Das Rücker Anwesen

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Eine Weile überlegte Reuven, er glaubte verstanden zu haben.
Er kümmerte sich wenig um das Kauderwelsch und sprach einfach weiter.
"Die Lehrbücher sind gerade an der Stelle nicht sehr präzise. Ich würde es aber drauf ankommen lassen. Hilft es nicht, werd ich es ergänzen."
Andererseits, und das fiel ihm als nächstes ein, half es nicht, wäre er selbst genauso am Arsch, ohne Silberschwert würde er dem Werwolf wohl kaum beikommen. Aber über diese Brücke würde er wohl gehen müssen wenn er vor Ort war, oder wie diese Metapher auch immer ging. Und schon kam der nächste Bach. Auf Kommando weinen... nicht leicht.
"Ich gebe zu, das kann ich auch nicht... aber uns Hexern sagt man eh nach, dass wie keine Gefühle hätten. Ich hab gehofft..." Er zuckte mit den Schultern, das Vorurteil zu zitieren brachte ihn seiner Ansicht nach aus dem Schneider.
"...und wenn du noch einmal daran dankst, was der Him dir gezeigt hat?" Ja, er war zu spät, er erinnerte sich an die Tränen. "In dem Moment warst du aber auch nicht besonders kooperativ..." warf er ein, aber allein hätte er geahnt, dass Jake die ganze Geschichte als Märchen sah... Vielleicht hätte er wirklich selbst Tränen gelacht. "...und frag mich nicht, warum es ausgerechnet Jungfrauentränen sein müssen... Ich glaub die Autoren wollen uns einfach das Leben schwer machen, ich kann es nur nicht riskieren etwas anderes zu versuchen. Wenn dann etwas schief geht heißt es, ich habe gepfuscht, dann werd ich in Regress genommen. Geht was schief obwohl ich mich an's Rezept gehalten habe leidet wenigstens nicht mein Ruf darunter." Und er zuckte mit den Schultern. Ob das eher zum Lachen oder zum Weinen war wusste er nicht.
Vielleicht gingen ja wirklich auch Lachtränen? Eine gute Frage.
"Ich kenn auch nicht wirklich viele Witze... nur die schlechtesten und zotigsten..." Was man halt in Wirtshäusern so aufschnappte.
"Zum Beispiel... warum kichert ein Gnom ständig wenn er über die Wiese geht? Das Gras kitzelt ihn an den Eiern... Oder was ist der Unterschied zwischen einem Haufen Scheisse und einem Hexer... Die Scheisse hört irgendwann auf zu stinken. Den hör ich besonders oft."
Aber er erwartete nicht wirklich, dass der Junge lachte.
Und kurz versuchte er sich zu erinnern, ob er jemals geweint hatte...
"Ich glaube, die Motivation ist egal... Du kennst ja auch den Werwolf nicht, du könntest also gar nicht um ihn weinen...oder so. Aber warte... Ich weine beim Zwiebelschneiden..." und er grinste. "Ich mache übrigens ein hervorragendes Gulasch, musst du wissen. Wenn du in Nowigrad bist, schau im 'Schwarzen Reiter' Vorbei, ich geb dir dann einen aus." Und er hielt ihm die Phiole hin.
"Halt mal, mir kommt grade eine Idee."
Das Anwesen besaß sicher einen Garten irgendwo. Und in jedem ordentlichen Garten wuchsen Zwiebeln, selbst wenn sie ausgewachsen und verwildert waren, für den Zweck würden sie's tun. Er ließ kurz den Blick schweifen, dann entdeckte er einen niederen fast verfallenen und überwucherten Zaun am anderen Ende des Hofes. Er überbrückte die Distanz mit einem kurzen Sprint, so wurde ihm warm und er war irgendwie in Eile.
Er erkannte zwischen verwilderten Kartoffeln, Lauch und Fenchel auch die Halme von Zwiebeln. Sie waren nicht groß, aber sie würden ihren Zweck erfüllen.
Er wischte sich sie lehmig-erdigen Hände einfach an seinem Hemd ab, Schweiß, Blut, Leichenflüssigkeit, Erde konnte den Zustand kaum noch verschlimmern.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Der Mann redete viel und er redete schnell, zu schnell für Jakobs von der Kälte zusehends langsamer werdendes Gehirn. Er schnappte nur noch Fetzen auf von Lehrbüchern, Rezepten und einem Reiter. Die Witze zerplatzten an der Sprachbarriere wie faule Tomaten. Er lachte natürlich nicht, wollte sich einfach nur hinsetzen, wollte am liebste schlafen, aber Reuven drückte ihm einen kleinen Flacon in die Hand und spurtete davon. Jakob sah ihm nach, hielt das Glas in den eiskalten Fingern und roch prüfend daran. Lavendel oder etwas vergleichbares. Es erinnerte ihn an einen Ausflug in eine französische Komturei, als er noch ein Kind gewesen war. Das ganze Land rund um das Kloster hatte so gerochen und die welligen Berge ringsum waren tief lila gewesen. Er war mit anderen Anwärtern jeden Morgen in diesen Bergen gelaufen, hatte den Duft der Felder geatmet. Ob es hier solche Felder gab?
Reuven kehrte zurück und präsentierte ihm neben neuen Flecken auf dem fadenscheinigen Hemd eine Zwiebel. Unwillkürlich hob sich eine von Jakobs Brauen, aber dann zuckte er ergeben mit den Schultern und tauschte Flacon gegen Zwiebel. Hätte er sich nicht gefühlt wie ausgekotzt und dann eingefroren, hätte er jetzt wohl versucht anzugeben, indem er die Zwiebel hoch warf und mit dem Schwert zu teilen versuchte. Aber er war müde, seine Muskeln steif von der Kälte und so zog er die Klinge nur ein Stück aus der Scheide, um die Zwiebel daran zu halbieren. Die frischen Schnitte hielt er sich unter die Nase. Das Gemüse roch scharf und eben zwiebelig, die ätherischen Öle krochen ihm in den Kopf und taten fast augenblicklich ihre Wirkung. Ein Husten und Fluchen, diesmal auf Deutsch, doch ihm trat auch das Wasser in die brennenden Augen. Er neigte sich etwas nach vorn, sodass die Tränen über seinen Nasenrücken zur Nasenspitze liefen, wo Reuven sie mit dem Flacon auffangen konnte.
