Privatwohnung | Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Vyacheslav Sokolov
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Fremd, ja.
"Ich habe euch aber dennoch wiedererkannt. Die Mimik und eure Gesten sind die gleichen geblieben."
Als der Elf sich auch fertig gemacht hatte brachen sie auf.

<geht dann hier weiter>
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von/nach: Gasthaus Eisvogel -> durch die Stadt -> nach Hause
Datum: morgens 2. August 1278 -> 3. August morgens
betrifft: (bezieht sich noch darauf) - und später Jake
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Tatsächlich hatte Slava an diesem Tag noch verschiedene Ziele, das erste und dringlichste war jedoch der Bote.
Der wartete tatsächlich am Platz des Hierarchen auf ihn und man hatte ihn dort bereits in einen Besprechungsraum bringen lassen. Der Mann wirkte, obwohl sonst souverän, nun doch etwas besorgt, er hatte ohnehin nur eine Nachricht, nämlich die, dass 'neue Frachte eingetroffen' wäre. Und er sollte den Ort nennen, Larron, eine kleine Ortschaft zwischen Maribor und Carreras. Das war alles, und sie sei auf dem Weg hier her, es würde aber noch dauern.
Slava bezahlte den Mann gut und ließ ihn gehen. Wieder hatte er sich die Nervosität selbst nicht anmerken lassen, aber verdammte, das konnte nur bedeuten, dass etwas größeres au dem Portal gekommen war, und dann seine Wachmannschaft nun auf dem weg war, es ihn zu bringen. auf ein Lebewesen wollte er nicht hoffen, aber es würde ihm schon datierbare Gegenstände helfen, die einen Rückschluss auf Welt und Entwicklungsstand zuließen. Aber bis dahin würden noch fast zwei Wochen vergehen, so lange würden die brauchen.
Statt wieder in den Eisvogel zurückzukehren waren nun jedoch noch andere Dinge angefallen, die er zu erledigen hatte, weniger interessante. Wobei es vielleicht doch noch interessant werden konnte.
Zunächst aber stattete er dem Papierhersteller einen Besuch ab, der ihm Zigarettenpapier liefern sollte, dann machte er einen Abstecher ins Passiflora, er hätte eigentlich nur ein paar Fragen stellen wollen, seine genauen Beweggründe würde er ohnehin verschweigen, aber was dort zudem geschah würde noch einige bedeutende Fragen aufwerfen und weitere Kreise ziehen. Die ist jedoch ein anderes Thema und soll anderenorts erzählt werden.

Sein Weg führt ihn daraufhin jedoch am Hafen vorbei, dort in einem Lagerhaus wurden die Toten aufbewahrt, die man aus dem Hafenbecken fischte und die nicht ohne weiteres identifiziert werden konnten. Und genau um die ging es ihm. Im Anschluss ging er noch in seinem Büro vorbei, bereitete einen Bericht vor, las wiederum selbst berichte. So kam es, dass er erst spät mit dem Tagesgeschäft fertig war und auch erst spät nach Hause kam.
Später an diesem Tag war ihm absolut nicht mehr nach Gesellschaft. Cyron würde man in de Wohnung bringen sobald er mit dem Hexer zurückkehrte. Dort würden weitere Bücher bereit liegen, was die Bibliothek eben so hergab, über Pflanzen, Geographie, die Königreiche und Wappen und weitere Sprachnotizen Slavas, eine eher wahllose Sammlung.
Erst am nächsten Tag würde er sich wieder aufmachen um mit ihm zu reden. An diesem Abend räumte er selbst noch auf um dann halb tot ins Bett zu fallen und am nächsten Tag nachdem zwei Nächte kaum erholsam gewesen waren, mit Rückenschmerzen wieder aufzuwachen.
Die Behandlung des Elfenheilers hatte über zwei Tage gehalten, immerhin. Er würde sie heute wiederholen lassen müssen, wollte er sich eigentlich gar nicht bewegen, tat er es, dann wie ein alter Mann.
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Jakob von Nagall
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von/nach: Rücker-Anwesen -> durch Nowigrad -> zu Slava nach Hause
Datum: 3. August morgens
betrifft: Slava
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Er hatte getan, wie Jarel ihn geheißen hatte. Pflichtschuldig, aber in Gedanken versunken. Er hatte viel Zeit gehabt, über alles nachzudenken, was in Wyzima geschehen und was er erfahren hatte. Darüber wie er dazu stand und je länger er daran herum brütete, umso sicherer war er sich erstens, dass Jarel viel zu gut für ein Arschloch wie Slava war und er seiner Meinung diesbezüglich Luft machen wollte. Anfangs hatte er sich eingeredet, dass er sich nicht einmischen würde. Dass es ihn nichts anging. Sie waren beide erwachsen und würden das untereinander klären, irgendwann... und dann stand ihm wieder der Ausdruck in Jarels Zügen vor Augen, dort in Wyzima im Tempelgarten und er hörte wieder sein verzweifeltes Flüstern im Fiebertraum. Immer wenn er an diesem Punkt ankam, wurde ihm klar, dass er sich nicht raushalten konnte. Dass es ihn zerreißen würde.
Jakob zog aus den gegebenen Fakten nicht die entsprechenden Schlüsse und daher fürchtete er den Mann, zu dem der alte Soldat inzwischen geworden war, nicht einmal wirklich. Vielleicht fehlte ihm dazu die Fantasie oder er ließ solche Gedanken schlicht und ergreifend nicht zu. Aber hauptsächlich war es wohl seine sture Kompromisslosigkeit, die notfalls über seine eigene Leiche ging, die ihn letzten Endes vom Eisvogel zu eben der beschriebenen Stelle gehen ließ, wo die versprochene Bettlerin saß. Doch anstatt ihr wie befohlen Münze und Nachricht zu überbringen, konfrontierte er sie ganz stumpf mit der Tatsache, dass er wusste für wen sie hier saß und dass er wissen wollte, wo er diesen Mann finden konnte. Die Münze behielt er dabei im Säckel. Die Bettlerin erwies sich als erstaunlich flink, sprang auf und rannte vor ihm davon, als sei der Teufel persönlich hinter ihr her und nicht nur ein Knappe der Flammenrose, welcher sich redlich bemühte, ihr im Gedränge der nowigrader Straßen zu folgen. Immerhin gelang es ihm zu sehen, dass sie einem Elf in die Arme lief und diesem hektisch berichtete, immer wieder in die Richtung gestikulierend, aus der sie gekommen waren. Sie kümmerte sich erstaunlich wenig darum, nicht aufzufallen. Irgendwie hatte Jakob das bei einem Chef wie Slava fast erwartet, aber auch der musste wohl nehmen, was man hier so kriegen konnte, wie sie alle.
