Der Tempel des Ewigen Feuers

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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von: Tempel der Ewigen Feuers - Lothars Büro --> Tempel des Ewigen Feuers
Datum: 00:05 Uhr, 31. August 1278
betrifft: -
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Die etwas fester geschlossene Tür hatte er wohl vernommen, aber ganz einordnen konnte er das wieso-weshalb-warum nicht. Er war einfach zu müde, um sich noch weitere Gedanken über Frechheiten oder sonstige Protokollschlampereien zu machen. Ohne weitere Umwege suchte er das Gebäude auf, in dem er das Zimmer mit den drei anderen Knappen teilte und schlüpfte möglichst lautlos hinein, nachdem er sich schon im Gang den Stiefeln und der Hose entledigt hatte. Das Hemd behielt er an als er unter die dünne Decke schlüpfte und die Augen schloss. Doch der Schlaf wollte noch eine ganze Zeit lang nicht kommen. In der Dunkelheit hinter seinen Lidern flackerten die Bilder des Tages stroposkopartig durch seinen überreizten Verstand. Die Schlange, der Kampf, die Dunkelheit und das Feuer, Miriams Stimme, der Schmerz, die Erkenntnis, die Enttäuschung in Iolas Gesicht, Jarel und Slava, Liam und diese Schwester und immer wieder der mächtige Leib der Schlange, der auf ihn nieder ging und ihn auslöschte. Das Kopfkarussell fuhr noch eine Weile im Kreis durch diesen Bilderwald, ließ ihn manchmal zittern, manchmal beten. Und betend schaffte er es schließlich heraus aus dieser Schleife von Gedanken, beruhigte sein Gehirn ausreichend, um in einen unruhigen Schlaf zu driften.

03:20

Feuer. Wärmend auf nasser Haut.
Das Gefühl, sexuell und emotional befriedigt zu sein, ein Kuss, eine zärtliche Hand... Iola? Nein... ein Mann?
Er schmeckte Sand. Nein, er schmeckte Asche. Roch die fauligen Ausdünstungen des Sumpfes. Fäulnis und Tod.
Schmerz zerriss seine Brust. Kein körperlicher Schmerz, sondern einer der tiefer saß, in seiner Seele, seinem Herzen. Ein Schmerz, den man nur empfand, wenn etwas lieb gewonnenes verloren war. Ein Schmerz den er bisher einmal gefühlt hatte - damals, als Miriam starb.
Tod und Fäulnis und Blut. Schwarzes Haar, stumpf geworden. Kindliche Züge, für die Ewigkeit in Schrecken erstarrt.

Dier Traum verblasst und etwas anderes greift nach ihm, etwas Dunkles, Böses und Wildes. Es drängt aus seinem Blut, seinem Fleisch, seinen Knochen, lehnt sich gegen die Grenzen auf, die ihm von diesem winzigen Körper gesetzt werden. Sein Wille ist übermächtig und er zerreißt Jakob von innen, treibt seine Klauen aus seinen Händen und Füßen, die gewaltigen Fänge aus seinen Kiefern. Knochen bersten unter dem Ansturm dieser wilden Bestie, fügen sich neu und lassen bei ihrem Wachstum alles in Fetzen zurück, was sich nicht fügen will. Fell durchstößt mit milliarden Nadelstichen seine Haut, Muskeln spannen sich darunter. Sein Blut kocht, seine Intinkte brodeln und das Gefühl gefangen zu sein bemächtigt sich seiner. Dieses und ein unbändiger Hunger danach, Beute zu hetzen, bis an die Grenze der Erschöpfung zu treiben und die Fänge in das lebende Fleisch zu schlagen. Jagen! Er wollte jagen! Egal was, hauptsache es rannte weg und er konnte die Angst riechen.


