In einem Wald auf Ard Skellige

Die Skelligen bzw. die Skellige-Inseln gehören zu den nördlichen Königreichen und liegen im nördlichen Meer.
Sie liegen von der Westküste von Cidaris und Verden und sind vom Nordwesten her von Cintra zu erreichen.
Auf den Skellige-Inseln wird ein eigener Dialekt gesprochen.
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Avarion DeSpaire
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Das Tag hatte ganz Normal gestartet. Ion war aufgestanden und hatte sich angezogen. Er trug eine schwarze Tuchhose und ein schlichtes weißes Hemd mit langen Ärmeln und hochgeschlossenen Kragen. Darüber zog er eine maßgeschneiderte schwarze Robe mit dunkelsilbernen Stickereien an den Ärmeln, am Saum, auf den Schultern und dem oberen viertel des Rückens. Ein Schlitz mittig vorne und hinten gaben ihm die nötige Bewegungsfreiheit, auch mit weit ausholenden Schritten voran zu kommen und auf ein Reittier zu steigen. Seine Füße steckten in Stiefeln, die ebenfalls schwarz waren und bis knapp über die Wade gingen. Das Outfit komplettierte er mit einem grauen Tuch , welches er um den Hals trug und deren Enden unter dem oberen Teil der Rode verschwanden und ein paar ebenfalls schwarzen Handschuhen, an denen die Fingerspitzen frei waren. Zu guter Letzt setzte er seine filigrane silberne Brille auf, die er zum sehen eigentlich nicht mehr brauchte, sie aber aus Gewohnheit des Öfteren trug. In den Stiefel steckte er einen schmalen Dolch von seiner Frau.
Er hatte sich vorgenommen in die Hauptstadt der Elfen zu reisen, um Stoffe einzukaufen. gerade seine Töchter und seine Mutter mochten schöne aufwendige Kleider. In seine Tasche packte er wohl ausgewählte Dinge, Schneideruntensilien, wie Nadeln, Faden, Garnrollen, eine Schere, ein Trennmesser sowie ein Buch, in dem er Skizzen anfertigte und den dazugehörigen Grafitstift. Ein kleines Ledergebundenes Notizbuch fand ebenfalls seinen Platz in der Tasche. Da er nicht vor hatte den ganzen Tag zu verbrauchen, verzichtete er auf Proviant. So nahm er seinen grauen Mantel, warf ihn über die Schulter und ging Richtung Tür. Lediglich einen Apfel nahm er aus einer Schale vom Tisch mit und aß ihn auf den Weg in den Stall.
Im Stall befanden sich mehrere Reitwölfe und Windreiter. Auch ein paar Greifen standen in einem anderen Flügel und in der Scheune lag sein Netherdrache Sharun. Als er an die Tür zur Scheune kam, drehte ihm sein Drache direkt den Rücken zu und gurgelte tief. "Was denn." sagte er und ging zu ihm. Der Drache hob den Kopf und sah auf seinen Gefährten herunter. Liebevoll legte Ion seine Hand unter den Kiefer und seine eigene Stirn an die des Drachen. Beide schlossen einen Moment lang die Augen und der Drache purrte tief und leise, was auch einer viel zu großen Katze entsprungen sein konnte. Dann zog er den Kopf langsam aus der Umarmung und wand sich ab. "Ruh dich aus." sagte Ion liebevoll und ließ seinen Gefährten zurück. Er entschied sich um, seinen Reitworgen zu nehmen und sattelte diesen mit sicherer Hand. Zumindest Noir freute sich offensichtlich sehr über den Ausflug.

Wenig später saß Ion auf dem Rücken des Tiefschwarzen Wolfes und ritt im gemütlichen Tempo durch den Wald der Peständer. Es war trübe an diesem Morgen und eine seltsame Stille hatte sich breit gemacht. Nur wenige Tiere waren zu sehen oder zu hören und die wenigen, die seinen Weg kreuzten, verschwanden schneller als man sie wirklich wahr nehmen konnte. Irgendwo knackte und krachte es im Wald und Ion brachte seinen Wolf zum stehen. Etwas merkwürdiges lag in der Luft, ein Gefühl das man nicht richtig greifen konnte, aber einen kalten Ring um die Brust legte und das atmen erschwerte. Noir knurrte und just krachte ein Baum quer über den Weg. Aufmerksam sah sich der junge Hexenmeister um. Es war still geworden, als hätten alle Tiere und Pflanzen sich vor etwas geduckt. Er wollte Noir weiter treiben, doch der Wolf verspannte sich und wich zurück. "Schttt. Alles gut." sagte er und legte eine Hand auf dessen Schulter. "Da ist nichts." Der Wolf war offensichtlich anderer Meinung und fletschte die Zähne. "Vielleicht ist da doch etwas." Er ließ sich aus dem Sattel gleiten, schob seine Tasche auf den Rücken und hob die Hände, um sich mit einem Zauber gegen einen möglichen Angreifer zur Wehr setzen zu können. Aber es kam kein Angreifer. Das Unterholz brach auseinander und eine Wildsau samt Ferkel rannte als wäre der Teufel hinter ihnen her, quer über die Straße um auf der anderen Seite im Unterholz wieder zu verschwinden. Erschrocken war Ion zusammengezuckt und atmete nun erleichtert auf. "Es waren nur ein paar Schweine." Sein Wolf nahm das allerdings zum Anlass um hinter den Leckerbissen hinterher zu springen. "Noir nein." rief Ion und hob die Hand, als würde das alleine seinen Wolf zum Anhalten bewegen. Aber weit gefehlt. Mit ein paar wuchtigen Sprüngen war das große schwarze Tier verschwunden. Zumindest konnte Ion hören, in welche Richtung er verschwunden war. Er wartete eine Weile darauf, das sein Wolf zurück kehrte, was er aber nicht tat. Als dann in der Ferne ein lautes Aufheulen zu hören war, gefolgt von einem winseln, verließ der Hexer die Straße und bewegte sich durch das Unterholz in die Richtung, in die er seinen Wolf vermutete.