Tropfen für Tropfen fiel in das Glas und er kam sich furchtbar albern dabei vor. Aber immerhin hatte er nicht verlangt, dass er wirklich wieder weinen sollte, aus dem Herzen heraus. Nichts in der Welt hätte ihn dazu gebracht, noch einmal freiwillig durch diese Erinnerungen zu waten. Der Hym hatte ihm den Schlund zur Hölle geöffnet und Jakob fühlte die glühenden Feuer noch immer unter seinen Sohlen brennen. Aber er würde nicht hinab sehen. Er wollte und konnte sich dem nicht stellen. Nicht jetzt.
Der Knappe blinzelte die letzten Tränen weg und hielt die Zwiebel unschlüssig in der Hand. Letzten Endes war sie, klein und schäbig zwar, aber doch ein Lebensmittel und Lebensmittel warf man in seiner Familie nicht fort. Reuven wirkte zufrieden mit dem Flacon und machte keine Anstalten, die Zwiebel zurück haben zu wollen, also steckte Jakob sie kurzerhand in die Jackentasche. Dann folgte er dem Hexer zögerlich zu dessen Pferd. Misstrauisch beäugte er das hochhackige Geschöpf mit dem riesigen Schädel und den stampfenden Hufen. Bei seinem letzten Kontakt mit den Kutschpferden waren diese durchgegangen, weil seine Ängste die Scheune in Brand gesteckt hatten. Keine besonders gute Voraussetzung für ein vertrauensvolles Verhältnis.
Er beobachtete wie Reuven behände in den Sattel stieg, rührte sich aber nicht. Schließlich wies er auf das Tier. "Kann nicht... das.", brachte er beredt hervor.

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Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Mittwoch 13. April 2022, 21:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Man konnte es nicht anders ausdrücken, es war etwas wie eine Glückssträhne.
Der Trick mit der Zwiebel funktionierte und nur Momente später hielt er den Flakon mit den Tränen in der Hand. Er atmete auf. Wenn er wenigstens einen Auftrag zu Ende bringen konnte...
Er steckte sich alles irgendwie in der Hose, er brauchte irgendetwas... Taschen... Wenn er die wertvollen Zutaten nur nicht verlor. Er schwang sich behände auf das Pferd. Es war ein elegantes schnelles Tier, aber der Junge wirkte nicht so schwer, eine Weile würde es sie schon beide tragen könne, allerdings...
Er konnte tatsächlich nicht Reiten?
Das erklärte auch warum das Tier zappelig wurde sobald er in dessen Nähe kam.
"Egal..." Er hielt sich nicht lange mit Erklärungen und Überredung auf, für Einfühlungsvermögen und Sensibilität waren Hexer einfach nicht bekannt. Kurzerhand beruhigte das Tier mit Axii, packten den Jungen und zog ihn mit einem kräftigen Ruck vor sich auf's Pferd. Er befürchtete, ließ er ihn hinter sich sitzen, er würde ihn wohl verlieren. Der Junge war leichter als er, aber sie waren etwa gleich groß, vielleicht war der Junge sogar eine Spur größer, deswegen war es nicht leicht an ihm vorbeizusehen. Aber vorerst musste das Pferd ja auch nur dem Weg folgen.
Doch einen kleinen Abstecher machte er noch. Zuvor hatte er nicht die Zeit gehabt, eine Wolfsfalle hatte seine Plünderung erheblich gestört. Diesesmal würde er vorsichtiger sein. Er kehrte zu dem Rastplatz der Wegelagerer zurück, hielt das Pferd an.
"Warte kurz..." Und glitt hinter Jake aus dem Sattel, befahl dem Pferd noch ganz ruhig zu stehen, und dafür zu sorgen, dass der Junge oben blieb - was es dank Axii auch befolgte.
Die Leichen lagen noch wie er sie zurückgelassen hatte, und er konnte bereits die Silhouetten von Ghulen ausmachen, die das Lager mit respektvollem Abstand umkreisten. Noch stank es zu sehr nach Mensch und zu wenig nach fauliger Leiche, doch bald schon würd sich das ändern. Sie würden noch eine Weile kreisen ehe sie sich näher heran trauten und fraßen. Das sprach für einfach Ghule, kein Alghul. Und jemand, der stank, wie Reuven derzeit fiel denen nicht mal als lebendes Wesen auf und solange se einen Bogen um das Pferd machten...
Er bewegte sich schnell zwischen den Toten, schälte einen aus seinem Waffengürtel, dem anderen nahm er eine Geldkatze ab, dem nächsten noch eine Tasche, hier noch ein schön gearbeitetes Messer, und einer hatte sogar seine Schuhgröße. die Hemden waren allerdings alle unbrauchbar. Er hatte selbst dafür gesorgt zusammen mit dem Werkater. Allerdings hätte er ohnehin keinen Wappenrock angezogen.
Dann fand er doch noch einen Gambeson, der etwas weniger blutig und durchlöchert war als sein Hemd, wenn auch genauso durchnässt. Den warf er sich über. Wenn er später nach Nowigrad ritt schossen sie ihn sonst noch auf Sicht vom Pferd, wenn er ankam wie ein Verwester.
Zuletzt schnitt er sich noch Stoff und Ledertreifen aus der Kleidung und dem zerfetzten Zelt der Desserteure um später die weiteren Zutaten, die er neu suchen musste, einzuwickeln. Schlieeßlich kletterte dann wieder hinter Jake auf's Pferd und sie setzten den Ritt fort.

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Jarel Moore
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Das Rücker Anwesen.
Jarel kannte den Ort nicht, wusste aber, dass Slava ihn kannte und somit auch wiederfand. Er wusste auch, dass Jakob hier gelitten hatte und hielt sich entsprechend in der Nähe auf, falls die Erinnerungen dem Knappen zusetzen würden.
Ohnehin hatte er darauf geachtet, sich seit dem Vorfall vor den Toren von Wyzima immer zwischen Jakob und Viktor zu bewegen. Er wollte weder, dass der ‚Gast‘ im Körper des alten Mannes Jakob zusetzte, noch das sich Jakobs Wut in Richtung des Verletzen entlud.
Der Weg hatte sich gezogen wie Birkenpech. Jarel hatte Viktor auf Mariposa reiten lassen und das wuchtige Tier geführt. Knappe und Ritter hatten gemeinsam gejagt und für zusätzlichen Proviant gesorgt. Zumindest gab es so kulinarische Abwechslung und eine gute Ergänzung zu den mitgenommenen Lebensmitteln
Die Gespräche waren nach den anfänglichen Reibereien sachlich und ruhig verlaufen. Zumindest überwiegend.