"Jakob! Jakob wach auf!"
Angesprochener fährt heftig in die Höhe und packt den Arm der ihn rüttelt gewaltsam, zerrt den Menschen heran und... sieht in die schreckensweiten Augen von Luka. Jakob atmete heftig, sein ganzer Körper war schweißnass und er zitterte angespannt wie nach einem heftigen Kampf. Es dauerte mehrere Atemzüge, bis er Luka los ließ, der zurück stolperte und sich seinen Arm rieb. Völlig verwirrt setzte Jakob sich auf. Was zum...?! Er hatte den armen Junge gerade um ein Haar gebissen!
Licht flammt auf und Jakob schließt einen Moment geblendet die Augen. Janusz hat das Talglicht entzündet und schaut zu ihnen herüber, Maxim hockt auf seiner Decke und wirkt, als ob er noch unentschieden wäre, ob er Jakob eins über braten oder sich einfach wieder hinlegen wollte. "Schlecht geträumt?", maulte er und ließ die Beine aus dem Bett baumeln.
Jakob musste einen Moment über die Antwort nachdenken und ließ den Blick über die drei Knappen streifen, bis er an Luka hängen blieb. Irgendwo in den Tiefen seines Stammhirns hing noch immer der Wunsch fest, dieses Jungtier zu zerfetzen und vorher zu hetzen, bis es vor Angst wimmernd vor ihm lag. Was war das nur, beim Licht?! Er schlug aus Reflexe den Kelch der Flamme vor der Brust und murmelte leise: "Entschuldige Luka. Ein Traum, ja. Glaube ich jedenfalls." Nein, glaubte er nicht. In ihm keimte bereits eine dunkle Ahnung. Träume und Eindrücke dieser Art hatten meistens eine ganz konkrete Ursache und wenn er Recht hatte, dann hieß es jetzt schnell sein. Er kletterte bereits aus dem Bett und stieg in seine Hosen. Die drei Knappen sahen ihm etwas irritiert zu und es wurde auch nicht besser, als er während seines Tuns sagte: "Wenn Alarm geschlagen wird, versucht Eure Ritterväter irgendwie aufzuhalten. Ich brauche Zeit, jeder Docht den ihr rausschlagen könnt."
"Wieso das denn? Wieso sollte Alarm sein?", wollte Janusz wissen und setzte sich wieder auf sein Bett, von wo aus er Jakob argwöhnisch beobachtet.
"Ich hoffe, ich habe Unrecht. Entweder das Ewige Feuer sandte mir eine Botschaft oder es war nur ein schlechter Traum." Er schnürte seine Stiefel und schlüpfte in sein zweites Lederwams, dann wandte er sich zur Tür. "Ich bitte euch. Ich hab keine Zeit für lange Erklärungen.", damit huschte er hinaus in den stillen Flur.