Wie auch immer - Jakob fackelte nicht lange und eilte ebenfalls auf den Elfen zu. Die Vettel quietschte und rannte in die nächstbeste Gasse davon. Der Elf war weniger schreckhaft und ließ sich recht einfach davon überzeugen, dass Jakob unbedingt persönlich mit seinem Auftraggeber sprechen musste und dafür, dass sie schnell beide wussten, das sie vom gleichen redete, sorgte er mit gezielt gesetzten Andeutungen. Würde es ihn mehr kümmern, hätte es Jakob wohl besorgt gestimmt, wie schnell der Elf bereit war, ihm die Adresse zu geben und den Weg zu Slavas Haus zu erklären. Oder aber Jakob würde dort sein blaues Wunder in Form von Söldnern oder anderen Helfern erleben. Doch darum würde er sich Gedanken machen, wenn er dort war. Generell machte er sich lieber gar keine Gedanken, sonst würde ihm noch aufgehen, welchen Unfug er gerade wieder im Begriff war zu tun. Während Jarel sich bei Tee und Gebäck bei einer Freundin ausweinte, zog er wie der typische große Bruder los, um dem Kerl den Arsch zu vermöbeln, der ihm das Herz gebrochen hatte. Nein, besser nicht denken, sondern handeln.
Er folgte der Beschreibung und hatte das Haus schnell gefunden. Teure Wohngegend, Glasscheiben, Fachwerk. Nicht mal allzu viel Dreck auf der Straße. Und immernoch fiel dem Knappen nicht auf, dass er sich unter Umständen mit Mächten anlegte, die ihm über waren. Erstaunlicherweise gab es nicht mal einen Hund. Nichts wies auf Wachen hin, das Haus lag still und wie verlassen. Vielleicht war der Elf doch klüger gewesen, als Jakob ihm zutraute und hatte ihn an eine falsche Adresse verwiesen? Er würde es herausfinden... Entschlossen klopfte er dreimal fest an die schwere Holztür. Manches in dieser Welt kam ihm noch heute wie aus einem Freilichtmuseum gestohlen vor, so auch Türen wie diese. Massiv, dunkel, von der Zeit gezeichnet. Echt.
Und eben diese echte, dunkle Massivholztür öffnete sich nach einer Weile und im Rahmen stand tatsächlich Slava. Müde, gekleidet in etwas, was man wohl weitläufig als Pyjama beschreiben konnte und im ersten Moment wohl tatsächlich überrascht. Ein Moment, den Jakob nutzte, um dem verdutzten Mann einen linken Haken zu verpassen, vordrängend und die Tür hinter sich einfach wieder ins Schloss zu werfen, bevor zu viele neugierige Augen Zeugen des kleinen Scharmützels wurden. Er hatte sich nicht mal selbst dazu überreden müssen - die Wut kam wie von allein, getrieben von all den kleinen Impulsen, die sich über die letzte Woche angestaut hatten. Objektiv betrachtet war eine Attacke auf genau diesen, so ungliebten Menschen, exakt das richtige Ventil für den lange angestauten Druck tief im Kern des jungen Mannes.
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Sonntag 30. Oktober 2022, 21:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Er war am Morgen aufgewacht, wenig erholt und wieder mit Rückenschmerzen, als hätte ihm jemand in den Rücken getreten. Genau das war auch geschehen, zwar jähre zuvor aber die Rechnung kam immer erst später. Als würde er wieder jeden Schlag mit der Keule spüren, die ihm einige Lendenwirbel zertrümmerte. Es war reines Glück, dass ihn das damals nicht in den Rollstuhl befördert hatte. Es war Lew gewesen, der ihn damals rausgeholt hatte, und daran erinnerte er sich immer wenn er sich kaum mehr aufrichten konnte.
Die Lendenwirbel waren später versteift worden, die unregelmäßigen Verknöcherungen konnte e man sogar tasten. Sie waren stabil, das ja, aber steif und der Rücken schmerzte oft. So auch an diesem Tag. Er hatte sich eben aus dem Bett geschält, nach unten geschleppt und Kaffee aufgesetzt. Es gab keine Zeugen, also gab er sich die Blöße, sich mühsam am Tisch abzustützen, je mehr er sich schonte, umso besser.
Was sich draußen auf der Straße abspielte ahnte er noch nicht, auch nicht dass ihn seine Agenten eben an den Feind verrieten.
Aber eben, man musste nehmen was man kriegen konnte, von echten Agenten waren diese Kinder noch weit entfernt. Er machte alles alleine, sie ausbilden und koordinieren und die Einstellungsvoraussetzung war es tatsächlich nur, lesen und schrieben zu können. Trotzdem würde er später noch ein Exempel statuieren müssen was Disziplin anging.
Vorerst bekam er jedoch nur die allerletzte Konsequenz mit:
Und dann hämmerte es an der Tür.
Er ging langsam um diese zu öffnen, wer auch immer hier her kam, vermutlich Elurin, durfte es nicht eilig haben. Ansonsten kam ohnehin nur Cyron in Frage, der klopfte aber anders...
Und noch während er sich überlegte, was der junge Elf wollen konnte öffnete er... und kassierte sofort einen Kinnhaken.