Gleich am ersten Abend hatte er Ritter den Vorschlag unterbreitet, dass sein „Gefangener“ kurz vor der Ankunft in Nowigrad „entkommen“ würde. Gegen Arvijds Idee, sich anstelle seines Ziehsohn verbrennen zu lassen gefiel Jarel aus einem schlichten und einfachen Grund nicht:
Er wollte nicht, dass der Arzt sich den Rest seines Lebens verstecken musste. Bei Nikolavo war ihm das relativ egal. Der Dämon konnte sich in der Stadt ohnehin nicht sehen lassen. Der Heiler schon.
In Ermangelung einer besseren Idee sprach sich die kleine Gruppe also in so weit ab, dass Nikolavo sich am vorletzten Tag von den Fesseln befreit und den Ritter verprügelt hatte, während sein Knappe unterwegs war die Wasservorräte aufzufüllen.
Um die Glaubwürdigkeit und untermalen, ‚frischte‘ Arvijd die Prellungen im Gesicht des Schattenläufers auf. Nach einem erst sehr zögerlichen Schlag aufs Auge und einigen Frotzeleien seitens Jarel landete der Arzt einen annehmbar kontrollierten Treffer an Jarels Kinn.
Mit dem Ergebnis zufrieden ließen die beiden Glaubensbrüder den Dämon mit den verbleibenden Vorräten und dem Versprechen zurück, dass er bald von Oberst Sokolov aufgesucht würde.
Gemeinsam mit Viktor und Arvijd legten die beiden ungleichen Glaubensbrüder den Rest des Weges zum Stadttor hinter sich, die beiden Neuankömmlinge zu Pferde, die Ritter führten die treuen Tiere.
Jarel hing wie beinahe die ganze Strecke lang seinen Gedanken nach.
Er hatte Jakob versprochen, dass er sich auf ihn verlassen konnte und betete heimlich zur Göttin und zu allen Schatten, dass er das auch einzuhalten vermochte.
Wer wusste schon, wie die Strafe für seine Verfehlung aussehen würde. Im Idealfall eine Strafe vor Ort, im weniger ideal verlaufendem Fall wurde er weggeschickt und war gezwungen, Jakob zurückzulassen. Das würde keiner der beiden gut verkraften.
Im schlimmsten Fall…den Gedanken brachte der Ritter nicht zu ende.
Noch war dieses Ei ungelegt und der Ritter schwieg.
Erst kurz bevor sie die Stadtgrenze erreichten, erhob der Ritter das Wort.
„Jakob, ich werde direkt zur Komturei reiten und von Herrenloh aufsuchen. Du bring bitte Arvjid und Viktor in der Taverne unter. Ich denke der Eisvogel wäre die passende Wahl. Und dann möchte ich dich bitten, eine wichtige Nachricht zu überbringen. An der Brücke, die nach Ferneck hinein führt findest du eine Bettlerin. Verlottert, helles strähniges Haar, so unscheinbar, dass schon fast wieder auffällt.“
Der ältere kramte an seinem Gürtel herum und warf Jakob etwas zu. Eine Silbermünze, auf der einen Seite der Buchstabe V, auf der anderen Seite ein fein punzierter Löwenkopf. Eine Münze aus Jarels Heimat. Viel eindeutiger ging es nicht.
„Sag ihr bitte, sie soll ihrem Lehnsherrn ausrichten es sind Reisende eingetroffen. Zwei im Eisvogel und einer am Rücker Anwesen.“
Jarel schluckte schwer und senkte den Blick. Zu gerne hätte er diese Nachricht persönlich überbracht, in die Raubtieraugen des Spions gesehen und seine Stimme gehört.
Aber nein. So würde das nicht geschehen. Vielleicht nie wieder. Wer wusste das schon.
„Danach kommt bitte zur Komturei.“
Er ließ Jakob keine Möglichkeit zu widersprechen, sondern fixierte ihn einfach nur aus den braunen Augen. In diesem Moment wirkte er nicht nur müde und angeschlagen, sondern regelrecht verzweifelt.
Jarel hatte es in dem Moment verbockt, in dem er Nikolavo angegriffen hatte. Und dafür musste er nun durch diese Situation durch.
Er nickte Jakob zu, half Viktor aus dem Sattel, saß auf Mariposa auf und diese setze sich in ohne sichtbares Zeichen in Bewegung.
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Jakob von Nagall
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Der Knappe war wieder in sein altes Muster gefallen und auch wenn es keinen weiteren Zwischenfall mit Viktors "Gast" gab, so war es doch, als würde allein die Erinnerung an sein früheres Dasein ihn auch wieder in das frühere Verhalten drücken. Stumm wie ein Fisch, immer am Rand von allem, still beobachtend und in sich gekehrt. Mit Viktor hatte er seit Wyzima kaum noch gesprochen, konnte der ihm doch auch kaum Aufschluss über den fremden Geist geben und reagierte außerdem äußerst abwehrend. Ihm schien die ganze Sache selbst noch nicht klar und sehr beunruhigend, sodass Jakob ihn kurzerhand damit zufrieden ließ, jedoch immer beobachtend, ob sich die blauen Augen und damit das andere Ich noch einmal zeigten.
Er war froh, dass man mit Jarel so ausgezeichnet schweigen konnte. Zumal seine Stimmung immer gedrückter wurde, je näher sie dem Rücker-Anwesen kamen. Er erinnerte sich viel zu gut an alles, was hier geschehen und hervor gekommen war. An seine Taten und Arias Schmerz. In der Konsequenz zog er sich noch weiter in sich zurück, aufmerksam zwar, was die Umgebung betraf, aber dennoch wie in einen unsichtbaren Kokon gehüllt. Sein Ritter war ständig in seiner Nähe und Jakob wich ihm fast so routiniert aus, blieb einsilbig und wirkte erst wieder entspannter, als die Ruine hinter ihnen blieb. Gemeinsam mit Nikolavo, der "geflohen" war. Jakob hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, schwieg jedoch auch dazu.
