Dörfliche Gegend

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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Carolyn
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Carolyn musste immer wieder kichern, während er auferweckte Mann schimpfte. Darüber, dass sie Aris' Tochter war. Das sie irgendjemandes Kind war. Darüber wie er sich weigerte die Blase zu sehen, die Murmel, die kugelige Acht. Darüber wie der dem Vogel zürnte und wie er wackelte, als er aufstand, als sei er ein Rehkitz, das gerade auf die Welt gekommen war. Über seine anzüglichen Worte, die ein echtes Kind ihren Alters wohl nicht wirklich verstanden hätte, die sie aber nur weiter glucksen ließen. Sie stand hinter ihm, als Rolan sich vor Aris aufbaute und begann an den Fingern abzuzählen, was er nun tun würde und sie äffte ihn nach, hob die kurzen Fingerchen vor sich in die Luft, zog ein altkluges Gesicht und bewegte die Lippen stumm zu seiner Rede. Dabei musste sie allerdings immer wieder lachen - sein Po war schmutzig vom Matsch und er hatte überall Haare, in denen Matschtröpfchen hingen. In ihrer eigenen Sphäre wäre sie wohl böse auf ihn gewesen, weil er ihr erst gedroht hatte und sie dann ignorierte, aber hier konnte sie nicht viel tun. Und irgendwie war er ja lustig, wie er sich aufplusterte, so nackig, mit hängendem Pillermann und schmutzigem Po. Sie kicherte wieder und hopste hinter ihm her, als er davon marschierte.
Neugierig beobachtete sie, wie das knurbelige Murmelgebilde, was die beiden Menschenschicksale verband, sich zu dehnen begann, denn die eine Murmel gehörte dem sich entfernenden Rolan und die anderen der zurück bleibenden Aris. Die Verbindung zwischen den beiden Kugeln schnürte sich ein, würde dünner und dünner, spannte sich... Carolyn hüpfte immer noch neben Rolan her, dem es scheinbar immer schwerer fiel, einen Fuß vor den anderen zu setzen, so als wär das gespannte Seil zwischen ihm und Aris ein stetig wachsender Zug, ausgehend von seinen Schulterblättern.
Als die Spannung ihn auf Zeitlupengeschwindigkeit verlangsamt hatte, umrundete sie Rolan und blieb vor ihm stehen, legte den Kopf schief. "Weißt du, du kannst nicht so besonders weit von ihr weg gehen."
Dann kam wieder der spitze Zeigefinger zum Einsatz, doch diesmal spießte sie ihm diesen auf den Solarplexus. Der Impuls reichte, das Gleichgewicht der Kräfte ein wenig zu verschieben, sodass die gespannte Verbindung ihn wie ein elastisches Seil rückwärts zerrte und den nackten Mann einmal mehr rücklings mit einem schmatzenden Geräusch in den Matsch warf.
Carolyn umrundete ihn erneut und beugte sich über ihn, um ihm wie schon einmal von oben in die Augen zu blicken. Lustig, als würde er auf dem Kopf stehen oder sie. Dabei lag er nur da, wie eine Maikäfer auf dem Rücken, und sie stand. Ihre roten Augen glühten, als sie kalt grinste und für einen Moment alles Kindliche aus ihren Zügen wich. "Du bist schon irgendwie tot, du bewegst dich nur noch."
Sie rümpfte die Stupsnase und kicherte wieder - das kleine Mädchen war zurück. "Aber stimmt. Du stinkst. Du brauchst ein Bad." Sie hatte eindeutig weder Angst noch irgendeine andere der vielen Empfindungen, die Kinder Männern oder Erwachsenen generell gegenüber haben sollten. Und er hatte sie geärgert. So mochte es nicht, wenn man sie ärgerte.
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Aris Moriturus
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Der Erweckte zog die falschen Schlüsse. Natürlich konnte Aris es ihm kaum übel nehmen, denn optische Ähnlichkeiten waren, zwischen Carolyn und ihr selbst, definitiv vorhanden. Doch dieses Kind war von der Sterblichkeit noch weiter entfernt, als er selbst und das sollte schon etwas heissen. "Du bist auf dem Holzweg."
Aris seufzte, als sich ihre Kreation wenig redselig in Bewegung setzte und auf wackeligen Beinen begann, Reisaus zu nehmen. Noch immer auf dem Boden sitzend, stemmte sie das Kinn in die Handinnenfläche und betrachtete das
Schauspiel vor ihr. Das Geistermädchen hatte die Verbindung, die zwischen Leichnam und Nekromantin bestand, bereits folgerichtig erkannt. Doch selbst der von der Kleinen so deutlich gesetzte Hinweis, konnte ihn nicht von seiner Entscheidung abbringen, das Weite zu suchen.

Gerade, als die Verbindung abzureissen drohte, zeigte Carolyn, dass sie keineswegs das kleine Ding war, welches die Tragweite von Handlungen nicht verstand. UND sie schien nachtragend. Eben noch kess hopsend, baute sich die kleine zierliche Gestalt nun vor dem Untoten auf, belehrte ihn in seinem Auftreten ihr gegenüber und...tat etwas, was Aris von ihrer Position aus nicht so gut sehen konnte, da die nackte und sehr dreckige Kehrseite des Mannes, ihr die Sicht auf das Mädchen nahm. Der Untote fiel ungelenk in den Matsch. Die wirksame Retourkutsche für die angedrohten Schläge an dem Kind. Aris beobachtete weiter.

Ihr gingen andere Dinge durch den Kopf. Der Mann hatte ihr vorab nichts von sich verraten wollen. Weil er sich gerne und selig in die tröstliche Umarmung des Todes gekuschelt hatte. So ungewöhnlich. Dabei wollten immer alle Toten, mit denen sie ihre Gespräche führte, unbedingt zurück. Zu ihren Liebsten. Oder zu ihren Feinden, um eine noch offene Rechnung,
einem Racheengel ähnlich, zu begleichen. Alle waren gleich. Doch er, ausgerechnet er, den sie für ihre Zwecke missbraucht hatte, war nicht erfreut darüber, wieder auf, statt unter der Erde zu wandeln. In seinem Fall...auf der Erde wandelnd, anstatt in der Luft baumelnd.
Wenn es einen Weg gab, ihn vom Gegenteil, von er Schönheit des Lebens und seiner ihm auferlegten Aufgabe
zu überzeugen, dann fiel er ihr nicht ein. NOCH nicht. Doch das würde er noch. Er musste. Denn das, was sie getan hatte, war unwiderbringlich. Aris schürzte die Lippen und wusste, sie würde in einer Hinsicht lügen müssen, solange es ging.
Sie würde diesem Mann nicht erklären dürfen, auf welchem Wege er vielleicht doch schneller wieder zu seinem Seelenfrieden finden konnte, als ihr lieb war.

Der Untote richtete sich wieder auf. Schimpfte und unterstrich seine harschen Worte mit eindeutigen Drohgebärden. Carolyn beeindruckte das wenig. Und Aris legte ihr Augenmerk zum ersten Mal richtig auf das Kind. Das Geistermädchen, welches ihr ebenso fremd war, wie der Untote selbst. Wo waren ihre Eltern? Woher kam sie? War sie einsam?
Zwei Schritte...dann einen Dritten und der Körper des Untoten klappte wie ein Kartenhaus in sich zusammen, welches man zu viel Wind, oder Vibration ausgesetzt hatte. Er fiel, das Gesicht voran, in den Dreck und blieb reglos liegen.
"Perfekt", spottete Aris leise und erhob sich mit einem ächzenden Laut, der so gar nicht zu der Jugend ihrer Jahre passte, sondern eher für eine alte Frau jenseits des guten Lebens reserviert war. Carolyn beugte sich über den Mann und schmunzelte vor sich hin. Schadenfreude schien Teil ihres Wesens zu sein. "Tja, ich schätze, wer nicht hören will, muss eben fühlen."
Aris Mundwinkel zuckten. Otto machte es sich derweil unter dem Vorhang ihrer Haare bequem und steckte den Schnabel ins Gefieder, um sein Mittagsschläfchen zu halten. "Lass ihn liegen. ich besorge jetzt Wasser und Kleidung. Dann sehen wir weiter..."

