Privatwohnung | Ferneck - das kleine Haus der Heilerin - neben dem der Alchemistin

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Lebenslauf: Ljerka

Ljerka blickte auf, sie hatte gerade Kräuter geschnitten und einen Sud angesetzt.
Eigentlich sollte sie ja mittlerweile ungewöhnliche Auftritte und die seltsamsten Vorkommnisse gewöhnt sein aber dennoch war sie überrascht als sie Sarray sah... und schließlich nicht weniger besorgt.
Sie hatte eine Patientin mitgebracht?
Tatsächlich sah sie selbst am übelsten aus, die junge Frau, die sie im Schlepptau hatte war vielleicht blass und unpassend gekleidet aber sonst sah sie deutlich gesünder aus als die Zwergin und war insgesamt (zumindest was sie sehen konnte) nicht ungewöhnlicher, als alles was sie bisher angeschleppt hatte. Eine Zauberin und eine wandelnde Leiche... einen Hexer... eine halbseidene Halbelfe... und nun noch eine junge Frau. Man konnte fast meinen sie sammle ungewöhnliche junge Frauen.
Sie konnte nicht umhin, eine Augenbraue hochzuziehen.
"Und was ist mit dir? Was ist eigentlich passiert?"
Sie versuchte zu erkennen, woher das Blut kam.
"Setz dich doch erstmal hin..."
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Sarray Cestay
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Lebenslauf:

„Mir geht’s gut.“, murrte Sarray. Sie belog damit nicht Ljerka. Sie belog sich selbst.
Zuzugeben, dass sie das Glück verlassen hatte kam nicht in Frage.
Aber spätestens, als sie drei Versuche brauchte um auf ihren Stuhl zu klettern muss sie sich eingestehen:
„Ich glaube, ich bekomme eine Sepsis. Wir wollten…ICH wollte schwimmen gehen. Wir wurden von Modderhäuten angegriffen. Ich bin beim Weglaufen aufs Fressbrett gefallen.“
Die Zwergin streifte die Weste ab und ließ das geliebte Kleidungsstück achtlos zu Boden gleiten, während sie die Schnürung am Hemd aufzog.
„Lysira ist verätzt worden. Siehst du bitte nach ihr? Das muss furchtbar weh tun…“
Die Zwergin hob den Blick und sah zur Bruxa. Das Gesicht schweißnass und der Blick trüb und fiebrig.
„Mir ist etwas übel…“, schnaufte Sarray und versuchte sich aus dem Hemd zu schälen, verhedderte sich aber haltlos im Leinen, und zerrte kraftlos daran herum, als wäre sie in einer Zwangsjacke gefangen.
Lysira
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Einen Moment verharrte Lysira dort wo sie stand, dann konnte sie es nicht mehr mit ansehen. Sie ging in die Knie und half Sarray so gut sie konnte auf den Stuhl, wobei sie aber den Kopf etwas wegdrehte, um den Blutgeruch nicht so direkt einzuatmen. Doch fiel es ihr nun nicht mehr ganz so schwer, sich zu beherrschen, sei es, weil der Kampf nun schon seit einer Weile vorüber war oder weil der Geruch des Fiebers sich nun immer stärker in den Blutgeruch mischte.
Die Bruxa blieb neben Sarray auf einem Knie, für den Fall, dass die kleine Blondine erneut herunterfallen würde und schaute zu Ljerka auf, schwieg aber zunächst, da Sarray bereits berichtete, was geschehen war.
„Meine Wunden sind nicht so schlimm. Du brauchst die Hilfe dringender…“, widersprach sie ihrer neuen Freundin und schaute dann wieder etwas hilflos zu Ljerka.
„Wie kann ich helfen?“, fragte sie.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Lebenslauf: Ljerka