Er taumelte zurück und Jakob stand vor ihm. Er mußte zugeben, der Junge hatte ihn überrascht und auch gleich gut getroffen. Dass er stank als hätte er Tage und Wochenlang nicht gewaschen - vermutlich weil es genauso war - das registrierte er nur am Rande. Auch dass der sonst so stille Junge mit diesem Überraschungsangriff genaugenommen ordentlich aus seiner Komfortzone herausgekommen war und man eigentlich die Initiative respektieren sollte, das kam ihm erst später in den Sinn.
Zunächst hielt er sich den Kiefer, taumelte einige Schritte barfuß zurück in die Wohnung. Die Zähne waren noch alle drin, nur die Lippe blutete ein wenig.
Der einzige Gedanke, der ihm tatsächlich kam war, dass er verhindern musste, dass die Kanne mit dem Kaffee, der große Keramikkrug mit dem selbst entworfenen Filteraufsatz aus Keramik umgestoßen wurde. Sicher, diese dem Jungen entgegen zu schleudern hätte seine Wirkung nicht verfehlt, aber, Himmel, es ging um Kaffee, den so zu verschwenden wäre mehr als Blasphemie gewesen in seinen Augen.
Allein diese Überlegung zeigte, wie wenig er Jakob derzeit noch ernst nahm. Aber er sollte bald schon eines Besseren belehrt werden.
Er bewegte sich langsam vom Tisch weg, wie es seine Art geworden war, eigentlich wollte er Jakobs Hand greifen und ihn überwältigen, in einen Haltegriff zwingen aber das misslang gründlich. Er war einfach zu langsam.
Er erwischte ihn nicht gleich richtig, Jakob entwand sich dem Griff und setzte sofort nach und er verlor fast das Gleichgewicht dadurch.
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Jakob von Nagall
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Seine Linke landete zielsicher auf Slavas Kiefer und auch wenn es nur die Linke war, so lag doch genug Pfeffer hinter dem Hieb, dass der Soldat rückwärts zurück in den Raum stolperte. Jakob war ihm sofort auf den Fersen, wich dem schlechten Versuch, ihn zu greifen nicht aus, sondern entzog seinen Arm mit einem heftigen Abwärtsruck einfach dem Zugriff. Hätte derjenige, der ihm solche Dinge in den letzten Monaten beigebracht hatte, gewusst, was sein Knappe gerade in diesem Moment damit anstellte, er wäre wohl alles andere als stolz auf dessen Fortschritte gewesen. Jakob war besser geworden, noch etwas schneller und auch stärker. Der Verdienst seines Ritters, der ihm kaum eine ruhige Minute zwischen all den Trainingseinheiten gelassen hatte, seit er vereidigt war. Die Bewegungen des Jüngeren waren zielsicher und weit weniger kopflos wie noch zum Zeitpunkt seines Eintreffens und dem ersten Aufeinanderprallen mit Slava. Er hatte dazu gelernt, definitiv.
Jakob blieb nah an seinem Gegner, drehte den Spieß geschickt um. Statt das Slava ihn zu greifen bekam und fixierte, fand sich der Soldat selbst gepackt, herum gerissen und küsste mit dem Gesicht die Tischplatte. Der Knappe versuchte ihn dort zu halten, überschätzte wohl aber seine Kräfte oder unterschätzte den Willen und das Können seines Gegners.
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Vyacheslav Sokolov
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Selbst auf der Tischplatte fixiert zu werden löste für einen kurzen Moment wieder Erinnerungsfetzen aus, alte... Mehrere Männer, die ihn so fixierten... verhindern würde er es nicht können, doch es traf ihn nicht unvorbereitet, er kannte die Triggerpunkte mittlerweile und er war kaltblütig genug um sie zu ignorieren.
Sein Verstand ging in Windeseile alle Optionen durch. Ein Tritt von der Seite gegen das Knie des Jungen hätte ihm selbiges wohl gebrochen, aber das wollte er nicht, es würde ihn auf Monate arbeitsunfähig machen. Ein Wurf kam ebenfalls nciht infrage, Jake würde auf dem Tisch laden, beim Kaffee...
Aber wer sagte denn, dass er sich an Regel halten musste.
Er klopfte ihm schnell zweimal hintereinander auf dem Oberschenkel, in der Regel ließen Kampfsportler dann kurz los... Nur Jake fiel nicht drauf herein. Er lachte nur über den alten Trick, gut, er war nicht ausreichend auf Jiu-Jitsu dressiert. Trotzdem bekam er genug Spielraum um sich ein wenig einzudrehen und ihm einen Hieb mit dem Ellbogen gegen die Schläfe zu verpassen. Er taumelte ein wenig zurück.
Allerdings war er immer noch zu steif, er kam nicht einmal rechtzeitig hoch um sich umzudrehen und erneut auszuteilen.
"Hör auf Jakob, du hast gewonnen, bitte, hör auf." mit roher fester Stimme, bestimmt. Jeder Ton war gut trainiert, und er sprach englisch, neutrales Terrain.
Er flehte nicht, so weit ließ er sich nicht herab, aber er wußte auch wann es an der Zeit war die Waffen zu wechseln.
"Was denkst du, machst du hier?" Fuhr er fort, hob beide Hände, passiv und die Handflächen zu seinem Angreifer, aber er würde jederzeit zugreifen können, würde er erneut angreifen,
"Was hab ich dir getan? Du gehst ja wohl nicht auf mich los, weil ich dich in Velen etwas gepiesackt habe, oder? Also... was siehst du in mir... wen siehst du in mir?"
Er sah sich kurz nach dem Kaffee um, eine demonstrative Geste, für den Fall, dass der Junge den Kaffee noch nicht bemerkt hatte. Die Kanne stand noch.
