Am Platz des Hierarchen | Die Straße vor dem Eisvogel

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Viktor
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von: Aus dem Eisvogel
Datum: Vormittags am 4. August 1278
betrifft: Viktor, Slava
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Stundenlang hatte er auf der harten Strohmatratze gelegen, in einem fremden, winzigen und nicht mal wirklich sauberen Zimmer. In einem Gasthaus wie aus dem Märchen. In einer anderen Welt. Einer Welt, in der es Magie gab, die seine Finger im Handumdrehen geheilt hatte - ein ums andere Mal musterte er die drei narbigem Stümpfe - und in der es Monster, Ritter und fromme Frauen gab. Deren Menschen aussahen wie aus einem Historienschinken und die eine Sprache sprachen, von der er Bruchstücke verstehen konnte, die aber trotzdem fremd war. Sein Kopf versuchte mit all dem und der Tatsache, dass er scheinbar einen fremden Geist als Untermieter mitgebracht hatte, klar zu kommen. Das Resultat war lähmender Stillstand. Er lag nur herum, trank Wasser oder Tee und wälzte sich in seinen Gedanken, ohne wirklich von der Stelle zu kommen. Dazu kam, dass ihn Amirs Tod beschäftigte - mehr noch der Umstand, dass der Junge kein ordentliches Begräbnis bekommen hatte. Heidnische Riten einer fremden Welt. Nichts für die unsterbliche Seele eines guten Jungen.
Der Tag zerfloss, die Nacht brachte unruhigen Schlaf, wirre Träume und noch mehr Gedanken während er wach lag. Was sollte er jetzt nur machen? Hier geblieben war nur der Arzt, dessen Sprache er nicht verstehen konnte. Kolja war an diesem Anwesen zurück geblieben - und Viktor fragte sich zum hundertsten Mal, wieso er nicht auch dort geblieben war - und der Ritter, der scheinbar Slava kannte, war mitsamt Knappe in der Stadt verschwunden. Schöner Mist. Wie sollte er seinen ehemaligen Chef jetzt finden, in diesem stinkenden Dorf? Wobei, wie er Slava kannte, müsste er sich nur von oben die Hierarchie hinter suchen und würde schon nach wenigen Stufen fündig werden - wenn da nicht die Sprachbarriere gewesen wäre.
So in endlose Debatten mit sich selbst verstrickt, war Viktor irgendwann erschöpft eingeschlafen und der, der gegen Vormittag die Augen aufschlug, war ein anderer. Der Fährtenleser war so völlig erschlagen, dass sein seelischer Begleiter tatsächlich der erste war, der wach wurde. Dunkelblaue Augen öffneten sich, blinzelten ins trübe Licht, das durch die Haut vor dem Fensterloch fiel. Und auch dieser sah sich leicht irritiert um, schwang dann die Beine aus dem Bett und zog das Shirt hoch, um etwas ungläubig mit der Hand seinen Bauch zu betasten. Keine Wunde, nicht einmal eine Narbe. Er müsste tot sein und saß doch hier, auf einer harten Matratze in einem kleinen, düsteren Raum.
Maximilian musterte "seine" Hände, doch sie gehörten definitiv nicht ihm. Andere Form, drei Finger der Rechten fehlten, außerdem fehlten beide Ringe: sein Ehering und der Siegelring des Großmeisters. Er fuhr sich durch Gesicht und Haar, doch alles fühlte sich fremd an. Das Haar zu lang, die Haut faltiger, als er es in Erinnerung hatte und das Gesicht hager. Hohe Wangenknochen - anders, einfach anders. Das ganze Körpergefühl war ein anderes. Doch er blieb ruhig, ließ sich zunächst darauf ein.
Langsam erhob er sich, streckte die Glieder, richtete sich zu einer Haltung auf, die der Körper nicht so recht gewohnt zu sein schien. Schultern zurück, Kopf hoch, Brust gespannt.