Nicht mehr auf der Straße wurde es noch dunkler und unübersichtlicher und ein seltsamer Druck lag in der Luft. Es war als ob man die Luft scheiden konnte und obwohl es nicht kalt war, konnte er seinen eigenen Atem sehen. Wieder ein Winseln in der Ferne und Ion find an zu laufen, fürchtete er um das Wohlergehen seines Wolfes. Was als nächstes geschah, passierte so schnell und alles gleichzeitig, das er kaum reagieren konnte. Wieder stürzte ein Baum in seine Richtung und nur mit viel Glück konnte er dem Ausweichen und wurde nicht erschlagen, dabei wich er Rückwärts mehrere Schritte zurück und natürlich stolperte er über die Wurzeln eines anderen Baumes. Rücklinks fiel er in gleich mehrere Sträucher und für einen kurzen Moment schien sich das Bild seiner beiden Augen nicht mehr zu einem zusammenfügen zu wollen. Alles verzerrte sich auseinander und verschwamm und ließ sich einfach nicht mehr greifen. Angestrengt schloss er die Augen und doch schien es einen Moment lang noch schlimmer zu werden. Er verlor jegliches Gefühl für sein Gleichgewicht und hatte das Gefühl liegend umzufallen. "Atmen. Einfach nur atmen." sagte er zu sich und tat auch genau das.
Es dauerte eine Weile bis das Drehen und Gefühl des Fallens nachließ und er öffnete vorsichtig die Augen. Noch immer war die Luft dick und stickig und ließ nur wenige Schritt weit Sicht auf sein Umfeld. Mühsam und vorsichtig richtete sich Ion auf und sortierte erst mal seine Kleidung. Schmutzig und der Mantel war an der Seite eingerissen. Zum Glück würde er das Richten können. Er atmete noch einmal durch und sah sich um. "Na toll." sagte er und stellte fest, dass er erfolgreich die Orientierung verloren hatte. Gerade als er weiter gehen wollte stieg eine gewaltige Übelkeit in ihm hoch. Er fuhr herum und übergab sich lauthals im nächsten Busch. Gut das er noch nicht wirklich viel gegessen hatte. Schwer atmend und nun die Übelkeit zurück drängend stütze er sich mit einer Hand an einem Baum ab. "Ich sollte nach Hause zurück kehren." sagte er leise zu sich selber und atmete noch einmal durch.
Dann stolperte er langsam los, gefühlt in die Richtung, aus der er gekommen war. Er fühlte sich ausgelaugt und furchtbar müde und schwach. Den Blick mehr auf den Boden gerichtet als nach vorne ging er einfach drauf los. Es war definitiv zu diesig um sich an der Sonne, wo auch immer sie gerade war, zu orientieren.
Mit mehr Glück als Verstand fand er so etwas wie einen Weg, aber diesen hatte er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen. Erst jetzt sah er auf und betrachtete die Bäume und Sträucher um sich herum und irgendwas war anders. Er konnte es nicht wirklich in Worte fassen, es war mehr ein Gefühl, als etwas konkretes. Und da war noch etwas. Es war als fehlte ihm etwas. Es war nicht die Stille des Waldes oder das fehlen von Leben. Es war etwas Elementareres für ihn, wie Luft zum atmen, aber was wusste er einfach nicht. Er fühlte sich sehend Blind und leer. Alles blinzeln und beruhigend ein und ausatmen half nicht die fehlende Leere verschwinden zu lassen. "geh einfach weiter." sagte er wieder zu sich selber und stolperte langsam weiter, wohin auch immer sein Weg ihn führen würde.
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Avarion DeSpaire
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Eine Sackgasse. Der Weg, den er gefunden und dem er gefolgt war, erwies sich als Wildpfad und löste sich nach einer Weile im Unterholz auf. Mit einem seufzen bemerkte Ion dieses eigentlich viel zu spät und blieb stehen. um ihn herum standen Farne und Sträucher und sah er nach oben fanden sich mächtige Baumkronen von verschiedensten Baumarten, die ein fast undurchdringliches Dach bildeten. Er blieb eine ganze Weile einfach nur stehen und sah weiter in den Blätterhimmel. Sehen konnte er nichts. Aber immerhin war gelegentlich ein Vogel zu hören, der sein Lied zwitscherte und auch die Flora und Faune sprach wieder. So erklang das rascheln der Blätter im leichten Wind, begleitet von einem gelegentlichen leisen Knacken im Unterholz. Es roch nach feuchter Erde und viel Grünzeug.