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Jakob von Nagall
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Dieser uralte Trick war ja wirklich nicht Slavas Ernst. Gut, er hatte erst unter Jarel gelernt zwischen Ernst und Training eine klare Linie im Kopf zu ziehen, aber dennoch reizte ihn das Klopfen zu einem freudlosen Lachen. Netter Versuch. Doch seine Aufmerksamkeit war einen Moment genügend davon abgelenkt, dass Slava etwas Bewegungsspielraum bekam. Der Schlag Richtung Kopf war relativ gut gezielt und sorgte dafür, dass Jakob zur Seite taumelte, einen Arm schützend gegen den Kopf erhoben. Doch Slava setzte nicht nach - er war gar nicht da, wo Jakob ihn als nächstes vermutet hätte. War der Soldat nicht mal schneller gewesen? bei ihrem ersten kampf war er ihm wie eine Schlange vorgekommen, die so gnadenlos schnell zugeschlagen hatte, dass ihm kaum Zeit zum reagieren geblieben war. Doch nun... Jakob blinzelte gegen die Schatten, die sein Sichtfeld einen Moment lang eingeengt hatten, dann klärte sich das Bild und zeigte ihm einen Slava mit erhobenen Händen. fast zeitgleich kamen auch die ersten Worte bei ihm an.
Aufhören. Bitte.
Bitte? Englisch. Ernsthaft? Jakob blinzelte. Englisch, das zweite Mal seit kurzer Zeit, dass er diese Sprache seiner alten Heimat wieder hörte und sprach. Es brachte ihn tatsächlich zum Innehalten. Was machte er hier? Zumindest das konnte er für sich leicht beantworten: er tat etwas, was längst überfällig war. Wenn es auch nichts bringen mochte, außer ihm Genugtuung zu bereiten. Die hellen Augen des Knappen, die es an eisigem Starren mit denen des ehemaligen Soldaten aufnehmen konnten, richteten sich emotionslos auf diesen, doch er kam der Bitte nach und griff nicht erneut an. Sein Kopf war ganz klar, ihn trieb nicht die sonst so blinde Wut, sondern wohl kalkulierter Zorn. Selten für diesen jungen Menschen, doch auch er hatte sich verändert. Die Zeit, die festen Grenzen, die ihm Orden und Rittervater gaben. Er verlor nur noch selten wirklich die Kontrolle, wodurch Situationen wie diese umso mehr gegen ihn sprechen ließen. Affekt oder Kalkül machten aus der gleichen Tat unterschiedliche Tatbestände.
Und dann die Fragen. Wieder Psychospielchen. Slava wollte Zeit schinden, dessen war sich Jakob sicher. Aber wenn er schon fragte, sollte er auch Antworten haben.
Zorn flammte in den bisher so eisigen Augen auf, sodass es einen Moment so aussah, als würde er wieder angreifen. Doch er zog sich noch zwei Schritte zurück, brachte etwas Abstand zwischen sie, den sowohl er als auch Slava für eine neuerliche Attacke überwinden müsste. Schritte, die Zeit kauften, dem einen wie dem anderen. Frieden? Wohl kaum.
"Mir? Mir hast du nichts getan. Mir kannst du gar nichts tun.", blaffte er in der Gemeinsprache. Selbstbewusst, wo er früher einfach verbissen geschwiegen hätte, nun fast schon verächtlich. Das es der rechten Hand Dijkstras nur ein Fingerschnippen kostete, ihn das Gegenteil zu lehren, davon hatte der naive junge Mann keine Ahnung. Diesen Teil der Geschichte hatte er schlichtweg hinter den Mauern der Komturei verschlafen und auch Jarel hatte ihn diesbezüglich nicht schlauer gemacht. Vielleicht ein Fehler.
Für Jakob war es umso besser, denn so gab es fast nichts, was ihn hemmte, seine Anklage los zu werden.
"Es ist scheißegal, was ich in dir sehe! Es ist auch scheißegal, ob du Vollidiot meinst, du könntest mit jedem Menschen deine Spielchen spielen. Piesacken - nenn es wie du willst. Aber es ist mir nicht egal, wenn du den einen Menschen piesackst, der scheiße nochmal was Besseres verdient hat als dich Arschloch und trotzdem aus irgendeinem Grund an dir hängt.", erwiderte er also in für ihn unerwartet festem Ton. Ein Atemzug, der sein Herz tatsächlich beruhigte, so als wäre er vollkommen im Recht und aus seiner Sicht war er das auch. "Dieser Mann ist mir mehr wert als mein beschissenes Leben - Ich lass nicht zu, dass du seine Gefühle in den Dreck trittst, Slava." Plötzlich raste sein Puls wieder. Hatte er das gerade wirklich gesagt?
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Vyacheslav Sokolov
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Es war Slava vollkommen egal, in welcher Sprache es weiterging, dann eben die Gemeinsprache. Ein wenig leichter ging ihm die durchaus von der Zunge, weil sie viel mit seiner Muttersprache gemein hatte.
Jake wich zurück ging selbst auf Abstand, er schien dem Frieden nicht sehr zu trauen. Unter anderen Umständen wäre das Misstrauen ja auch angebracht gewesen. In der aktuellen Lage wäre er wohl kaum in der Lage, das Gesprächsangebot als Ablenkung zu nutzen um ihn zu überwältigen. Die Vorstellung war für ihn nun geradezu lachhaft. Er hatte verloren... gegen Jakob.
(In vielerlei Hinsicht. Sogar Jarel hätte sich jederzeit gegen ihn und für den Jungen entschieden. zum Glück ahnte er davon und von dem Traum nichts.)
Andererseits spielte gerade das nun keine Rolle mehr. Er hatte tatsächlich längst andere Möglichkeiten. Diese kindischen Rivalitäten waren gerade im Moment tatsächlich unter sein Würde.
Er ließ sich versucht lässig auf einen Stuhl fallen und bereute die plötzliche Bewegung sofort.
Als der Schmerz etwas nachgelassen hatte zog er die Kanne mit Kaffee heran und einen Becher, goss sich ein.
Wenn Jake etwas wollte würde er schon fragen müssen, er war schließlich hier eingedrungen und hatte ihm die Lippe blutig geschlagen, er würde ihm nicht auch noch Kaffee anbieten.
"Ich hab mir meine Gesundheit nach bestem Wissen und Gewissen ruiniert... ohne die Medizin unserer Welt oder starker Schmerzmittel bin ich ein Wrack." erklärte er. Vielleicht um Zeit zu gewinnen. Vielleicht auch um Jake die Freude an dem Sieg zu nehmen.
