Die Wohnung im Obersten Stockwerk eines Hochhauses - in Sichtweite des Riesenrades

Prypjat ist einer der gefährlichsten Orte der Zone und das nicht nur wegen der Nähe zum Reaktor. Lange Zeit war die Stadt unzugänglich und die gefährlicheren Mutanten - Kontroller und Blutsauger - haben sich bisher hierher zurückgezogen.
Die Häuserschluchten sind mittlerweile fast komplett zugewachsen, und man hat es mit einem unübersichtlichen Dickicht zu tun, in dem überall Mutanten und versteckte Anomalien warten.
Seit einiger Zeit kontrollierten allerdings die 'Jäger' die Stadt, eine der kleineren Fraktionen, aber keine der ungefährlichen.
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Er war schnell in tiefen Schlaf gesunken, sehr schnell. Die Anstrengung und dann das Essen...
Es war nicht viel gewesen, betrachtete man die reine Menge, zunächst hatte er gedacht, das würde niemals reichen, doch was es auch war, es war nahrhaft. Besser als fast alles, was er bisher gegessen hatte. Wobei er dabei nicht den Geschmack meinte, denn der war widerlich. Auch kaum mit etwas zu vergleichen was er je gegessen hatte. Stumpf und sauer zugleich, schlimmer als ein halb verwester Wyrm, so dass vielleicht das merkwürdige Papier außen rum noch appetitlicher gewesen wäre, aber sie hatten ihn so vehement davon abgehalten, dass er ihnen vorerst geglaubt hatte. Er würde später ausprobieren, ob sein Magen wirklich nicht damit klar kam. Menschen hatten hier oft andere Vorstellungen von Verwertbarkeit. Aber so ekelhaft der Geschmack auch war, aber es füllt innerhalb kürzester Zeit seine Reserven auf - und machte ihn müde, unsagbar müde.
Sie gaben ihm eine Decke und schlossen ihn wieder ein.
Vorerst war es ihm egal. Es leuchtete ihm irgendwie auch ein, sie hatten Angst vor ihm, und das auch nciht ganz zu Unrecht. Immerhin aber hatten sie ihm eine Möglichkeit geboten, sich zu waschen. Wasser, dass aus Rohren an der Decke kam und im Boden versickerte. Er hätte gerne Arvijd davon erzählt, er hatte immer von so etwas geträumt, für sein Heilerhaus, und nun sah er dass es möglich war. Es war sogar ein wenig warm, das Wasser, aber verdorben. Auf eine seltsame Art. Dreckiges Wasser kannte er, das Flusswasser seiner Heimat roch nach Blut, vermutlich geriet auch welches rein, Schlachtabfälle vielleicht, aber man sah es dem Wasser auch an, dieses hier sah sauber aus und war es nicht. Seltsame Welt.
Aber sie hatten ihm die Decke gegeben, etwas zu Essen und Werkzeug um die 'Patrone' rauszuholen. Gutes sauber gearbeitetes Werkzeug, glatt, nicht geschmiedet, oder vielleicht doch und magisch geglättet. Alles in allem hielt er diese Menschen für freundlich, soweit die Umstände es zuließen. vielleicht war er wirklich in einen Krieg geraten, Arvijd hatte davon erzählt. In seiner Heimat hatte er selbst nie einen erlebt, Die Skellige Inseln befanden sich im Krieg als er angekommen war, aber er hatte sich rausgehalten, und nun, herrschte hier Krieg? Sie hatten Angst vor ihm, zurecht, er war fremd, sein Erscheinungsbild fremdartig, dafür waren sie aber sehr gefasst geblieben.
Er hatte noch gut vor sich, wie man auf Skellige auf ihn reagiert hatte, auf seine Augen und die körperlichen Anzeichen seiner Andersartigkeit. sie hatten ihn für einen dieser Ertrunkenen gehalten und wollten ihn schon erschlagen. Er war gewissermaßen darauf vorbereitet gewesen. Sie aber nicht. Dafür fiel ihre Reaktion milde aus. Vielleicht gab es hier auch einfach keine Ertrunkenen, bei dem Wasser wunderte ihn das auch nicht. Selbst Monster hatten ihren Stolz.
Aber was ihm irgendwie gefiel, sie betrachteten ihn nicht mit Abscheu und Ekel wie die Männer und Frauen auf dem Archipel zuerst, in den Stimmen und aus den Blicken dieser Männer las er die gleiche Faszination, die er einem besonders seltenen Schattenbiest entgegen brachte. Gut, ehe er es dann erschlug, aber vielleicht konnten sie über diesen Punkt noch reden. Sie waren jedenfalls bereit, zu reden, der Große hatte sich Zeit genommen, ihm einige Begriffe zu erklären und er kannte nun auch ihre Namen. Sie klangen ein wenig nach dem was auf dem Festland des Kontinents üblich war, dass er kurz dachte, vielleicht hatte es ihn doch nur in eine entlegene Ecke des Kontinents verschlagen. Doch die Häuser waren zu fremd, die Karabiner... seltsame Apparaturen in dem Raum in dem er sich wusch, seltsame Möbel, seltsame Wände. Eine Menge an Materialien, die ihm fremd waren. Die Kleidung, die sie ihm gaben war fremd, roch fremd, der Stoff fühlte sich fremd an, die Webart, die Farben.
So er verwarf den Gedanken wieder.
Er musste das hier losgelöst betrachten.
All das ging ihm durch den Kopf währen er ihren Unterhaltungen lauschte, von denen er nichts verstand, oder nur einzelne Worte, aber er wusste selbst, das konnte täuschen. Während er wartete und aß und sich wusch, und dann in einen tiefen Schlaf verfiel. Und träumte...

...er träumte von der Reise, dem Pass, Emyja, der gemeinsamen Zeit. Es lag schon so lange zurück, dass er dachte, er hätte ihr Gesicht längst vergessen.
Es waren Momente der reise, aneinandergereiht wie Perlen auf einer Kette, die Wochen destilliert in wenige Stunden. Seine Angst um ihr Leben als sie seiner Sturheit wegen fast ertrunken wäre, wie er sie gewärmt hatte, ihr Haut nahe an seiner. Und ihr Blick über das Tal, nach der ersten gemeinsamen Nacht als sie ihm Tee brachte. Die Nacht im Haus ihrer Mutter, das Fest und schließlich der Rückweg.
Und wieder waren diese Stunden der Freude, der Nähe gleich neben denen des Abschieds. Eine helle Perle neben einer dunkeln. So nahe beieinander, dass beides weh tat. Je näher sie sich kamen um so schlimmer würde es werden, und doch konnte er sich nicht lösen. Und wieder der Moment, in dem er sich abwandte und davonritt. Hätte er geahnt, dass sie sich dort zum letzten mal gesehene hatten, er wäre nicht gegangen, er wäre geblieben.
Er war diese Entscheidung, die ihn aus dem Traum hochschrecken ließ, und das Gefühl ihrer Hand in seinem Gesicht. Als würden ihre sanften Finger ihn nach einer durchzechten Nacht wecken, und einen kurzen Moment lang hoffte er, er hätte sich richtig entschieden, er wäre geblieben. All das, die fremde Welt und die nächste, nur ein böser Traum und was er sich immer gewünscht hatte, in den langen einsamen Nächsten auf Farö wäre wahr geworden. Er läge bei ihr, sie hatten ein gemeinsames Haus irgendwo in der Stadt, irgendwie würde er sich schon arrangieren, die Strafe absitzen oder bezahlen, irgendwie... eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Aufhören zu jagen... Auf Arvijd hören... Ein Heiler werden... Aber es waren seine eigenen Tränen, die über seine Haut rannen, die wenigen die er hatte.
Er öffnete die Augen und sein Blick fiel auf die Gitterstäbe und den Beton. Es war ein Traum gewesen.
Nun war es Morgen, auch wenn seine Zelle so lag, dass er weder den Himmel, noch die Sonne sehen konnte wusste er es.
Und die Männer waren bereits wach, er hörte sie.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

