapfte auf das Wesen zu. Sie beide waren alleine, dem war sich der Vran mittlerweile sicher und dieses Wesen würde ihm in seiner jetzigen Situation wohl kaum gefährlich werden. Wahrscheinlich hatte es ihn bereits wahrgenommen, versuchte er sich doch nicht mehr zu verstecken. Bei dem Netz angekommen, packte er das Gewebe mit seiner Linken und drehte es, dass er einen Blick auf die Kreatur von allen Seiten werfen und es bezüngeln konnte. “Ssso etwas wie dich, habe ich noch nie gerochen.” Sagte er schließlich, in der üblichen, gutturalen Stimme. “Wasss bist du?”, es hatte Glück, denn appetitlich roch es ganz und gar nicht.
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Xoschnaw
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nachdem er eine Weile baumelnd verbracht hatte, begann er wieder zu schimpfen. Auf die Welt, die Götter, den Baum, das Seil und das Eichhörnchen. In allen Sprachen die er beherrschte. Dann murmelte er die Zusammenhänge von Hebelarm, Seillänge und Gewicht am Seil vor sich hin, nur um zu dem Schluss zu kommen, dass seine Falle genau so funktioniert hatte, wie sie sollte. Nur dass er sich eine andere Beute vorgestellt hatte, aber nichtsdestotrotz war die Konstruktion genial und funktionstüchtig. Er hätte etwas gefangen, ganz sicher. Hatte er ja. Die Gewichtsbalance war perfekt erdacht. Ein Tier seiner Größe hätte keine Chance gehabt. Xoschnaw zupfte an einem Seil des Netzes, das ihm in die Nase schnitt und faserig gegen seine Lippen drückte.
Ganz plötzlich und wie von der Terantel gestochen, begann er wild zu strampeln und zu zappeln, fluchte wieder lästerlich und forderte - an niemand bestimmten gewandt - dass man ihn sofort freilassen solle. Bei all seinem Gezeter entging ihm dabei fast das Geräusch sich nähernder Schritte und die riesige Silhouette, die sich seinem Gefängnis näherte. Der Halbdämon sah ausgezeichnet in der Dunkelheit, allein es mangelte ihm zuweilen an der nötigen Aufmerksamkeit, um dieses Talent auch zu etwas zu nutzen. So kam die große Echse sehr nah, bis Xoschnaw überhaupt wahrnahm, dass er nicht mehr allein war.
Sein Gefängnis wurde gegriffen und gedreht und etwas streifte hier und da kaum merklich seine Haut. Trotzdem begann er wieder zu zappeln.
"Ieeek, lass den Unsinn! Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man nicht alles anleckt, was so am Weg hängt?!", schimpfte der kleine Halbdämon über die Behandlung. Man müsste eigentlich meinen, einer in seiner Situation sollte froh sein, dass sich irgendwer seiner annahm, aber Xoschnaw war dazu viel zu sehr verhaftet im Konzept von Wirkprinzipien. Und Höflichkeit war auch keine seiner Paradedisziplinen. Anstatt sich über den glücklichen Umstand zu freuen, versuchte er zeternd der tastenden Zunge auszuweichen und verstrickte sich nur weiter. Daran, dass der andere ihn als Futter betrachten könnte, dachte er keine Sekunde lang - eher, dass hier jemand seine geniale Falle stehlen wollte und er dann weiter hungrig bleiben müsste. Xoschnaw kreiselte von der Hand des Echsenwesens getrieben weiter um seine eigene Achse, wobei er aufhörte zu zappeln und das Gesicht verzog. Was war das denn für einer? Zischelte ihm was vor von riechen und was er denn wäre. Was er war! Xoschnaw, was sonst?!
Er holte bereits Luft, da bewies der junge Baum, dass der geniale Erfinder eine Größe nicht beachtet hatte, nämlich die der Materialermüdung über Zeit. Mit einem berstenden Geräusch brach der Ast vollends und übergab Xoschnaw nun einer allmächtigen Konstante: Der Erdanziehung, vor deren Wirken ihn nunmehr nur die Hand des Vran bewahrte. An der hing er nun wie ein Wäschesack, den das Echsenwesen mühelos weiter auf Augenhöhe hielt. Xoschnaw wog nicht viel mehr als ein fetter Truthahn, er roch nur schlechter. Und so langsam dämmerte auch dem Halbdämon, dass er unter Umständen in einer misslichen Lage war, sollte sich der, in dessen Hand nun buchstäblich sein Lebensfaden lag, als Feind erweisen und ihm die spitzen Zähne, die er so aus der Nähe bewundern durfte, ins Fleisch schlagen wollen.