Unschlüssig drehte sich Ion einmal im Kreis und seufzte leise. Den Weg den er gekommen war, fand er optisch direkt wieder und entschied sich mit einem Schulterzucken zurück zu gehen. Er folgte seiner eignen Spur der minimalen Verwüstung, die er hinterlassen hatte. Da waren gelegentlich angebrochene Astspitzen und die Fußabdrücke im Boden, die er deutlich sehen konnte, als sein Pfad wieder etwas breiter wurde. Immer wieder sah er gelegentlich nach oben und tatsächlich, in der Ferne schien die Sonne durch die Baumwipfel zu scheinen. Er blieb stehen und sah sich noch einmal um. Mit dem Finger zeigte er in Richtung, in der er die Sonne entdeckt hatte und dann in die andere. "Jetzt müsste es noch nicht Mittag sein, also steht die Sonne mehr im Osten als im Süden. Dann muss ich da lang." sagte er leise und ging zielsicher in Richtung Sonne weiter, auch wenn er sich dafür durch Büsche zwängen und über umgefallene Bäume balancierte. Zumindest besaß er soviel Körperbeherrschung, nicht beim ersten Baum abzustürzen.
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Avarion DeSpaire
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Gerade hatte er eine Senke balancierend über einen umgestürzten Baumstamm überwunden als er stehen blieb und wieder in den Blätterhimmel sah, um nach Sonnenstrahlen zu suchen, die ihm die Richtung wiesen. Er fand schnell wonach der suchte, denn das Wetter klarte auf und kleine gleißend helle Punkte tanzten hoch oben zwischen den dunklen Blättern.
In der Ferne schien das Blätterdach nicht ganz so dicht zu sein, denn die Sonne erreichte in einer gut sichtbaren Lichtspur sogar den Boden. Wäre es eine andere Situation Ion hätte das ganze als äußerst Malerisch und Wunderschön beschrieben. Der Wind trieb Baum und Blütenpollen durch die Luft und die sichtbaren Strahlen, was diese fast schon lebendig wirken ließ. Er sah zwei kleine Vögel die in dem warmen Licht fangen spielten, denn sie flatterten und flogen umeinander herum und schraubten sich dabei immer höher, bis sie vor den dunklen Ästen eines mächtigen Baumes verschwanden.
Dem weißhaarigen jungen Mann zauberte es ein Lächeln aus die Lippen und für einen Moment schien er vergessen zu haben, das er sich hoffnungslos verlaufen hatte. Wirklich verunsichert hatte ihn diese Tatsache vorher schon nicht und jetzt wirkte er irgendwie gelöst und in sich ruhend. Langsam und deutlich entspannter ging er weiter und achtete sogar darauf nicht all zu viele zerstörerische spuren in der Natur zu hinterlassen. Er duckte sich mehr unter Ästen hindurch, hob seine Robe öfters an und ging auch mal ein paar Schritte weiter um ein Hindernis herum. Aber egal was er machte, er behielt seine Richtung grob bei. Nur das der Wald einfach nicht enden wollte.
Irgendwann blieb er wie vom Donner gerührt stehen und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Er nahm seine Hand hoch und betrachtete den Siegelring an seiner linken Hand. Ein recht aufwendig gearbeitete Stück Schmiedekunst das auf einer runden Grundform einen flach geschliffenen schwarzen Stein fasste. Filigrane silberne Linien und Formen laufen nahtlos vom Rand über den tiefschwarzen Obsidian als wären sie gewachsen und bilden eine flache Hand von der Seite zeigend, als ob diese Wasser schöpft und über deren Handfläche eine brennende Kugel schwebt. Kurz sah er angestrengt auf den Ring, als würde er erwarten, das irgendetwas passiert und blinzelte dann. Nichts. Er legte sogar zwei Finger der rechten Hand auf das Sigel und konzentrierte sich wieder. Mit dem selben Ergebnis. Nichts. "Das kann doch wohl nicht war sein." schimpfte er diesmal etwas lauter und gab einen leicht knurrenden Laut des Unmuts von sich. Dann sah er auf den schlichten Goldenen Ring an der rechten Hand und seufzte. "Schatz. Ich werde wohl später nach Hause kommen." Es klang wie eine nüchterne Feststellung. Wieder suchte er die Sonne und ging dann weiter grob in Richtung Osten.
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Avarion DeSpaire
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Unvermittelt riss vor dem jungen weißhaarigen Mann der Wald auf und er trat auf eine Straße hinaus. Die Hand vor die Augen hebend, um nicht vom plötzlichen Sonnenlicht geblendet zu werden, sah er sich blinzelnd um. "Na Endlich." murmmelter er und wand sich nach links um der Straße weiter zu folgen, die seiner Meinung nach in Richtung Unterstadt führte, von wo er ein Portal nach Silbermond, der Hauptstadt der Elfen nehmen konnte. Der Wald der nun zu seiner linken sein Stiller Wegbegleiter wurde, sah von hier gar nicht mehr so Dicht und Undurchdringlich aus. Immer wieder lichtete sich das Unterholz und er konnte Weit in den Schutz der Bäume hinein sehen. Immer wieder sah er Lichtinseln, wo es die hellen Strahlen schafften den Boden zu erreichen. Er schüttelte mit einem schmunzeln auf den Lippen den Kopf und ging langsam weiter.