Schura hielt noch immer den Tracker in der Hand und die Steine als er und Wolodja in den Hauptraum zurückkehrten, zu müde um zu schlafen, aber erschöpft.
"Das ist von Slava..." wiederholte er.
"Ich weiß." Wolodja schien es nur halb so schwer zu nehmen. "Hast du jetzt schon mehrmals erwähnt."
Schura drehte den Tracker.
"Sieht aus als haben er Jahre oder sogar Jahrzehnte im Dreck gelegen."
"Wann hat er ihn denn platziert?"
"Vor vielleicht zwei Jahren... Irgendwo sind seine Aufzeichnungen... Ich muss wissen, woher der stammt..."
Wolodja zuckte nur mit den Schultern und nahm die Rüstung hoch, betrachtete sie eingehend.
"Handwerklich hervorragend... und auch nicht ganz neu... Für eine Filmrequisite zu gut."
"Denkst du er stammt aus einer anderen Zeit?"
"Das, oder ist er ein verrückter Rollenspieler."
"Mit rot leuchtenden Auge? Haut wie ein Blutsauger und einem Stachelkamm auf dem Rücken? Und sie haben ihm einen Schwanz abgeschnitten..."
"Ja, vielleicht. Denkst du nicht, die Filmindustrie würde sich um einen wie ihn reißen? Spart einen Haufen Spezialeffekte."
"Dann werd doch sein Manager. Verdammt, ich bekomm es einfach nicht in den Schädel..."
"Hier trink was, das erweitert den Horizont..." Wolodja schob ihm ein Glas hin, drei Finger breit mit Vodka gefüllt. Es stand schon etwas, aber der Vodka wäre so oder so warm gewesen, eine funktionierende Kühlung hatten sie nicht.
Wolodja war deutlich besser darin manches einfach als gegeben hinzunehmen. Kein Wunder, er hatte eine 16jährige Tochter, ein Teenager im Haus lehrte einen Duldfähigkeit.
"Du hast jeden Tag mit verrückten Artefakten zu tun, die manchmal witzige, manchmal gefährliche Auswirklungen haben, die keiner erklären kann... Wir katalogisieren Anomalien und haben uns fast an Blutsauger und Kontroller gewöhnt, von den verunstalteten Kriechern ganz zu schweigen... und dann macht dir einer zu schaffen, der sogar fast menschlich ist und mit dem du reden kannst?"
"Mir macht zu schaffen, dass er den Tracker hat, und die Steine."
"Ich sag dir was..." dazwischen nahm Wolodja einen Schluck Vodka. "...Ich habe mit Markin gesprochen. Er reaktiviert Lew und Amir."
Schura blickte von seinem Glas auf, er hatte es noch nicht angerührt, und er hatte irgendwie etwas anderes erwartet.
"Lew hat ein kleines Kind, der soll nicht mehr in die Zone."
"Das war Sokolovs Anordnung. Wir brauchen Verstärkung. Jura fällt aus, Slava wird nicht mehr zurück kommen. Sie haben ihn Jetzt offiziell für tot erklärt."
"Jetzt wo es eine Spur gibt?"
"Könnte er, er käme zurück. Bis dahin ist Lew sein Ersatz... Oder deiner weil du Slava ersetzt. Sieh es wie du willst."
"Und dieser Nikolavo?"
"Was ist mit ihm??"
"Übergeben wir ihn den Wissenschaftlern?"
"Früher oder später müssen wir das. Er ist eine neue Form von Mutant."
"Oder eben nicht. Vielleicht sehen dort wo er herkommt alle so aus..."
"Eine fremde Spezies?"
"Wenn er durch ein Portal kam..."
"Mach dich nicht lächerlich. Das sind keine Tore wie in Computerspielen, da kommen keine Aliens durch."
"Aber sie bilden Passagen innerhalb der Zone, das wissen wir."
"Ja, aber ich bitte dich... Aliens? Ernsthaft?"
Was macht dass eine so viel unglaublicher als das andere?"
"Die Vernunft, Schura, die Vernunft. Du sollst nur Sokolovs Arbeit übernehmen, nicht seine Hirngespinste."
"Sagt der Mann, der ihn mit Drogen versorgt hat..."
Wolodja seufzte. "Du weißt warum. Das kleinere Übel. Bring diesem Mutanten reden bei, meinetwegen, frag ihn, woher er das hat, meinetwegen, aber gib die Gewebeproben ab und mach deine Arbeit. In Ordnung? In ein paar Tagen kommen Lew und Amir, dann kann ich auch endlich wieder meine Arbeit machen."
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Es kratzte als er die Augen öffnete aber erstaunlicherweise fühlte er sich ganz gut. Die Wunden waren verheilt, er war sauber und auch wenn er stinkende Kleidung trug, er war nicht länger dem Verhungern nahe.
Er hörte wie sich wieder Schritte seiner Zelle näherten und er hörte ihre Stimmen, die kannte er mittlerweile schon. Schura und Walodja.
"...wenn jetzt die Türe offen ist und der Mutant verschwunden..."
"Er hat auf mich ganz vernünftig gewirkt, ich glaub nicht... Na siehst du, er ist noch da."
Erst leise Zweifel, dann Erleichterung.
"Wo soll ich denn hin...?"
Seine raue kehlige Stimme. Und er fragte sich was ein 'Mutant' war.
Und erst dann fragte er sich, warum er sich das überhaupt fragen konnte, wie er hatte antworten können. Woher er wusste, dass man das Zeug, das ihn umgab 'Beton' nannte. Mit großen Augen blickte er beide an, als sie vor der Zelle anhielten, aber auch sie blickten mehr als überrascht.
In dem Moment mussten sich die Drei wohl einige elend lange Augenblicke gegenseitig entgeistert angestarrt haben.
Schura fand als erster seine Sprach wieder.
"Du sprichst als doch russisch?" Seine Stimme war erstaunlich ruhig, eine Feststellung.
Er blickte nun Schura an, versuchte durch ihn hindurchzusehen, das half aber nicht, außer dass sich der Herzschlag des Mannes für einen Moment beschleunigte. Wahrscheinlich glommen seine Augen auch für einen Moment stärker.
"Nein, ich sprech nicht ...rus-isch. Nich absichtlich."
"Wir verstehen sie und sie offenbar uns." Eine unnötige Feststellung. 'Rus-isch' so nannten sich also ihre Sprache.
"Wo bin ich hier gelandet? Was is das für'n Ort?"
Walodja hielt sich zurück, er überließ dem anderen offenbar das Reden und beobachtete nur, aber mit einem wachen Blick, der wiederum Nikolavo misstrauisch machte. So wach waren meist nur Personen, die etwas ausgefressen hatten... nicht einmal Wächter, die schliefen eher mit offenen Augen.
"Woher kommen sie denn?"
"Woher kommt wer?"
"Sie... also... du?"
Einen Moment verstand Nikolavo nicht, dann ging ihm doch noch ein Licht auf. Dazu war der Pluralis Majestatis also hier verkommen?"
"Sag 'du'... du bist Schura, richtig. Weiß du mein'n Namen noch?"
"Nikolavo. Ja. Und das ist kurios, denn der existiert durchaus in meiner Sprache, er kommt aus dem Altgriechischen."
"Tatsächlich? Ich komm aber nich von dort."
"Woher denn?"
"Zuletzt? ...von den Skellige Inseln."
"...nie gehört... Zuletzt? Was heißt das? Hast du dort den Tracker gefunden?"
"Den... was?"
"Das hier..." Schura hob das verwittere olivfarbene Plastikkistchen hoch. "...und die Steine."
Nikolavo war am Vortag schon klar geworden, dass das bald eine Schlüsselrolle spielen würde, ihm war aber nicht klar, wie blad.
"Ja. Das gehört also... euch?"
Er hatte fragen wollen 'in eure Welt' riss sich dann aber zusammen.
"Ja. so könnte man das sagen. Wo hast du das genau gefunden?"
"Auf dem Opferfelsn." kam prompt die Antwort. Zu spät fiel ihm ein, dass er Information als Druckmittel einsetzen könnte. So dachte er einfach nicht.
"Was für ein Opferfelsen? Kannst du ihn mir zeigen?"
"Nein."
"Nein? Weil du nciht willst?"
"Weil ich nich kann. Das ist nich hier."
"Wo dann?"
"Auf der Insel Faroe."
"Du kommst aus Dänemark?" er wechselte einen Blick mit Walodja, beiden stand die Verwunderung ins Gesicht geschrieben.
"Nein... Skellige Archipel." Nikolavo errklärte äusserst geduldig.
"Also gut, lassen wir es für's erste. Brauchst du noch etwas?"
"Essen. Ich brauch mehr Essen."
Schura nickte. "Bekommst du."
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