Er trank den Kaffee.
Im Moment stimmte es auch, dass er durchaus bereits eine dritte Möglichkeit gefunden hatte würde er gerade Jakob verraten. Besser einen Trumpf im Ärmel behalten, sollte der Junge doch noch zur Gefahr werden... Aber irgendwie sah auch er nicht viel mehr in ihm als einen Jugendlichen, der seine Grenzen suchte.
Dann musterte er Jakob. Ja, er hätte drohen können, hätte ihn darauf hinweisen können, dass er ihn jederzeit verhaften lassen konnte. Aber dazu müsste er einen echten Feind oder Gegner in ihm sehen. Außerdem konnte er das immer noch und musst ihn nicht extra warnen.
"Du hast einfach keine Ahnung, wovon du da redest, Jakob."
Erklärte er schließlich mit einem Kopfschütteln.
"...dabei hatte ich gedacht, gerade du würdest mehr verstehen."
Ganz ohne Spitzen kam er eben auch nicht aus.
"Ich hatte eine Frau und einen Sohn... war in der Armee." den Teil mit dem GRU ließ er weg, das war gerade nicht unbedingt erheblich.
"Was denkst du, wir gut kommt es da an, schwul zu sein? Hm? Ich hab mein Leben lang alle belogen, mich selbst eingeschlossen... Und auch nicht jeder hat das Glück, wie du einfach dem nächsten Ritter vor die Füße zu fallen und im Grund da weitermachen zu können wo er aufgehört hat."
Wobei... sah man in Dijkstra Slavas Ritter... Nein, der Vergleich hinkte erheblich, vor allem weil jeder der beiden den anderen umkreiste wie ein Tigermännchen das andere und auszuloten versuchte ob der andere ein Rivale oder ein Verbündeter war.
"...und Jarel... ich spiele nicht."
Und jetzt, da es ihm fast auf der Zunge lag, etwas krampfte sich ihn ihm zusammen.
"Aber das geht dich nun wirklich nichts an, nur ihn und mich."
Was wollte er eigentlich? ...dass Jake sich entschuldigte und in ihm den Guten sah? Nein, eigentlich war es ihm egal, was Jake in ihm sah, aber er wusste auch, dass es Jarel nicht egal war... Und deswegen...
Etwas sträubte sich noch gehörig, das zu akzeptieren. Zeit.
Es war noch nicht ausgestanden.
"Du musst nicht den großen Bruder spielen. Das ist lächerlich."
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob beobachtete den anderen Mann, der sich an den Tisch setzte und bei jeder Bewegung so steif wirkte, wie sich das kleine Gerangel eben angefühlt hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte nur gnadenlos: "Tja, hier bist du fast ein Greis." Was nicht ganz stimmte, aus Sicht eines so jungen Menschen aber dann doch wieder der Wahrheit recht nah kam. Er hatte einen alten Mann geprügelt. Egal, auch ein alter Wolf hatte noch Zähne und so recht wollte sich das schlechte Gewissen, dass sich eigentlich einstellen sollte, nicht zu Wort melden. Jakob blieb misstrauisch. Er hatte gesehen, was die beiden "alten" Männer abgezogen hatten, damals auf der Reise von Velen nach Nowigrad. Er war nicht blöd genug, Slava zu unterschätzen, auch wenn er gerade aussah wie ein geprügelter Hund und sich an seinem Kaffee festhielt. Einem Getränk, von dem sich Jakob inzwischen tatsächlich ziemlich weit entfernt hatte, wenn man das Höllengesöff außen vor ließ, zu dem Jarel ihn manchmal einlud. Sowieso war er unter der Knute des Ritters weniger müde, konnte oft traumfrei schlafen und lebte in Gänze gesünder. So gesehen hatte Slava nur halb recht - ja, er war dem nächsten Ritter vor die Füße gefallen, aber er machte eben genau nicht einfach weiter. Er machte es besser.
Er schnaubte. "Ach stimmt ja - weil ich Deutscher bin, verspüre ich den Drang Homosexuelle in ein KZ zu sperren... ach nein, warte, du meinst weil ich Katholik bin und der Zölibat nur für Frauen gilt, aber nicht für Messdiener.", ätzte er. So eine gequirlte Kacke - was sollte er bitte verstehen? Seine Welt, die Gesellschaft in der er aufgewachsen war, hatte zwar auch ihre Probleme mit Homosexuellen, aber man wurde - meistens - nicht gleich zum Teufel gejagt deswegen. Die Zeiten waren dann doch langsam vorbei und selbst ein katholischer Klosterschüler wie er hatte dahingehend Liberalität gelernt.
Immerhin unterbrach er den Älteren nicht noch einmal, ließ ihn reden, wirkte aber nicht, als würde er zuhören. Irrtum. Er hörte sehr genau zu und versuchte zu erkennen, ob Slava wieder nur Spielchen spielte. Er hatte so viele Fasetten von diesem Kerl kennen gelernt, dass er immernoch keine Ahnung hatte, welche die echte Seite war. Wenn er überhaupt eine hatte und nicht nur noch aus Masken und Trugbildern bestand, die er ja sogar für sich selbst zu schaffen schien. Und Jarel? War er auch nur auf eines dieser Schattenbilder herein gefallen oder hatte er tatsächlich einen Blick hinter die Maske erhascht? Konnte jemand wie Slava selbst dann noch spielen, wenn es dermaßen ans Eingemachte ging, dass es sein Weltbild zu kippen drohte? Sein Selbstbild? Fragen, die dem Knappen im Kopf kreisten, während er die Worte aufnahm und den Kaffeetrinkenden musterte, ohne ein einziges Mal die Lider oder den Blick zu senken. Das war etwas, was er noch immer nicht abgelegt hatte.