Zu Fuß dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis in der Ferne der Turm mit dem Leuchtfeuer auftauchte. Seine Füße schmerzten, er war sich sicher zu stinken wie ein Iltis und seine Kleider konnte man ohne Zweifel in der Ecke aufstellen. Kurzum, den Turm zu sehen mischte trotz allem Erleichterung in die Sorge. Und er schien auch für den älteren Ritter ein Signal, denn Jarel stattete seinen Knappen mit allerlei Anweisungen und einer fremdländischen Münze aus. Wem die Nachricht galt, brauchte er nicht fragen, erwiderte statt dessen den Blick seines Mentors und nickte stumm. Jarels Sorge, die leise Verzweiflung dahinter, umwaberte ihn und übertrug sich wie so vieles auch auf seinen Knappen. Was hatte er vor? Was befürchtete er?
Stumm sah er zu, wie Jarel sich auf Mariposas Rücken schwang. Wie er los ritt. Da war noch etwas - etwas wichtiges! Adrenalin stürzte in seinen Magen, seine Finger schlossen sich fest um die Münze. Ein Herzschlag, zwei, dann warf er Arvijd Sauerbratens Zügel nach oben und rannte Jarel in langen Sätzen hinterher, bis er dessen Steigbügel zu greifen bekam, sich neben dem schweren Pferd haltend, ob es nun anhielt oder nicht.
"Warte, Jarel - du wolltest eine Entscheidung von mir, bevor wir zurück kehren. Hier ist sie: Ja, ich will es lernen. Das Schattenlaufen.", leicht außer Atem.
"Und darum sehen wir uns. Später, in der Komturei. Oder woanders, egal. Verstanden?" Wie gerne er etwas tun würde, etwas wirklich bewegen können. Aber er war kein Ritter, er konnte nicht einmal Fürsprecher sein für den Rittervater, an dem ihm so viel lag. Er ließ den Steigbügel los.
"Die ewige Liebe der Heiligen Mutter Gottes mit dir.", sagte er noch leise, bevor er ihn ziehen lassen musste, um die ihm gestellte Aufgabe zu erledigen.

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Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Freitag 28. Oktober 2022, 21:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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Beinahe hätte Jarel nicht bemerkt, dass Jakob ihm nachgelaufen war, so weit weg war er mit seinen Gedanken. Erst als der Knappe direkt neben ihm stand horchte er auf und Mariposa blieb stehen, wieder ohne dass der Ritter die Zügel auch nur einen Fingerbreit bewegte.
Er wollte das Schattenlaufen lernen. Von ihm.
Einen Moment noch starrte der ältere den jüngeren perplex an, dann hellte sein Gesicht sich auf.
Darum ging es nicht. Es ging nicht darum, dass sich Verstecken und Verbergen zu lernen.
Jakob hatte ihm gerade mitgeteilt, dass er bei ihm bleiben würde. Egal ob im Orden…oder wo auch immer. Er würde sogar dem Orden den Rücken kehren, wenn es sich so ergab.
Jarel schluckte, dann senkte er das Haupt leise lächelnd und langsam zu einem tiefen Nicken, beinahe schon einer Verbeugung.
„Danke.“, flüsterte der Ritter heiser und sah Jakob noch einen langen Moment an, bevor er sich nach vorne wandte und die Stute sich im gemächlichen Schritt in Bewegung setze.
Er wollte nicht mehr darüber nachdenken, was alles passieren würde und was auf sie zukam.
Jetzt, wo die Möglichkeit den Rückhalt im Orden zu verlieren so nahe gerückt war bemerkte er erst, wie wohl er sich dort fühlte. Mit Jakob an seiner Seite.
Er würde darum kämpfen bleiben zu können. Komme was da wolle.
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Nikolavo Vaclav
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von/nach: am Rücker Anwesen
Datum: Anfang August 1278
betrifft: niemand direkt
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Sie waren weitergezogen und hatten ihn zurück gelassen. Für Nikolavo deutlich weniger ein Problem, also wohl für Arvijd. Dieser schien regelrecht das Bedürfnis zu haben, all die Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten an einem Tag aufzuholen. Er redete viel, stellte viele Fragen. Irgendwann antwortete der Dämon nur noch ausweichend. Er mochte den Alten Mann, seinen Ziehvater, er gehörte zu den wenigen Menschen in seinem Leben, die er ins Herz geschlossen hatte, doch er war auch gerne allein. Früher schon in seiner Heimatstadt und auch in den 7 Jahren auf Skellige hatte er nicht unter Einsamkeit gelitten.
Die Lösung war auch nicht seine präferierte gewesen, auch wenn er nicht gerne gesehen hätte wie wieder Arvjid brannte. Das eine Mal hatte ihm gereicht. Es war furchtbar gewesen... und dennoch, man würde nun nach ihm suchen und ihn jagen. Dem Ritter und seinem Knappen mochte es egal sein und er glaubte sie hatten seinen Einwand auch einfach nicht begriffen. Es ging ihm nicht darum, dass er Angst um sich hatte, er zweifelte keinen Moment daran, dass er überwältigen konnte, wer auch immer kam um ihn zu suchen. Derjenige würde sein Ende finden.
Er würde also noch mehr Tote auf sein Gewissen laden...
Aber er war letztlich überstimmt worden. Genaugenommen nur von Jarel.
Aber es war nun wie es war.
Er würde sich hier einrichten. Sie hatten ihn an einem Anwesen abgesetzt, dass weit genug entfernt war von der Zivilisation um ihn in Sicherheit zu halten.
Es hatte allerhand grausiges hier stattgefunden, das jedoch hatte ihm keiner mitgeteilt, auch wenn er dem Blick des jungen Menschen hatte entnehmen können, dass seine Erinnerung daran nicht die beste war.


Das Rücker Anwesen war nicht der schlechteste Ort um zu verweilen.
Nikolavo hatte, nachdem die Menschen abgereist waren, begonnen aufzuräumen. Natürlich waren ihm irgendwann die Gräber aufgefallen und er hatte auch die Spuren im Keller gefunden, die Umbettung, deren Folgen keiner beseitigt hatte. Die Bodenbretter in der Küche waren immer noch aufgerissen und er konnte auch sehen, wo die beiden Toten gelegen haben mussten. Mit etwas Phantasie konnte er sich vorstellen, was hier vorgefallen war. Sehen konnte er, dass jemand nun alles ins Reine gebracht hatte.