Als er gegessen hatte war er wieder gesprächiger. An den Anblick der Zähne würde Schura sie nie gewöhnen. Es waren nicht die eines Landraubtieres, das wäre schon verstören genug gewesen, diese nadelscharfen zähne gehörten einem Raubfisch.
Er hatte, während der seltsame Fremde aß recherchiert. Es gab ein paar Felsen mit dem Namen 'Skellige' und zwar vor Irland. Aber die waren kaum bewohnbar.
Trotzdem, er konnte Tracker natürlich dort gefunden haben. Nur, warum hatten sie nicht gesendet? Das war nicht außer Reichweite.
Als ihr seltsamer Gast fertig war setzte Schura die Befragung fort.
"Wo liegt das 'Skellige', wo di die Tracker und die Steine gefunden hast?"
Er erntete für die Frage einen Blick zwischen verstehen und... etwas undefinierbarem.
"Vor Im Meer, etwa auf der Höhe von Cintra."
Schura schüttelte den Kopf. Er hatte parallel google maps offen und suchte. Er fand ein Cintra in Argentinien.
Es war nicht so, dass in der Zone generell keine Internetverbindung nach draußen möglich war, beziehungsweise nicht weil es technisch ausgeschlossen war, sondern weil, voll und ganz wie es manche Verschwörungstheoretiker behaupteten, weil jemand die Verbindung blockierte. Jemand, der alle Informationen unter Verschluss zu halten trachtete. Doch diejenigen selbst konnten die eigene Blockade natürlich umgehen.
Schura hielt ihm das Tablet hin, auf dem er nun wieder eine Weltkarte eingeblendet hatte.
Nikolavo griff durch das Gitter danach, zuerst interessierte ihn das Gerät mit dem Display mehr als die Karte, er wischte auf den Display hin und her, denn drehte er es und hätte sogar versucht es zu öffnen, aber Schura stoppte ihn rechtzeitig. Er musste es sich ohnehin zurückgeben lassen, dass das Display war beim drehen ausgegangen. Schura aktivierte und entsperrte es wieder.
"hier..."
"Was ist das und wie funktioniert das? Mit Magie?"
"Nein, das gibt es bei uns nicht. Strom und Technologie. Ein Speicher, Prozessor und Display... Ich werde es dir noch erklären, aber vorerst, sieh dir die Karte an, siehst du Skellige dort?"
Er betrachtet die karte aufmerksam, wischte hin und her, drehte sie, allerdings nicht mehr auf die Rückseite.
"Ist nicht hier."
"Sicher?"
"Ja, gib mir Papier, dann zeichne ich den Kontinent."
Schura nickte und verschwand kurz, das Tablet nahm er wieder mit, er befürchtete, er würde sonst die Einzelteile finde wenn er zurückkehrte.

Und als er zurückkehrte gab er dem Fremden das Papier und einen Kugelschreiber. Er deutete ihm an wie er ihn aktivierte, noch so ein wunder, dass den Fremden kurz beschäftigte, aber er schien schnell zu begreifen, dass ein Feder Mechanismus darin war.
Und dann begann er zu zeichnen, relativ präzise, zumindest sah das was er zeichnete nach einer dieser historischen Karten aus, die man in Museen zu sehen bekam. Nur mit weniger Schnörkel und eben mit Kugelschreiber gemacht und nicht mit Tusche und Feder.
Er zeichnete eine Küstenlinie, malte Städte eine, Gebirge, Flüsse, markierte auch Herrschaftsgebiete und beschriftete sie, und das verblüffte Schura nun, die Schrift erinnerte ihn an die alten Slawischen Zeichen, die man in Kirchen, auf alten Ikonen und in alten bibeldrucken noch hin und wieder sah.
"Diese Zeichen... kannst du sie übersetzen?"
Er runzelte die Stirn.
"Du kannst das nicht lesen?"
"Nein, diese Zeichen sind bei uns schon sehr lange nicht mehr gebräuchlich, aber sie ähneln unserer Schrift."
Er kritzelte die Zeichen an den Rand, dann gab er Schura die Karte.
Der deutete auf die Zeichen und Nikolavo nannte ihm den Laut. Schnell hatte sie so eine Transkription hergestellt. Er würde das Alphabet später vergleichen.
Nun konnte er die Ortsnamen entziffern. Er fand die Skellige Inseln, er fand ein Nowigrad... aber das sah ganz und gar nicht nach Kroatien aus, und er fand auch ein Oxenfurt. Die übrigen Orte kannte er nicht.
"Wie heißt diese Welt?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Das ist nicht die Erde?"
Er runzelte die Stirn als verstünde er nicht.
"Erde? ...das worin Pflanzen wachsen?"
"Ja, auch. So nennen wir unsere Welt."
"Die nicht."
Schura nickte nur.
"Welches Jahr war dort?"
"1277."
Schura schluckte. Aber auch damals hatte die Erde schon ihren Namen getragen, auch wenn sie noch eine Scheibe war.
"Und dort hast du die Tracker gefunden?"
"Hier." er deutete auf einen Punkt vor der Küste, dort hatte er mehrere Inseln eingezeichnet.
"Das ist eine Weite Reise... eine andere Welt... eine andere Zeit..."
"Welches Jahr ist hier?"
"2021."
Jetzt schluckte der Fremde. "Das ist wirklich viel Zeit.
"Hast du dort einen Mann gesehen... etwas größer als du, aber etwas... dünner. Rotblonde Haare, ganz kurz geschoren, grüne Augen, viele Narben im Gesicht.
"Viele auf Skellige sind rotblond und narbig."
"Sein Name ich Slava, kurz für Vyacheslav... Er verwendet manchmal auch die Namen Ochotnik... Sokolov... Nikolai? Kolja? Sibirjak?" Er hatte jedesmal den Kopf geschüttelt.
"Kolja ist mein Name... manchmal."
Schura seufzte. "Er hat die Tracker ausgelegt, weil er die Portale untersucht hat... und er hat auch die Steine markiert."
"Er ist verschwunden aus eurer Welt?"
Schura nickte.
"Es gibt mehr als nur diese beiden. Ich komme aus einer dritten... das ist meine zweite Reise."
Er schien ihn zu beobachtete, wie er reagierte.
Schura war einigermaßen Sprachlos. Ihm fiel keine Erwiderung ein.
"Danke..." brachte er nur raus.
"Lässt du mich nun raus? Es hat ohnehin keinen sinn, das Gitter hält mich nicht auf."
Schura kniff die Augen zusammen.
"Du wirst keinen meiner Leute mehr verletzen?"
"Wenn sie mich nicht angreifen, Nein."
Schura nickte und öffnete die Türe.
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Leonid Kolesnikov
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Von der Straße hoch...

Sie erreichten das Haus und bereits hier achteten sie penibel darauf dass ihnen keiner folgte. Noch in der Straße wurden alle PDAs deaktiviert. Hier fiel Lew auf, dass Schura tatsächlich zu dem Neuen blickte und wartete bis dieser nickte, ehe sie sich dem Eingang näherten und hindurch traten. Nun, die Erklärung würde folgen.
Der Eingang lag versteckt hinter Büschen und zerfallenen Brettern. Wenn man nicht wusste wo konnte man ihn leicht übersehen. Gleiches galt für die Stolperfallen im Inneren.
Sicher, wer es darauf anlegte sie auszuspähen fand sie auch, aber gegen zufällig Entdeckung war der Unterschlupf gesichert. Wurden sie kompromittiert bedeutete das wieder einen schnellen Umzug und es würde dauern bis sie all die Annehmlichkeiten wieder eingerichtet hätten, die sie sich hier erarbeitet hatten.
Der Weg führte eine ganze Reihe zum Teil baufälliger Treppen nach oben.
Noch standen sie, aber tropfendes Wasser und Wurzeln begannen bereits den Stahlbeton zu sprengen.
Der Neue bewegte sich schnell, nicht so leichtfüßig wie Schura, aber er wirkte kräftig und kam auch nicht außer puste, immerhin das.
Sie stiegen die von Moose und Trümmern übersähe Treppen hoch bis ins oberste Stockwerk. Das wiederum war fast heimelig ausgebaut, gedämpftes Licht, es war warm. Die Ausrüstung stellten sie im Gang ab, ebenso blieben dort die Jacken und Stiefel.
Lew war nun vor allem neugierig auf diesen seltsamen Mann. Er ließ ihn kaum einen Moment aus den Augen.
sie entledigten sich der Ausrüstung und auch er stellte das geweht ab, ungelenk, die Handhabung war ihm nicht in Fleisch und Blut übergegangen wie den anderen, ein Fremdkörper, das wurde deutlich. Was hatte so ein Zivilist nur in der Zone zu suchen, vor allem bei den Jägern?
Aber Schura wollte es ja erklären.
Auch er wickelte den Schal ab, nur die Sonnenbrille blieb.
Graue Haare, kurz geschoren, graue Haut von unzähligen Narben übersäht. So ein Gesicht schuf nur die Zone, nicht einmal normale Knastschlägereien und Messerstechereien waren dazu ernsthaft in der Lage.
Doch ein Zonen Veteran?
Oft genug kassierten die Jäger einfach auch erfahrene Stalker ein, Viktor war das beste Beispiel. Aber es gab auch noch andere. Wie viel sie vom eigentlichen Auftrag mitbekamen wurde individuell entschieden. Der eine oder andere war sogar von der 'Konkurrenz' abgeworben worden, die meisten bekamen sie aber von der Militärakademie vermittelt. Selten junge Rekruten, meist alte Veteranen, denen ein Zusatzkurs in verdeckter Ermittlung spendiert worden war. Meist waren es Ehemalige aus den Spezialeinheiten, manchmal auch Polizisten und hier vor allem Kriminalbeamte, Drogenermittler vor allem. Solche wie Viktor oder auch Valentine hatten dagegen den Status von V-Leuten.
Blieb die Frage was das für ein Vogel war.
Und er war wohl nicht sehr gesprächig.
"Das ist Kolja. Er ist vor ein paar Tagen zu uns gestoßen und verstärkt uns." vor allen anderen.
Mehr wollte Schura wohl vorerst nicht erklären.
"Nimm doch verdammt noch mal die Brille ab."
Lew war sichtlich genervt.
Kolja warf Schura einen Blick zu.
"Warte." entgegnete der entschieden und Kolja verharrte.
Was war das nun schon wieder? Selten nervte Lew etwas, aber so offensichtlich hingehalten zu werden gehörte definitiv dazu. Und was Schura anging, dessen Kompetenz stand ohnehin auf dem Prüfstand, da drückte, was er nun abzog die Waagschale nicht gerade auf seine Seite. Lew schwieg aber blickte ihn nur streng an. Er forderte eine Erklärung, das stand außer Zweifel.
"Jetzt kommt erst einmal herein. Wollt ihr etwas trinken? Dort sind Wasser, Kaffee, Brot, wir haben Ragaliki* bekommen und Prianiki** sind auch noch da. Bedient euch einfach."