Modderhäute... Ljerka war alarmiert.
Sie kannte diese Nekrophagen, man griff sie tunlichst nicht an, dann sie explodierten dann und sie übertrugen Wundfieber, wie die anderen Totenfresser auch, aber die anderen waren aus verschiedenen Gründen noch tödlicher... Sie hatte nur ein paarmal welche gesehen und war ihnen stets aus dem Weg gegangen, aber natürlich gelang Sarray dass nicht.
Einmal infiziert musste man jedoch schnell handeln, erwischte man die Infektion ehe sie sich ausbreitete... Sie begann noch ehe sie weitere Fragen stellte die richtigen Kräuter zusammenzusuchen, zu zerstampfen was frisch war, manche waren bereist angesetzt.
"Leg alle stellen frei, die sie erwischt haben!" befahl sie, mischte bereits alle Zutaten und noch ein paar mehr. Auch sie wußte nicht, was das Wundfieber und den Brand verursachte, aber es gab Erfahrungswerte, welches Kraut am besten half, und zur Sicherheit nahm sie nun alles... Sie schmierte es großzügig auf ausgekochte Mullbinden und begann die Wunden, die Sarray ihr zeigte damit zu bestreichen und einzubinden wo die Mischung noch von alleine halten würde.
"Und was ist mit euch? Zeigt mal die Verletzungen..."
Wandte sie sich an die Begleiterin.
Sie hatte bereits eine Meinung über sie, knapp bekleidet, vermutlich gehörte sie entweder zur Belegschaft der Knüppelkati, in die Passiflora passte sie eher nicht, und den neuen Laden konnte sie nicht einordnen, aber der große Mantel, der nur schlecht verdeckte was sie nicht trug reichte ihr für eine erste Theorie.
Trotzdem, es war ihr letztlich egal, wem sie half. Sollte jeder sein Geld so verdienen wie er oder sie wollte.
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Sarray Cestay
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Die Zwergin war erstaunlich wortkarg für ihre Verhältnisse, hatte sie doch genug damit zu tun, sich nicht auf den frisch gewischten Boden zu übergeben. Aus ihrem Hemd hatte sie es schlussendlich heraus geschafft, so dass die hässlichen Kratzer auf Unterarmen, Schultern und Dekolleté sichtbar wurden. Besonders die auf den Unterarmen waren nicht lang, aber dafür tief und die Ränder schwärten in den widerlichsten Farben.
Sarray gab sich Mühe, Ljerka beim Anbringen der mit Kräutermasse eingestrichenen Binden zu helfen. Oder zumindest nicht im Weg zu sein.
„Ich hab schrecklichen Durst.“, murrte sie mittendrin. Sie schwankte merklich mit dem Oberkörper vor und zurück, bleib aber sitzen und starrte in eine Ecke. Ihr war schrecklich schwindlig und zu gerne hätte sie der Erschöpfung nachgegeben, doch dazu war sie zu stur.
Viel zu stur. Fest presste sie die Lippen zusammen, längst nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte.
Lysira
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Lysira roch die verfärbten Wunden, bevor sie sie sah. Weil sie nichts anderes zu tun bekam, beließ sie es dabei, Sarray Halt zu geben, damit sie nicht wieder vom Stuhl kippte.
Sie beobachtete Ljerka genau und auch wenn sie nichts von Medizin verstand, kam sie ihr alleine durch ihr souveränes Auftreten kompetent vor, was sie innerlich erleichtert aufatmen ließ.
Als die Heilerin sie jedoch nach ihren eigenen Wunden fragte, musste sie schlucken. Sie wusste, dass diese bereits zum jetzigen Zeitpunkt einer fachkundigen Person Auskunft darüber geben konnten was sie war. Aber spielte das jetzt noch eine Rolle? Schlimmstenfalls wurde sie hochkant herausgeworfen. Auf alle Fälle würde die Heilerin sehen, dass es für sie an dieser Stelle nichts zu tun gab. Und die Hauptsache war ja, dass sie sich auf Sarray fokussierte. Die kleine lebensfrohe Blondine musste es einfach schaffen, das war gerade das wichtigste. Lysira seufzte.
„Habt Dank. Aber wie ich bereits sagte, meine Wunden sind nicht besorgniserregend. Und ich habe eine gute Wundheilung.“
Mit diesen Worten ließ sie den Mantel über die Schultern gleiten. Die Verätzungen waren noch da, doch die Wundränder waren nichtmal ein bisschen gerötet. Das offene Fleisch, dass vorhin noch genässt hatte schien wie von einer hauchdünnen Schleimhaut überzogen und wirkte dadurch fast matt. Insgesamt machten die Wunden den Eindruck, als seien sie bereits mehrere Tage alt, nur dass sich kein Schorf gebildet hatte.
„Gibt es denn nichts, was ich tun kann? Ich könnte neues Wasser holen…“
Lysira wusste nicht, ob der Anblick ihrer Wunden der fachkundigen Heilerin verriet was sie war und für den Moment war ihr das auch egal. Sorge und Hilflosigkeit spiegelten sich in ihre Miene wider.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Lebenslauf: Ljerka