Aus dem Fenster konnte er nicht schauen, also würde er sich einfach erst mal draußen umsehen, Indizien sammeln. Informationen, die ihn schon irgendwie weiter bringen würden, was seine Situation anging. Maximilian war kein Mann, der schnell resignierte. Er war mit Vorgängen vertraut, die jenseits der Gesetzmäßigkeiten standen, die andere Menschen als normal empfanden. Das Metaphysische war ihm nicht fremd, seine Akzeptanzschwelle durchaus niedrig. Folglich würde er jetzt nicht in Panik geraten, obwohl die Emotio genau das raten wollte, denn zwei Fakten, vielleicht drei, hätten jeden anderen Menschen wohl schon aus der Bahn geworfen:
Erstens - Er war nicht mehr er selbst.
Zweitens - Dies hier war nicht sein Kloster und scheinbar auch nicht die USA seiner Zeit
Drittens - Er war gestorben.
Bevor er sich also weiter in Annahmen verstrickte, würde er sich umsehen. Mit aller gebotener Vorsicht. Er nahm die Jacke, die über einen Stuhl hing und verließ das Zimmer. Flur und Stiegenhaus verstärkten den Eindruck, in einem noch altertümlicheren Gebäude zu sein, als es das Kloster gewesen war. Die Geräusche und Gerüche passten zum Bild, die Gäste im Schankraum, in den er jetzt trat, ebenso. Die Hände in den Taschen der Jacke vergraben, sah sich Maximilian um, blickte den Personen ins Gesicht, was die meisten dazu bewog, den Blick zu senken. Und taten sie es nicht, ließ er gewissenhaft ab von ihnen, um nicht provokant zu erscheinen.
An einem Tisch mit drei Personen im hinteren Bereich blieb sein Blick etwas länger hängen, weil ihm der Eindruck entstand, wenigstens zwei der Männer dort kennen zu müssen. Doch das Gefühl war zu vage und er wollte sich erst draußen umsehen. Ohne weiter Umschweife marschierte er also durch den Schankraum, wobei man ihm unwillkürlich auswich, öffnete die Tür und trat nach draußen auf die laute Straße. Der Geräuschpegel und die Geruchsmelange waren im ersten Moment überwältigend. Eine volle Straße mitten am Tage, geschäftige Menschen, brüllende Händler, lärmende Kinder. Und alle gekleidet wie im Freilichtmuseum oder einem dieser Fantasy-Filme, die Nila so liebte. Sprachlos staunend sah er sich um, trat nur ein wenig zur Seite, um den Karren und Pferden auszuweichen, die sich ebenfalls durch den Verkehr wälzten.

Nun gut, jetzt war es vielleicht doch langsam an der Zeit, nervös zu werden.
Wo zum Geier war er?
Oder besser: Wann?
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Vyacheslav Sokolov
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Allerdings war ihm bereits während er dem Mann nachsah, der verblüffend nach Viktor aussah, aufgefallen, dass seine Haltung ganz anders waren, und dann die Augen. Während er vorbeilief war er sich nicht ganz sicher gewesen... Seine Haltung aber, aufrecht, den Rücken durchgestreckt, auch wenn Viktor sicher keine schlechte Haltung hatte so war der Blick des Fährtensuchers doch immer eher gen Boden gerichtet und das wirkte sich natürlich auch auf seinen Gang aus.
Aber Jarel hatte ihn ja vorgewarnt, ein Untermieter aus Jakobs Welt.
"Viktor, warte!" rief er ihm erst auf russisch hinterher, dann wiederholte er es auf englisch. Und als der nicht gleich reagierte hielt er ihn auf, drehte ihn zu sich herum.
Es war immer wieder verblüffend, was die Seele eines Menschen aus dem Gesicht machte. Er hatte den Elfen Andrar von Orlyc nicht gekannt, aber Cyron, wie er sich jetzt nannte ähnelte dem Mann der er gewesen war in Haltung und Mimik dermaßen, dass er ihn sofort wiedererkannt hatte als er diesen in der Vision gesehen hatte. Vision, Traum Erinnerung... Was es auch gewesen war.