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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von: aus dem Neu-Narakort zum Tempel der Ewigen Feuers, am Tor
Datum: ca. 08:15
betrifft: Liam, Lothar ww.
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Slava traf fast zeitgleich mit dem jungen Boten von der Stadtwache ein. Vielleicht einen Augenblick später, denn er hörte wie der Bursche am Tor argumentierte und nicht durchgelassen wurde. Er stellte sich aber auch unbeholfen an. Im ersten Moment hatte er ihn mit Novka verglichen, noch kaum Bart, gerade erst in den Stimmbruch gekommen... aber der Feldwebel, den man immer für einen viel zu jungen Burschen hielt stellte sich meist deutlich geschickter an. Dieser Junge war halt wirklich erst 16 oder etwas jünger. Irgendwann würd Novkas Spiel vielleicht auffliegen, wenn sie noch älter wurde. Auf Dauer war es noch schwerer so eine Lüge zu leben. Aber das war gerade nicht seine erste Sorgen.
Mit einer Geste brachte er ihn zum Schweigen und ergriff selbst das Wort. Das hätte vermutlich bei Novka auch nicht so gut geklappt, aber der Nachwuchs Wächter hier ließ sich schnell einschüchtern.
"Meldet dem Großmeister, dass Freiherr von Sokolov nun da sei zu der gewährten Audienz. Um den Burschen hier kümmere ich mich schon."
versicherte er dem Wächter am Tempel.
Dieser nickte, sichtbar froh zwei Probleme mit einem Schlag lösen zu können, salutierte noch und verschwand für einen Moment nur um gleich wiederzukommen und zu bestätigen:
"Man erwartet euch, Ser Hochwohlgeboren, bitte folgt mir." Ein anderer übernahm und Slava ging ihm nach, zeigte auch mit einer Geste an, dass der Bote mitkommen sollte. Der junge Mann wirkte noch einen Moment lang ratlos, aber nachdem man ihn zuvor alleine nicht durchgelassen hatte folgte er nun. Nur die Botschaft wollte er dem Fremden natürlich nicht geben. Das war Slava allerdings reichlich egal.
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Liam von Alensbach
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vom: Spital
Datum: ca. 08:15
betrifft: Slava, ev. den Boten
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Der Andere, der übernommen hatte, gab den Freiherren und den Boten noch an einen Dritten weiter. Von Alensbach schien zumindest Sokolov zu erwarten, den Boten aber musterte der Ritter durchaus überrascht. Gleich zwei Besucher für Lothar? Davon hatte ihm der Grossmeister nichts gesagt. Dass Liam ein wenig Schlaf bekommen hatte, sah man ihm nicht an. Die dunklen Schatten unter den Augen waren deutlich sichtbar, das Haar zerwühlt. Zumindest die Kleidung war ordentlich wie immer. "Euer Hochwohlgeboren." begrüsste Liam ihn und schlug das Zeichen der Flamme. "Der Grossmeister erwartet Euch." Seine grauen Augen richteten sich auf den Boten. "Ihr seid nicht angekündigt. Gehört dieser Mann zu Euch, Euer Hochwohlgeboren?"
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Vyacheslav Sokolov
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Slava musterte er Liam, dann den jungen Mann und dann wieder Liam.
"Guten Morgen noch einmal, Ser. Bisher gehört er nicht zu mir. Soweit ich ihn verstanden habe bringt er eine Nachricht von Hauptmann Meis."
Eine Frage wie es ihm ging sparte er sich, man sah es dem Ritter einfach an. Slava war im Gegensatz gut ausgeruht, hatte gefrühstückt und auch wenn er keinen Kaffee bekommen hatte, es ging ihm alles in allem recht gut. Das blühende Leben war auch er noch nicht, sein Lebenswandel der letzten Jahre hatte spuren hinterlassen und er konnte um jeden Tag froh sein, an dem er halbwegs unbeschwert auf die Beine kam. Heute war allerdings so ein Tag und es sollten noch weitere folgen und sie sollten mehr werden.
"Er wollte er sie mir nicht mitteilen, allerdings schätze ich, ich werde auch so erraten, was er sagen will."
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Liam von Alensbach
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Liam musterte den Freiherren unverholen und stellte einmal mehr fest, dass er ihn nicht unterschätzen würde. Weder in Worten, noch im Kampf. Zu letzterem sollte es hoffentlich nie kommen, denn dann war mehr als nur ein bisschen schief gelaufen. Er verzog die Mundwinkel, was der Bote zu sagen hatte konnte auch von Alensbach ahnen. "Euer Hochwohlgeboren, folgt mir bitte und ihr..." Er wendet sich an den Boten. "... wartet hier." Der Ritter führte Slava durch eine breite Tür die er mit einer Hand aufstiess in einen grosszügigen Raum hinein, wo der Grossmeister bereits auf sie wartete. Liam kündete den Freiherren an, informierte von Tretogor noch über den anderen Boten vor der Tür und erhielt die Anweisung, dass er auch diesen gleich hinein bitten sollte. Offenbar wollte der Grossmeister Sokolov bereits einen gewissen Vertrauensvorschuss geben, anders konnte es sich Liam nicht erklären. Vielleicht gar kein so schlechter Schachzug. Also bat von Alensbach den Boten hinein. Lange musste der Ritter nicht bleiben, denn Lothar entliess ihn aus seinem Dienst.