Sarray war verbunden und nun kochte Ljerka noch einen starken Tee, Kräuter und Wurzeln, die alle helfen sollten Gifte aus ihrem Körper zu treiben und ihren ihr Blut wieder in Schwung zu bringen. Dann zeigte auch ihre Begleiterin ihre Verletzungen. Wenn Sarray nicht gelogen hatte... die Wunden sahen aus, als wären sie schon Tage alt, nicht erst Stunden.
Verdammt, was schleppte sie hier immer wieder an?
"Ja, geht, bitte Wasser holen. Danke." Ljerka blickte der jungen Frau nach, als die Türe geschlossen war wandte sie sich an Sarray. Dass eine Bruxa sie trotzemde hören konnte ahnte sie nicht, auch nicht, womit sie es zu tun hatte.
"WAS ist sie? Was hast du dieses mal angeschleppt, hm?"
Wollte sie von der Zwergin wissen während sie ihr den starken Tee gab.
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Sarray Cestay
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Die Zwergin nahm den Tee mit zitternden Händen und grinste entschuldigend, bevor sie einen Schluck nahm und das Gesicht verzog.
„Ui…heiß…“, raunte sie.
„Sie macht keine Schwierigkeiten. Ich schwör`s…“, setzte sie an und pustete über den Tee, um sich nicht noch einmal zu verbrühen.
Schon bei dem einen Schluck drehte sich ihr Magen dreieinhalb harte Umdrehungen nach links, dann vier nach Rechts.
„Zumindest….so lange wir hier nicht mit Blut rumsauen.“ Sie nahm die Tasse herunter und sah entschuldigend zu Ljerka.
„Sie ist total lieb…eine tolle Sängerin…und ähm….“ Die Zwergin schlug den Blick nieder.
„Also..ähm…“ Die Mini-Blondine murmelte einiges Unverständliches, doch zwei Worte drangen trotz des leisen Genuschels an Ljerkas Ohr.
Das eine war „…verknallt…“. Ungewöhnlich für die Zwergin. Sie hatte zwar eine lebendige Libido und verschwand schon mal mit dem einen oder anderen Zwergenmann im Wald, aber ‚verknallt‘ hatte sie sich nie. Der ein oder andere Zwerg hatte ihr nach einer Affäre den Hof gemacht, hatte aber immer eine Abfuhr – und manchmal eine Abschiedsnummer – verpasst bekommen. Aber mehr als Sex war da nie gewesen. Ungewöhnlich, aber nicht besorgniserregend.
Das zweite Wort jedoch alarmierte Ljerka mehr. Viel mehr.
„…Bruxa….“ Hatte sie das WIRKLICH gesagt?