"Wieso gibst du ihnen selbst hier noch die Macht dazu? Deiner Armee, deinen Landsleuten...", hörte er sich Jarels Worte echoen und zuckte gleich beiläufig mit den Schultern. "Du kannst das gerne alles lächerlich finden, dich über mich lustig machen, dich weiter belügen. Mir egal. Aber er hat Aufrichtigkeit verdient." Seltsam, wie wenig ihn die wie immer eher herablassende Art des Russen gerade anhob. Er hatte sich hinter seinen Armen verbarrikadiert und auch wenn es vielleicht eine total bescheuerte Idee gewesen war, sich vor seinen Meister zu stellen - ein bisschen wie ein großer Bruder, mochte ja sein - so fühlte es sich trotzdem richtig an. Nicht weil er hier für Glück und Harmonie sorgen wollte, denn die durfte es bei der Flamme genaugenommen nicht geben. Ihm war etwas ganz anderes wichtig, aber bis dahin war er bisher tatsächlich noch nicht gekommen. Jakob atmete tief durch, löste die starre Verschränkung seiner Arme und fuhr mit den Fingern einmal durch das Haar, welches er noch immer kurz trug. Dann drehte er sich einen Stuhl herum und setzte sich rittlings darauf.
"Scheiße Mann, das kann euch beide auf den Scheiterhaufen bringen." Und ihn gleich mit oder zumindest in das Verließ unter der Komturei. Nun ja, das und der Umstand, dass Jarel ein halber Wolf war und den Dämon hatte laufen lassen. Plötzlich fühlte Jakob einen Klumpen in seinem Magen wachsen und sein Blick flackerte kurz durch den Raum, als würde er jetzt erst wahrnehmen, dass er sich in einer fremden Küche befand. Die Scheiße war eigentlich viel größer als nur eine Liebelei eines eigentlich der Keuschheit verpflichteten Ritters und er wusste absolut nicht, was Jarel gerade anstellte - so wie er in letzter Zeit drauf war, war fast alles möglich. "Wenn er irgendeinen Bockmist anstellt, mach ich dich dafür verantwortlich.", kleidete er mal wieder nur das Resultat seiner Überlegungen in Worte.
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Vyacheslav Sokolov
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Slava seufzte. "Nein, ich hatte gehofft du versteht all das etwas besser, weil deine Welt meiner ähnelt. Deshalb nahm ich an, du hättest die Nachrichten gehört und wüsstest wie mein Land mit Homosexuellen umgeht... Sag bloß, in deiner Version der Erde war das nicht so? Ich bin auch nicht blöd, Jakob, ich war oft genug im Ausland, ich kenne die Berichterstattung über Russland. Und die Sympathie für eine lesbische Punk Band, die nicht einmal gute Musik machte sondern nur schockieren wollte..."
Himmel, warum fühlte sich der Junge auch dann schon angegriffen, wenn er sich selbstkritisch äußerte. Wie eingefahren mußte bei ihm der Hang zur Selbstkasteiung sein?
Und er meinte auch nicht die Katholiken... Irgendwie existierten die ohnehin nicht für ihn.
Aber es war müßig. Er hatte auch gar keine Lust, das weiter zu erläutern. Er würde alles als Angriff werten, das zumindest hatte sich nicht geändert, auch wenn er außerordentlich gesprächig geworden war. Das hatte Jarel gut hinbekommen.
Und die Denkweise war so typisch für den Ritter aber auch für den Jungen: Sozialängste, alten Mustern die Macht geben...
"Ich gebe niemandem die Macht zu irgendetwas, wenn es nur so einfach wäre."
Aber Jemand wie Slava dachte hier vollständig anders.
"Gut, ein Greis wie ich legt nun mal alte Denkmuster nicht ganz so schnell ab und korrigiert ein Selbstbild um 180°, aber möglich ist mir das, gewiss.
Aber nichts desto trotz ist die Gesellschaft hier nicht viel toleranter als die aus der ich komme. Deshalb... ein wenig Zeit brauche selbst ich dazu."

Slaven. War es das, lag es denen im Blut eine derartige Angst zu haben davor nciht mehr männlich gesehen zu werden berührten sie einen Mann? Dabei galt es noch bei den Griechen eher unschicklich eine Frau zu lieben weil die als zu dumm galten. Gesellschaften.
Ihm daher egal was gedacht wurde, er musste es nur begreifen und schnellstens lernen es zu instrumentalisieren. Das waren wiederum die Dämonen gegen die er nun vorging. Er hatte damals nicht nur zu den Mitläufern gehört, er war Täter. Er hatte die Sexualität anderer verwendet um sie gegen sie einzusetzen.
Er hatte damals den Landwirtschaftsminister auf diese Weise abgesägt. Man hatte Aufnahmen von ihm mit einem jungen Mann gefunden. Es wurde noch sehr hässlich und am Ende hatte er sich selbst das Leben genommen. Seine Behörde wurde nicht im Ansatz verdächtigt, zunächst zumindest nicht. Später vielleicht, sehr viel später, als der Westen begann alte Nachrichten zu hinterfragen. Da hatte er selbst aber bereits das Einsatzgebiet gewechselt. Das war lange nach London.
"Genau deswegen sagte ich... du hast keine Ahnung vom ganzen Bild. Und wer sagt denn, dass ich nicht aufrichtig bin? Hin uns wieder bin ich das."
Ein prüfender Blick zu Jakob. Wieviel ahnte er von seinem Beruf, dem früheren und dem neuen?
Vielleicht zog er die richtigen Schlüsse, nämlich, dass er gerade im Moment wenig ahnte, sonst wäre er nicht so hereingestürmt. Andererseits durfte er nicht den Fehler machen seine Intelligenz zu unterschätzen. Er kannte ihn lange genug um zu wissen, dass die Erkenntnis manchmal spät kam, wenn genügend Puzzleteile gefallen waren kam dann manchmal Wochen später die richtige Schlussfolgerung dazu. Nicht vielleicht weil er langsam dachte, sondern weil er viele Dinge aus einer ganz anderen Richtung anging als man erwartete.
Er goss sich Kaffee nach. Jakob wollte offenbar keinen, auch gut.