Es dauerte Stunden, bis die Nekromantin mit Männerkleidung, Leinenhemd und Hose, eigens von den Wäscheleinen der Dörfler gestohlen, zurückkehrte. Mit Wasser konnte sie nur wenig dienen. Sie hatte ihren Wasserschlauch befüllt, doch der Inhalt würde nur dazu ausreichen, dem Toten den Dreck von Gesicht und Händen zu waschen. Der Rest musste trocknen, abfallen, oder er warten, bis sie eine geeignete Unterkunft fanden, um sich in Gänze zu säubern. Auch für Stiefel konnten sie erst dann sorgen, von der Waffe ganz abgesehen. Falls er bis dahin seinen Dickschädel überwand und ihr folgte, anstatt ihr ständig diese Wiederbelebung zuzumuten.
Rolan KONNTE sterben. Doch nicht in diesem Falle. Entfernte er sich zu weit, sorgte ihr an ihn geknüpftes Band dafür, dass er zusammen brach, einer Bewusstlosigkeit gleich. aus diesem Zustand konnte er nicht aus eigener Kraft erwachen. Jedenfalls NOCH nicht. Dazu brauchte es mehr Kraft und mehr Vertrauen in die Verbindung zu Aris selbst. Seufzend kniete sie wieder neben dem Toten im Matsch nieder, welcher ihr die Hosen an den Knien durchnässte und stemmte die Hände gegen die nackte kalte Haut. Aris drückte kraftvoll und drehte Rolan unter einiger Anstrenung auf den Rücken. Er hatte die Augen geschlossen und ersparte ihr das blicklose Starren in den Himmel.

Die Nekromantin öffnete den Verschluss des Wasserschlauches und liess etwas davon über Rolas Gesicht laufen. Zeitgleich strich sie mit schlanken Fingern an Dreck fort, was sie zu greifen vermochte.
"So....und jetzt.." Erneut legte sie die Hand auf den Brustkorb des Mannes, von dem sie überzeugt war, in ihm den richtigen Toten gefunden zu haben und schloss in Konzentration die Augen.
Das Angeln nach seiner Seele, die nun eigentlich viel näher lag, als noch vorhin, erwies sich als schwierig. Immer wieder entwischte er ihr, wie ein zappelnder glitschiger Fisch, den man versuchte, mit blossen Händen festzuhalten. Doch dann endlich gelang es ihr und sie erfasste seinen Lebensfunken, zerrte ihn in seine sterbliche Hülle zurück und verankerte sie dort. Sofort schlug er die Augen auf.
"Willkommen zurück." Aris rollte die Augen und erhob sich auf nun so wackeligen Beinen, wie sie den Untoten vorhin noch getragen hatten. Ihre Energie würde kaum für noch einen Versuch reichen. Sie musste rasten und essen.
Einmal mehr packte sie der Gedanke, dass es klug wäre, sich ein Pferd zu besorgen. Jetzt mit diesem Mann an ihrer Seite, wurden ihre Reserven ganz anders beansprucht als noch zuvor, ganz alleine und nur mit
Otto als Begleitung. "Bist du jetzt bereit, zu reden?"
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Rolan Igorov
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Wieder schlug Rolan seine Augen auf und erneut stach das blendende Licht unsanft in sie hinein, auch wenn es diesmal nicht so stark war, wie noch Momente zuvor. Momente? Das Licht wirkte nun ganz anders. Gülden, als ob die Sonne bereits tief am Horizont stehen würde. War er solange bewusstlos gewesen? Diesmal war er nirgends gewesen, hatte nichts erlebt oder gefühlt. Im einen Moment hatte er dieses kleine Mädchen verflucht, im nächsten war - zack! - das Licht aus gewesen.

An den ersten Sturz konnte er sich noch erinnern. Es war so seltsam gewesen. Erhobenen Hauptes und stolz wie Oskar war er von der merkwürdigen Frau davon gestapft. Und nach einigen Metern war jeder Schritt immer schwerer geworden. So, als ob ihn jeder weitere Fußstapfen eine stetig wachsende Steigung heraufklettern ließ. Oder, als ob er mit dieser Frau durch ein elastisches Seil verbunden war, welches ihn unbedingt wieder zu ihr zurück befördern wollte. Er hatte gespürt, wie sein eh bereits langsamer Herzschlag sich nochmal deutlich verlangsamt hatte. Wie jede Bewegung wie in Zeitlupe oder in melasseartiger Flüssigkeit ausgeführt wurde. Das Gekicher und die gespotteten Worte des Mädchens waren unendlich langsam verzerrt und kaum verständlich an seine Ohren gelangt.
Und in dem Moment, als er den Widerstand beinahe durchbrochen hatte, wurde er von der Göre zurück in den Dreck befördert. Von einem kleinen Mädchen! Gruselig oder nicht, das war total peinlich gewesen!
Er hatte sich erneut aufgerappelt, dieses Mal um der Nervensäge ordentlich die Meinung zu geigen, da war nach wenigen Schritten einfach Dunkelheit gewesen. Er hatte nicht einmal gespürt, wie seine Beine unter ihm nachgegeben hatten. Einen Moment war er da gewesen, im nächsten einfach ausgeknipst. Das waren noch die Nachwirkungen von seinem Nahtod! Ganz sicher! Oder etwa nicht? Konnte an dem was dran sein, was die Frau gesagt hatte? Und hatte das Kind nicht auch sowas angedeutet, wie dass er zwischen Leben und Tod steckte und an die Frau gebunden war?

An die verdammte Frau, die nun erneut über ihm gebeugt hockte und ihm mit diesen seltsamen Augen in die Seinen starrte? Sie war keineswegs hässlich oder an sich gruselig, wie ihre Tochter. Aber es gab durchaus angenehmere Anblicke, wenn man gerade aufwachte, als eine dürre, weißhaarige Gestalt, die wie ein Geist oder eine Banshee über einem thronte. Mit einem verdammten Raben auf der Schulter!
Hastig rutschte er auf dem Rücken weiter von ihr fort, womit er seinen gesamten Körper nur noch weiter mit Schlamm beschmutzte. Aber in diesem Moment war ihm das völlig egal. Er würde später in den nächsten Teich springen und sich in einem Rutsch säubern. Jetzt galt es erst einmal von diesen Verrückten fort zu gelangen. Wenn er denn konnte!
"Bleib' mir vom Leib, Hexe!" zischte er in ihre Richtung, seine Stimme noch immer rau und trocken.
"Mit dir habe ich nichts zu bereden!"

Als er etwas Abstand zu ihr erlangt hatte, stand er hastig auf. Langsam gewöhnte er sich wieder an die grundlegenden Bewegungen seines Körpers. Als er merkte, dass sein Weg ihn wieder zu diesem gruseligen Mädchen führen würde, änderte er schlagartig die Richtung. Er würde nicht einmal die Zeit dafür opfern, einem der beiden den Hintern zu versohlen. Einfach nur weg von hier.
Nach etwa zwanzig Schritten bemerkte er wieder das Ziehen an seinem Körper. Nein! An seiner Seele! Erneut wurde jeder Schritt, den er tat, schwerer und langsamer. Das verwirrende Aufblitzen der spätnachmittäglichen Sonne, durch die bewegenden Blätter der Bäume, wurde immer träger, bis er die einzelnen Lichtstrahlen sehen konnte, die sich durch das Laubdach hindurch zu Boden bohrten. Was zur Hölle war hier bloß los?! Wenn dies nur eine Art Schock war, der von seiner Nahtoderfahrung herrührte, oder eine andere darauf zurück zu führende Nebenwirkung, wieso spürte er dann diesen Sog, der von dieser Frau ausging? Wieso konnte er, ohne direkt hin zu schauen, sofort sagen, wo diese Hexe sich befand? Wieso drängt alles in seinem Inneren danach, wieder zu ihr zurück zu kehren? Hatten sie und die Göre tatsächlich die Wahrheit gesagt und ihn an sich gebunden?

Schnaufend beendete er seine Bemühungen, sich von der Lichtung zu entfernen. Instinktiv befürchtete er, wieder das Bewusstsein zu verlieren, wenn er erneut diese Barriere durchbrach. Und noch einmal im Matsch und unter dem verstörenden Blick dieser Frau, wollte er nicht aufwachen. Schäumend vor Wut stapfte er zu der Hexe zurück und baute sich zu voller Größe vor ihr auf. Den Rücken durchgedrückt und von Natur aus nicht gerade klein, ragte er bedrohlich, wie ein Riese über der zierlichen Frau auf. Seine Nacktheit schmälerte den Eindruck nicht wirklich. Rolan hatte ein hartes Leben hinter sich, und sämtliche Narben, um das zu beweisen.

Schnitte an seinen Armen zeugten von schlecht bis gar nicht parierten Schwerthieben. Weitere, kleinere Schnitte auf Fingern und Handflächen rührten von Meinungsverschiedenheiten in Tavernen her, wenn Rolan wieder einmal zuviel Glück oder Geschick im Spiel mit den Karten gezeigt hatte und nicht schnell genug aus der Reichweite des Messers, eines nachtragenden Verlieres gelangt war.
Der Bizepsmuskel seines linken Arms hatte schwere Brandnarben davon getragen, als ihn ein brennender Pfeil getroffen hatte. Eine große Stichwunde zierte den seitlichen Bauchbereich, wo ihn der Speer eines Kavalleristen aufgespießt hatte. Danach war er für lange Zeit ausgefallen. Die Wunde hatte angefangen zu brennen und ihn in ein Fieber befördert, welches viele Tage lang angehalten hatte. Tolmak war kurz davor gewesen, ihn zum Verrecken am Straßenrand liegen zu lassen. Doch welches Glück im Unglück er auch gehabt haben mochte, von da an war es wieder mit ihm aufwärts gegangen.
Dann war da noch die Einbeulung auf der anderen Seite seiner Brust, wo ihn ein Kriegshammer getroffen hatte. Ein Fehlschwung eines seiner eigenen Kameraden auch noch! Der Treffer hatte ihm zwei Rippen gebrochen, die nie so richtig verheilt waren und eine Art Loch an dieser Stelle zurück gelassen hatten.
Zuguterletzt hatte er noch zwei Treffer in seinen rechten Oberschenkel bekommen. Einen Pfeil und einen Armbrustbolzen, beinahe auf den gleichen Fleck. Die Narben der beiden Wunden bilden bis heute noch eine auf der Seite liegende Acht, was Carolyn wohl äußerst ansprechend finden dürfte.