Auf dem Hof floss Magie, ganz in der Nähe konnte er eine Quelle spüren, nicht seine Form der Magie, aber stark, er würde sie vielleicht sogar nutzen können. Und sie war stark genug, dass sich der Aufruhr immer noch abzeichnete wie eine Geruchsspur. Doch die Wogen glätteten sich längst. Dass er das früher nicht spüren konnte und wie die Magie dieser Welt ihn veränderte, das würde er erst sehr viel später begreifen, auch wenn manches bereits jetzt schon eingetreten war.
Zunächst aber war er mit ganz weltlichen Aufgaben eingedeckt.
Er besserte den Fußboden aus, in der Scheune fand sich dazu genug Material, reparierte das Dach und besserte alle Stellen aus an denen es durchzog. Er dichtete auch die Balken des einfachen Holzhauses mit Moos und Fellen ab, holte was irgendwer aus welchen Gründen auch immer in den Keller geschleppt und dort zerschlagen hatte wieder ins Haus und reparierte alles so gut es ging. Auf diese Weise war das Anwesen fast wieder wohnlich, wenn man menschliche Maßstäbe anlegte und für ihn mehr als genug. Er trug Stroh zusammen und bezog es mit dem Bettzeug, und nannte so ein durchaus annehmliches Bett sein eigen.
Nachdem alles unbewohnt und unbeansprucht schien suchte er sich natürlich das Haupthaus als Wohnstatt aus, warum auch nicht.
Sollte jemand vorbeikommen und zurückfordern konnte man über alles reden.
(Und er meinte das durchaus ernst. Meist war er sich seines bedrohlichen Äußeren nicht einmal bewusst.)
War er hungrig, so jagte er im Wald - angrenzend wäre der falsche Ausdruck gewesen, das Anwesen war lange genug verlassen, dass es der Wald beinahe schon wieder verschluckt hatte. Wild gab es genug und so hatte er sein Auskommen.
Einzige den Brunnen musste er abtiefen ehe er wieder Wasser schöpfen konnte, denn das Grundwasser was abgesunken.
Doch auch das gehörte zu den Arbeiten, mit denen er durchaus fertig wurde.
Das einzige, was er stehlen musste war Kleidung.
Hier würde sich in den nahen Dörfer jemand wundern, dass zwar eine Hose fehlte und dort ein Hemd und wieder wo anders Stiefel oder eine Jacke, dafür fand man einmal ein frisches Otterfell, einmal einen fetten Hasen oder auch mal ein Reh. Ein fairer Tausch, wie er fand, den jedoch keiner mit ihm direkt eingegangen wäre, Angesichtes seiner glühenden Kohleaugen.
Wozu er dennoch Kleidung braucht, obwohl ohnehin kaum mit Besuch zu rechnen war?
Alte Gewohnheit vielleicht?
Das Gefühl jede Zivilisation zu verlieren, rannte er nackt durch die Wälder.
Aber Zeit, nachzudenken und über solche Fragen nachzusinnen war genug vorhanden.
Über die Zone, aus der er gekommen war, den Weg von den Skellige Inseln hier her.
Die sieben Jahre auf Farö waren ruhig gewesen und er hatte viel gelernt auch über das was man hier Sphärenkonjunktion nannte und was er als den Weltenschleier kannte. Aber vielleicht war es doch nicht ganz das gleiche. Waren die Welt der Dämonen und Feen nicht die gleiche Welt wie seine und nur zerbrochen und diese eine ganz andere?
Diese Welt unterschied sich merklich von seiner Heimat und war doch vertrauter als andere, wie jene die die Zone beherbergte. Deren Welt war dagegen grausam und furchtbar korrumpiert gewesen. Nicht nur die Magie, auch wie sich die Menschen gegenseitig behandelten war von einer ausgesuchten Härte und Kälte gezeichnet die ihresgleichen suchte.
Natürlich tat es ihm leid um Amir, er hätte gerne gezeigt, dass er auch in der Lage war, einen Menschen zu retten, aber so gesehen war es besser... je weniger dieser Menschen hier her gelangten umso besser war es vermutlich für diese Welt. Und damit war diese Episode für ihn auch schon abgeschlossen. Die furchtbare Magie war nun fern und auch Viktor hatten sie weggebracht. Er nahm nicht an, dass er ihn wieder sehen würde.
Er hoffte nur, das Arvijd ihn besuchen käme, immerhin war Nowigrad nicht einmal einen Bruchteil der Strecke entfernt die damals ihrer beider Heimatstädte voneinander entfernt gelegen hatten. Er musste nur darauf achten, dass ihm keiner folgte.
Und dann... einen Gedanken konnte er nicht zur Gänze abschütteln.
Emyja und Carolyn.
Wie sehr er sich auch darauf stürzte, den Hof instand zu halten und sich hier ein Leben aufzubauen, es kam immer wieder der Moment, der ihn daran erinnerte was er in den letzten Augenblicken in der Zone gesehen und begriffen und im gleichen Moment verloren hatte.
Seine Tochter.
Einmal, er hatte gerade die Gräber entdeckt, und eines war deutlich kleiner und lag unmittelbar neben einem Großen. Das brachte ihn zum Schlucken und eine ganze Weile verharret er davor, starrte nur auf den schmucklosen Haufen aus Erde und Steinen unter denen zweifellos die Knochen eines Kindes ruhten.
Ein anderes Mal fand er eine Holzpuppe in der Scheune, oder eine Kinderwiege im Dachboden, morsch und bereits halb zerfallen beides. Jedes Mal verharrte er, starrte und war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen.
Er hatte ja nicht einmal die Chance gehabt sie kennenzulernen. Sie starb ehe sie leben konnte und er war nicht da gewesen.
Das waren die Momente, in denen er das Schicksal und alle Götter verfluchte, die ihm einfielen. Und die Liste war lang, er war belesen. Und jeden von ihnen bedachte er mit einer ausgesuchten Menge an Schimpfwörtern, dass sie nicht eingeschritten waren und ihm keine Chance gaben.
Er vermied es jedoch tunlichst den Hof erneut zu zertrümmern oder in seine Dämonengestalt zu wechseln, allein weil er damit jedes Mal die Kleidung zerstörte, und es war hier schwer wieder an neue zu kommen.
Einen kurzen Moment wollte sich ein Lächeln auf sein Gesicht stehlen als er daran dachte wie damals Emyja als er hatte fliehen müssen ihm jenes schwarze Hemd mit den roten Nähten gebracht hatte, weil sie boshaft meinte, es passe zu seinen Augen.