"I...iich... bin Xoschnaw... d...der Schreckliche! Der Weise... nein, halt, der Geniale! Genau. Ich bin Mechanikus, Genius und Chemist und ich schmecke bestimmt ganz überhaupt nicht so wie du denkst. Also überhaupt nicht. Ich schmecke nicht. Bin ganz derb, schon ganz ausgetrocknet von der Lauferei in der Sonnenhitze und vom Baumeln am Baum. Total unschmacklich. U... und total gefährlich, ja. Lass mich am besten runter, dann passiert niemandem was.", plapperte er drauflos. Im Zweifel ohne Punkt, Komma oder unnötige Atemzüge, wie es seine Art war. "Außerdem hab ich giftige Stacheln, also so Giftstacheln, so da..." Er versuchte den Kamm aufzustellen, der alles andere als stachllig und giftig war, und effektlos im Netz zitterte wie die Flosse eines längst Fischs in den letzten Zuckungen. Alles in allem eher mitleiderregend als angsteinflößend, wenn man von den irritierend roten Augen mit den schwarzen Skleren einmal absah, die ihm Dunklen unwirklich glommen.
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Voli
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Im Falle von Winter-Vran war es eine recht simple Formel, die bestimmte, ob man vor seinem Gegenüber Angst haben sollte und die zwei wichtigsten Variablen in dieser Formel waren Größe und Gewicht. Beides fiel zum Nachteil für das fischige Wesen aus, das nunmehr im Netz am langen Arm des Vrans hing und auf ihn einredete… und das nicht zu knapp. Ein gluckernder, irgendwie missbilligend klingender Laut entwich dem Reptilienrachen; ein Geräusch, welches man eher einer gigantischen Kröte zuordnen würde. Das Wesen im Netz plapperte gerne. Warum traf Voli eigentlich immer auf die Gesprächigen? Die Zwergin hatte mit ihrem Mundwerk dem Vran schon einiges an Nerven gekostet. Es schien fast, als würde die Geschwätzigkeit eines Humanoiden in einem direkten Zusammenhang mit der Körpergröße stehen.

Es half nichts, er würde es über sich ergehen lassen. Er konnte das Wesen ja immer noch zum Schweigen bringen und es gegebenenfalls fressen oder zumindest kosten. Nahm nicht an, dass dies irgendwelche Konsequenzen für ihn haben würde. Es war ja schließlich kein Mensch, Elf, Zwerg oder ein Mitglied irgendeiner anderen Rasse, deren Verzehr mit rechtlichen Schwierigkeiten und Verfolgung einher ging. Aber es ging hier ja nicht darum satt zu werden, sondern möglicherweise Geld zu verdienen. “Ich hab nicht vor dich zu fressen.” Noch nicht “Aber du redest zu viel.” Nun, da der Ast schon gebrochen war, hatte es sich mit der Rettung auch erledigt und Voli setzte das Geschöpf samt Sack auf dem Boden ab, wobei er sorgsam und Zeitaufwendig die Schlinge öffnete, welche die Kreatur am Fuß hatte und welche das Netz zusammenhielt. Er würde es nicht zerschneiden oder zerreißen, auch wenn es schneller ging. Netze und Seile waren sehr wertvolle Dinge, die man nicht einfach so zerstörte, nur weil man etwas Zeit sparen wollte. Helden in den Geschichten der Menschen taten sowas immer, auch wenn genug Zeit da war,um einen Knoten zu lösen. Vielleicht wussten diese Helden auch einfach nicht, wie man einen Knoten öffnete? Für einen Vran war so ein Verhalten jedenfalls die reinste Verschwendung.