Kurz gesagt war Rolans Anblick, wie er dort nackt und narbenübersät, mit geballten Fäusten und blitzenden Augen, über der zierlichen Gestalt der Nekromantin aufragte, ein durchaus beeindruckender.
"Was hast du mit mir gemacht, Hexe?" grollte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hinaus.
"Mach es rückgängig, oder ich schwöre dir, dass dein Tod deinem Zauber ein Ende bereiten wird!"
Soweit wollte Rolan es natürlich nicht kommen lassen. Er war kein Heiliger, aber es hatte schon seinen Grund, dass Tamás und er nicht gut miteinander ausgekommen waren. Rolan hatte unnötige Gewalt immer verabscheut. Vor allem gegen die Wehr- und Hilflosen. Wenn seine Banditentruppe sich eine Familie geschnappt oder einen Bauernhof überfallen hatte, war Rolan es gewesen, der sich im Hintergrund gehalten und keine Hand gegen Frauen und Kinder erhoben hatte. Und ebenso würde er es hier handhaben. ... Wenn er konnte. Er hoffte, dass seine Andeutung von Gewaltbereitschaft und seine aufragende, wütende Erscheinung für genug Angst sorgen konnten, dass die Frau klein bei gab. Falls sie aber wirklich eine Art Hexe war, dann blieb ihm vielleicht nichts anderes übrig, als ihr am Ende doch noch den Hals umzudrehen. Allerdings würde ihm das schon irgendwie ein schlechtes Gewissen bereiten. Erneut sagte er sich, dass er diese Brücke überqueren würde, sollte er zu ihr gelangen. Bis dahin hoffte er, dass sein nicht einmal gespielter Zorn die Sache regeln konnte.
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Carolyn
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Das Mädchen hatte zugesehen. Hatte geschaut, wie der Mann wieder in sich zusammen fiel, als habe ein Marionettenspieler die Fäden durchgeschnitten. Dann war sie neben Aris her gesprungen, die sich auf den Weg gemacht hatte, um Kleider und Wasser zu besorgen. Hier fand sie einen Stein, fast so rund wie eine Murmel und trug ihn in der kleinen Faust, bis sie den Bach erreichten. Auf die Fußspitzen gestreckt konnte sie gerade durch das hölzerne Geländer einer kleinen Brücke spähen und streckte den Arm weit über das Flüsschen, um den Stein mit einem "Huh!" hinein zu werfen. Platschend sank er in die Tiefe. Ein satter, lebender Wasserplatschton, begleitet von Tropfen, die bis zu ihr hinauf spritzten. So anders als der olle Brunnen, wo alles immer nur wie aufgesogen verschwand. Sie warf noch ein Steinchen vom Weg, nur um das Geräusch noch einmal zu hören, dann rannte sie Aris nach, die inzwischen schon weiter gegangen war. Sie wollte gerne fragen, wozu sie Rolan brauchte und wieso sie Schicksale verbinden konnte, aber das hier war nicht ihre Welt, nichts davon ging sie etwas an. Aber beobachten durfte sie. Und vielleicht ein wenig an der Aufmerksamkeit der Leute auf den Feldern zupfen, als Aris die Kleider stahl.
Carolyn hatte einen Stock und rannte mal hierhin, mal dahin auf die Wiesen, schlug ein paar Blumen die Köpfe ab oder ließ ihn durch einen Zaun rattern. Diese Welt war ja ganz hübsch, aber hier fehlte der alte Spielplatz und die Stürme und die kleinen und großen Brüder. Es gab auch Hunde, aber die waren so stumm wie Mauersteine. Ihr begann langweilig zu werden, was bei ihr oft und schnell geschah.
Einmal noch jedoch fesselte Aris ihre Aufmerksamkeit, als sie den Mann ein weiteres Mal ins Leben rief.
Sie hockte im Gras, die Knie mit dem Röckchen umschlungen und sah zu. Hörte, wie Rolan wieder zu schimpfen anfing und beobachtete ihn genau, betrachtete ihn eingehend. So viele Narben und Dellen. Ein besonders hübscher Mann war er ja nicht gerade, sofern sie das beurteilen konnte. Überhaupt sollte er wirklich anziehen, was Aris ihm mitgebracht hatte... Kaum gedacht: "Zieh das an, Rolan. So nackig siehst du einfach zum Lachen aus." Und prompt musste sie wieder kichern, was verflog, als der große Mann sich drohend vor Aris aufbaute. Wollte er jetzt auch noch die nette Frau ärgern? Die farblosen Brauen über den rot glühenden Augen zogen sich zusammen und eine kleine Falte erschien dazwischen. In der Zone hätte sie diesem Mann bereits den Weg in ein Karussell oder in ein Nest voller Blutsauger geleitet.
Carolyn verschwand von einem Lidschlag auf den nächsten und tauchte gleich wieder auf, allerdings saß sie nun auf den Schultern des Mannes und hielt ihm die Augen zu. Ihre kurzen, nackten Beine klemmten fest um seinen Hals und sie beugte sich etwas vor, schmiegte sich geradezu um die Form seines Kopfes. Als seine Hände empor zuckten, um sie abzustreifen, rauschte ein eiskaltes Wag es nicht!, durch seine Gedanken und die Stimme hatte überhaupt nichts Kindliches an sich. Carolyns Augen allerdings lagen glühend auf Aris und ihr Kindergesicht strahlte in aller Unschuld.
"Er bellt laut.", stellte sie amüsiert fest, den zweiten Teil des Sprichworts nicht aussprechend. Dann klopfte sie mit den Knöcheln einer Hand von oben auf Rolans Schädel. Lauschte. Kicherte. Ganz schön hohl, die Nuss...
"Weißt du, ich denke ich mag dich, Aris.", plapperte sie derweil weiter an die Nekromantin gewandt. "Du wirst sie auch noch mögen, Rolan." Etwas am Timbre ihrer Stimme ließ das fast wie eine Drohung klingen, so als stünde da irgendwo ein nachgeschaltetes ...oder sonst. Carolyn streckte die Hand aus und darin lag die achtförmige Murmel. "Ich hab eure Murmeln und ich schau weiter zu. Aber jetzt muss ich gehen. Ich darf nicht so lange hier bleiben."
Die Murmel verschwand und sie packte Rolan an den Ohren, als wären dies die rechten Griffe, wenn man sich so hoch oben fest halten wollte. Kichernd zog sie daran und als er diesmal abwehrend die Hände hob, quietschte sie nur ausgelassen und löste sich unter seinem Griff einfach auf. Zuletzt verschwand das Glühen der Augen und das Lachen, das noch eine Weile zwischen den Bäumen hing.
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Aris Moriturus
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Das Geistermädchen verschwand so, wie es gekommen war. Ohne Ankündigung und viel lautem Brimborium. Und mit ihr ihre Murmeln, nach denen die Nekromantin sie nicht mehr hatte fragen können. Wie nach so vielem, was sie durchaus interessiert hatte. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, als sie das Kichern nachhallen hörte und an die freche Zunge des Kindes dachte.

Wind kam auf und peitschte Aris die Haare um den Kopf. Sie lauschte, konnte der Natur aber nichts weiter entnehmen.
Die Nekromantin sah noch eine Weile dorthin, wo sich Carolyn zuletzt befunden hatte- auf den Kopf des Untoten. „Ich mag dich auch“, murmelte sie leise und ein Teil von ihr hoffte nicht nur, das Mädchen mochte es hören- wo auch immer sie nun war, sondern auch, dass dieses Treffen nicht das Letzte gewesen war. Doch viel Zeit darüber nachzudenken blieb Aris nicht. Der Mann, den sie erwählt hatte/ eine schlechte Wahl, wie sie inzwischen einräumen musste/ konnte sich zwischen Hasenfuss und mutigem Löwen nicht entscheiden. Zuerst war er regelrecht panisch und rückwärts gerichtet vor Aris geflohen, sich weiter gegen ein Gespräch mit ihr wehrend. Nur um sich dann bedrohlich vor ihr aufzubauen und ihr seinerseits mit dem Ende ihres Lebens zu drohen.
Es gefiel ihm nicht, dass er wieder unter den Lebenden verweilte. Diesen Standpunkt hatte er mehr als deutlich gemacht. Doch Aris wollte noch nicht aufgeben. Zwar konnte sie sich seiner Seele auch wieder entledigen, doch seine Beschwörung war nichts, was sie so leichtfertig wiederholen konnte. Es kostete zu viel Energie und es war nur bei ihm zum ersten Mal so richtig bindend gelungen. Das verriet sie natürlich nicht. Sollte er sie für mächtig halten, wer wusste schon, wozu so ein auf Angst basierender Respekt später noch gut war.