Ja, all das waren Psychospielchen, und vermutlich steckte es ihm einfach zu sehr im Blut, war zu tief verankert in seinem Training.
Etwas war aber für Slava nun tatsächlich zu einem Spiel geworden, Jakob Happen zuwerfen um zu sehen was er damit machte.
"Ich habe ein paar Semester Psychologie studiert... Ich nehm an, das hattest du nicht erwartet?" Oder doch?
Ob es einen 'echten Slava' ein Gesicht hinter der Maske gab war tatsächlich fraglich, selbst für selbigen. Er war es zu sehr gewohnt zu täuschen, dass er sogar aus der Wahrheit eine Täuschung machte, wenn man ihm zu nahe kam. Irgendwie hatte Jakob ja recht, einer wie er war nicht gut für den Ritter.
"Ihr wart es, die nach Wyzima aufgebrochen seid, ehe ich Zeit hatte noch einmal mit ihm zu reden." hielt er fest.
Wie gerne hätte er nun geraucht, sich an noch etwas anderem festhalten als der Kaffeetasse.
Hier saßen sie nun und redeten offen.
So offen wie es nur möglich war.
Und dann sprach Jakob genau das aus, was auch ihn mehr als beunruhigte - es konnte sie auf den Scheiterhaufen bringen...
"Meinst du, das weiß ich nicht? Ich habe mich auch mit der hiesigen Politik beschäftigt und dem Orden. Was denkst du warum ich Zeit brauchte? Sich kopflos in eine Affäre stürzen ist das eine... sich etwas aufzubauen das andere."
Er musterte den Jungen wieder. Hatet sich etwas geänndert?
Er redete mehr, wirkte ruhiger... war besorgt um Jarel. Wäre er nicht so mit der Türe in sein Haus geplatzt mit der Faust voran, man hätte fast glauben können, er wäre irgendwie zur Vernunft gekommen.
Wenn es etwas wie eine gemeinsame Zukunft gab, dann wäre dieser Junge zweifellos ein Teil davon, denn er war Jarel wichtiger als das eigene Leben.
Er selbst wollte so gar nicht in dieses Gefüge passen. Und doch war dass, was er tat vielleicht die einzige Chance, dass es nicht vollkommen auf tönernen Füssen stand. Denn wenn Jarel eines fehlte, dann der Weitblick. Er folgte seinem Herzen, war grundehrlich und aufrecht und rechtschaffen. Er sah nicht das Geflecht aus Macht, Machtgier, Wünschen und Ansprüchen, und menschlichen Abgründen, die die Gesellschaft zusammenhielten. Auch wenn er sich für einen Killer hielt, einen Assassinen, im Herzen, das wusste Slava, war der Ritter das nicht.
Er selbst schon. Er war bereit zu erpressen, unter Druck zu setzen und alle Hebel zu verwenden, die man ihm gab um zu erreichen was er wollte. Der Zweck heiligte die Mittel.
Vermutlich musste er Jakob nicht einmal sagen, wer er war, was er tat, auch ohne dass der genaue Fakten hatte ahnte er sehr gut mit welcher Art Mensch er es zu tun hatte.
Er grinste trotzdem. Wenn er etwas verinnerlicht hatte, dann dass er die Lage selten ernst nahm, egal wie ernst sie war.
"Und nun? Wie soll's weitergehen? Muss ich jetzt immer damit rechnen, dass du mich hinterrücks überfällst wenn ich nicht aufpasse? Oder vereinbaren wir einen Frieden? Nenn mir mal deine Bedingungen, dann kann ich drüber nachdenken, ob es akzeptabel ist." und er zwinkerte.
Wo genau er hin wollte wußte er selbst nicht, aber auch er folgte einem Instinkt, der ihm sagte, dass sie im Grunde das gleiche wollten. Natürlich konnte Jakob fordern, dass er sich von Jarel fern hielt... Das wäre das Worst-Case-Szenario, aber auch dafür gab es einen Weg.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Er schaltete zunächst auf Durchzug, blickte durch den Mann am anderen Ende des Tisches hindurch. Die alte Welt war Vergangenheit. Er legte sogar einen Moment lang die Stirn auf die Unterarme, die er vor sich auf der Stuhllehne verschränkt hatte. Politik, Gesellschaft... ihre Welten konnten einander ähneln oder eben nicht, wenn er ehrlich war, würde er dazu nicht besonders viel beitragen können. Seine welt hatte sich bis vor kurzem sehr einfach kategorisieren lassen: in Templer, wissende und nicht wissende Menschen. So gesehen hatte er in einer Subkultur gelebt, die eigenen Gesetzen und Normen folgte. Was draußen geschah, musste man immer aus dem Kontext der Wissenden heraus betrachten und so wurden Nachrichten stets neu interpretiert. Vieles bekam damit einen neuen Anstrich, doch Slava das näher zu bringen, würde erstens bedeuten, den Willen dazu aufzubringen und zweitens sehr viel mehr Zeit zu investieren, als er eigentlich vorgehabt hatte.
Aber dann...
Ihr wart es, die nach Wyzima aufgebrochen seid...
Ihr.

Hätte Jakob geahnt, dass Slava genau das, was dieser einfache Satz in seinem Kopf in Gang setzte, als das Gefährliche an ihm einstufte... denn vor dem inneren Auge des Knappen begannen Bilder und Momente Form anzunehmen, das aneinander zu reihen wie Perlen auf einem Faden. Sicher, er war ein guter Beobachter, schon immer gewesen, er gab sich nur nicht immer die Zeit, aus den Beobachtungen auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. Oder besser, er schloss nichts, so lange er noch das Gefühl hatte, ein Puzzleteil fehle. Aber ein Schlüssel zu einer äußerst langen Reihe solcher Bilder saß nun vor ihm, fügte sich nahtlos in die Kette von Ereignissen, die er in den letzten Wochen und Monaten wahrgenommen, aber noch nicht mit Schlussfolgerungen versehen hatte. Jarel, der seine an den regulären Unterricht angeschlossenen, abendlichen Lektionen manchmal früher beendete und erstaunlich erwartungsvoll wirkte. Der gleiche Jarel, dem er - mal wieder geplagt von Alpträumen zur Unzeit im Hof herum wandernd - in die Arme lief und der ihnen viel zu gut gelaunt Kaffee (oder das, was er dazu erklärte) kochte. Der an manchen Tagen so beschwingt und ausgeglichen war, dass es sogar fast Jakob anzustecken drohte.