Hoffentlich fand sein schwarzer Reitwolf ihn hier wieder oder war so geistesgegenwärtig nach Hause zurück zu laufen. Egal was als erstes eintreffen würde, auf laufen hatte er eigentlich keine Lust. Er blieb stehen, atmete durch, hob die Hände seitlich des Körpers und ... nichts. "Was zum...." Noch einmal atmete der junge Elf durch und hob die Hände, die Handflächen nach oben und diesmal murmelte er sogar unverständliche Worte. Wieder nichts. Stattdessen nahm eine ziehende Leere von seinem Körper besitz und als ob ihn sämtliche Kräfte verlassen hatten, ging er nieder auf ein Knie. Keuchend stütze er sich mit einer Hand auf dem eigenen Knie ab. Die Augen weit aufgerissen sah er auf den Boden vor sich und wieder schien sich die Welt um ihn herum zu drehen und zu bocken. Er schlug die Hand vor den Mund, wollte sich Übelkeit in ihm breit machen. Aber sein Magen war bereits leer und gerade jetzt fluchte er innerlich, dass er zu Hause nicht noch anständig gegessen hatte. Das Bild vor seinen Augen schwamm erneut auseinander und wollte sich nicht zu einem einzigen zusammen fügen lassen. Schwer und tief in den Bauch atmend versuchte er gegen die Aufkommende schwärze in seinem Inneren anzukämpfen und nicht bewusstlos zu werden. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn.
Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis er wieder den Kopf heben und sein Umfeld erkennen konnte. Der Anflug von Schwäche und Übelkeit war auf ein erträgliches Mass gesunken und mit mehr Willenskraft als tatsächlicher Energie stand er auf. Ion blieb nach vorne gebeugt, die Hände auf beiden Oberschenkeln abgestützt stehen und schwankt wie ein Schiff auf hoher See. "Atme." sagte er ruhig und beschwörend zu sich und nach ein paar weiteren tiefen Atemzügen schaffte er es immerhin sich wieder aufzurichten und aufrecht zu stehen. Deutlich langsamer ging er weiter, eine Hand auf den Magen gelegt, der nun sehr deutlich machte wie er sich fühlte.
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Einar
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von/nach: Der Hafen -> Wald von Ard Skellige
Datum: Herbst 1277
betrifft: Avarion DeSpaire
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Einar erwachte in seiner Hütte, weil er das Wanken des Schiffes vermisste oder besser, weil sein Gehirn es ihm vorgaukelte. Einen seltsamen Moment lang hatte er das Gefühl, der Haufen Decken und Felle auf dem er nackt und bäuchlings lag, schwanke. Es brauchte einige blinzende Momente, um diesen Eindruck los zu werden und aus dem schwankenenden Bett eine feste Schlafstatt zu machen.
Er war in seinem Haus.
Er war allein.
Wie seltsam. Keine zwanzig Matrosen um ihn herum. Nicht einmal eine Möwe kreischte. Doch von Ferne hörte er die Brandung, die sich an den Felsen jenseits des Hafens brach. Der Seebär wälzte sich auf den Rücken. Es war noch sehr früher Morgen, das Licht im Raum war noch gedämpft und es zog kühl durch alle Spalte. Ein guter Zeitpunkt, um sich auf den Weg zu machen, wenn man vor hatte, mit guter Beute heim zu kehren.
Einar kleidete sich in ein gewebtes Hemd ohne Ärmel und eine ebenso leichte, doch nicht allzu weite Hose, beides in gedeckten Erdfarben. Um die Füße schlang er sich nur lederne Bänder, um möglichst viel Gefühl in seinen Schritten zu haben. Das blonde Haar band er zu einem festen Knoten und legte sich zusätzlich ein Band um die Stirn, gegen Schweiß und einzelne Strähnen. Dann gürtete er sich mit einem kurzen Jagddolch und nahm seinen Jagdbogen von der Wand. Vier Pfeile für die Bogenhand. Wenn der erste Schuss fehlte, wäre die Beute ohnehin davon und mehr als drei Versuche gönnte ihm sein Ehrgeiz nicht, der vierte war nur zur Vorsicht, falls ein Treffer nicht tödlich wäre.
Einar trat hinaus in den aufkeimenden Morgen, wandte sich gen Süden und verließ ohne Hast die Siedlung. Anfangs folgte er der Straße, die nach Süden Richtung Rannvaig und den einsamen Gehöften davor führte, doch irgendwann verließ er diese und ließ sich von seinem Instinkt durch den dichter werdenden Bergwald leiten. Er war in einen flotten Trab gefallen, setzte die Füße mit der Sicherheit des in ihm schlummernden Jägers auf Steine und zwischen Äste. So kam er lautlos, doch schnell vorwärts. Diese Wälder waren seit Kindesbeinen an seine Heimat und er behauptete gern, jeden Baum zu kennen, wie er auch jede Welle der Weltmeere zu kennen behauptete. Sicher jedoch kannte er einige Tränken, Futterstellen und viel benutzte Wildpfade - einen davon würde später ein seltsamer Wanderer ebenfalls finden und sich davon in die Irre führen lassen. Einar allerdings kreuzte diesen Pfad nur und folgte einem ganz eigenen Kompass bis zu eine Stelle, wo oft und gern Hirsche ästen.