Doch das Lächeln starb und hätte er so leicht weinen können, er hätte es vielleicht getan. Das Hemd hatte er nicht mehr und wo Emyja sein mochte...
Vielleicht war sie hier, vielleicht auch nicht.
Aber er machte sich keine Illusion, war sie es, die es hierher geschafft hatte, dann wollte sie sicher alles andere als ihn wiederzusehen. Er hatte sie im Stich gelassen mit dem Kind. Auch wenn nicht absichtlich, das aber spielt dann keine Rolle. Er wollte sich ihre Wut und ihren Schmerz gar nicht vorstellen, und an beidem trug er die Schuld. Hätte er damals schon begriffen, wäre er damals nicht weitergeritten...
So schob er den Gedanken ein ums andere Mal beiseite und fuhr fort sein Leben hier in der Einsamkeit zu fristen.
Der dämonische Einsiedler im Rücker Anwesen.
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Avarion DeSpaire
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Registriert: Samstag 14. Mai 2022, 13:34
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Von: Nowigrad/Aufenthalt in Nowigrad
Datum: 6. August 1278
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Es war warm an diesem Tag und die Sonne brannte gnadenlos auf jeden herab, der nicht im Schutze von Bäumen unterwegs war. Streckenweise war dies für Ion der Fall gewesen und so ließ er sich Zeit. Sein Pferd wollte er nicht direkt bei der ersten gemeinsamen Reise überfordern. Den Blick übers Land schweifen lassend war er vor zwei tagen aufgebrochen um nach Oxenfurt zu reisen. Er war der Straße gen osten gefolgt und über eine große massive Brücke geritten. Das er bereits dort vom Weg abgekommen war, hatte er nicht bemerkt und so war er dem für ihn falschen Weg gefolgt. Er wusste nicht ob es unterwegs Gasthäuser oder nur Höfe oder überhaupt Höfe gab und so bemerkte er seinen Irrtum auch nicht. Beschilderung mit der Aufschrift Oxenfurt hatte er zumindest vergeblich gesucht und mehr als einmal war er der Überlegung nahe zurück zu kehren. Aber er tat es nicht, denn irgendetwas tief in ihm drin drängte ihn weiter. Er konnte und wollte sich nicht direkt nach einem oder zwei Tagen eingeschüchtert auf den Rückweg begeben. Das Gefühl von Freiheit welches ihn begleitete lockte mit Abenteuern und lag wie Balsam auf der Seele. Nowigrad war schön, keine Frage, aber irgendwie waren ihm da einfach zu viele Menschen gewesen.
Eine Nacht verbrachte er unter freiem Himmel, den Blick zu den Sternen gerichtet. Er schmunzelte bei dem Gedanken, dass die Sterne hier genauso wie in seiner Heimat am Himmel standen, aber er in all ihrer Fülle kein einziges Sternbild erahnen konnte. Ob es hier überhaupt gebildete Männer gab, die sich mit den Sternen beschäftigten. Gab es hier auch einen Glauben, bei dem die Sterne eine Rolle spielten. Orientierte man sich auch in dieser Welt an den Sternen was die Tage Monate und Jahre anging? Oder herrschte hier vielleicht sogar ein Aberglaube vor, der ein Opfer zu einer Mondfinsternis verlangte? Vielleicht fand er in der nächsten Stadt jemanden, mit dem er das Thema vertiefen konnte.
Als er an einem Ort mit dem Namen Lindental vorbei kam, wusste er, dass er sich deutlich in der Richtung geirrt hatte und Oxenfurt sehr viel weiter im Nordosten lag. Er wollte umdrehen, als etwas tief in ihm drin sich regte. Eine ganze Weile blieb er wie eingefroren auf der Straße stehen. Erst das wütende Geschimpfe vom Bock eines Fuhrwerks schreckte Ion aus seinen Gedanken hoch und brachte ihn dazu sich weiter zu bewegen. Was war das? Die Hand auf die Brust gelegt sah er in beide Richtungen den Weg entlang und entschied sich dann doch noch ein wenig weiter zu reisen. Es lag wohl auch an den Schatten spendenden Bäumen, dass er nicht sofort kehrt machte.
Gegen Abend schälte sich zwischen Bäumen ein Anwesen heraus mit mehreren einfachen Gebäuden. Hoffentlich war man seiner Art gegenüber dort nicht voreingenommen und er konnte sich für die Nacht einen Platz zum schlafen erkaufen. Seinem Pferd würde eine Nacht in einem Stall bestimmt auch gut gefallen.
Leider war das Anwesen nicht im besten Zustand. Die Mauer war an ein paar Stellen leicht eingebrochen, die Gebäude sahen aus, als hatten sie ihre besten Tage hinter sich und der Stall war mehr ein Unterstand, als ein geschlossenes Gebäude. Wieder etwas was sich deutlich von seiner Welt unterschied.
Langsam ritt er auf das Gelände und hielt mitten auf dem Platz, der von mehreren großen Gebäuden eingerahmt war. Er brachte seinen Braunen neben dem Brunnen zum stehen und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Seltsamerweise sah er keine Leute. Ob sie wohl gerade zu Abend am Tisch saßen oder waren sie noch irgendwo am Arbeiten? Ion spitzte die Ohren und lauschte in die Umgebung hinein. Zu hören war erst mal niemand. liebevoll klopfte er sein Pferd und strich diesem ein paar mal über den Hals. "Komm mein schöner. Lass uns mal nachsehen ob jemand da ist." Er führte den Braunen zu dem Gebäude, welches rechts von ihm Stand und am ehesten an ein Wohnhaus erinnerte. An der Veranda band er das Tier fest und betrat diese sich noch einmal umsehend. Ein leicht beklemmendes Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Etwas war an diesem Ort anders. Er konnte es nicht benennen, aber fast schon greifen. Dann klopfte er an die Tür und wartete.
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Nikolavo Vaclav
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Wie viel Zeit vergangen war hatte er nicht mitgezählt. eigentlich ein Fehler den er zu vermeiden suchte, aber vieles war nicht so gelaufen wie er dachte. Aber zumindest war er auf diesem Anwesen allein und konnte nachdenken, darüber wie es weitergehen sollte. Er wußte mittlerweile dass auch Emyja hier war. aber wollte sie ihn sehen? Er vermutete eher, dass sie nach allem was geschehen war nichts mit ihm zu tun haben wollte. Er hatte sie im Stich gelassen, was mochte sie über ihn denken?