Lew holte sich nur ein Wasser und Viktor kramte in einem der Regale nach einem erste Hilfe Set und war dann Amir behilflich.
Die Zentrale bestand aus einem großen Raum, eine Seite nahmen Fenster auf die Straße hinaus ein, sie waren mit Sicherheitsglas versehen und dunkel getönt. in einer Ecke unter den Fenstern standen zwei alte abgewetzte Sofas aus Sowjetzeiten, sie passten nicht zusammen aber waren noch halbwegs intakt.
Eine Ecke nahmen ein recht moderner PC und ein paar Notebooks ein, ein kleiner Server stand ebenfalls dort, in einer anderen Ecke des gleichen Raumes war ein Durchbruch geschaffen worden, dahinter hatte man eine Provisorische Dusche montiert. Alles fand weitgehend in einem Raum statt, Privatsphäre gab es kaum, aber darauf kam es auch nicht an. Die Lager der Stalker waren meist noch schlimmer - es gab gar keine Dusche.
Der Hauptgrund war: Hier gab es Strom.
Etwas in den Raum hinein stand ein Tisch mit einem Wasserkocher, einigen Teebeuteln und Aufbrühkaffee und einer Menge nur mäßig sauberer Tassen und Emaille Becher.
Es gab sogar einen Kühlschrank und noch ein Bett sowie ein paar Feldbetten zusammengeklappt in einer Ecke. Auch andere Ausrüstung lagerte hier. Den Estrich bedeckten ein paar abgewetzte Perserteppiche - Imitate. Der Raum war wohl einst ein Lager gewesen oder sollte Maschinen zur Produktion beherbergen, er war wohl nie Fertig geworden. Hob man die Teppiche hoch fand man noch Montagevorrichtungen im Boden - stellte man sich ungeschickt an konnte man auch so darüber stolpern.
Es gab auf diesem Stockwerk noch weitere Zimmer, kleine Räume die als Einzelzimmer dienten, wahlweise auch als Behelfszellen, aber die meiste zeit hielten sie sich hier auf, wenn sie nicht draußen waren.

Schura ließ sich als erster auf eines der Sofas fallen, rieb sich mit beiden Händen Gesicht und den fast kahl geschorenen Schädel. Eine Geste, die Lew als Ratlosigkeit interpretierte.
"Wir haben übrigens zuvor eine Nachricht von Kovac bekommen, er ist auch auf dem Weg hierher, Einsatzbesprechung. Wir haben Starik verloren und müssen uns neu formieren. Juri wurde ausgeflogen, er hat sich das Kiefer gebrochen. Wir haben nun nur noch ein Basisteam, und jetzt... Wir brauchen mehr Leute."
"fuck."
Seit Slava weg war hatten sie in der Zone niemanden mehr rekrutiert. Er hatte ein Talent dafür gehabt, die ungewöhnlichsten uns talentiertesten Stalker um sich zu sammeln - aber genauso sie wieder zu verprellen.
"Also... wer ist er?"
Lew würde jetzt nicht locker lassen.
"Gleich..." er seufzte. "Jemand muss Kovac herbringen ehe der Unsinn anstellt. Er hat eine ausländische Journalistin aufgegabelt, und er ist noch nicht so weit. Kannst du ihm entgegen gehen, Lew?"
"Das ist Verschwendung. Du brauchst einen Scharfschützen heir gegen die Amerikaner."
"Stimmt auch wieder... aber Wolodja ist noch unterwegs, dann gehe ich."
"Ich brauch dich hier um uns einzuweisen."
Schura zuckte mit den Schultern.
"Dann sag du mir wer geht. Es muss ein Profi sein..."
Und mit Profi meinte er jemanden, der langjährige Erfahrung in der verdeckten Arbeit hatte um sich nicht gleich am ersten Tag zu verraten.
"Das klären wir noch. Wer ist er? Also...?"
"Gut... Kolja, du kannst die Brille abnehmen."
dieser gehorchte, und blinzelte mit glühend roten Augen.
"Achduscheisse! Was zur Hölle ist er? Ein Mutant?"
"Nein, es ist wohl komplizierter."
Dieses Mal seufzte Schura noch hörbarer.
"Wir vermuten, er kommt aus einem Portal und gehört einer fremden Rasse an. "
Jetzt fiel Lew fast die Kinnlade runter. Ein Mutant aus der zone wäre leichter zu glauben gewesen.
"Ein Alien?"
"Seine Welt ähnelt der unseren... Also vielleicht etwas wie die Erde... ein Paralleluniversum? Strenggenommen also kein..."
"Willst du mich jetzt verarschen oder hast du den Verstand verloren?"
"Weder noch."
"Und das hat er dir erzählt. Er spricht also rein zufällig Russisch?"
"Nein, anfangs nicht. Aber er hat es sehr schnell gelernt. Extrem schnell."
Er... also Kolja stand nahe der Tür daneben als würden sie gar nicht über ihn reden, er blickte nur von einem Sprecher zum anderen und schien verstehen zu wollen worum es ging.
Lew blickte von Amir zu Viktor. Zumindest Amir schienen gleichermaßen fassungslos.
Viktor wirkte unbeeindruckt.
Lew musterte ihn kurz aus zusammfngekniffenen Augen, wusste er es? Dann wandte sich aber dem seltsamen Geschöpf zu.
"Woher kommst du, Kolja, erklär du es ihnen." wandte sich Schura an den Neuen.
"Meine Welt heißt Atharys." erklärte er mit einer rauen kratzigen Stimme. Man hörte ihm nicht unbedingt gern zu. Was Lew aber viel mehr interessierte als die Worte waren die Reihe nadelspitzer Zähne die man andeutungsweise sah als er sprach.
Und so langsam wurde Lew auch klar, weshalb Schura zuvor nicht über ihn hatte reden wollen. Erst musste der Rest geklärt werden, denn war das Thema erst einmal angeschnitten würde man schwerlich wieder auf ein andere kommen.
"Und dort sehen alle aus wie du?"
"Nein, die meisten sehen aus wie Menschen, ich bin... ein Mischling."
"Fuck... echt jetzt?"
Fast schien es als würde der seltsame Mischling grinsen.
"Ja, echt ...jetzt."