Zwischen den Wurzeln einer Eiche sank er in die Hocke, spannte den Bogen und setzte einen Pfeil auf die Sehne. Dann wartete er reglos. Sein Seelentier war vieles, doch kein Lauerjäger - diese Eigenschaft kam von Einar allein. Und er sollte für seine Geduld belohnt werden: im goldenen Morgenlicht erschien ein kleines Rudel Hirschkühe, geführt von einer Leitkuh, die als erste prüfend auf die Wiese hinaus schritt. Der Seebär wartete. Er wollte den großen Fang, denn zu dieser Jahreszeit wurden die Kühe bereits von den Hirschen begleitet.
Einar sollte Recht behalten, denn nur einige Herzschläge später, trat gediegen und majestätisch ein gut gewachsener Hirsch in die Morgensonne - ganz nah und sich präsentierend, wie auf dem Übungsfeld. Unendlich langsam hob Einar den Bogen, spannte die Sehne vor und fixierte den Hirsch konzentriert mit beiden Augen. Nun galt es, Ruhe zu bewahren. Warten, bis das Tier den Hals zum Äsen senkte... der Moment kam, der Hüne zögerte keine Sekunde länger und zog den Bogen in den Anker, löste fast augenblicklich. Der Pfeil bohrte sich in die Seite des Hirschs, direkt unter das Schulterblatt zwischen dei Rippen. Das Tier tat einen entsetzten Sprung, doch schon im Landen knickten ihm die Beine ein. Die Hirschkühe stoben auseinander, während Einar auf die Wiese trat. Er hatte keine Eile - sein Schuss war perfekt gewesen.

Der Hirsch wog mindestens so viel wie Einar selbst und ohne die Kraft des Bären, hätte er ihn keinen Meter weit bewegen können. Doch so band er dem Tier die Hufe mit dem Lederriemen zusammen, den er ursprünglich um die Stirn getragen hatte und schulterte seine Beute wie ein zu groß geratenes Opferlamm. Diesmal kehrte er auf direktem Wege zur Straße zurück.
Die Sonne war bereits gestiegen und Einar stand schon nach wenigen Minuten der Schweiß auf der Haut. Dennoch war er bester Laune und schritt munter aus, kaum das er die Straße erreicht hatte. Mit anderen Wanderern rechnete er eigentlich nicht. Diese war Ard Skellige - man war zu Schiff deutlich schneller als über die Inseln und so bewegten sich die meisten Bewohner und auch Händler lieber auf dem Seeweg. Umso erstaunter nahm er die dunkle Silhouette eines Menschen vor sich wahr, die mit jedem seiner Schritte näher kam. Besonders schnell war der Läufer also nicht. Je näher er kam, desto mehr gewann Einar zudem den Eindruck, dass der Fremde auch nicht sonderlich sicher auf den Beinen war. Er holte zusehends auf.
Als er in Hörweite war - die Stimme des Seebären trug durchaus weit - rief er den anderen Mann an: "He da Mann, wohin des Weges?" Der Wanderer trug schwarz und Einar wollte, dass er sich umwandte. In einer Welt, die im Krieg mit den Schwarzen aus dem Süden lag, waren Krieger wie er schnell misstrauisch bei dieser Farbwahl. Halb erwartete er schon die goldene Sonne auf der Brust des Mannes. Zu spät fiel ihm ein, dass er vielleicht den Hirsch ablegen und den Bogen wieder hätte spannen sollen. Nun blieb ihm im Falle eines Angriffs nur der Jagddolch.
Und der Bär.
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Avarion DeSpaire
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Langsam war Ion weiter gegangen und fand mit jedem Schritt ein wenig mehr Sicherheit. Von Dynamisch oder normal gehend war er allerdings immer noch weit entfernt. Zumindest schwankte er nicht mehr bedenklich hin und her und die Hand war vom Bauch wieder herunter gesunken. Eigentlich wäre es klüger gewesen umzukehren, doch glaubte er sich daran zu Erinnern, dass bald ein Posten rechts den Weges auftauchen musste, an dem er eine Pause machen konnte und Eventuell einen Windreiter für den Weg nach Hause mieten konnte.
Das hinter ihm jemand her ging, hatte er nicht bemerkt und es dauerte auch ein paar Herzschläge lang, bis er realisierte, das da jemand gesprochen hatte. Die Worte hatte er nicht verstanden und so bewegte er sich langsam und vorsichtig, als er sich umdrehte um zu sehen, wer oder was ihn angesprochen hatte.
Der Ausflug durch den Wald hatte sein Erscheinungsbild ein wenig derangiert. Seine Haare hingen etwas wilder herunter und fielen ihm sogar in ein zwei Strähnen ins Gesicht. Den grauen lockeren Mantel, den er zum Reiten über der schwarzen Robe trug war an einer Seite leicht eingerissen. Seine recht kantige Ledertasche trug er an einem langen Riemen befestigt quer über die Schulter hängend und die dunkelbraune Ledertasche selber auf den Rücken geschoben.
Als er sich langsam umgedreht hatte und den Mann sah, der ihn von hinten auf der Straße gefolgt war, zuckte er leicht zusammen. Oh Nein. Einer dieser großen etwas grobschlächtigen Seeleute mit Händen wie Bratpfannen und mehr Muskeln als Verstand. Ein Kul'Tiraner. Und was zum Henker trug er da auf seinen Schultern.