Und nun stand er Viktor gegenüber, den er seit Jahren kannte, den er immer respektiert hatte und auf dessen Meinung er viel gab und er blickte in die Augen eines ganz anderen.
Sie waren von einem tiefen blau
Aber das blieb nicht das einzige. Auch seine Gesichtszüge hatten sich verändert, wenn das ging war er noch souveräner geworden und wenn er gerad nervös war, so sah man ihm das derzeit nciht auf den ersten Blick an. Er schien etwas zu suchen. Auch Viktors Blick sucht immer, musterte und schien zu bewerten, aber der alte Polizist war dabei passiver, zurückhaltender. Dieser Mann hielt sich zurück, aber es war nicht seine Art.
"Wie soll ich euch nennen?"
Sprach er auf englisch weiter, immerhin hatte Jakob englisch gesprochen, mit deutsch wollte er es nciht versuchen und wenn es sein Landsmann war, der da drin steckte, dann würde er es scher auch bald erfahren.
Er war vor ihm stehen geblieben, einen Schritt abstand mit ernstem Gesichtsausdruck. Viktor kannte ihn, wußte ihn einzuschätzen, doch dieser Mann kannte ihn wohl nicht und mochte ihn für eine Bedrohung halten. Allerdings war er unbewaffnet, soweit er es sehen konnte. Was er wiederum waffenlos bewirken konnte... herausfinden wollte er es nciht, nicht hier und nicht auf offener Straße. Deshalb hielt er die Hände so, dass der andere sie sehen konnte.
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Viktor
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Der Name, der aus Richtung der Taverne gerufen wurde, hatte noch keine Bedeutung für ihn, die Sprache klang so guttural wie alles, was hier gesprochen wurde und daher hörte er erst beim zweiten Mal wirklich hin. Doch bevor er sich umwenden konnte, wurde er umgedreht und sah sich einem der Männer gegenüber, die an jenem Tisch im Hintergrund gesessen hatten. Eine Braue hob sich leicht, während er dem hoch geschossenen Mann in die Augen sah. Ruhig und unverwandt, ein wenig fragend vielleicht. Maximilian und Viktor hatten sich noch kaum verschränkt, das Wissen des Einen war bisher nur in kleinen Teilen auch das des anderen und daher war der Mann vor ihm ein Fremder. Ein leichtes deja-vu-Gefühl vielleicht, Erkennen lag jedoch keines in den blauen Augen. Maximilian blieb erst einmal entspannt, die Hände noch immer in den Taschen der Jacke, auch wenn ihm durchaus auffiel, wie offenkundig sein Gegenüber darauf bedacht war, ungefährlich zu wirken. Die Braue zuckte noch einen Deut weiter empor. Pluralis majestatis? Du lieber Himmel...
"Guten Morgen, der Herr. Kennen wir uns?", reagierte er zunächst mit einer Gegenfrage, wog dann aber ab. Selbst wenn nicht, wäre es sicher nicht falsch jemanden kennenzulernen, der wenigstens eine Sprache sprach, die auch er beherrschte. Maximilian kramte weiter in seinem Gedächtnis und in den Fetzen von Bildern, die nicht zu ihm gehörten und kam zu dem Schluss, dass der Mann ihm kaum nachlaufen würde, wenn er nicht der Meinung wäre, ihn zu kennen. Verwechslungen erst einmal ausgeschlossen. Also lächelte er versöhnlich, zog die Hände aus den Taschen und änderte seine Haltung so zu etwas, was Zugänglichkeit suggerierte. Ohnehin brauchte er wie alle Griechen oder Südländer seine Hände zum gestikulieren.