Und dann... Er wusste dass er sich hier nicht frei bewegen konnte. Man würde ihn sofort hinrichten wenn man ihn nur sah. Deshalb musste er seine Schritte gut planen. Und so saß er hier, zehrte davon, dass sich dem Anwesen keiner näherte, weil es nach wie vor von jedem für verfluchte gehalten wurde.
Der Dämon, also der echte Dämon, der Hym, wie man ihm erklärt hate, war längst ausgetrieben, nun war er hier. Und er war in der Hinsicht sehr praktisch veranlagt.
Er hatte einige Holzarbeiten erledigt, einiges repariert, das Dach geflickt, ebenso die Treppe und nun wohnte er hier.
Ab und an kam ein Wanderer hier vorbei, doch meist zog der schnell weiter, und wenn nicht, dann veranstaltete er ein wenig Geheul hinter dem Haus, Lichteffekte die hervorragend einen Spuk simulierten und fiese Schatten warfen und so ließ sich jeder Bandit und jeder Händler bisher vertreiben.
also würde er es auch mit diesem Ankömmling genau so halten.
In der Nähe war ein Knotenpunkt des Chaos, daran konnte er seine Reserven notdürftig aufladen, und so war ihm das leicht möglich.

...so begrüßte den Elfen des Abends unheimliches grünes Feuer im Brunnen, geisterhafte Erscheinungen an den Fenstern und unheimliches Heulen wie von geschundenen Seelen. Der Dämon selbst saß im Haupthaus auf der Lauer. Er hatte gehört, dass jemand auf den Hof geritten war, das Pferd angebunden, da war es aber schon zu spät gewesen, zu verschwinden und sich besser zu verstecken.
Er konnte zwar noch durch den Keller nach draußen, aber um seinen Spukbilder aufrecht erhalten zu können musste er in der Nähe bleiben.
So blieb er und veranstaltete Zirkus.
Die grünen Feuer hatte er erst in der Zone kennengelernt, er hatte das dort selbst als so unheimlich empfunden, dass er sie ins Repertoire aufgenommen hatte. doch näherte man sich ihnen, so erwiesen sie sich als kalt und als nichts weiter als Lichtspielereien. ebenso die geisterhaften Erscheinungen und Skelette an den Fenstern.
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Avarion DeSpaire
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Zuerst hatte Ion nichts gehört. Er stand an der Tür und wartete noch immer auf eine Reaktion, die von drinnen nicht kam. War das Gut verlassen? Fragte er sich in Gedanken und sah zu den anderen Gebäuden. Sie waren nicht im besten Zustand und ihr Zustand würde zu einem verlassenen zu Hause passen. Und doch war da etwas. Er drehte sich um und sah ein grünes unheilvollen irgendwie krankes Leuchten aus dem Brunnen. War das gerade auch schon da gewesen? Sein Blick ging zu seinem Pferd das zwar leicht unruhig war aber nicht nach Panik aussah. Gerade Tiere waren sehr empfindsam was ihre Umgebung anging und für wirkliche Gefahr war es noch zu ruhig. Er würde es im Auge behalten. Langsam und durchaus neugierig ging er zum Brunnen und beugte sich leicht über den Rand um ins Innere hinein zu sehen. Da war es. Ein an und abschwellendes leuchten dessen Ursprung nicht deutlich zu erkennen war. Es wirkte auf Ion ein wenig wie die schönen grünen Lichter am Himmel, nur waren sie hier greller und eingesperrt, umzingelt von den dunklen Wänden des Brunnens.
Er schloss die Augen und streckte die Hand vor sich aus, hielt sie über die Öffnung und fühlte. Seinem Volk war die einzigartige Fähigkeit zu eigen Arkane Energien, wie sie in seiner Welt genannt wurden, zu spüren. Ruckartig schloss er die Hand als wolle er etwas greifen und sein Körper nahm Energie aus der Umgebung auf.
Langsam zog er die Hand wieder zu sich und drehte sich um. Sein Blick glitt zum Wohnhaus herüber. Dieses Gebäude war nicht ganz so verfallen wie die anderen. Zumindest machte es diesen Eindruck auf Ion.
Als das erste heulen erklang zuckte Ion kurz leicht zusammen und fuhrt herum. Auch das Pferd zuckte kurz zusammen, lag flucht in seinen Wesen. Und doch blieb der schöne dunkelbraune weiter stehen. Der Hengst spielte mit den Ohren um möglichst viel von der Umgebung wahr zu nehmen.

Sein Blick legte sich auf das Wohnhaus und etwas änderte sich. Die Augen wurden violett und über seine Aura legte sich etwas anderes. Er hob leicht den Kopf und es sah aus, als ob er die Nase in den Wind hielt um zu schnuppern. "Hier ist etwas." sagte er leise. "Oder jemand." Sein Blick ging zum Brunnen und dann wieder zum Haus. "Da ist was am Fenster." Ion legte den Kopf von einer Seite auf die Andere. "Das war gerade noch nicht da."
"Hier ist soviel Magie in der Umgebung das ich nicht richtig sehen kann." Wieder ruckte der Kopf ein wenig herum. Ion schlug die Kapuze zurück und strich sich eine seiner gefärbten Haarsträhnen hinters spitze Ohr. Als wieder ein heulen erklang, zuckte sein Ohr leicht, zeitgleich mit denen des Pferdes. Nervös schnaubte der Braune und scharrte mit den Hufen über den Boden. Ion ging zu dem Tier und legte ihm eine Hand mittig auf die Stirn. "Schhhhttt. Alles gut. Beruhig dich."

Er wartete etwas, bis seine Worte bei dem Pferd Wirkung zeigten und wand sich dann dem Haus wieder zu. "Wenn da wirklich was drin ist, würde es schon längst durch die Tür sein und uns ans Leben wollen." erklang es nüchtern. "Da gebe ich dir Recht. Lass uns nachsehen." Kurz ruckte Ions Kopf von eine Seite zur anderen. "Warum nicht."