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* Weizengebäck in Ringform, praktisch neutral im Geschmack
** So ähnlich wie Lebkuchen
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Viktor
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Registriert: Montag 21. März 2022, 15:39
Lebenslauf:

Die meisten Männer erkannte man irgendwann am Gang - zum einen, weil einfach jeder eine eigene Art hatte, sich vorwärts zu bewegen und zum anderen, weil man selten Gesichter zu sehen bekam. Eher Gasmasken oder so wie jetzt einen hoch gezogenen Schal, wie auch Viktor seinen trug, seit sie in der Stadt waren. Seine neu gewonnene Gesundheit wollte er nicht gleich wieder aufs Spiel setzen, auch wenn es Schwachsinn war, zu glauben, dass das auf Dauer funktionierte. Die Zone killte einen, egal ob mit oder ohne Schal. Mit dauerte es vielleicht ein bisschen länger.
Schura kam ihnen entgegen und mit ihm Ulad und... der komische Kerl, der Juris Gesicht demoliert hatte. Was zur Hölle...?! So lange war er doch gar nicht weg gewesen, dass die Zone Zeit gehabt hatte, Schura das letzte bisschen Verstand aus der Birne zu brennen. Der Typ hatte wie eine rasende Bestie gewütet und jetzt schleppte er ihn draußen herum? Unter dem Schal blähte Viktor die Nasenflügel und war schon drauf und dran, dem jüngeren Mann einen entsprechenden Kommentar zu drücken, doch da meldete sich schon Lew zu Wort. Richtig. Der hatte das Sagen. Wieso musste er sich daran nur immer wieder selbst erinnern?
Eine weiße Hexe. Unwillkürlich musste er an das Mädchen mit den roten Augen denken. Er beobachtete Schura über seinen Schal hinweg, doch wenn der andere Mann irgendwelche Überlegungen zu diesem Artefakt anstellte, dann zeigte er es nicht. Gleichgültigkeit... Viktors Blick glitt also zu dem Neuen, denn als solchen musste er ihn dann ja jetzt wohl betrachten, wenn Schura ihn aus der Zelle gelassen und mitgebracht hatte. Sogar bewaffnet, obwohl dieser Typ anders als alle anderen seine AK eher wie eine dekorative Handtasche mit sich herum schleppte. So würde er viel zu lange brauchen, um einen Schuss abzugeben. Woher kam der also, wenn er so leichtfertig hier herum spazierte, als sei er auf einem Urlaubstripp? Schura versprach Erklärungen - er war selbst neugierig.
Abwarten. Erstmal nach Hause. Weitere seltsame Beobachtungen schlucken.
Zurück in die Wohnung zu kommen, hatte trotz aller Unannehmlichkeiten etwas Beruhigendes. Home is where my hat hangs... or my AK. Gedanken, die sich fremd anfühlten und doch seine waren. Stiefel aus, Jacken an die Wand, Waffen abstellen. Vertraute Bewegungen und Handgriffe - alles ohne das ebenso vertraut gewordene Hände zittern. Es war immer noch zu verrückt, um wahr zu sein, doch aktuell beanspruchte der Neuling aller Aufmerksamkeit, sodass ihnen Viktors wundersame Genesung gar nicht auffiel. Dieser ließ die beiden Anführer - den selbsternannten und den geschickten - ihre Reviere abstecken und kümmerte sich wie angekündigt um Amirs Arm. Eigentlich dürfte er gar nicht mehr wissen, als wie man einen Verband anzulegen hatte und eventuell eine Spritze setzte. Doch statt dessen rauschten wieder Gedankenfetzen und Bilder durch seinen Kopf, die nicht zu ihm gehörten und ihn trotzdem mechanisch handeln ließen. Somit versorgte er die Wunde wohl fachmännischer, als er es eigentlich jemals gekonnt hätte und der Verband saß so perfekt, dass Amir ihn ein weiteres Mal nur verdutzt anstarrte. Doch das Gespräch rund um Kolja, wie Schura den Neuen vorstellte, zog Amirs Aufmerksamkeit schnell auf sich, sodass Viktor ein weiteres Mal drumherum kam, sich erklären zu müssen. Immer gut, wenn andere im Mittelpunkt standen. So mochte er das.
Ruhig, wie es eben seine Art war, machte er sich einen Kaffee und ertrug auch stoisch den Blick, den Lew ihm zuwarf. Was wollte er? Er lebte und arbeitete seit Jahren im Epizentrum der Geheimniskrämerei, zusammen mit dem Großmeister der Vertuschung. Da konnte man doch nicht anders, als selbst so zu werden. Aber vielleicht hatte er auch einfach vergessen, Kolja zu erwähnen. Kaum merklich zuckte er mit den Schultern, doch Lew entließ ihn schnell wieder aus dem strafenden Blick. Kolja war einfach zu interessant. Musste auch Viktor zugeben. In seiner Erinnerung waren die Augen weniger glühend gewesen, doch jetzt stachen sie brennend hervor und erinnerten ihn unangenehm an das Mädchen. Während Lew sich mit Kolja 'austauschte', trat er daher zu Schura und ließ sich neben ihm nieder, die Tasse in den ruhigen Händen, die Arme locker auf die Knie gestützt.
"Erinnern dich seine Augen an wen?", raunte er dem Jüngeren zu, hinter dessen Stirn es sogleich sichtlich zu arbeiten begann.

Viktor beobachtete eine Weile das Hin und Her zwischen Mann und - was? Fischmutant? Die Zähne, die das Wesen bei dieser Karikatur eines Grinsens bleckte, hatten jedenfalls etwas barschartiges. Ab und an nippte er an seinem Kaffee, dann erhob er sich, offenkundig zu etwas entschlossen. Er war des Themas Kolja müde, hatte es erstaunlich schnell akzeptiert, denn ein innerer Kompass sagte ihm, dass ihn etwas mit diesem Typen verband. Etwas, was die Zone verursacht hatte, nur das es bei ihm eher im Kopf war, während der Mutant ganz und gar körperlich 'verschoben' worden war. Daher beschäftigte sich Viktors Verstand bereits wieder mit dem Thema davor: Kovac und dessen Begleiterin. Eine Frau! In der Zone. War das zu fassen.
"Ich kann sie rein holen.", meldete er sich scheinbar zusammenhangslos zu Wort. Auf die verwirrten Blicke hin, setzte er hinzu: "Kovac und das Mädel." Damit erntete er jenen Blick, der ihn auf eine Stufe hinab stellen wollte, auf der er sich schon lange nicht mehr sah. Verdammtes Pack und ihre Geheimnisse. Wenn einer wusste, wie man im Untergrund operierte, dann ja wohl er! Gedanklich stutzte er selbst - woher sollte er? Seine Brauen zuckte zueinander, während er versuchte, sich innerlich zu sortieren und zugleich nicht allzu dämlich dabei auszusehen.
Überspielen. "Schaut nicht so. Ich hatte ne glückliche Ehe und ne Tochter. Das ist mehr Kompetenz mit Frauen als die meisten von euch vorweisen können. Ich werd' ja wohl mit so einer Journalistin umgehen können - wenn die erst weiß, das ich hier gewohnt hab, als der Reaktor hoch ging, vergisst die alle anderen Fragen." Zeitzeuge und so Bullshit. Er würde sich schon nicht verplappern. Er war nicht der Typ, der plapperte. Und irgendwie gefiel ihm die Idee nicht, dass da draußen eine Frau rum streunte. Da war er immer ganz Slavas Meinung gewesen: Keine Frauen in der Zone. Machte nur Ärger und seine eigene Krankheitsgeschichte sprach Bände, was noch andere Gründe anging. Da brauchte er keine Statistiken, dass erklärte sich von selbst.
"Kann ja Teal'c hier mitnehmen. Dann hat sie was zu gucken.", sprachs und deutete mit der Kaffeetasse auf Kolja, was ihm letztendlich die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden einbrachte. Er war definitiv nicht die Generation für so einen Scherz. Woher zum Henker kannte einer wie Viktor eine Figur aus einer amerikanischen Sci-Fi-Serie? Und seit wann stellte er sich überhaupt so forsch in den Mittelpunkt? Vielleicht hatte sie ihm ja die falschen Medikamente gegeben...
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Leonid Kolesnikov
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Viktor hatten sie für eine Weile wieder fast übersehen, so wie es auch früher immer wieder geschehen war.
Er füllte einfach so wunderbar immer genau den Raum zwischen ihnen allen und trat dabei so gut wie gar nicht selbst in Erscheinung. Slava hatte er wohl von Zeit zu Zeit wieder eingenordet, aber mit dem Rest von ihnen hatte es kaum Streit gegeben, er war einfach da, funktionierte und man konnte auf ihn zählen.
So fiel auch vorerst keinem auf, dass seine Hände nicht zitterten. Schura und Lew waren beschäftigt. Nur Ulad ließ sich zu einer Bemerkung hinreißen, während er dann in einer der Kisten im Regal etwas zu suchen begann.
"Zitterst ja gar nicht mehr. Die kur draußen hat dir wohl gut getan."