"Entschuldigen Sie, ich bin noch etwas irritiert. Ich schloss die Augen in der Erwartung das Antlitz Gottes zu schauen, wenn ich sie das nächste Mal wieder öffnen würde. Aber dies hier scheint mir wohl kaum das Paradies zu sein und Sie sehen mit Verlaub auch nicht aus wie ein Engel des Herrn." Zumindest in seinem eigenen, alten Ich hatte sein Lächeln oft entwaffnend und einnehmend gewirkt. Der Großmeister war einst ein charismatischer Mann gewesen. Davon, dass er sich nicht mehr in eben diesem ich befand, schien er bemerkenswert unbeeindruckt. Bedachte man aber den Umstand, dass er schon eine Weile mit Viktor "reiste", so war es weniger merkwürdig, als es auf den ersten Blick schien. Für Maximilian stand außer Frage, dass sein Körper Staub war, nur seine Seele hatte den falschen Abzweig genommen. Das irritierendste war nun demnach dieser Ort, der ganz offensichtlich nicht das zwanzigste Jahrhundert seiner Zeitrechnung war.
Er streckte dem anderen Menschen die Rechte entgegen. "Maximilian Garcia. Ich denke, ich müsste Sie kennen, aber leider ist mein Gedächtnis wohl lückenhaft.", begann er also mit einer Vorstellung. "Mit wem habe ich die Ehre?" Äußerst entspannt und offen. Das er einst jemand gewesen war, der mit diversen Waffen inklusive der ihm von Gott gegebenen schnell und effizient töten konnte, ließen vielleicht höchstens subtile Zeichen wie Haltung und Stand vermuten. Aber da der Körper nicht mehr der des überdurchschnittlich trainierten Mittfünfzigers war, fiel die Wirkung wohl eher mau aus.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Auch in Viktor ging eine leichte Veränderung vor sich, er nahm die Hände aus den Taschen, nein, der andere Mann tat das. Absichtlich vielleicht um ihm zu signalisieren, dass er zuhören würde und nicht wegrennen. Vielleicht brauchte er seine Hände aber auch um ihm einen Zauber entgegen zu schleudern.
Zu gut hatte Slava noch im Kopf, wie Cyron ihm an die Gurgel gegangen war nachdem er den Ring gesehen hatte. Er trug jetzt allerdings nichts bei sich, was an Jakob erinnern mochte... dennoch konnte man nie sicher genug sein. Aber für den Anfang lief es doch ganz gut.
"Vyacheslav Sokolov." Stellte er sich vor. "Und, nein, kein Engel des Herren, aber auch nicht von der Gegenseite."
Kurz erinnerte er sich an Jakobs Worte, dass die russische Regierung von Ghulen ersetzt war... andere als man hier kannte, aber es mochte noch nützlich sein hier nichts unbedachtes zu äußern, vor allem wenn man einen russischen Namen trug.
In seiner Welt kannte man solche Vermutungen nur in Form von Verschwörungstheorien, und man erzählte es sich wohl von jeder Regierung. Aber manche Geschichten so ahnte er langsam mochten einen wahren Kern in einer anderen Welt haben.
Ehe seine Phantasie jedoch Kreise ziehen konnte ergriff er die Hand und schüttelte sie, ganz wie auf ihrer beider Welten üblich.
Nur nicht hier. Der Mann hatte einen kräftigen Händedruck. Ob das auch für Viktor galt wusste er gar nicht. Er hatte ihm nie, soweit er sich erinnerte, die Hand geschüttelt.
Irgendwie hätte er jetzt gerne eine Zigarette gehabt, vielleicht dem anderen auch eine angeboten, einige Züge genommen, sich daran festgehalten. Er war nicht nervös, nur unruhig und versuchte vehement, sich das nicht anmerken zu lassen.
Viktor, nein, der, der in Viktor steckte hatte erst auf die englische Ansprache reagiert und blieb beim allgemeinen 'you' und ignorierte die höfliche Anreden im pluralis majestatis. Hatte er am Anfang ja auch. Er sprach kein russisch...
Einen Moment überlegte Slava, es gab etwas wie ein 'sie' im englischen besser gesagt war das 'you' ein 'sie' und das 'du' ging anders... Da gab es einmal einen Film... aber all das war zu weit entfernt und führte ihn in eine vollkommen falsche Richtung. Eigentlich drehten sich seine Gedanken um etwas anderes.
Er grinste vorerst einfach darüber weg.