Ehe sie ihren Mund öffnen und erneut mit ihm reden würde, wie mit einem kranken Pferd, besah sie sich ihren Auserwählten einmal genauer. Seine Haut erzählte eine Geschichte. Eine von Klingen, dort, wo die Narben ähnlich einem Strich angelegt waren. Mal gut verheilt, mal weniger. Je nachdem fiel die Narbe flach, oder eher wulstig aus. Von Brandwunden und Stichwunden, kreisrund und tief wie kleine Krater. Sein Körper schien an der Brust seltsam deformiert, als habe er einen Knochen, oder einen Muskel an dieser Stelle eingebüßt.
Rolan war groß, noch mehr, weil sie so klein war. Ihre Augen fanden auch den Weg hinab zwischen seine Beine. Okay. Er war groß. Schmunzelnd über sich selbst ließ sie ihren Blick nicht verweilen.
Und Aris bemerkte auch, wie Vorsicht sie einen Schritt zurück weichen ließ. Ihre Sorge um sich selbst konnte sie nicht kaschieren. Blieb nur zu hoffen, dass sie schneller als er war. Obwohl… in seinem Zustand sehr wohl. Sie hätte den Abstand für seine
Bewusstlosigkeit schnell erreicht. Unwillkürlich spannte sie ihre Sehnen ins Muskeln an, wie ein Fluchttier, welches sich einem Bären gegenüber sieht.
„Ich kann es nicht rückgängig machen. Oder ungeschehen.“ es war nur die halbe Wahrheit, doch sei es drum. „Du bist jetzt hier und …an mich gebunden.“ wortwörtlich, wie er ja bereits gemerkt hatte.
Die weissblonde Frau machte noch einen Schritt rückwärts und brachte sich damit außer Reichweite von den Armen des Mannes, falls er sie zu packen gedachte. „Und das Mädchen eben war nicht meine Tochter. Sie ist eben so tot wie du, würde ich annehmen.“ obwohl Carolyn noch als lebhaft einzustufen war, wenn man sich an Rolan orientierte. „Also? Versuchen wir es nochmal? Wie heißt du? Woran kannst du dich aus deinem alten Leben erinnern?“ Otto schien von all dem Lärm zu erwachen. Müde und grantig, weil er in seiner Ruhe gestört wurde, krächzte er anklagend und schob den Schnabel in Aris Hand, die sie dem Vogel liebevoll entgegen hob. „Mit der Zeit kann ich deine ganzen körperlichen Defizite beheben. Das wird es dir angenehmer machen. Dafür brauche ich aber natürlich auch deine Zusammenarbeit und dein Vertrauen.“ letzteres würde sich erst mit der Zeit entwickeln, falls es überhaupt dazu käme.
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Rolan Igorov
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Gerade hatte Rolan sich noch als Herr der Lage gefühlt, da landete etwas auf seinen Schultern, schlang sich um seinen Hals und schnürte ihm die Luft ab. Er war viel zu überrascht, um eine Art Gegenwehr anzustimmen. Stattdessen musste er all seine Aufmerksamkeit darauf legen, nicht von dem plötzlich ungewohnt höherem Schwerpunkt umgeworfen zu werden.
"Was zur Hölle...!" entfuhr es ihm, als er ein wenig seitwärts stolperte und dabei erneut Schlamm aufspritzte.
Hatte ihn ein Tier angesprungen? Sein Blick fuhr nach unten und er sah die totenblassen Beinchen des Mädchens, welche sich kalt und fest wie Stahlzwingen um seinen Hals gelegt hatten. Unmenschlich kalt und unmenschlich fest! Wie hatte die kleine Göre so schnell auf seinen Schultern landen können? Er hatte nicht gespürt, wie sie an ihm hochgeklettert war!
Gerade hatte Rolan sein Gleichgewicht wiedergefunden und machte sich daran, einen Arm zu heben, um das rotzfreche Balg hinunter zu zerren, da tobten Worte durch seinen Geist, reißend und eiskalt, wie ein Sturm aus Eis auf den höchsten Gipfeln Mahakams.
'Wag es nicht!' verkündete die unmenschliche Stimme und der Söldner verharrte, wie vom Blitz getroffen, in seiner Bewegung. Gegen seinen Willen war diese Stimme sowohl angsteinflößend, wie auch allbestimmend und es hätte wesentlich mehr Selbstdisziplin erfordert, sich ihr zu widersetzen, als er im Moment aufbringen konnte.
Das Mädchen quietschte und johlte unterdessen vergnügt von seinem Rücken herab, wie es ein Kind auf einem Steckenpferd vielleicht getan hätte. Rolan Igorov,... untotes Reittier. Kommt und schaut euch die neuste, skurrile Attraktion an! Ihre Fingerknöchel pochten auf seinen kurz geschorenen Schädel. Kein tolles Gefühl, aber erneut war auch keinerlei Schmerz zu spüren. Und verdammt sollte er sein! Woher kannte die Göre seinen Namen? Er hatte ihn keinem der beiden genannt! Aber war das noch so verwunderlich? Wenn sie in seinen Geist eindringen konnte, war es sicher auch ein leichtes, ihn wie ein Buch zu lesen.

Genug war genug! Egal, wie furchteinflössend oder gefährlich dieses Kind auch sein mochte, er würde sie von sich herunter holen. Das tat man mit Gefahren. Man entledigte sich ihrer. Und gefährlicher, als in der jetzigen Situation konnte das Mädchen wohl kaum noch werden. Nein,... kein Mädchen. Ein Dämon! Das war die Göre mit Sicherheit!
Jetzt malträtierte sie auch noch seine Ohren, zog daran, wie an Zügeln! Rolan Igorov,... Hü und Hott!
Er nahm alles an Mut und Selbstdisziplin zusammen, was er im Moment zusammen kratzen konnte und hob soeben die Arme, um nach dem Dämonenkind zu greifen, da war das Ziehen an seinen Ohren, der Druck auf seine Kehle und überhaupt das Gewicht auf seinen Schultern fort. Einfach fort! Von einem Moment auf den anderen!

Er drehte sich noch mehrfach um die eigene Achse; schaute nah und fern. Es war nichts mehr von dem geisterhaften Mädchen zu sehen. Keine Spur und kein Fußabdruck im Schlamm. Knurrend wanderte sein Blick noch einmal durch Büsche und Baumreihen in der Nähe, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Frau. Diesmal vorsichtiger. Noch immer angepisst zwar, aber nicht mehr so aggressiv. Er musste vorsichtiger sein. Ausnahmsweise mal sein Hirn benutzen und nicht kopflos, wie ein Huhn reagieren. Vielleicht war diese Aris eine Dämonenbeschwörerin und konnte ihm dieses ... Mädchen,... Dämonen,... Ding! im wahrsten Sinne des Wortes auf den Hals jagen, wenn er sie bedrohte. Schon irrsinnig, dass er um sein Leben fürchtete, wenn er doch eigentlich sterben wollte. Aber fraßen Dämonen nicht die Seele? Wohin würde er später ohne seine Seele kommen? Sicherlich nicht an einen so angenehmen Ort, wie der, wo er zuvor gewesen war.

Er war noch immer zum Bersten mit Wut erfüllt. Und Unsicherheit. Und unsicher zu sein, hasste Rolan einfach, was seiner Wut nur noch mehr Nahrung bot. Er versuchte sich zu beherrschen. Die Arme hingen unbedrohlich neben seinem Körper herab, auch wenn seine Knöchel weiß hervor traten, so fest hatte er die Fäuste geballt.
Die Blicke, die Aris ihm zuwarf, trugen auch nicht gerade dazu bei, sein aufgewühltes Gemüt zu besänftigen. Ihr Blick wanderte an seinem Körper auf und ab, als wenn sie ein Stück Fleisch auf dem Markt oder eine Zuchtsau vor sich hatte. Und natürlich blieb ihr Blick DORT einen kleinen Augenblick länger haften. 'Nur zu, Mädchen!' dachte er mit ein wenig Genugtuung. 'Ihr seid doch alle gleich!'
Sie hatte ein wenig Abstand zu ihm eingenommen, scheinbar um ihre Sicherheit besorgt. Das war gut. Gab ihrer kühlen, arroganten Maske einen Riss. Demonstrativ machte er einen weiteren Schritt auf sie zu, die Hüfte ein paar Zentimeter weiter nach vorn gestreckt, als eigentlich normal war. Schließlich sollte sie doch einen guten Blick auf ihren Preis werfen können.