Während das Wesen, welches sich Xoschnaw nannte, zu seinen Füßen mit dem Netz kämpfte und dabei aufmerksam von ihm beobachtet wurde, fragte er: “Ich habe diese Worte noch nie gehört. Mechanikus. Chemist.” Die Worte gingen dem Vran sehr unbeholfen über die schuppigen Lippen, so als wäre er sich noch über das korrekte Zusammenspiel von Zunge, Kehle und Maul uneinig. “Was bedeuten sie?” Sein Blick wanderte für einen kurzen Moment zu dem Wagen, den er vorher inspiziert hatte und der sich für vor seinen Augen nur als ein kantiger Umriss in der Dunkelheit abzeichnete. “Du hast seltsame Dinge auf deinem Wagen. Sind sie wertvoll?” Xoschnaw hatte sich mittlerweile aus den Schnüren befreit und kostete triumphierend einen kurzen Moment der Freiheit aus, bevor er feststellen musste, dass der Vran nicht vor hatte, ihm einfach so ohne Gegenleistung die Freiheit zurückzugeben. Schnell wie eine Viper, aber deutlich ungeschickter, als es vielleicht mit der rechten Pranke möglich wäre, griff das Reptil nach dem Bein der Kreatur. [15]
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Xoschnaw
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Die Riesenechse setzte ihn ab und machte sich an dem Seil zu schaffen, das Netz, Baum und Xoschnaw miteinander verband. Er schnitt ihn nicht einfach los, er bemühte sich, das alte Fischernetz und auch das Seil so gut es ging in einem Stück zu lassen. Äußerst überraschend. Der Halbdämon hielt dabei ungewöhnlich still, nicht zuletzt, weil die Klauen des Wesens so nah an seinem knochigen Fuß waren und selbst dem sonst so ignoranten Erfinder aufging, wie zerbrechlich sein dürres Bein neben den Pranken der Echse wirkte. Der Vran löste erstaunlich geschickt den Knoten und Xoschnaw fand sich im Nu befreit, sodass er sich nur noch aus dem Netz arbeiten musste. Das Echsenwesen beobachtete ihn dabei aufmerksam und stellte dumme Fragen, die das kleine Wesen dazu brachten, die kurzen, spitzen Zähne in einer Grimasse zu blecken. "Es ist doch zum Heulen mit diesem verfluchten Kontinent und den idiotischen Leuten hier. Wie soll man sich wie ein Adler in die Lüfte erheben, wenn man von lauter Mastgänsen umgeben ist, hm? Kannst du mir das mal verraten?" Er schüttelte auf einem Bein stehend das Netz ab, hopste dabei um sein Gleichgewicht ringend herum und plapperte dabei weiter, als müsse er für die Akrobatik keine Luft holen. "Ich bin ein Erfinder - ich erfinde Dinge. Apparate, Sachen, manchmal Waffen, manchmal Tränke oder feste Stoffe, die irgendwas können. Ich denke und dann mache ich."
Bei der Frage nach dem Wagen wurde er allerdings sofort misstrauisch und wollte zurück weichen, als hätte er geahnt, was sein "Retter" vorhatte. Die Pranke erwischte ihn daher zwar nicht direkt, um ihn festzuhalten, da Xoschnaw davon zu hüpfen versuchte, aber die Echse war noch schnell genug, um das zierlichere Wesen von den Füßen zu fegen. Mit einem unrühmlichen Quietschen ging Xoschnaw zu Boden, versuchte ein Stück zu flüchten und verhedderte sich prompt im Gestrüpp, das den Waldboden weitestgehend bedeckte.
"NICHT fressen! Nicht, hörst du, du Riesensalamander?! Nicht! Ohne mich ist das Zeug auf dem Wagen nichts wert - ICH mache es erst zu wertvollen Dingen. Mein Verstand macht daraus Dinge, die man verkaufen kann, aber so einzeln sind sie nichts wert und an mir ist NICHTS dran." Er zappelte im Unterholz, zerkratzte sich die Haut und begann lästerlich zu fluchen, bis er sich endlich wieder heraus gearbeitet hatte. Er fixierte den Fremden mit seinen Kohleaugen und hob in einer - wie er hoffte - beschwichtigenden Geste die Hände vor seinen Körper. Die Schwimmhäutchen zwischen den Fingern schimmerten im Restlicht wie sehr dünnes Pergament und das ganze Wesen duckte sich noch etwas zusammen. Fieberhaft überlegte er, wie er zu seinem Wagen und an irgendwas darauf heran kommen könnte, was sich als Waffe gebrauchen ließ. Nicht das er sonderlich geschickt mit Waffen war oder auch nur die nötige Skrupellosigkeit besaß, um einen Hieb auch tatsächlich zu Ende zu führen. Er fing Fische, ja. Er fing auch Kaninchen. Er verteidigte sich auch, aber in der Regel versuchte er es lieber mit Flucht. Nur das Flucht in diesem Fall hieße, sein ganzes Hab und Gut auf diesem Wagen zurückzulassen und das wollte er nun auf keinen Fall.