Mit seinen zweifarbigen Augen betrachtete er sein Gegenüber und versuchte dabei einen ruhigen und gefassten Eindruck zu hinterlassen. Kurz ging der junge weißhaarige Mann dabei seine Optionen durch und verwarf sie alle, denn er war Körperlich nicht ansatzweise in der Lage sich gegen diesen Mann zur wehr zu setzen, sollte er sich entscheiden das sie zweier Gegnerischer Lager angehörten. Vielleicht hatte er noch gar nicht bemerkt, was für einem Volk er gegenüber stand.
Ion versuchte es mit einem verhaltenen anheben des Mundwinkels, was wohl ein lächeln werden sollte und nickte dem Fremden zu. Dann deutete er die Straße entlang. "Nach Unterstadt." sagte er in Akzent lastiger Gemeinsprache seiner Heimatwelt. Erst jetzt bemerkte er das wahre beeindruckende an dem Mann vor sich. Das tote Tier mit dem mächtigen Geweih musste wahnsinnig schwer sein und er trug es fast schon lässig über die Schulter gelegt. Ein wunder, dass er sich das Geweih nicht irgendwo rein gerammt hatte.
Mit einem Anflug von Neugier und offensichtlich beeindruckt deutete er auf den Hirsch. "Eine beeindruckende Beute." sagte er weiter und machte die unmissverständliche Geste des Daumen hoch. Dann trat er einen Schritt zurück, um dem Menschen nicht im Wege zu stehen. Allerdings war die Rückwärtsbewegung nicht die beste Idee, war sein Gleichgewichtssinn noch nicht wieder gänzlich zurück gekehrt. Er schwankte leicht und musste einen weiteren Ausfallschritt machen um nicht nach hinten zu taumeln. Auch war die Übelkeit noch nicht ganz weg und so legte Ion die Hand wieder auf seinen Bauch, sackte leicht vorne über und öffnete den Mund um betont ein und aus zu atmen. "kümmert euch bitte nicht um mich." sagte er etwas holprig und hob die Hand um ihm zu signalisieren, dass er nicht näher kommen brauchte.
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Einar
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Ein Elf.
In nilfgarder Schwarz - immerhin keine Uniform oder Rüstung, eher das, was die wenigen Aristokraten, die Einar bisher gesehen hatte, trugen. Er hatte sich sehr langsam umgewandt und blickte Einar nun aus irritierend ungleichen Augen an. Ein Elf und dann auch noch von den Göttern gezeichnet - das wurde ja immer besser. Immerhin machte er keinen feindlich gesinnten Eindruck, eher einen recht desolaten mit dem zerrissenen Mantel und den zerzausten Haaren. Vielleicht ein Schiffbrüchiger? Oder unglücklich von den eigenen Landsleuten getrennt worden? Doch die Nilfgarder Schiffe kamen auf Meilen nicht an die Skellige Inseln heran, so lange die Drachenboote die Grenzgewässer bewachten, wie also sollte er es auf die Insel geschafft haben? Gefangene, die fliehen könnten, nahmen sie schon lange keine mehr.
Während all dieser Überlegungen waren die hellen Brauen des Mannes zusehends zueinander gewandert, zuckten allerdings wieder etwas in die Höhe, als der Elf zu sprechen begann und in Richtung Kaer Trolde wies, allerdings nicht den Namen des Dorfs verwendete. Keine Sprache, die Einar beherrschte. Durchaus möglich, dass es sich um Nilfgardisch handelte, denn in dieser Sprache beherrschte er nur ein paar Worte, die man eben brauchte, wenn man feindliche Schiffe aufbrachte. Und wie immer ein paar Flüche - stets das Erste, was man in anderen Sprachen lernte. Nach Ja und Nein.
Doch eines war höchst seltsam an diesem nilfgardischen Elf: er wirkte so überhaupt nicht beherrscht und steif, wie es die einen im Blut hatten und die anderen scheinbar als gutes Benehmen definierten. Über die Züge dieses Exemplars flackerten mannigfaltige Ausdrücke und sogar der Anflug eines Lächelns - es hieß, Elfen besaßen diese Muskeln gar nicht, darum schauten sie dauernd so aristokratisch drein. Doch dieser Elf hier ließ die Mundwinkel zumindest zucken, bevor er offenkundig neugierig den Hirsch beäugte und sichtlich beeindruckt war. Wieder Worte in jener fremden Sprache, dazu eine Geste, die ihm wohl zu seinem Jagdglück gratulieren sollte.
Nun war es an Einar, merkwürdig drei zu schauen. Ein seltsamer Nilfgarder war das. Dieser trat beiseite und strauchelte sogleich, was Einars Eindruck vom ersten Ansehen her bestätigte: er war nicht besonders gut beisammen. Hin wie her, ob Nilfgarder oder nur müder Reisender, er würde ihn mit zurück nehmen. Im ersten Fall würde sich Ubbe für ihn interessieren, im Zweiten gebührte ihm zumindest die Ehre der Gastfreundschaft.
Langsam ging er näher, den Fremden nicht aus den Augen lassend.