Sie redete mit sanften Worten und ohne einen Ton des Befehls darin. Schon seltsam, wenn man bedachte, dass sie ihn zu ihrem Sklaven gemacht hatte. Aber gut,... er hatte nicht das Bedürfnis, unnötig Gewalt auszuüben. Vielleicht war es Zeit für Worte, auch wenn Rolan noch nie gut damit hatte umgehen können. Er war ein Mann der Tat, keiner der seinem Maul die Arbeit überließ. Später, wenn Worte nicht mehr halfen und er ihr gefordertes Vertrauen erlangt hatte, konnte er sie noch immer umbringen, wenn es notwendig war.
Vertrauen,...! Beinahe hätte Rolan bei diesen Worten aufgelacht.
"Ernsthaft, Mädchen? Du machst mich zu deinem Sklaven und willst auch noch Vertrauen von mir? Was bist du? Geisterbeschwörerin? Dämonenbeschwörerin? Oder doch eine Hofnärrin?"

Grummelnd trat er an ihr vorbei auf die Stelle zu, wo sie die gestohlene Kleidung hatte fallen lassen. Ächzend bückte er sich danach und wunderte sich, dass er gar keinen Grund hatte, diese angewöhnten, quälenden Laute auszustoßen. Weder hatte er Gelenkschmerzen, die zu viele Nächte in der Kälte und zu viele Kämpfe auf dem Schlachtfeld bereits in jungen Jahren als Tribut gefordert hatten, noch fühlte er sich schwach. Er war noch nicht bei voller Stärke und schwankte hin und wieder. Aber trotzdem fühlte er sich bereits besser, als an so manch anderem Tag. Was auch immer der Tod oder die Frau mit ihm gemacht hatte. Es war ein Haufen Scheiße mit zumindest einer Kirsche oben auf!
"Wirf noch einen letzten Blick drauf, wenn's dir gefällt! Bin nich' schüchtern."
Ein kleiner Seitenhieb auf ihr vorheriges Starren. Einer seiner Mundwinkel hob sich ein wenig, doch war dieser Augenblick schnell wieder vorbei. Methodisch streifte er sich die einfache Leinenkleidung über, die wohl einem ziemlich fetten Bauern gehört haben musste, so wie sie an seinem athletischen Körper herab schlabberte. Aber besser schlecht gekleidet, als frei hängend, oder? Dass er die Klamotten dabei von innen, wie auch von außen mit Schlamm verdreckte, störte ihn nicht weiter. Einen Teich oder Bach zu finden, stand noch immer weit oben auf seiner Prioritätenliste.

Als er fertig war, drehte er sich erneut zu der Totenbeschwörerin um, die auf verstörende Weise ihren Raben streichelte. Und obwohl Raben und Krähen, gerade für einen Söldner auf dem Schlachtfeld, kein ungewohnter Anblick waren, hätte dieser Anblick nicht merkwürdiger sein können, wenn die Frau eine tellergroße Spinne liebkost hätte.
"Nun gut. Mit Kleidung fühle ich mich gleich zivilisierter. Reden wir!"
Er trat auf sie zu, legte Wut und Unbehagen zur Seite und blieb zwei Armlängen von ihr entfernt stehen, um nach Möglichkeit unbedrohlich herüber zu kommen.
"Mein Name ist Rolan Igorov. Und ich kann mich noch an alles erinnern. Vor meinem angeblichen Tod und auch währenddessen."
Zu seinem Leidwesen stimmte das nicht so ganz. Die Erinnerungen an den wundervollen Ort, während seines Todes, verblassten immer mehr. Da es dort nichts gegeben hatte, an das man sich erinnern konnte, war das auch nicht verwunderlich. Aber langsam setzte sich wieder der normal, menschliche Überlebensinstinkt in den Vordergrund und spielte die gefühlte, selige Zufriedenheit herunter, die er empfunden hatte. Das war insofern ärgerlich, da es die Überwindung, sich nochmals mit einem Seil um den Hals, von einem Baum herab zu stürzen, umso schwerer machen würde.

"Also,..."
Er wollte ihr bereits ein Schimpfwort anstelle ihres Namens an den Kopf werfen, besann sich aber erneut zur Ruhe. Zivilisiertes Verhalten! So wie er es zuvor angesprochen hatte.
"... Aris. Warum zum Fick hast du mich zurück geholt und verdammte Scheiße nochmal,... was hast du mit mir vor?!"
Das war für seine Verhältnisse eigentlich erstaunlich zivilisiert, dachte er stolz und innerlich schmunzelnd, während er der jungen Frau eindringlich in die Augen schaute und versuchte, sich nicht durch ihren Makel dort und dem krächzenden Tier auf ihrer Schulter einschüchtern zu lassen.
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Aris Moriturus
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Aris beobachtete sämtliche Regungen, Bewegungen, Mimik, Gestik und hörte auch sein gesprochenes Wort. Ein impulsiver Mann durch und durch. Aris hatte es anders gelernt. Es gab sieben Situationen, in denen sie erfahren hatte, dass Schweigen und Stille oftmals die bessere Lösung darstellten, als Lärm und Geschrei.

Wenn sie wütend war.
Wenn ihre Worte jemanden verletzen konnten.
Wenn ihr nicht alle Fanten bekannt waren.
Wenn sie sich kritisiert fühlte.
Wenn ihre Worte eine bestehende Freundschaft beschädigen konnten.
Wenn sie nichts sagen konnte, ohne dabei loszuschreien.
Wenn ihre Worte einen falschen Eindruck vermitteln würden.

Rolan, wie sie nun seinen Namen von ihm erfuhr, gab sich anders. Setzte auf das Potenzial seinerseits, bedrohlich zu wirken und spielte diese Karte dann aus.
„Nekromantin“, belehrte sie ihn und zog die hellen Augenbrauen über den Augen mit den ungleichen Iriden zusammen.
Er erinnerte sich also. Es war interessant zu erfahren, in welchem Umfang sie bereits in der Lage war, einen Toten wieder ins Leben zu rufen.
Ein Erinnerungsvermögen war dabei eine große Sache, die ihr sicher den Großteil der Energie geraubt hatte. Rolan Igorov. Aris Mundwinkel zuckten. So, wie er gedachte, eine Schimpfwort, anstelle ihres Namens zu wählen, hatte sie seinen zukünftigen Spitznamen bereits im Kopf auserkoren.

IGOR!
JA MEISTER?!

Nun er hinkte zwar nicht und ihm fehlten auch noch andere Aspekte dieser besonderen Rolle…. Doch er war schon zu Lebzeiten stark mitgenommen und nach dem Tode schwerfällig geworden. Blieb abzuwarten, wann sie sich wagte, diesen Namen auch offen für Roland Ohren zu nutzen. Otto krächzte erneut, krallte die Füße fest im Aris Stoff des Hemdes, welches den schmalen Oberkörper umspielte und beugte sich etwas vor. Bedrohlich klapperte sein Schnabel. Er war „nur“ ein Vogel. Aber der schwarze Teufels würde Aris beschützen. Manchmal musste sie genau das verhindern, damit Otto weiterhin am Leben blieb. Sanft zupfte sie ihn am Gefieder wieder zurück auf ihre Schulter. „Spiel dich nicht so auf Otto. Nachher bekommt Rolan noch Angst…“ ihr Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. „Dein Stück Ohr muss ihm gemundet haben. Ich würde auf meine Körperteile acht geben, wenn ich da wäre. Otto ist sehr schnell und ein Vielfraß.“

Endlich bekam der Untote den Mund auf. Und gab eine Präsentation gossensprachlichen Umgangstons von sich, der sie die Augenbrauen heben ließ.
Als sich der Rabe beruhigt und unter Aris Haarschopf zurück gezogen hatte, fuhr sie seufzend fort. „Ich brauche - zum Fick- jemanden, der mich beschützt, solange ich reise. Ich bin auf der Suche nach einer Reihe seltener Bücher über Nekromantie, bestehend aus drei Teilen. Eines davon soll im Besitz einer sehr mächtigen Hexe sein.“ diese Bücher und ihr Inhalt würde sie stärken, sie Dinge lehren, die selbst ihre Mutter erblassen ließen, wäre diese noch am Leben. Aris hatte Visionen von ihrer eigenen Zukunft. Einige ehrenhaft, andere weniger. „Abgesehen davon gibt es zu viele unzivilisierte Männer, die nachts versuchen, zwischen meine Beine zu gelangen. Natürlich gegen meinen Willen. Hier kommst du ins Spiel. Beschütze mein Leben. Und Ottos. Im Gegenzug ermögliche ich es dir durch dein Auferstehen, Rache zu üben, alte Liebschaften wieder zu sehen.. ich weiß nicht…“ er sah nicht so aus, als habe er eine liebende Ehefrau und Kinder gehabt…mit dem penis war er mehr der Typ, der viele Frauen beglücken konnte. „offene Rechnungen zu begleichen.“ er war Zurück! Sollte er was draus machen. Sie hatte ihren Weg. Und er musste mit.
Zuletzt geändert von Aris Moriturus am Freitag 13. Mai 2022, 06:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Rolan Igorov
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"Dein,... Otto,... wäre nicht der erste Aasfresser, den ich erschlage." grummelte Rolan missgelaunt und beäugte das Tier vorsichtig. So ein Rabe konnte durchaus gefährlich werden, wenn er sich das in den Kopf gesetzt hatte. Die Biester waren schlau und hinterfotzig. Ihr Krallen konnten tiefe Wunden ziehen und ihre Schnäbel konnten einem durchaus mit einem Schnapper einen Finger kosten. Mit bloßen Händen würde er das Vieh sicher nicht aufhalten können. Er brauchte eine Waffe. Dringend!