Lew musterte Kolja, er nahm sich wenig zurück, ließ seinen Blick von oben bis unten über das fremdartige aber auf verstörende Weise ähnliche Wesen gleiten. Auf den ersten blick konnte er tatsächlich als Mensch durchgehen. die Anzahl der Arme und Beine stimmte, aber schon die Haut sah bei genauerer Betrachtung seltsam aus.
Er wusste auch nicht recht, wie er anfangen sollte. Lew gehörte tatsächlich zu den Männern, die nur sprachen wenn man sie dazu aufforderte. Von sich aus eine Unetrhatugn zu beginnen und dann erst recht mit etwas so fremdartigem... und er schien auch nciht gewillt einfach loszulegen. Er beobachtete und bewertete stumm. Deshalb war er auch Scharfschütze geworden und nciht Diplomat.
Aber er sprang über seinen Schatten und wollte wissen, woher der Fremde kam, woher er die Sprache kannte und ähnliches...

Währenddessen holte sich auch Schura einen Kaffee, den er mit viel Zucker verrührte.
"Jetzt wo du es sagst... denkst du sie kommt auch aus so einer Welt?"

Dann war Lew wieder bei ihnen.
"Kann ja Teal'c hier mitnehmen. Dann hat sie was zu gucken.",
Lew und Schura blickten sich kurz an.
Genaugenommen war es gar keine schlechte Idee, Viktor zu schicken, er hatte absolut Rech, aber so einen Vorstoß hatte trotzdem keiner von ihm erwartet.
"Wen meinst du mit.. wie war das?" wollte Lew wissen. Der Name sagte ihm nichts, er ahnte aber, dass es eine Art Insider sein musste. Hatte der merkwürdige Mutant noch einen anderen Namen als 'Kolja'?
Schura war es, der nun die Stirn runzelte. "Woher kennst du 'Stargate'?" wollte er von Viktor wissen. "Das wurde soweit ich weiß nie synchronisiert. Seit wann sprichst du englisch?"
Da fiel Lew wieder ein, was Viktor unterwegs zu ihm gesagte hatte, aber er überließ es ihm, das entweder Schura jetzt vor allen zu erklären oder später noch einmal mit ihm unter vier Augen zu besprechen. Sein fragender Blick aber ruhte auf ihm.

"Viktor zu schicken halte ich gar nicht für soo schlecht." fasste Lew noch einmal zusammen.
Er blickte von Kolja zu Schura und schließlich blieb er bei Viktor hängen.
"Du vertraust ihm?" Er meinte den Fremden.
"Er ist garantiert kein Spion der Amerikaner... wenn du das meinst. Und ich sehe es pragmatisch. Er kann uns sehr nützlich sein. Wir haben ihn schon ein paar mal mit nach draußen genommen, er riecht die Banditen noch ehe wir sie sehen, behauptet er, ebenso Anomalien, ich glaube auch, dass er sie irgendwie kontrollieren kann."
"Er versteht worum es hier geht?"
"Ja, vielleicht nicht alle Begriffe... stell dir einfach vor, er kommt aus einer Gesellschaft des 17ten Jahrhunderts, einer fortschrittlichen, die vieles mit Magie erreicht hat, was wir nur mittels komplizierter Technik beherrschen."
Lew runzelte die Stirn.
"Jetzt verarschst du mich aber wirklich..."
"Nein, er wird es dir sicher bald zeigen."
"Du meinst ernsthaft, wie aus so einem Fantasyfilm? Wächter der Nacht oder so... Er macht eine Geste, sagt "Tram 12"* und mich überfährt eine Straßenbahn?"
"Na vielleicht nicht ganz so episch. Das ist kein Film, aber er kann Feuer erzeugen und Wind und ähnliches. Und er ist ein guter Schütze, mit der Armbrust, aber das Sturmgewehr lernt er schnell... nur braucht er es garnicht. Er erledigt eine Horde Banditen oder Söldner einfach mit Feuer... aus seinen Händen."
"Du spinnst doch wirklich."
"Du wirst es sehen."
"Und wie nennt sich sein Volk? X-Men?"
"Nein, mir fiel es ja auch schwer, das alles zu glauben, aber du siehst ihn ja vor dir, sinngemäß nennt man sie in seiner Sprache wohl 'Dämonen', aber er sagt, seine Mutter wäre ein Mensch gewesen, aber eine Magierin. Daher kann er das... der Rest, also die Haut und die Zähne... und was du nicht nicht gesehen hast, das ist das Erbe seines Vaters."
"Aha." Lew schüttelte den Kopf. "Ihr habt euch schon lange unterhalten?"
"Er ist seit fast einer Woche hier."
"Mhm. gut, er Soll Viktor begleiten, wir klären hier alles weitere bis ihr zurück seid."