Xoschnaw trampelte auf der Stelle herum, wobei er wirkte, als müsste er dringend austreten, nur um sich dann unvermittelt auf den Hosenboden fallen zu lassen. Ganz plötzlich hatte er beschlossen, dass es jetzt auch egal war, was mit ihm passierte. Er steckte hier fest, die Sonne würde ihm den Garaus machen, also könnte es der Salamander genaus gut jetzt zu Ende bringen. Xoschnaw zog die Beine in eine Art offenen Schneidersitzt, stemmte das Kinn in die Fäuste und die Ellenbogen auf die Knie wie ein trotziges Kind. "Ach was soll's. Ich hab die Schnauze voll, hörst du?! Dauernd jagd mich einer oder treibt mich irgendwo raus oder will mich irgendwo aufhängen. Ich streike!", vermeldete er dazu und verfiel - endlich! - in Schweigen.
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Der Griff des Vrans ging ins Leere, was dieser mit einem unzufriedenen Zischen quittierte, aber es hatte den Anschein, als müsse er sich ohnehin nicht darum sorgen, dass diese Kreatur flüchten könnte; sie verhedderte sich bereits bei dem Versuch etwas Abstand zu gewinnen so ungeschickt im Unterholz, dass Voli davon ausging, dass er das Wesen, wenn er denn wollte, locker wieder einfangen konnte. So setzte er der Kreatur nur mit zwei schweren Schritten nach und türmte in der Dunkelheit drohend über ihr auf. Hörte dabei still zu und betrachtete abwechselnd den Wagen und das Wesen, bis das Geplapper von letzterem schließlich einen Mitleid erregenden Höhepunkt erreichte und dann vollständig versiegte. Es beschloss zu streiken. Voli wusste nicht, was das bedeutete, aber schloss aus seinem Verhalten, dass es zumindest beinhaltete, reglos auf dem Boden zu verharren und zu schweigen. Das war akzeptabel.
Stille kehrte ein. Unangenehme Stille, nur unterbrochen vom Zirpen der Zikaden und dem sanften Säuseln des Windes. “Du bissst fertig…” Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. “...gut. Ich bin ein Winter-Vran, kein Riesensalamander. Mein Name ist Vol’Atilis, aber du kannst Voli sagen.” Er ging etwas in die Hocke und lehnte sich vor, dass seine Schnauze gerade mal eine halbe Armlänge von Xoschs Kopf entfernt war. Wie gewohnt, schnellte seine Zunge dabei stetig aus seinem Maul und schmeckte die Luft, während die bernsteinfarbenen Augen mit der geschlitzten Pupille unverwandt und geradezu neugierig über jeden Zentimeter des Wesens fuhren und schließlich bei dessen roten Augen verweilten.
“Du bist auf dem Weg nach Wesssten?” Fast schon unmerklich nickte Voli in Richtung des Wagens. Dieser war so ausgerichtet, dass kein anderer Schluss nahe lag. Außerdem hatte er die Spurrillen der Räder gesehen. “Ich biete dir an, dich den Ressst des Weges zu begleiten und dich zu führen. Du bezahlst mich, wenn wir dein Ziel erreichen.” Nach einer kurzen Pause ergänzte er “Zu deinem Schutz.” Fragte sich nur, vor was Voli das Wesen schützen wollte. Wahrscheinlich nicht zuletzt vor dem Vran selbst, ließ er ihm ja kaum eine Wahl in diesem Abkommen. Möglicherweise würde er ihn doch einfach fressen, wenn sie sich nicht einig wurden?
Volis Interesse war jedenfalls geweckt. Der Wagen mit den seltsamen Dingen, dieses Wesen… vielleicht war es auch nur die schiere Verzweiflung und er griff einfach nach der erstbesten Gelegenheit, die sich ihm bot, doch irgendwie hatte Voli das Gefühl, dass sich dieses Treffen für ihn lohnen würde. “Einverstanden?” Der Vran streckte dem Wesen die Prank entgegen und blickte es erwartungsvoll an.