"Nekromantin,..." murmelte er leise vor sich hin. Kein Wunder, dass sie Schutz benötigte. Nahezu jeder auf dieser Welt würde sie beim bloßen Verdacht auf die Straße zerren, um sie möglichst qualvoll umzubringen. Dass Nekromanten wirklich Tote beschwören konnten, war für Rolan allerdings immer nur ein Gerücht gewesen. Ihre Experimente hatten aber zur Plage der Nekrophagen geführt, die ihre Opfer und Versuchsobjekte gewesen waren. Bis sie sich befreit und wie die Karnickel verbreitet hatten. Jetzt konnte man kaum noch einen Tag tot über einem Zaun hängen, ohne dass ein Ghoul oder Alghoul an einem herum knabberte. Falls nicht dreiste Raben namens Otto schneller waren!

Rolan seufzte schwer, weiterhin bemüht, sich seine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen. Er breitete die Arme aus und drehte sich langsam im Kreis, als wolle er die ganze Welt mit dieser Geste einschließen. Ein spöttisches Grinsen zierte sein Gesicht, als er beinahe schon höhnisch fragte.
"Und das ist so 'ne Nekromantensache? Tote gegen ihren Willen zurück zu holen und zu versklaven? Anstatt jemanden anzuheuern, der dich beschützt? Für Geld?!"
Er senkte die Arme wieder und deutete mit einem anklagenden Zeigefinger auf sie, kam ihr dabei so nahe, dass sich der Finger beinahe in ihr Brustbein bohrte. Doch er berührte sie nicht. Vielleicht war es noch ein Teil Anstand, vielleicht auch die Sorge, dass die bloße Berührung einer Nekromantin ihm Krankheit und Flüche auferlegen konnte. Aberglauben war zuweilen recht müßig.
"Und es kommt euch Fingerwacklern auch nicht in den Sinn, dass die Toten vielleicht gar nicht zurück möchten? Sich 'nen Scheiß für Rache und unbeglichene Rechnungen interessieren, weil das Leben total beschissen ist, im Vergleich zu dem,..."
Dann brach er plötzlich ab, als ihm eine Erkenntnis kam. Vielleicht wusste die Frau gar nicht, was nach dem Tod kam. Klar, von einer Nekromantin konnte man DAS eigentlich als berufliches Fachwissen erwarten. Aber vielleicht hatte keiner der vorherigen, von ihr zurück geholten Toten, etwas davon gesagt. Oder war nicht dazu in der Lage gewesen. Wenn er wirklich erweckt wurde, dann war das Untotendasein doch völlig anders, als man es aus Geschichten her kannte. Dort waren die Skelette und Zombies hirnlose Konstrukte, weder fähig zu sprechen, noch einen eigenen Willen zu formen. Log die Frau vielleicht? Hatte sie ihn vielleicht mit einem Geas belegt? Einem Zauberbann? Der ihn nur hinderte, sich von ihr zu entfernen? Vielleicht war er gar nicht tot. Verdammt, war das ein kompliziertes Thema. Rolan war nun nicht gerade der hellste Stern am Himmel und all die möglichen Facetten seiner Lage waren arg verwirrend. Er brauchte Zeit, über seine Situation nachzudenken und den für ihn besten Weg zu überdenken.

Erneut leckte er sich über die spröden Lippen und schmeckte schlammige Erde auf seiner Zunge. Mit einer Hand fuhr er sich durch das kurze, strubbelige Haar und fühlte auch dort getrockneten Schlamm zwischen seinen Fingern herab rieseln. Für einen Moment wanderte sein Blick über das Gesicht der jungen Frau, huschte von einem ihrer Augen zum anderen, wobei er auf dem mit dem Makel stets einen Moment länger ruhte. Dann hatte er sich entschlossen. Für den Moment zumindest!
"Also gut,... Aris. Machen wir einen Deal! Und ich hoffe, ihr Nekromanten seid ehrenvoller, was das angeht, als man euch nachsagt."
Damit setzte er sich in Bewegung und hoffte, dass die Frau ihr diesmal folgen würde.
"Zuerst aber will ich mich waschen. Komm mit!"
Seine Worte glichen mehr einer Aufforderung unter Gleichberechtigten, als einem Befehl.

Er holte tief Luft und begann während des Gehens aufzuzählen.
"Ich helfe Dir, deine Bettlektüre zu besorgen und dich zu beschützen, wenn du mir dafür spezielle Dinge zusagst. Erstens,... wenn die ganze Sache erledigt ist, lässt du mich gehen. Und damit meine ich, in das, was danach kommt. Zweitens,... wir jagen Tamás. Den Typen, der mich hintergangen und meinen Mördern zum Fraß ausgeliefert hat. Und drittens,... wenn wir ihn haben, dann möchte ich, dass Du ihn ebenfalls erweckst. Auf ewig in einer Höhle gefesselt oder sowas. Damit er bloß nicht in den Genuß der sanften Todesumarmung gerät, die ich so ersehne."
Dann kam ihm ein Gedanke und er bohrte Daumen und Zeigefinger in seinen blassen Unterarm und drehte, bis sich die Haut magenverstörend lang zog. Er spürte keinen Schmerz. Das war definitiv ein Vorteil an seiner neuen Lage.

Mit einem wölfischen Grinsen blickte er wieder zur Nekromantin herab.
"Und wenn möglich, will ich, dass der Wichser auch als Untoter Schmerz spüren kann."
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Aris Moriturus
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Erneut näherte sich Rolan und kam ihr mit seinem Finger gefährlich nahe. Aris schielte zu Otto, der bereits seine schwarzen Knopfaugen auf den Mann vor ihr richtete. Es fehlte nicht viel und er würde zuhacken. Die Nekromantin würde ihn nicht aufhalten, so viel war klar, denn Strafe musste sein. "Rührst du den Raben an, lasse ich dich für alle Ewigkeit auf Erden wandeln", fauchte sie zurück. Was ihren Otto anging, machte sie keine Scherze. Krümmte man ihm eine Feder, wurde sie unangenehm.
Plötzlich drehte sich Rolan vor ihr im Kreis, die Arme ausgebreitet, einer ausladenden Geste gleich. Aris hob eine Augenbraue.Seine Argumentation, hinsichtlich ihrer Herangehensweise verstand sie ja. Unversöhnlich verschränkte sie
die schlanken Arme vor der schmalen Brust und atmete durch, um Geduld ringend, als habe sie ein kleines Kind vor sich, welches sie nun schon zum hundersten Mal die gleichen Fakten zu erklären versuchte, welches es aber noch immer nicht verstand. Kurz wippte sie auf den Fussballen auf und ab. " Eine solche Bindung, wie wir sie haben, verpflichtet. Und das ist es, was ich brauche. Einen Vertrag, der nicht einfach so gebrochen werden kann, wenn das Gold knapp ist. Oder siehst du irgendwo eine Gans herum laufen, die goldene Eier legt?" Nun war es die Nekromantin, die Spott in ihre Stimme brachte, einen Schritt nach vorne machte und Rolan den Finger entgegen streckte. Doch im Gegensatz zu ihm, drückte sie ihm den Nagel des Zeigefingers gegen die breite Brust, auf deren Höhe ihr Kopf endete. Wirklich ein grosser Mann, den sie da erweckt hatte."Und jetzt sag DU mir nicht, dass ein jeder freiwillig und gerne stirbt. Oder bist du etwa selbst vom Ast in die Tiefe gesprungen hm?" Aris zog eine Schnute, einem arroganten Schmollmund gleich. "Stell dich nicht so an. Oder hätte ich dir lieber ein Kleid besorgen sollen? Hm?" Die Nekromantin warf ihr Haar über die Schulter und ergriff ihren Rucksack, um sich diesen dann aufzusetzen, da setzte sich ihr Igor auch schon in Bewegung. Zielsicher und Ton angebend.