Und dann der Abend, an dem er zwar früher das Training beendet hatte, aber recht bald wieder in der Komturei gewesen war. Brütend, wortkarg. Jakob hatte ihm eine ganze Weile dabei zugesehen, wie er einer der Übungspuppen redlich versucht hatte, den Garaus zu machen. Der Waffenmeister hatte sich später laut beschwert, dass er es nicht dulde, wenn man aus seinem Gerät Zahnstocher schlage. Das war allerdings später gewesen, da hatte er den bis über die Grenze erschöpften Jarel schon in dessen Häuschen gebracht, ihm seine Medizin gegeben und schlafen lassen. Selbst verwirrt und ratlos. Jetzt begann er zu verstehen - er selbst ging mit Wut und Enttäuschung ja ganz ähnlich um. Wieso war er nur so ein Holzkopf gewesen? Doch selbst wenn er nachgefragt hätte... Jarel hätte ihm wohl kaum eine Antwort gegeben. Und dann war er ganz verschwunden. Von einem Tag auf den anderen. Jakob erinnerte sich gut an seine verzweifelte Suche, deren Folge es gewesen war, dass er tagelang Latrinen schrubben durfte. Und er erinnerte sich an die bohrende Sorge, bis Jarel wieder aufgetaucht war. Zerschunden und müde, aber halbwegs an einem Stück.
Der Sturz vom Berg. Er glaubte an die Version seines Ritters, dass es tatsächlich nur ein Sturz gewesen war. Bis zu diesem Tag war er Jakob noch halbwegs vernünftig erschienen, wenn auch melancholisch und in sich gekehrt. Doch nicht selbstmörderisch. Seit Wyzima - seit dem Fieber, seit ihrem Streit - war er sich allerdings nicht mehr sicher. Aber das war viel später gewesen.

Ihr wart es, die nach Wyzima aufgebrochen seid, ehe ich Zeit hatte noch einmal mit ihm zu reden.

Der Stuhl polterte sich überschlagend durch den Raum und blieb nahe der Tür liegen, wohin Jakob ihn im Aufspringen geschleudert hatte. Er hielt den Tisch zwischen ihnen, sonst hätte er Slava wohl gleich die nächste geklebt. Weiß traten die Knöchel der Linken hervor, mit der er die Tischkante umklammerte, während er die Rechte auf die Platte stützte. "Nichts da!", fuhr er sein Gegenüber sofort wieder aufgebracht an. "Das fing alles schon viel früher an, nur ich Idiot hab nicht verstanden, was ich sehe. Du - du warst die ganze Zeit das fehlende Teil.", entfuhr es ihm und er musste sich arg zusammen nehmen, nicht über den Tisch zu langen. Slava erhob nicht einmal die Stimme, hatte sogar wie so oft die Dreistigkeit, zu lächeln und die Situation ins Lächerliche zu ziehen. Für jenes Zwinkern wollte Jakobs Faust gleich noch viel intensiver in das Gesicht des Älteren. Wütend stieß er sich von Tisch ab. Was sollte er mit diesem Mann machen? Am liebsten hätte er wirklich gefordert, er möge sich einfürallemal von ihnen fern halten, aber tief in seinem Herzen wusste er, dass das genauso falsch sein konnte, wie zuzulassen, dass Jarel sich weiter mit ihm abgab.
Er fühlte den dringenden Wunsch etwas zu zerschlagen.
Geballte Fäuste, Spannung im ganzen Körper. Ein Bild, das Slava seit ihrem ersten Aufeinandertreffen häufiger zu sehen bekommen hatte und ein Zustand, aus dem sein altes Selbst in den seltensten Fällen ohne Kollateralschaden hinaus gefunden hatte. Wyzima hatte auch in der Hinsicht vieles geändert. Er schloss kurz die Augen, rief sich die Ruhe aus dem Inneren Heiligtum, die Berührung der dreifaltigen Gottheit ins Gedächtnis und kühlte daran seine Wut. Dieser aufgeblasene Schwachkopf war es nicht wert. Und trotztdem musste er sich mit ihm auseinander setzen, weil er Angst um seinen Rittervater hatte und weil er fürchtete, dass hier ein Teil des Problems saß, kackfrech grinste und blöde Fragen stellte, um ihn zu reizen. Als Jakob die Augen wieder öffente und sie erneut auf Slava heftete, war die lodernde Wut darin verschwunden und an ihre Stelle war etwas neues, nicht minder feuriges, doch durchaus kontrolliertes getreten. Er ließ sich Zeit mit einer Antwort.
"Ich habe keine Bedingungen. Ich weiß nur, dass es mit dir genauso beschissen ist wie ohne dich." Jakob atmete tief durch und anstatt weitere Anschuldigungen und Beleidigungen zu verteilen, tat er etwas wohl Unerwartetes: er bat um Hilfe. "Ich glaube es geht ihm nicht gut, aber ich kann darüber nicht mit ihm reden. Unsere Ansichten, was unsere Ordensgelübde angeht klaffen zu weit auseinander und die letzte Auseinandersetzung in der Richtung war ein Desaster." Mit jedem Wort wirkte er aufgeräumter. "Seit Wyzima wird es immer schlimmer und ich hab nur durch einen seiner Fieberträume überhaupt gelernt, dass du der Schlüssel bist." Und wenn er Jarel aufgrund irgendwelcher Ängste kommentarlos fallen ließe... Jakob wollte das nicht zuende denken. "Hör auf ihm auszuweichen und redet. Und komm mir nicht noch mal damit, dass wir je weg gegangen sind. Ich weiß, dass das nicht stimmt."
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