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Xoschnaw
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Es verging eine Ewigkeit und dann noch eine Ewigkeit der Stille, bis die Echse endlich feststellte, dass er wohl fertig sein. "Wie überaus ssssscharfsssinnig.", murrte der Dämon, entgegen seines Streik- und Schweigevorsatzes, vor sich hin und äffte den Vran dabei nach, der sich als Voli vorstellte. Vol'Atilis - eine Winter-Vran. Vran. Kein Salamander. Xoschnaw speicherte die Information ab und kramte zugleich in seinem Gedächtnis, ob er schon mal von dieser Art gehört hatte. Vielleicht gelesen in irgendeinem der gestohlenen Bücher? Sein Blick irrlichterte zwischen seinem Wagen und Vran hin und her, blieb aber dann an Letzterem hängen, als dieser sich auf unter Armeslänge näherte. Xoschnaw beugte sich gleichzeitig zurück und fuchtelte mit beiden Händen abwehrend vor sich in der Luft herum, wobei er quäkte: "Naaarw - lass das! Hör endlich auf mich abzulecken!" Dann quietschte er schrill, als die Zunge des Vran doch seine Haut berührte, weil er einfach nicht still hielt. "KITZLIG!", protestierte er und beugte sich im Fluchtversuch letztlich so weit zurück, dass er nach hinten umkippte. Der Vran ragte turmhoch über ihm auf und das Angebot hörte sich sofort gar nicht so schlecht an. Schützen statt fressen. Immer ein guter Deal. Dämonen sind Freunde, kein Futter...
Xoschnaw srampelte sich wieder auf die Beine, betrachtete den Vran, dann seinen Wagen, dann seine Umwelt und nickte auf - wie er fand - höchst arristokratische Weise. "Einverstanden, Voooli." Wer konnte schon von sich behaupten eine zwei Meter große Muskelechse als Bodyguard sein Eigen zu nennen? Er schlug ein und seine langgliedrige, mit Schwimmhäuten versehene Haut verschwand in der Pranke des Vran. Mit großen Augen betrachtete er dieses Schauspiel ihrer beider Hände - mit der Pfote könnte er ihm, dem armen kleinen Xoschnaw, den Schädel zerdrücken. Ausgezeichnet! Was für ein Weggefährte! Xoschnaw grinste plötzlich breit und offenbarte zwei Reihen Zähne, die einem großen Raubfisch zur Ehre gereicht hätten.
"Ich bin hauptsächlich unterwegs weg von Wyzima und wenn ich du wäre, würde ich mich von den Pappnasen da auch fern halten. Denen sitzt die Fackel grad mal wieder viel zu lose, wenn du mich fragst. Aber mich fragt ja keiner - von mir wollen sie immer nur irgendwas und wenn sie es dann haben, wollen sie es entweder nicht bezahlen oder es passt ihnen was anderes nicht. Und ZACK steht man auf einem Scheiterhaufen, nur weil man ein bisschen kleiner und runzliger ist und rote Augen hat." Was nun eigentlich nicht die vorstechendsten Merkmale an Xoschnaw waren, aber Selbstreflexion war nicht seine Paradisziplin. Er seufzte. "Ich kann dich bezahlen, aber nur wenn man mich bezahlt. Und damit man mich bezahlt, müssen wir irgenwohin, wo es Leute gibt, die was erfunden haben wollen. Eine Stadt am besten. Aber in Städten wollen sie unsereins nicht haben. Ich sag dir, dieser Kontinent wird von Bekloppten bewohnt. Also zumindest wenn es Menschen sind... wobei, die Anderlinge sind nur anders bekloppt." Er war plappernd zu seinem Wagen marschiert und hatte begonnen die Reste seiner Falle wieder zwischen all den anderen Kram zu stopfen.