Aris seufzte und streichelte Otto das Gefieder, ehe sie ihn auf die Hand nahm und er mit einem Ruck seiner Schwingen in den Himmel aufstob. Das versprach, anstrengend zu werden. Ihr Begleiter hatte sehr viele Attribute, die ihr helfen würden. genauso viele, die sie daran denken liessen, ihn ab und an mal liegen zu lassen, wenn er ihr zu anstrengend wurde. Mit einem Schulterzucken folgte die Nekromantin dem Untoten auf dem Fuße, doch niemals so nahe, dass er sie hätte greifen können. Das Misstrauen blieb.
Rolan begann, seine Forderungen an sie zu stellen. Was glaubte er? Dass sie auf einem "Basar der lebenden Toten" waren und er eine Bestellung nach Maß bei ihr aufgeben konnte? sah sie aus wie ein Dschinn? Eine Wünschelrute?
NOCH einen Toten neben Rolan zu erwecken erschien ihr kräftetechnisch unmöglich. doch Aris begann nachzudenken. Wenn sie alle Bücher in die Finger bekäme, wenn sie den Inhalt erlernen und anwenden konnte...dann...vielleicht?
Doch das würde dauern. Vielleicht Jahre. Doch das musste sie diesem Knuckerkopf ja nicht verraten.
"Gut..wenn ich ALLE Bücher habe, werde ich diesen Mann auferstehen lassen, den du zuvor umbringen wirst."
Offene Rechnungen. Sie hatte es ja gesagt, denn jeder hatte sie zu begleichen, ob nun jung, oder alt verstorben.
Es gab immer noch etwas zu tun, oder zu sagen.
Als Rolan allerdings davon sprach, diesen Tamás Schmerz spüren zu lassen, sogar über den Tod hinaus, konnte sie nur mit dem Kopf schütteln. "Ich muss dich enttäuschen. Tote empfinden nunmal nichts. Eure Synapsen und Nervenenden sind schrott. Sei froh, wenn du deinen Penis noch mit Blut füllen kannst." Das hatte bissiger geklungen, als gewollt, doch Aris hatte auch Temperament und entgegen ihrer sieben Regeln, schaffte auch sie nicht immer, Conteinance zu wahren."Erzähl mir doch mal, warum dieser Mann dich umgebracht hat. Was ist passiert, dass man dich aufgeknüpft hat?" Es gab ja bekanntlich für alles einen Grund. Und sie wollte den Mann, der nun ihr Begleiter war, besser kennenlernen. Ob das eine Gute Idee war, würde sich zeigen. Aris gewöhnte sich sogar an die harte Wortwahl Rolans.

Ein Krächzen verriet, dass Otto ganz in der Nähe war und es blieb. Auch er misstraute Rolan und liess sein Frauchen nicht aus den Augen. Plötzlich stiess der Rabe vom Himmel hinab und klaubte sich, wie ein Raubvogel
etwas von Rolans Ohr. Krallen und Schnabel, Flügelschläge, fuchtelnde Hände, dann war der Vogel wieder ein Punkt am Himmel und Rolan sah aus, als habe er ein Ohr wie ein Kobold, wie er in Kindermärchenbüchern vorkam.
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Rolan Igorov
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Er rollte bei Aris Worten mit den Augen. Dumme Göre! Was bildete sich das Weib eigentlich ein? Er musste sich auf die Lippe beißen, um ihr nicht schlimmeres an den Kopf zu werfen, als das, was er letztendlich sagte.
"Eine Gans sehe ich, Mädchen. Ob sie goldene Eier legt, werden wir wohl noch herausfinden. Und wer weiß,... wenn ich deine Dienstmagd spielen soll, wäre ein Kleid durchaus angebracht. Wär' auch ein schnellerer Zugriff für meinen Penis, dem du bemerkenswert viel Aufmerksamkeit in Blick und Wort widmest."
Sein Grinsen war überlegen und wölfisch, da er sie - zumindest nach eigener Einschätzung - nun verbal in eine Ecke gedrängt hatte. Dann wurde er aber wieder ernster, als er zu bedenken gab.
"Was auch immer ich mit dem Ding noch anstellen soll. Frauen stehen ja bekanntlich total auf eiskalte, leichenblasse Kerle. Mach' eine Mönchsrobe aus dem Kleid, wenn ich schon völlig enthaltsam leben muss."
Er konnte zwar keine Kälte spüren, aber er wusste instinktiv, dass seine fahle Haut deutlich kälter sein musste, als die eines lebenden Menschen.

Seufzend verlangsamte er seinen Schritt, damit Aris zu ihm aufschließen konnte. Immerhin schien sie sich zu einem gewissen Grad für ihn und sein bisheriges Leben zu interessieren und sah ihn nicht nur als empfindungsloses Konstrukt an. Aus dem Grund und weil das Schweigen ebenfalls unbehaglich sein würde, erzählte er ihr, was sie wissen wollte. Knapp und emotionslos, wie es halt seine Art war.
"Tamás war der Anführer meiner,... Söldnertruppe. Absolut zwielichtig und gewissenlos. Da ich, zu einem gewissen Grad zumindest, noch eins besitze und mich oft geweigert habe, unehrenhafte Dinge für ihn zu erledigen, sind wir auch ebenso oft aneinander geraten. Lange Rede, kurzer Sinn,... ich wurde ihm zu lästig. Und zu populär innerhalb der Bande. Also hat er mich bei dem Rückzug vor einer Miliz verwundet, so dass ich nicht entkommen konnte."
Er griff in die viel zu weite Hose und betastete prüfend seinen Oberschenkel, wo Tamás ihn verwundet hatte. Bis auf eine dicke, wulstige Narbe, war die Wunde geschlossen. Er überlegte kurz, ob er ihr sagen sollte, dass die genannte Söldnertruppe am Ende völlig ins Banditentum übergewechselt war. Aber er war nicht wirklich Stolz auf diese Tatsache. Ganz im Gegenteil hatte er stets schuldbewusste Träume deswegen gehabt. Sollte das Mädchen sich doch selbst zusammenreimen, warum eine Miliz sie gejagt hatte.
"Und die hat mich dann aufgeknüpft."

Dann schwieg er wieder und dachte erneut über seine Lage nach. Die Frau hatte zugestimmt, Tamás zu beleben, aber nicht, ihn - Rolan - wieder 'gehen' zu lassen. War dies Absicht oder Unachtsamkeit? Er hatte keinen Zweifel daran, dass eine Frau, die ohne jegliches Gewissen Tote als ihre Sklaven wiederbelebte, auch Worte so biegen würde, dass sie allein davon profitieren konnte.
Hätte der Söldner allerdings gewusst, was eine Hexe wirklich war,... welch übernatürliches und mächtiges Wesen sie darstellte, so hätte er Aris wahrscheinlich ausgelacht und sich keinen Meter mehr weiter fortbewegt. In seinem Kopf waren Hexen nichts weiter, als alte, warzenübersäte Vetteln, die allein im Wald hausten und vielleicht ab und an mal ein Kind zum Futtern fingen. Dass selbst die mächtigsten Hexer tiefsten Respekt vor ihren weiblichen Namensvettern besaßen, machte allerdings deutlich, wie mächtig diese Wesen waren, die bis auf den Namen nichts mit den Monsterjägern gemein hatten.

Das plötzliche Krächzen kam wie aus dem Nichts und Rolan hatte den Fehler gemacht, zu weit in seine Gedankenwelt hinab zu tauchen. Dabei hatte er seine Umgebung und diesen verdammten Raben aus den Augen gelassen. Mehr, als dem Vogel, der sich für einen Augenblick mit seinen Krallen in Rolans Schulter gebohrt hatte, einen erschrockenen, schwachen Schlag mit der Handfläche zu verpassen, erreichte der Söldner mit seinen hektischen Bewegungen nicht. Ein ziehendes Gefühl an seinem Ohr, ein reißendes Geräusch, und schon stieg das Tier wieder zu einem der Bäume hinauf. Seine Trophäe dabei im Schnabel.
Rolan fluchte, wie ein Hafenarbeiter, hielt sich mit einer Hand das malträtierte Ohr und starrte Otto hasserfüllt hinterher. Er ergriff einen Stein vom Boden und warf ihn nach dem Raben, doch auf die Distanz verfehlte er das Tier um eine gute Armlänge. Der Vogel blickte zu ihm herunter, mockierend zwischen dem fleischigen Stück Ohr krächzend.
"Elendiges Mistvieh!" schrie Rolan, dessen Wut noch lange nicht verraucht war und suchte sich seine nächste Waffe. Einen Stock von zweifacher Armlänge und der Dicke von Aris Handgelenk. Sollte der Vogel sich das doch noch einmal trauen!

Sein funkelnder Blick fuhr zur Nekromantin herum.
"Halte deinen Vogel an der Leine, Mädchen! Ansonsten gibt es morgen Geflügeleintopf und es is' mir dabei scheißegal, was du noch mit mir anstellst, kapiert?!"
Schnaubend und ohne eine Antwort abzuwarten, maschierte er weiter. Er besah sich die Finger, die das verwundete, aber nicht schmerzende Ohr erfühlt hatten. Das Blut kam beinahe schon geronnen aus der Wunde heraus. Träge und viel zu dunkel. Kein Wunder, dass sein Herzschlag so langsam und seine Haut so fahl und kalt war, wenn sein Lebenssaft in ihm nicht floss, sondern wie ein Gletscher kroch. Das war zugleich interessant, wie auch verstörend. Der Söldner in ihm bemerkte gleich die Vorteile. Auszubluten würde viel länger dauern, als zuvor. Aber was war mit der Ausdauer? Würde es länger brauchen, bis sein Herz am Limit war, wenn es sich so langsam bewegen musste? Oder würde sein Körper Probleme bekommen, mit solch langsamer Zirkulation überhaupt großartige Leistungen zu erbringen. Meinte das Mädchen das ernst, was sie über seinen Schwanz gesagt hatte? Verdammt! Das musste er dringend ausprobieren. Aber nicht hier und jetzt. Diese Aris war nun auch nicht gerade die Vorlage, die er sich für solch einen Test wünschte.