"Wir kennen uns nicht, aber... wie soll ich es ausdrücken, damit ihr... damit sie mich nicht für vollkommen bescheuert halten. Entschuldigen sie, ich hab mich schon an diese Anrede gewöhnt. Mir wurde gesagt, sie... Ihre Seele, Geist, Persönlichkeit, wie sie es auch immer definieren wollen, bewohne nun diesen Körper... und den eigentlichen Besitzer, Viktor... kannte ...ich."
Er schluckt kurz, denn er musste durchaus in Betracht ziehen, dass Viktor möglicherweise ebenfalls gestorben war.
Wie war es bei Cyron gewesen? Der Elf dessen Körper der Mann nun bewohnte hatte Selbstmord begangen und der fremde Geist hatte den freigewordenen Körper in Besitz genommen. Viktor hatte sich allerdings wohl Jarel noch als eben der vorgestellt und er hatte nur die Vermutung gehabt, dass er einen Gast mit sich führte, also war Viktor nicht verloren... oder?
Oder hatte der fremde Geist Viktor, nun, ...verdrängt? Getötet? War ihm das bewußt?
"Sie sind also gestorben, Mr. Garcia und in diesem Körper aufgewacht? Das ist dann noch mal eine neue Form des Reisens."
Vorerst würde Slava jedoch Ruhe bewahren um sich erst das ganze Ausmaß des Phänomens anzusehen, das er hier vor sich hatte. Erst dann würde er ein Urteil fällen.
"Um es etwas abzukürzen... Sie befinden sich in einer Welt, die vermutlich der Erde des 12ten und 13ten Jahrhunderts ähnelt. Dabei eher dem europäischen und osteuropäischen Teil inklusive Kleinstaaterei."
Kurz überlegte er, woher der Mann kommen mochte. Garcia klang europäisch, spanisch oder italienisch vielleicht? Aber er sprach englisch und Jakob, so wusste er, hatte in den USA gelebt. Das Aussehen half ihm auch nicht, den Mann einzuordnen. Das war Viktor, auch wenn er nun blaue Augen hatte und eine andere Mimik zur Schau stellte, die Gesichtszüge blieben die des Ukrainers.
"Und es ist auch nicht die Erde, das ist das wichtigste, was es zunächst zu wissen gilt. Nicht der Planet und auch nicht die Länder, die wir aus dem Mittelalter kennen. Es ist mehr als haben Kolonisten versucht, sie irgendwie nachzubilden. Aber das wird eine längere Geschichte."
Er untermalte den kurzen Abriss mit einem Lächeln.
"Die Stadt in der sie sich befinden heißt 'Nowigrad' hat aber mit dem kroatischen Pendant der Erde nichts zu tun. Es ist die größte Stadt des Kontinent und jetzt etwas wie die Hauptstadt. Und mir ist nun irgendwie die Aufgabe zugefallen, Reisende in diese Welt einzugliedern. Deshalb hat man euch, also sie und auch den Arzt ,zu mir gebracht."
Genaugenommen entsprach nur ein kleiner Teil des letzten Satzes der Wahrheit.
Es war reines Glück, wenn es ihm gelang, Reisende abzufangen ehe ein anderer sie in die Hände bekam und er redete sich ein, dass er sie, bis auf die Information wo und wann sie angekommen waren, nicht instrumentalisieren wollte. Er erforschte nur das Phänomen und jeder Reisende war ein Mosaikstein im Gesamtbild. Deshalb sammelte er sie.
Dass man sich ihre Fähigkeiten zunutze machen konnte wie die des Magiers indem man ihnen half, eine Wohnung gab und verhinderte dass sie gleich Ärger bekamen, das war so etwas wie eine Win-Win Situation für ihn. Und er nahm einfach vorweg, für den jeweils anderen auch.
"Ihr sagtet, ihr wärt im Moment eures Todes hierher versetzt worden, woran erinnert ihr euch denn?"
Eine Zigarette wäre nun wirklich gut gewesen.
Doch wenn er sich nun umblickte, dann um sicherzugehen, dass ihnen beiden nicht zu viel Aufmerksamkeit zuteil wurde.

<weiter wieder drinnen>
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