Der Elf entfernte sich ein paar Schritte von dem Pferd und streckte die Hand gerade von sich fort. Wäre in diesem Augenblick jemand bei ihm, so hätte er sehen können wie sich seine Augen abermals veränderten. Es sah aus, als ob die Pupillen sich ausbreiteten und alle Farbe der Iris verschlang. Dann erst widerwillig und sich windend, zuckte ein ebenfalls grünes Licht eine Armlänge vor Ions Hand und wurde zu einem grün brennend wirkenden Augapfel, der einen Guten Schritt weit übern Boden schwebte. Die Hand weiter vor sich ausgestreckt murmelte er seltsam klingende dämonische Worte und das Auge ging auf Reisen um die Gegend zu erkunden. Er schwebte auf das Haus zu, bog dann scharf nach links ab und verschwand um die Ecke, es umrundete das Gebäude und kam wenige Herzschläge später auf der anderen Seite wieder nach vorne. Langsam drehte sich Ion und schickte das Auge auch um die anderen Gebäude, mit dem selben Resultat wie bei dem Wohnhaus. Er fand nichts. Als er den Arm sinken ließ löste sich das Auge auf und verschwand wie es gekommen war, im Nichts.
Langsam wand er sich wieder dem Gebäude zu und ging darauf zu. Dann rief er laut. "Jemand zu Hause?" er setzte einen Fuß auf die Veranda und ging wieder zur Tür. Er Klopfte noch einmal, mehr aus einer antrainierten Höflichkeit heraus, als das er wirklich mit einer Antwort rechnete und doch rief er noch einmal. "Ich komme rein." ob die Tür offen war oder nicht wusste er nicht.
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Nikolavo Vaclav
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Der Dämon war kein starker Magier, im Gegenteil, auch wenn diese Welt ihm ein wenig mehr erlaubte als andere, aber er blieb was die Magie anging immer eher ein Handwerker als ein Künstler. Aber auch ein Handwerker erkannte die gute Arbeit eines Künstlers und in jedem Fall konnte er die Magie spüren, die dort draußen lauerte, komplexe magische Ströme, die in Wechselwirkung traten und währenddessen dass Haus umrundeten. Hätte er raten müssen, er wäre sogar darauf gekommen, dass es dem ausspähen diente, denn was sonst erhielt Magie von seinem Erschaffer und gab etwas, vermutlich Informationen zurück. Er wollte schon fluchen, denn mit so jemandem konnte er es kaum aufnehmen, selbst mit reiner Körperkraft kam man nicht weit. Er beging lediglich den Dankfehlerr anzuneehmen, dass alles und jeder feindlich gesonnen war.
Und dann...
...dann rief derjenige.
Jemand zuhause.
"Nein." antwortete noch ehe ihm klar wurde, das das die wohl dümmste denkbare Antwort gewesen war.
Seine Stimme war tief und kratzig, als wäre die Kehle nicht unbedingt für's Sprechen ersonnen.
Er hatte keine Schlösser eingebaut denn er war nicht auf die Idee gekommen, dass irgendwer nicht auf seinen spuk hereinfallen konnte. Auch das stellte sich jetzt als Fehler heraus, aber er war auch nie ein guter Stratege gewesen.

Er hatte sich, um seinen Spuck zu kontrollieren in einen einfachen Sessel in dem Raum gesetzt, der früher wohl einmal eine Art Foyer rechter Hand zum Eingang gewesen war. Hier hatten sich die vermoderten Reste von Polstermöbeln gefunden, die er allerdings entsorgt hatte. In dem Fall hieß das, verbrannt. Was er dann aus Resten aus der Scheune wieder zusammengebaut hatte, konnte man durchaus als einfachen ungepolsterten Sessel erkennen.
Es war stockdunkel in den Räumen, dafür hatte er gesorgt und das war auch der Hauptgrund gewesen, weshalb er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, das Dach abzudichten. Der Regen jedenfalls war es nicht gewesen. Anders als bei manchen seiner Verwandten richtete zwar die Sonne auf seiner Haut keinen größeren Schaden an, aber tagsüber machte sie ihn fast blind.
Eingerichtet war das Haupthaus insgesamt nur spärlich, in dem einen wohnlich gemachten Raum war neben dem Sessel noch ein improvisiertes Bett aus Brettern und mit Stroh gefüllten Säcken und einfachem Leinen darüber, handwerklich korrekt aber nur funktionell und vollkommen schmucklos.
Die Küche linker Hand zum Eingang bestand auch nur noch aus dem gemauerten Ofen, der Tisch und ein Stuhl waren ebenfalls noch gut gewesen, aber ein großes Stück im Boden hatte er ausbessern müssen, daher waren alle weiteren Einrichtungsgegenstände entfernt worden. Er brauchte sie außerdem nicht.
Auffällig war allerdings, dass er sich Mühe gegeben hatte Bücherregale zu zimmern, und darin wurde auch sein ganzer Schatz verwahrt, der sich derzeit noch aus genau drei Büchern zusammensetzte. Allesamt eher uninteressant, eine Abhandlung über die Adelsgeschlechter Temeriens, ein eher schlechter Gedichtband und eine Sammlung an Pamphleten gegen Anderlinge. Die hatte er nur des Papiers wegen aufgehoben. aber es war alles was er bisher in die Finger bekommen hatte also behielt er es. Dass Reegal zeigte aber seinen Ehrgeiz, die Sammlung beizeiten zu erweitern.

Als er schließlich hörte, dass der Eindringling tatsächlich ernst machte und eintrat war schon zu viel Zeit vergangen. Es blieb ihn nur noch ein Rückzugsweg, der nach oben ins freigelegte Gebälk. Noch ein Ablenkungsmanöver sollte den Blick von ihm ablenken, ein Mädchen das am Küchentisch saß, oder war es ein Junge? ...und Brei löffelte der plötzlich zu Blut wurde. Den Abdruck dieses Bildes hatte er in der magischen Struktur des Hauses gefunden, ebenso die Erinnerung an die Gräueltat, die hier geschehen war, und so spielte sich all dass ab wie ein Film. Der Vater, der seine Frau und das gemeinsame Kind erschlug weil er dachte, es wäre von einem Fremden und dann beide unter dem Küchenboden vergrub.
Der Hym hatte einen starken Eindruck davon hinterlassen.
Durch diese Ablenkung geschützt kletterte er schnell und für seine Größe und Gewicht erstaunlich lautlos nach oben.
Aber er machte sich nichts vor, ein Blick in die richtige Richtung und er wäre entdeckt. Trotzdem hockte er nun auf einem der Hauptbalken, und wartete, beobachtete den Fremden durch fast geschlossene rotglühende Augen.
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