Innerlich ging er eine weitere Liste seiner Empfindungen durch. Was war noch da und was war verändert? Seine Sicht erschien ihm normal. Ein wenig fokussierter,... tunnelartiger. Rotgerändert. Aber vielleicht war das auch noch ein Nebeneffekt seiner Zeit am Baum. Immerhin konnte er sehen und der blöde Vogel hatte zum Glück kein Auge erwischt. Die holten sich Aasfresser doch sonst immer zuerst.
Was noch? Er war durstig. Sehr durstig sogar. Hunger? Nein, kein Hunger. Und was Rolan noch nicht wusste und was er als einfacher Mann auch nicht verstanden hätte, war, dass er von nun an keine Nahrung mehr benötigte. Seine Zellen bekamen alle benötigte Energie von Aris und waren auch gar nicht mehr in der Lage, diese selbst zu produzieren. Wasser hingegen würde er weiterhin benötigen, da Verdunstung und anderer Flüssigkeitsverbrauch ihn auf Dauer einfach austrocknen würde, wie eine Mumie.

Zu Rolans Erstaunen kamen sie wirklich an einem kleinen Tümpel im Wald an, der sich hinter dichten Baumreihen versteckte. Das kleine Gewässer war durch die spätsommerliche Hitze leicht grün und brackig. Einige Weiden hatten sich wie stumme Klageweiber zur Oberfläche herab gebeugt und benässten ihre längsten Äste und Blätter. Ein Anblick, der so völlig zu Rolans Situation passen wollte, auch wenn der goldene Schein der untergehenden Sonne ein viel zu lebendiges Farbbild erschuf.
Ohne weitere Scham entledigte er sich seiner Kleidung und stieg in das trübe Wasser hinein. Der Ast schwamm direkt neben ihm und zur Vogelabwehr griffbereit auf der Oberfläche, während er den getrockneten Schlamm sowohl von seinem Körper wusch, wie auch aus der gestohlenen Kleidung heraus wrang.
In seine Arbeit vertieft, aber mit wachsamen Blick nach Otto Ausschau haltend, sprach er Aris an, ohne zu ihr herüber zu blicken. Wenn er schon mit ihr reisen und sie beschützen musste, dann würde er auch mehr über sie wissen müssen.
"Also, Mädchen. Was ist deine Geschichte? Ich habe mir Nekromantinnen immer anders vorgestellt. Alt und garstig mit vielen Warzen. Nicht so,... niedlich. Wieso bist du diesen Weg gegangen und was beabsichtigst du mit diesen Büchern und dem Wissen darin?"
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Aris Moriturus
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Mädchen… immer wieder nannte er sie so. Mädchen. Als wäre sie ein Kind und nicht die durchaus erwachsene Frau, die ihn zum Leben erweckt hatte. Oder das, was man ein Leben im engeren Sinne nennen konnte. Mädchen. Wählte er dieses Wort für sie, um sie zu ärgern? Um seinen geringen Respekt für sie zum Ausdruck zu bringen? Um sich selbst zu positionieren? Mädchen. Von wegen. Der Disput fand nur in Aris Kopf statt. Sie pöbelte ihn nicht wegen solcher Nichtigkeiten an. Sie mussten miteinander auskommen. Für eine lange Zeit, wie es aussah. Also würde sie wohl das Beste daraus machen müssen. Und Otto rächte sie bereits zu Genüge.
war also ein Söldner gewesen. Interessant. Kämpferisch also sehr erprobt, was ihr ja auch die vielen Narben auf seiner Haut bereits verraten hatten. Doch dieser Fakt untermauerte seine Geschichte nochmals und gab ihr die Sicherheit, dass er zumindest kein blutiger Anfänger im Schwert schwingen war.

Ihr Blick folgte Otto, der seine Beute in Sicherheit brachte, um sich daran gütlich zu tun, ehe sie wieder zu Rolan sah, der seine Wut nicht mehr zügeln konnte. „Raben sind so intelligent wie Kinder von etwa sieben Jahren. Und sie merken sich immer, wer ihr Feind ist. Einmal auserkoren, werden sie niemals wieder mit dieser Person zusammen arbeiten.“ auch wenn Rolan das natürlich egal sein würde, war die Warnung deutlich. Er stellte sich besser gut mit dem Vogel, sonst würde er wohl bald ohne Ohren herumlaufen müssen. „Sie sind Hüter der Magie und sogenannte Seelenseher.“ nachdem Otto das Stück Ohr verputzt hatte, ließ er sich auf Aris Schulter nieder und säuberte in alter Manier seinen Schnabel dort. „Nana…du bist zu aufmüpfig.“ sie tippte ihm auf den Schnabel, der Rabe begann seinerseits mit einer ihrer Haarsträhnen zu spielen.

Am Teich angekommen, überließ sie Rolan seiner Säuberung und erklomm leichtfüßig die Trauerweiden, die sich hier dem Wasser entgegen neigten, als wollten sie sich darin ertränken. Auf einem einigermaßen stabilen Ast, nahm sie Platz, striff den Rucksack von den Schultern und stellte ihn sich zwischen die Beine. Nach einem Kontrollblick fischte sie einen Apfel heraus, biss hungrig hinein und ließ den Blick zum Teich schweifen, in dem ihr neuer Begleiter damit beschäftigt war, sich den Zentimeter dicken Dreck von der Haut zu waschen.
Mädchen. Da war es wieder. Aris biss noch einmal vom Apfel ab, kaute und schwieg einen Moment, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. „Also Junge…erst einmal, ich bin NICHT niedlich. Such dir ein anderes Attribut der Nettigkeit aus, welches du für mich reservierst, klar?“ sie zog die Nase kraus. Mädchen. Niedlich. Wie alt war sie? Sechs? Männer! Alle gleich. Mit diesen Büchern. Ihr Antrieb war simpel und zugleich so diffizil. Ihre Mutter. Sie wollte ihre Mutter beschwören. Nicht so wie sonst. Nicht so wie Rolan. Aris wollte tief in den See der Seelen tauchen und ihre Mutter wiederbeleben. Das bedeutete, einen gesamten Körper wieder herzustellen. Und dabei möglichst nicht selbst zu sterben. Es würde lange dauern. Und sie würde vielleicht Teile ihrer selbst an eine Hexe verkaufen müssen, um solch dunkle Magie auszuüben, doch keine Angst der Welt konnte sie von ihrem Ziel abbringen. Wenn dies zu hochgestochen war, so würde sie einen anderen brauchbaren Körper für ihre Mutter auswählen. Doch dieser Ausweichplan war kaum befriedigend. All das würde sie Rolan nicht sagen. Sie vertraute ihm nicht. Er nicht ihr. Niemand einander. Warum also? Sie hielt sich also bedeckt und vage mit ihren Informationen.
„Strebt nicht jeder nach Macht? Gerade wir bösen Nekromanten mit unseren Warzen und so…“ Abwesend begann sie, das Kerngehäuse zu vertilgen und schmiss lediglich den Stiel des Obstes fort ins Gras unter sich. „Ich habe mich nicht bewusst für diesen Weg entschieden. Ich bin mit meiner Gabe geboren worden.“ wie lange brauchte er denn?
Otto schnappte nach ihrem Ohr und brachte Aris zum Lachen. „Nein. Kein Zombieohr mehr für dich Otto. Geh dir was jagen. Etwas, was eine Chance gegen dich hat.“ einen Flügelschlag später war der Rabe fort geflogen. Rolan sah ihn argwöhnisch nach. „Junge, es ist nur ein Vogel. Sei nicht so ein Angsthase.“ sie stemmte ihr Kinn in ihre Handfläche und beobachtete Rolans Treiben ganz ungeniert. Aris war zwar nicht offenherzig gierig nach dem anderen Geschlecht. Aber sie war auch keine Jungfrau mehr. Nacktheit schockierte sie nun wirklich nicht. Erst recht nicht bei einem Toten. Doch es war interessant, wie ihr Begleiter sich bewegte. So abgehackt und langsam. Vielleicht würde sich das ändern, wenn sie sich ausschlief und genug aß. Wenn sie ihm mehr ihrer Energie überließ,könnten seine
Bewegungen an Geschmeidigkeit gewinnen.
„Wo finden wir diesen Tamás? Männer wie er sind ja nicht gerade das, was man sesshaft nennen würde, oder?“
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