"Dorthin geht es nach Kaer Trolde, der Festung des Königs von Skellige.", informierte er den Elf und wies in die Richtung, in die dieser ebenfalls gerade gezeigt hatte. Aus der Nähe betrachtet wirkte er tatsächlich deutlich durch geschüttelt und die unterschiedliche farbigen Augen hatten einen glasigen Schimmer.
Er wies auf den Elf. "Woher kommst du? Hier ist seit Wochen niemand gegangen und das letzte Schiff im Hafen war meines.", verlangte der Kriegsherr zu wissen. Er benutzte die Gemeinsprache, denn der Älteren Rede, die die Elfen bevorzugten, konnte er nur in Grundzügen... und in Flüchen.
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Avarion DeSpaire
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Ion hatte bei den gesprochenen Worten seines Gegenübers eine Augenbraue hochgezogen. "Skell...was?" fragte er irritiert und hatte automatisch in seine Muttersprache Thlassisch gewechselt. Davon hatte er noch nie gehört und den Dialekt den der Kul'Tiraner vor ihm sprach, kannte er auch nicht. Ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass es verschiedene Dialekte unter den Menschen oder in der Gemeinsprache seiner Heimat gegeben hatte. Nun denn. Wo auch immer er hier war, er musste irgendeinen Anhaltspunkt finden, von dem aus er wieder zurück fand und dabei war er nicht weit von hier aufgewachsen.
Da er die Frage seines Gegenübers nur an der Phonetik erkannt hatte, sah er nun seinerseits Fragend zu dem Menschen. "Ich habe kein Wort verstanden." sagte er ruhig um sein gegenüber nicht zu reizen. "Sprecht ihr vielleicht noch eine andere Sprache?" er war im Thalassisch geblieben. Wenn er die Gemeinsprache nicht sprach, dann vielleicht das Elfische. Zumindest hatte sich Ion spätestens jetzt als Elf offenbart.
Langsam aber sicher verschwand die Übelkeit wieder in den Hintergrund und erlaubte ihm sich wieder gerade hin zu stellen. Mit seinen 186 Fingern war er eigentlich nicht klein und doch war er in seiner Familie nicht einmal der größte. Aber gegen den Nordmann wirkte er klein und schmal. Er atmete noch einmal durch um die Anspannung etwas weiter abzuschütteln und lächelte den Fremden locker an. "Wie dem auch sei. In die Richtung kommt eine Stadt?" versuchte er es noch einmal und deutete mit fragenden Gesichtsausdruck erst in die gewiesene Richtung. Dann wand er sich wieder dem Menschen zu und legte die Fingerspitzen aneinander, so das seine Hände ein spitzes Dach bildeten.
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Einar
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Der Elf erwiderte etwas und diesmal waren Wortwahl und Intonation durchaus so, wie er es den Elfen zuschreiben würde. Was nichts daran änderte, dass er kein Wort verstand. Mäussack würde den Kerl schon verstehen. Der Druide beherrschte die Ältere Rede und würde schon irgendwas aus dem Elf heraus bringen, der ihn jetzt anlächelte, als hätte er den Stock im Arsch daheim vergessen. Ein Elf der einfach so lächelte, verdammt, das begegnete einem nicht alle Tage. Zwar galten die Skellige Inseln als durchaus liberal und das Alte Volk lebte hier unbehelligt zwischen solchen Kuriositäten wie ihm selbst, aber irgendwie waren sie doch immer etwas abseits und für sich. Und immer fürchterlich steif.
Es ließ ihn auflachen. Nilfgarder hin oder her. Elf rauf oder runter.
"Du bist mir ein seltsames Exemplar.", ließ er ihn wissen, auch wenn der Andere kein Wort verstand. Auf die Frage hin, ob dort vorn Häuser kämen - das war der Geste leicht zu entnehmen - nickte Einar. "Ja. Kaer Trolde. Der große Hafen von Ard Skellige." Auf die erneut irritierten Blicke hin machte er eine weit ausladende Geste, die die Insel einschließen sollte und wiederholte: "Ard Skellige." Dann deutete er auf den Elf und hob die Handfläche mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Woher kam der Bursche, dass ihm dieses Königreich nichts zu sagen schien?
Eigentlich war es gleich und lösen würden sie das hier auf der staubigen Straße sicher nicht, daher winkte er dem Elf, ihm zu folgen. Er sah nicht aus, als würde er gleich Reißaus nehmen, also musste er ihn nicht nieder schlagen und auch noch schleppen, nur um Ubbe einen potenziellen Nilfgarder zu bringen. Wie ein Nilfgarder benahm er sich sowieso nicht - zumindest nicht wie ein Soldat. Überhaupt benahm er sich - tja, normal?
Einar setzt sich wieder in Bewegung. Sollte er sich vorstellen? Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Fremden, der zusehends fester auszuschreiten schien, je länger sie gingen. Wirklich seltsamer Bursche. Und bei näherem Hinsehen wirkte auch seine Kleidung seltsam fremd - und das hieß bei Einar schon einiges, denn der Kapitän war weit gereist und hatte schon die absurdesten Modeerscheinungen gesehen, die der Kontinent aufzubieten hatte. Auch wenn die Kleidung des Elfen gelitten hatte, die Stoffe und das Leder wirkten wertig und die Tasche, die er trug, war feinstes Sattlerhandwerk. Kein armer Mann. Gegen ihn wirkte Einar in seiner leichten Jagdausstattung wie ein Bauer und nicht wie ein Kriegsherr, aber er mochte es lieber, unterschätzt oder zumindest falsch eingeschätzt zu werden. Wenn der Kerl Nilfgarder war, sollte er ihn besser für einen einfachen Mann halten.