Die Zwergin verstummte, hob den Blick und sah ihre Freundin aus stark verhangenen, kugelrunden blauen Augen an. Sie guckte wie ein Welpe, der beim Fressen eines Schuhs erwischt worden war und wartete auf das Donnerwetter, während ihr der eine oder andere Schweißtropfen übers Gesicht lief.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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"Sie ist eine bitte WAS?!?!" Aber sie hatte schon verstanden.
Zuerst hob Ljerka die Arme, um dann nicht genau zu wissen, was sie damit anstellen sollte. Dann strich sie sich erst einmal ein paar einzelne loose Haare aus dem Gescht, verschränkte die Finger hinter dem Kopf während sie begann im Raum auf und an zu wandern.
"Sag mir, dass du nicht grade gesagt hast, dass du dich in eine Bruxa verliebt hast... Ach verdammt... Sarray...!"
Ungehalten war das falsche Wort für den Zustand in dem Ljerka sich gerade befand.
Wütend, oder zornig traf es auch nicht ganz... Fassungslos, vielleicht. Besorgt... ganz sicher.
Einige hundert Jahre später hätte sie sich wohl im falschen Film gewähnt, aber diese Metapher war noch nicht erfunden, hätte sie geahnt, dass es sie gab hätte sie das bedauert.
So aber blieb ihr nur weiter auf und ab zu wandern.
"Und jetzt? Ihr fehlt nichts, sie muss nicht behandelt werden... du wirst es auch überstehen... Trink weiter Tee, hier ist frischer..." und sie goss ihr noch einmal nach.
"...oder was willst du noch anschleppen? Nekromanten und Leichen reichen dir wohl nicht... und was wenn der Hexer zurück kommt? Hast du darüber einmal nachgedacht?"
Das sie tobte war auch nicht ganz richtig, sie sprach nicht laut, aber mit Druck hinter der Stimme, genauso hatte sie auch die jungen Soldaten an der Front zur Schnecke gemacht wenn einer Dummheiten gemacht hatte.
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Sarray Cestay
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Die Zwergin senkte den Blick, nahm die Schultern runter und machte sich klein.
„Reuven hat deinen Werwolf Ritter aus dem Rinnstein gekratzt und ihm nichts getan.“ Mit zitternden Händen stellte sie die Tasse weg. Mehr konnte sie einfach nicht drin behalten.
„Ich werd dafür sorgen, dass er ihr nicht begegnet. Sicher ist sicher.“ Die kleine Blondine hielt sich am Tisch fest und rutschte vom Stuhl, beide Hände so verkrampft an der Tischkante festgekrallt, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
„Ich geh mal zu ihr. Ich weiß nicht mal, ob sie auch..also…“ Sarray hob den Blick nicht und vollendete auch nicht den begonnenen Satz.
„Ich bin gleich wieder da.“ Unsicheren Schrittes hangelte sie sich am Tisch entlang und wollte zur Tür.

Ljerka hatte Recht. Was hatte sie sich dabei gedacht? Nichts. Das Blut war wohl einmal mehr dort, wo es mit denken nichts zu tun hatte.
Aber wer weiß…vielleicht konnten sie sich doch nochmal wiedersehen. Nur nicht…hier…
Lysira
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Mit einem vollen Eimer Wasser war Lysira auf dem Rückweg zum Haus. Sie hatte nicht lauschen wollen, aber gegen das Gehör einer Fledermaus konnte sie nichts machen. Natürlich hatte sie einiges mitbekommen. Die Reaktion Ljerkas erschien ihr noch verhältnismäßig ruhig im Vergleich zu dem, was sie erwartet hatte.
Deutlich mehr beunruhigte sie, dass es um Gefühle ging. Sie fühlte sich schuldig… hätte es besser wissen müssen. Warum ging das nur immer so schnell bei den Sterblichen? Sie hatte doch nie vorgehabt, Sarrays Herz zu brechen, nun stand es unweigerlich bevor.
,Vorausgesetzt sie überlebt‘, dachte sie bitter.
Nein, es kam nicht infrage, dass sie starb. Lysira würde bei ihr bleiben, bis sie es überstanden hatte. Das war sie ihr schuldig. Es sei denn, Ljerka ließ es nicht zu. Dann würde sie zumindest in der Nähe bleiben.
Lysira spitzte die Ohren. Sarray machte offenbar Anstalten nach ihr zu sehen. Die Bruxa bewegte sich schneller und stand im nächsten Moment vor der Tür, öffnete sie zaghaft.
„Ich habe Wasser gebracht“, sagte sie, klang beinahe schüchtern, nicht sicher, ob sie hier noch Willkommen war.
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