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* einer der witzigsten Zauber: In 'Wächter der Nacht' beschwört ein böser Magier tatsächlich eine Straßenbahn gegen einen der guten Protagonisten.
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Viktor
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Zu Schuras Gegenfrage bezüglich des Mädchens hatte er nur mit den Schultern gezuckt. Was wusste er schon von Welten und Portalen? Aber er sah Parallelen - die roten Augen, das Manipulieren der Kräfte in der Zone. Wenn dieser Kolja jetzt auch noch mit Hunden und Kontrollern redete, dann wäre für Viktor der Drops gelutscht.
Und dann: Stargate. Hätte er weiter darüber nachgedacht, hätte er auch da Parallelen gesehen. Portale in andere Welten, die allerdings alle im gleichen Universum lagen. Doch was in seinem Kopf eben noch hoch gestiegen war, wie Gasblasen in einem Kochtopf, war schon wieder zum Erliegen gekommen, daher stieß die Frage auf Unverständnis.
"Was soll ich kennen?" Einen Moment lang wirkte er genauso irritiert wie Schura, was nicht gerade zu einem verlässlichen Auftreten beitrug. Dann rekapitulierte er seine eigenen Worte und es wurde ihm klar, dass er wieder seltsames Zeug geredet hatte. Zur Überbrückung nahm er einen Schluck Kaffee und versuchte nicht unter Lews und Schuras Blicken zu schrumpfen. Fiel ihm nicht mal schwer, obwohl ihn nun auch die anderen anstarrten wie einen bunten Hund. Normalerweise war das Rampenlicht nicht sein bevorzugter Standpunkt, aber gerade machte es ihm nicht wirklich was aus. Noch ein Schluck. Das Schweigen wurde dumpf. Mit Lew war das eine normale Konversation, Schura bevorzugte in der Regel ein normales Gesprächstempo und wirkte daher gleich ungeduldig auf Viktor, obwohl er nichts tat, um das nach außen zu zeigen. War ja auch verständlich. Er brauchte nicht noch mehr Verrückte um sich herum, auf die er aufpassen musste. Reichte ein Kolja. Außerdem hatte zumindest Viktor noch nicht ganz geblickt, wer jetzt hier der Platzhirsch war und er wurde den Eindruck nicht los, die beiden Männer vor ihm wussten das auch noch nicht so genau. Sorgte immer für Anspannung sowas. Beschwichtigend hob er also die freie Hand.
"Ist bisschen kompliziert. Erklär' ich dir nachher, Schura." In Klammern: unter vier Augen. Außerdem hatte er ja selbst noch keine schlüssige Erklärung dafür. Sein Blick glitt nachdenklich zu Kolja. Vielleicht war er etwas vorschnell gewesen - er kannte den Typ nicht, wusste nicht, was er konnte und was nicht. Wenn der hinter ihm her durch die Zone pflügte wie der Elefant im Porzellanladen und nicht auf dem blanken Boden pennen konnte, dann war nichts gewonnen. Aber wenn stimmte, was Schura von ihm behauptete, dann war er zumindest als Tank zu gebrauchen... Noch ein Schluck Kaffee auf den ungewohnten Gedanken, während er Kolja wortlos weiter in die Augen blickte, als könnte er allein dadurch herausfinden, ob er ihn um sich haben wollte oder nicht. Eine weitere neue Seltsamkeit an ihm - er war nie provokant gewesen, immer eher der vermittelnde, diplomatische Typ.
Währenddessen hörte er auf einem Ohr dem Wortwechsel zwischen Lew und Schura zu. Magie. Dämonen. X-Men. Lew klang definitiv nicht so, als wollte er auch nur ein einziges Wort von dem akzeptieren, was Schura lieferte. Viktor hingegen nahm es gelassen hin. Feuer aus seinen Händen, na fein. Er hatte nur den Impuls gesehen, der sie alle von den Füßen gefegt hatte. Und den sehr menschlichen Fausthieb gegen Juri. Kräfte hatte Kolja durchaus, auch ganz ohne magischen Firlefanz. Doch hin wie her, etwas in Viktors Verstand hatte sich verändert und diese Veränderung machte es ihm möglich, zu glauben. Denn er wusste instinktiv, dass es Kräfte gab, die jene eines Menschen überstiegen. Der fremde Geist in seinem Kopf flüsterte von Telepathie, Sprunggewalt und Klauen wie aus Eisen. Wieso dann nicht auch Feuer und Wind aus den Händen? Und eben jener fremde Geist sprach von Gleichheit und den Möglichkeiten, die sich mit so einem Verbündeten eröffneten. Einer wie Kolja ersetzte zwei oder drei von ihnen - richtig eingesetzt brachte das Pripyat wieder fest in ihre Hand.
Somit schien er für sich zu einem Schluss zu kommen und wippte mit dem Kinn in Koljas Richtung. "Hoffe du hast im Zeltlager gut aufgepasst.", damit ließ er seine Musterung sein und wandte sich an Schura. "Wie weit sind Kovac und seine neue Freundin denn weg?" Das er fragte und nicht einfach auf den PDA schaute - Technik war immer schon eher nicht so seins gewesen - kehrte wieder den alten Viktor hervor. Er wollte wissen wie lange sie mindestens draußen sein mussten, auf der Basis konnte er entscheiden, was sie mitnehmen würden. Beim Gepäck hielt er sich stets an den Grundsatz: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Je leichter man unterwegs war, desto besser. Früher, ganz am Anfang, hatte er sich nur mit einem Jagdgewehr, einem Messer und einer Plane durch die Zone geschlagen.
Er würde sich hier noch ein wenig ausruhen, das notwendige Gespräch mit Schura führen und dann starten.
Raus in die Zone. Mauern drohten ihn auf die Dauer ohnehin immer zu erdrücken.
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Leonid Kolesnikov
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Eine Weile war es Still, etwas, das Schura nur schwer ertragen konnte, dafür wurde Lew das durcheinander schnell zu groß. Er war vielleicht der Dienstälteste, aber er hatte nie der Anführer sein wollen, er war ein Einzelgänger, am besten funktionierte er alleine oder mit einem erfahrenen Partner zusammen als Spotter und Scharfschütze. Er konnte dann lange auf der Lauer liegen, keinen Ton sagen und sich darauf verlassen dass der andere funktionierte wie er. Nur gab es derzeit wenig Bedarf daran und vor allem keinen zweiten mit seinem Temperament. Und er war der Ranghöchste und Dienstälteste nach Wolodja. Die Sachlage war eigentlich klar.
"Ulad, zeig Amir, wo er sich breit machen kann und wo er die Ausrüstung findet." kommandierte er. ER wusste, dass Amir dieses Lager in Pripyat noch gar nicht kannte, er hatte seine 'Pause' noch vor ihm selbst angetreten.
Als die beiden dann weg waren ließ er seinen Blick über die anderen wandern als müsse er sich erst überlegen wer nun mit wem ging. Aber eigentlich war es klar.
"Du vertraust ihm ausreichend, um ihn alleine mit Viktor rauszuschicken?" wollte er noch einmal von Schura wissen.
Der nickte. "Ja, Ja, ich denke schon. Ich erkläre es dir, aber halt sie jetzt nicht länger auf, Kovac ist auf dem Weg nach Rostok..." Er reicht Lew Viktor einen PDA auf dem er als kleiner grüner Punkt zu sehen war. Zoomte man nahe genug ran sah man ihn alle 5 Sekunden einen kleinen Sprung machen.
"Amir soll mitgehen, einen Techniker braucht es." Entschied Lew schließlich.
Schura nickte nur.
"Gut, einverstanden. Ich gebe ihm Bescheid."
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Der, um den es ging stand die ganze Zeit ruhig im Hintergrund, als ginge es ihn nichts an, oder als wäre er unsichtbar und hätte mit der Situation gar nichts zu schaffen. Fast wünschte er, es wäre wirklich so. Nur sein Blick flitze zwischen den Sprechern hin uns her und das war auch das einzige, was seine Unruhe zeigte.
Die meisten Namen konnte er sich merken, manchmal verwechselte er sie noch, es war einfach zu viel auf einmal fremd. Fremde Gerüche, Fremde Kleidung, fremde Häuser und Möbel und Straßen und so befremdliche Gewohnheiten. Lediglich manche der Bäume sahen ähnlich aus, soweit er das beurteilen konnte, aber Bäume hatten ihn nie interessiert, also blieb alles fremd.
Schura konnte er sich aber merken. Und Viktor auch, vielleicht weil beide Namen auch in seiner Welt gebräuchlich waren, Alexander jedenfalls, und vielleicht auch die Abkürzung.
Ulad hatte er sich ebenfalls gemerkt, Uladzimir... der Name klang wie eine fürchterlich derbe Verballhornung von Vladimir. Ihn aber vor allem weil er ihn durch die Tür gestoßen hatte, und bei ihm hatte er sich sogar entschuldigt. Der Andere... seinen Namen hatte er vergessen, bei dem nicht. Und nun kamen noch welche hinzu.
Amir und Lew. Zumindest jetzt noch erinnerte er sich. Lew war groß wie so eine verdammte Fae, nur nicht halb so schön. Und er roch auch deutlich schlimmer. Ein Mensch eben, aber vielleicht konnte er ihn mögen, er schien eher schweigsam zu sein, das schätzte er.
Schura dagegen... er reagierte auf fast alles mit Neugier, geradezu unverschämter Neugier. Aber wer war er, hier zu urteilen?
Er hatte für sich beschlossen vorerst nur beobachteten, denn so andersartig und exotisch wie hier alles ließ, da konnte er nur Fehler machen, wie eben, ein paar dieser Menschen zu verletzen. Dass sie trotzdem keine nennenswerte Angst vor ihm hatten erwies sich als die nächste Befremdlichkeit. Normalerwiese genügte sein Blick und ein Blick auf seine Zähne um einen Menschen, selbst einen seiner Welt erschrecken zu lassen.
Sie aber... sie reagierten verwundert, neugierig. Und eben dieser Schura ganz besonders.