"Wanderst du lieber im Dunkeln oder bei Tag? Ich wollte mir grad was zu essen fangen, aber wie du gesehen hast, hab ich mich selber gefangen... WAS ja nur beweist, dass meine geniale Erfindung auch genial funktioniert!" Sein Magen knurrte zustimmend. "Du hast nicht zufällig was zu futtern dabei?" Sicher nicht, immerhin wollte er ihn eben noch fressen... Xoschnaw kratzte sich am kahlen Schädel, stellte den Kamm erst auf und legte ihn dann wieder an, ließ ihn dann wieder hoch schnellen und begann murmelnd das Chaos auf seinem Wagen wieder zu vertäuen.
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Voli
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Voli wusste nicht was es bedeutete die Fackel zu lose zu tragen, aber gemessen an den bisherigen Aussprüchen des Wesens namens Xoschnaw, würde er Dinge dieser Art wohl noch häufiger hören und es wäre wahrscheinlich auf Dauer nur müßig, sich ständig alles erklären zu lassen. Er nahm an, dass es wahrscheinlich auch nicht so wichtig war. Die meisten Worte des Wesens schienen einfach nur Füllmaterial für die Stille zu sein und fanden ihren Ursprung vielleicht einfach in langer Einsamkeit. Voli kannte dieses Gefühl, auch wenn es ihn nie dazu beflügelte, an seiner Wortgewandtheit zu arbeiten oder, was noch abwegiger war, das Gespräch mit sich selbst zu suchen. Vielleicht konnte ein Vran auch besser mit der Einsamkeit umgehen.
“Im Wesssten liegt Oxenfurt und Nowigrad” Erzählte Voli, während er wie ein Schatten - ein zugegeben gewaltiger Schatten, dessen Schritte den Boden spürbar vibrieren ließen - Xoschnaw hinterher ging. “Hatte bisher kein Glück dort und Nowigrad ist gefährlich für…” er hielt inne und kratzte sich Gedankenversunken mit einer Kralle am Unterkiefer, während er das kleine Fischmonster musterte “... ist gefährlich wenn man ausssieht wie wir.” Er glaubte kaum daran, dass man das Fischwesen besser behandeln würde als ihn. Anders vielleicht. Möglicherweise würde die Leichtbauweise von Xoschnaw bereits einfache Leute dazu animieren, ihm mit Knüppeln und Spießen zu Leibe zu rücken, während man bei Voli eher die Flucht ergriff, um dann mit Bögen und Armbrüsten zurückzukehren. Aber das Wesen schien im Umgang mit Menschen deutlich selbstbewusster als Voli es war und kannte vielleicht den ein oder anderen Trick, den Voli sich abschauen konnte.

“Dunkel.” War die Antwort auf die erste Frage. Auf die zweite Frage nach Nahrung schweiften Volis Augen aufmerksam durch die Finsternis und die gegabelte Zunge prüfte sorgsam die Luft. “Ich gehe jagen” verkündete er schließlich und verschwand. Ließ das Wesen einfach am Wagen zurück. Er befürchtete nicht, dass es die Gelegenheit nutzen würde, um zu fliehen, und selbst wenn, wäre es ein Leichtes es wieder zu finden. [24] Es dauerte knapp zwei Stunden, bis er zurückkehrte und alles, was er vorzuweisen hatte, waren zwei Pranken voll mit schrumpeligen Äpfeln. Dem aufmerksamen Beobachter würde auch nicht entgehen, dass er darüber hinaus ebenfalls einen säuerlichen Gesichtsausdruck und eine Reihe von Schrammen und Blessuren mitgebracht hatte. “Nur Äpfel. Frissst du Obst?” Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er die etwas klein geratenen Früchte ins Gras kullern und setzte sich dann auf einen umgefallenen Birkenstamm, um seine Blessuren aufmerksam zu beschauen. Es war alles nur oberflächlich. Winter-Vran hatten zum Glück dicke, schützende Haut. Um der Frage zuvorzukommen, grunzte er nur ein verdrießliches “Wildschwein. Muttertier.” und funkelte Xoschnaw ärgerlich an. Wäre sein rechter Arm nicht in einem so erbärmlichen Zustand, hätten sie sich jetzt die Bäuche vollstopfen können. So aber verfehlte der Wurfspieß sein Ziel und er sah sich dem legendären Zorn einer Wildschweinsau die ihre Jungen verteidigen wollte gegenüber. Eine Naturgewalt, die, so sagt man, auch einen ausgewachsenen Greif in die Flucht schlagen konnte. Volis Magen würde heute leer bleiben, denn Früchte aß er nicht.