Nach einer Weile wies er nach vorn, wo man zwischen den sich öffnenden Bäumen die Festung Kaer Trolde auf den beiden Felsen thronen sehen konnte. Gegen den von silbernen Wolkenstreifen überzogenen blauen Himmel ragte die trutzige Burg dunkel auf, hob sich dabei farblich kaum vom umgebenden Fels ab. Möwen umkreisten die hohen Zinnen und das Leuchtfeuer auf einem der vorgelagerten Podeste wollte der Sonne Konkurrenz machen, indem es Tag und Nacht brannte, um den Schiffen bei allen Wettern und zu allen Zeiten ein Geleit in den sicheren Haften zu sein.
"Kaer Trolde.", wiederholte er sicherheitshalber.

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Zunehmens sicheren Schrittes war der weißhaarige Elf mitgegangen und sah sich immer wieder aufmerksam und auch neugierig um. Auch betrachtete er seinen Reiseleiter unauffällig, aber nicht weniger beeindruckt. Seid ihrem zusammentreffen hatte er kein einziges mal die Jagdbeute abgelegt und konnte mit dem gewaltigen Tier, das er trug noch gestikulieren, ohne das es ihm herunter fiel. Für Ion war zumindest eine Sache schon mal sicher. Der Mensch war stark und geschickt. Die Kleidung die er trug erinnerte ihn an das was seine Mutter auf Jagd trug, nur das sie darin immer heiß aussah.
Während sie gingen wiederholte er ein paar mal leise "Ard Skellige." auch um sich den Namen zu verinnerlichen. Etwas nachdenklich drein schauend war er weiter gefolgt. In seinen 137 Jahren, die er schon alt war, hatte er das Land sehr oft bereist, ob zu Boden oder auf dem Rücken seines Drachen. Er war sogar als Mensch getarnt in deren Hauptstadt gewesen und hatte deren Länder bereist. Unter den Menschen hatte er sogar Freunde gefunden. Selbst ein Zwerg war darunter. Und doch hatte er all die Jahre nie etwas von einem Ort gehört, der so klang. Auch das andere Wort "Skar Troll?" wiederholte er fragend. Das klang sehr nach einer Trollstadt, aber in dieser Gegend gab es keine Trolle und einen Menschen würden die Trolle eher essen als ihn als Nachbar oder gar als .... Ion sah auf und betrachtete den Menschen noch einmal. Das musste es sein. Der Kul`Tiraner war ein Untergebener der Trolle. Das würde auch erklären, warum er weder die Gemeinsprache noch das Thalassisch auch nur ansatzweise verstand. Sein Gesicht hellte sich etwas auf und er strahlte deutlich mehr Ruhe und Sicherheit aus.

Das änderte sich allerdings schlagartig als die Burg mit dem Leuchtfeuer in Sicht kam. Wie vom Donner gerührt blieb er stehen und starrte auf das Bauwerk. Als der Hüne den Namen wiederholte starrte Ion erst ihn fassungslos an, danach wieder das Bauwerk. Kurz war er wie versteinert, dann verließ er schnell den Weg und kletterte auf eine etwas höhere Stelle, um sich einen Überblick zu verschaffen. In alle Richtungen wanderte sein Blick, blieb aber an der Festung hängen. Er hob die Nase etwas in den Wind und es roch nach Meerluft. "Aber das kann gar nicht sein." sagte er zu sich selber. "Das ist unmöglich."
Eine greifbare Unruhe ermächtigte sich seiner. Er starrte mit geweiteten Augen auf den Boden und ging in Gedanken durch was passiert war. Dann drehte er sich in die Richtung aus der sie gekommen waren und auch da hatte er auf einmal das Gefühl das alles Fremd war. Die Erkenntnis traf ihn wie einen Schlag. Ion sackte etwas nach vorne in sich zusammen und er musste die Augen schließen und durchatmen um nicht in Panik zu geraten. "Du bist schon so weit gereist, hast so viel gesehen und die Lage war mehr als einmal aussichtslos. Reiß dich zusammen." sagte er zu sich selber und seine Stimme klang dunkel und ruhig. "Du hast recht." sagte er weiter zu sich selber und atmete noch einmal durch. "Denk dran, wir sind nicht alleine."
Ion öffnete die Augen, richtete sich wieder auf und sah Einar lange einfach nur an. Dann sah er noch einmal zu der Festung und straffte sich. Sicheren Schrittes kam er zu dem Menschen auf die Straße zurück, wobei er sich trotz Robe nicht als Bewegungslegasteniker erwies. Neben Einar angekommen versuchte er seine Kleidung glatt zu streichen und zu richten. Dann nickte er dem Menschen zu und wirkte deutlich gefasster. Noch einmal schlug er sich etwas Staub aus der Kleidung und schob seine Tasche wieder auf den Rücken. "Ich bin bereit." sagte er sicher und zuversichtlich.
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