Er hatte jede erdenkliche Andersartigkeit sehen wollen. Seine Zähne, die knochigen Platten auf seinem Rücken, die Narbe, die geblieben war als sein Schwanz operativ entfernt worden war... und ja, am liebsten hätte er wohl auch den anderen Schwanz gesehen, den, den sich kein Mann freiwillig abschneiden lassen würde, einfach um... tatsächlich um zu verglichen. Wenn auch nicht allein die Länge.
Absurd. Er hätte ja gelacht, wenn ihm danach zumute gewesen wäre.
Aber all das ging ihm zu weit, er wollte nicht untersucht und begutachtet werden wie ein seltenes Tier. Aber er brachte auch nicht den Mut auf, sich zu wehren.
Tatsächlich drängte diese Welt ihn dermaßen in die Defensive, dass er den Mut verloren hatte und fast keinen Schritt alleine wagte. Er verstand einfach zu wenig.
Die hatten magische Gegenstände ohne magisch zu sein. Kleine Platten, seinen leuchtenden Steinen nicht unähnlich, nur taten sie mehr als das, sie zeigten Bilder, konnten Ton wiedergeben. Nur keine Gerüche. Er hatte ja selbst schon mit dem Gedanken gespielt, dass das möglich sein müsste, aber nie einen Weg gefunden, es umzusetzen. Sie hatten es und behaupteten, etwas anderes, keine Magie, sondern Elektronik stecke dahinter.
Sie hatten es ihm sogar gezeigt. Winzig kleine Bauteile. Halbleiter, Gold... etwas wie kleine Zahnräder die ineinandergriffen, nur dass das was sich bewegte kein Zahnrad war sondern Strom, Elektrizität... Also doch Magie.
Letzten Ende war er zu dem Schluss gekommen, dass die Kräfte hier sehr schwach sein musste, oder so anders, dass die Menschen sie nicht anders nutzen konnten. Jedenfalls hatten sie sehr viele von diesen Nichtmagischen Geräten. Xoschnaw hätte seine reinste Freude daran gehabt.
Weniger eine Freude war es, zu sehen wie sie sich hier gegenseitig abschlachteten.
Es schien sie nicht weiter zu kümmern, traf man auf jemanden, der die falschen Farben trug, das falsche Wappen, wurde der sofort erledigt. Keiner stellte groß Fragen.
Seine Frage beantworteten sie nur damit, dass hier Kriegsähnliche Zustände herrschten, ähnlich... und dass sie es wären, die versuchten diese Gegend zu befrieden.
Befrieden durch Unterwerfung.
Er hatte nicht einmal gewagt den Kopf zu schütteln, aber in seiner Kehle schnürte sich alles zu. Er war wieder an eine Stelle geraten, an der man ihn benutzen würde. Er war einfach zu gut dazu geeignet zu kämpfen und zu töten, auch wenn er das nicht wollte.
Wäre er doch nur geblieben... die Skellige Insel war zwar nicht sein Zuhause, aber friedlich...
Wobei, nein, die Nilfgarder lagen vor Anker und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Krieg, der auf dem Festland tobte auch auf die Inseln übergriff, trotzdem war er nach wie vor nicht da wohin er hatte gehen wollen. Aber er sah ein, dass er kooperieren musste, auch wenn er, wie er zugeben musste, Angst hatte vor diesen Menschen.
Und etwas sagte ihm, dass er sich hüten musste, ihnen seine Dämonengestalt zu zeigen. Fast fürchtete er, dass sie auch da Angstfrei waren und nur sahen, wie man diese am besten gegen die Gegner einsetzen konnte. Und das wiederum versetzte ihn in Furcht. Menschen, die so dachten, waren gefährlich. Gefährlicher noch als der Feenleutnant, der ihn zwar hereingelegt hatte, und auch Leben genommen hate, aber wenigstens in der Absicht, den Weg des geringsten Übels zu gehen. Diese hier waren bereit jeden zu töten, der nur falsche Gedanken hegte.
Hier würde er sich nie Zuhause fühlen.
Er konnte nur hoffen, dass sie ihm mit all ihren Geräten den Weg wiesen wie man neue Portale öffnete. Und dann war da diese magische Quelle, die er ganz in der Nähe fühlte. Eine seltsame Art, keinem der Elemente zugehörig, aber so stark, dass er sie trotzdem bis hier spüren konnte. Diese wollte er sich ansehen, aber dazu musste er weiter das Vertrauen dieser Männer gewinnen... Vertrauen...
Eben wandte sich einer der Männer an ihn.
Er verstand die Sprache, aber dennoch verstand er nicht alle Worte. 'Im Zeltlager aufgepasst' er nahm die Worte feinsäuberlich auseinander. Das Lager war klar, und wenn man bei der Rast Zelte benutzte... ergab Sinn, aber mit dem Aufpassen brachte er es nicht zusammen. Man stellt Wachen auf, Menschen zumindest. Er selten. Aber dann passte man auf das Zeltlager auf... nicht im. Eine Art Umgangssprache?
Aber hier war es nicht nötig, sie schliefen in einem dieser Häuser aus dem seltsamen Stein. Hatte er etwas übersehen?
"Hätte ich Wache halten sollen?" Wollte er daher wissen. Er war vorsichtig. Vielleicht hatten sie erwartet, dass er draußen Wache stand und er hatte es nicht bemerkt?
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Viktor
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Eine Moment lang sah er Kolja skeptisch an, dann winkte er ab. So viel zum Thema Sprachbarriere. "Schon gut, Kumpel.", winkte er ab. "Wird schon." Dann senkte er den Blick auf den PDA, den Schura ihm reichte. Rostok. Vor seinem inneren Augen breitete sich die Zone wie eine gedankliche Landkarte in 3D aus und er überflog im Geiste die Möglichkeiten, die sie hatten, um Kovac effektiv und schnell entgegen zu gehen. Kovac und der Prinzessin, die er dabei hatte. Viktor konnte es noch immer nicht so ganz fassen, dass der Junge tatsächlich ein Weibsbild im Schlepp hatte. Mehr zu sich selbst nickend, schaltete er das Display ab und verstaute den PDA in einer leicht zugänglichen Tasche seiner Hose. Dann bedeutete er Kolja, ihm zu folgen - packen war angesagt. Wie selbstverständlich übernahm er das Kommando und ließ Lew und Schura einfach stehen, obwohl er letzterem gerade eigentlich noch eine Erklärung zugesichert hatte. Eigentlich hätte er sich auch gern eine Mütze Schlaf gegönnt, aber eine ganz neue Umtriebigkeit hielt ihn aktiv. Eigentlich hätte Koljas Andersartigkeit ihn mehr auf Distanz halten sollen, vorsichtig und zurückhaltend. Eigentlich... war er doch sonst ganz anders.
Es mochte die Unsicherheit sein, die ihr neuer Kamerad aus jeder Pore auszudampfen schien und die ihn für Viktors Augen steif wie einen Zinnsoldaten wirken ließ. Als könnte jeder Schritt, jede Bewegung und jedes Wort falsch sein und gleich wieder geahndet werden. Vielleicht nicht mal so abwegig, wenn man ein Gesicht hatte wie dieser Kerl und damit unter Leute wie diese hier ging. Allein die glühenden Augen konnten einem schon eine Gänsehaut machen, in Viktor lösten sie allerdings Erinnerungen aus. Erinnerungen, die nicht seine waren. Bilder von silbern leuchtenden Augen in der Dunkelheit, über einem mit Fangzähnen gespickten und grotesk weit geöffneten Mund, der wohl irgendwann menschlich gewesen war. Und auch dieses Bild macht ihm keine Angst - er fühlte eher latentes Genervtsein. Ein Nicht-schon-wieder-Gefühl und den Wunsch, die Hände in die Seiten zu stemmen und das Wesen vor sich zur Ordnung zu rufen, obwohl er wusste, dass er dem Gegenüber die Selbstbeherrschung aufzwingen würde. Mit Klinge und Kreuz, und am Ende einem Brandeisen. So der HERR wollte.
Viktor blinzelte die fremden Bilder fort. Es begann ihn zu wurmen, aber noch hatte er keine Zeit, sich intensiver damit auseinander zu setzen. Jetzt hatten erst einmal andere Dinge Priorität und dazu gehörte, sie marschfertig zu machen. Eigentlich war er müde. Eigentlich...
Uneigentlich ging er Kolja voran bis zum Lager, dann neben seinem Rucksack in die Hocke und begann zu erklären. "Wir werden einige Nächte draußen sein, unter freiem Himmel schlafen, möglichst kein sichtbares Feuer. In der Zone kann man jagen, aber das Fleisch ist meistens zu sehr verstrahlt-", er blickte in Koljas Gesicht und korrigierte: "wie vergiftet." Sicher konnte man sich auch in der Zone verpflegen, wenn man ein paar Regeln beachtete. Nichts aß, was direkt aus der Erde kam, wie Pilze oder Knollen. Und auch keine Viecher, die sich davon ernährten, wie Wildschweine. Aber so ins Detail wollte er einfach nicht gehen und solange sie nicht gezwungen waren, würden sie auf Energieriegel und die Pampe aus den Päckchen der Armee zurück greifen. "Wir nehmen also unsere Rationen mit, werden aber sparsam damit sein. Klar soweit?" Er wartete auf ein bestätigendes Nicken und fing dann an, Ausrüstung zusammen zu suchen. "Plane gegen die Nässe, Schlafsack, Isomatte, Medi-Kit." Er kramte in seinem Rucksack herum, holte alles raus und zeigte Kolja, wie er es am besten verpackte.
Plötzlich fuhr er mit einem Schmerzenslaut zurück und zog die Hand aus der Seitentasche, in der er eben noch herum gewühlt hatte. "Au! Scheiße! An das Ding hab ich schon gar nicht mehr gedacht." Brummend steckte er den blutenden Finger in den Mund und zog mit der anderen vorsichtig das Artefakt aus der Tasche, das ihn fast eine Kugel zwischen den Augen beschert hatte. Das Ding sah aus wie ein kristallener Seeigel und es hatte verflucht spitze Dornen. Er stellte es zwischen sie auf den Boden.
"Und für sowas, wird man in der Zone gerne mal über den Haufen geschossen.", konstatierte er und beobachtete dabei den Fremden genau. Schura hatte ja behauptet, er verstünde was von Anomalien und Artefakten. Viktor war gespannt, wie er auf den Dornkristall reagieren würde.
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