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Xoschnaw
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Dieser Salamander sprach so zäh, wie er vermutlich dachte. Xoschnaws Gedanken drehten inmitten von Volis Sätzen bereits Pirouetten, versuchten das Ende des Satzes zu erraten und beschäftigten sich mit neu daraus erwachsenden Ideen, sodass er schon auf zwei Drittel nicht mehr zu hundert Prozent zuhörte. Wie man wie aussah? Und seine eigenen Fragen hatte er auch schon aus dem Fokus verloren, weshalb ihn die Antwort 'Dunkel' einen Moment lang stutzen ließ, bis es ihm wieder einfiel. Wandern. Ach ja, wandern im Dunkeln. Na wunderbar, da waren sie sich immerhin einig. Seine Augen funktionierten in der Dunkelheit um einiges besser, denn die Sonne blendete ihn schmerzhaft und er musste ein Tuch darüber tragen, um das Licht genügend zu dämpfen.
"Bei Nacht wandern. Bei Nacht wandern ist gut. Da sieht man wenigstens, wo man her geht und ich werde nicht wie eine Dörrpflaume von der Sonne zusammen geschrumpelt. In den Städten ist es überall gleich mies und auf den Dörfern fuchteln sie auch gleich mit Mistgabeln. Aber ich hab da meine Strategien, immerhin bin ich keine drei Meter hohe Eidechse, die.... Voli? Voliii?" Das der Vran sich zum Jagen verabschiedet hatte, war nicht durch Xoschnaw Gebrabbel gedrungen. Missmutig hockte er sich vor ein Rad seines Karrens und verschränkte die Arme. "Ich führe dich, Xoschnaw. Ich begleite dich, Xoschnaw. Zu deinem Schutz. Salamanderscheiße und Hundsfötterei!", motzte er vor sich hin, machte aber keine Anstalten, zu versuchen, den Karren wieder zu bewegen. Das war ein unsinniges Unterfangen, das war selbst Xoschnaw klar und so hoffte er einfach darauf, dass sein merkwürdiger Weggefährte nur mal ausgetreten war und gleich wieder auftauchte.
Es dauerte lange, bis der Vran wieder auftauchte. Mit schrumpeligen Äpfeln und schlechter Laune. Nur das übellaunige Funkeln in den Augen der Echse hielt Xoschnaw von einer spitzen Bemerkung ab, denn irgendwie befürchtete er doch, von dem Wesen gefressen zu werden, wenn dessen Hunger überhand nahm. "Ich mag klein sein, aber mein Gebiss spricht jetzt nicht unbedingt für einen Vegetarier, oder?", wobei er erst breit grinste und dann begann wieder an seinem Gepäck herum zu zerren. "Alles muss man... eh... uh... komm schon... Ich werde dir zeigen, wie genial meine Falle wirklich... uuh... neinneinnein..." Unter seinem Zerren hatte sich eine Verschnürung gelöst und der Berg auf dem Wagen begann sich zu neigen, bis er schließlich unter lautem Getöse auf den Dämon nieder stürzte und diesen unter sich begrub. Als wieder Stille eingekehrt war, hörte man aus den Tiefen des Haufens die Stimme Xoschnaws, die in allen ihr bekannten Sprachen das Unrecht verfluchte, das ihm zuteil wurde. Irgendwas blechernes rollte über die Flanke des kleinen Hügels und ein dürrer Arm erschien fuchtelnd, direkt gefolgt vom Kopf mit dem aufgestellten Kamm und den zornig glühenden, roten Dämonenaugen.
Er schielte am Wagen hoch und dann zu Voli. "Kannst du den grade hin stellen, damit das Zeug oben bleibt, wenn ich es wieder drauf lade? Und findet deine Zzzzzunge ein Flüsschen? Dann fang ich uns Fische.", schnaufte Xoschnaw und stützte den Kopf in die Hand, deren Arm wiederrum auf dem Berg aus Tand lagerte. Wenn das so weiter ging kamen sie hier nie weg, bevor die Sonne wieder aufging. Im Fischen immerhin war er unschlagbar. Sein Körper war genau dafür geschaffen und es würde ihm doppelt gut tun, endlich wieder Wasser auf der Haut zu spüren, die sich bereits an vielen Stellen trocken schuppte und schälte.
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