Kaum war die Tür hinter ihm zu, atmete er leise aus und fasste sie mit einer Hand ins dichte Haar. Ein Bad.. Er brauchte ein Bad und irgendetwas gegen diese Kopfschmerzen. Die immer schlimmer wurden und ihn langsam zur Verzweiflung brachten. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen wandte er sich in Richtung der Quartiere.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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vom: Lothars Büro
Datum: kurz vor 10 Uhr
betrifft: Jakob oder wer will
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Slava verließ also nach seiner Verabschiedung das Büro.
Der Surfer Boy war nicht zur Stelle um ihn hinauszugeleiten, irgendwie schade. Er hätte auch mit ihm gerne noch ein paar Worte gewechselt und ihn noch ein bisschen weiter aus dem Konzept gebracht, aber so musste er darauf verzichten.
Der Ritter, der ihm entgegen kam taugte auch nicht dafür, außerdem wollte der eben zum Großmeister.
Slava nickte ihm zum Gruß schlenderte die Gänge entlang. Den Weg kannte er ja schon.
Sich noch ein wenig herumtreiben und unauffällig herumschnüffeln scheiterte leider daran, dass er hier ganz und gar nicht unauffällig war.
Wer auch immer ihm entgegen kam musterte ihn argwöhnisch.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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vom: Tempel des Ewigen Feuers | Spital --> Tempel des Ewigen Feuers
Datum: 31. August 1278, ca. 10 Uhr
betrifft: Slava
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Die Düsternis im Spital vertrieb Jakob schließlich, außerdem war es in dem alten Gemäuer kühl, doch gleichzeitig muffig. Wenig Fenster, dafür immer wieder kranke Menschen schufen eine Atmosphäre, die man dank der Sommerwärme draußen nicht so einfach raus lüften konnte. Das er selbst inzwischen Teil der Melange war, nahm er kaum noch wahr. Zwar trug er inzwischen frische Kleidung, aber mit der Wunde konnte er nicht ins Bad und so haftete seinem Körper noch alles an, was er die letzten Stunden mitgemacht hatte, inklusive Bad in der Ismena. Aber wenn er hier irgendwas schnell akzeptiert hatte, dann den simplen Umstand, dass Menschen hier nach Menschen rochen und selten nach Blumen. Und wenn Blume, dann waren es Adlige oder hohe Kleriker. Oder Zauberer. Diese Welt war roher, ursprünglicher und auf ihre Weise sympathisch natürlich. Ihm machte das wenig aus, es kam ihm sogar entgegen, solange es nicht der kranke Geruch aus manchen Zimmern des Spitals war. Und so humpelte er etwas mühsam nach draußen, nicht ohne sich diverse Ermahnungen von Bruder Zlatko anzuhören und artig zu versprechen, das Bein nicht zu überlasten und am Morgen für den Verbandswechsel zu erscheinen.
Das Training der Knappen war inzwischen beendet und seine Mitbrüder würden sich wohl ihren diversen Tagwerken widmen. Jakob blieb in der Sonne stehen, hielt inne und lauschte. Aus den Stallungen hörte er Stimmen und Gelächter, in der Schmiede wurde gehämmert und irgendwo bekam jemand eine Standpauke, was Jakob eher an Betonung und Stimmlage heraushörte, als an den Worten, die man auf die Distanz ohnehin kaum verstand. Tief atmete er durch. Aus Richtung Küche roch es nach frischem Brot, hinein mischte sich der allgegenwärtige Rauch offener Feuer und die bunte Mischung der Stadt. In sich spürte er unruhige Anspannung, gleichzeitig jenen Frieden, der ihn nach den Erlebnissen im Wald durchströmt hatte. Da war Rastlosigkeit und Tatendrang, der Wunsch auf eigene Fraus etwas zu unternehmen, doch gleichzeitig das Wissen, dass er hier nicht so einfach weg laufen konnte, ohne alles noch schlimmer zu machen. Also blieb nur ausharren und er spielte mit dem Gedanken, zunächste den Bewahrer aufzusuchene oder im Tempel in einem Gebet etwas Ruhe zu suchen.
Statt dessen aber zog er das Wachstäfelchen heraus, auf dem sich dicht an dicht dreieckige Einkerbungen reihten. Jakob hatte noch nie Noten schreiben können und seine Art Noten zu lesen, hatte seine Musiklehrer um den Verstand gebracht. Er wusste nie, wie eine Note hieß, ob sie halb, achtel oder verlängert war, aber er wusste immer exakt wie sie klang und zu erzeugen war. Egal ob auf dem Cello oder dem Klavier. Er sah die Note, die Punktion und den Schlüssel und wusste, was er zu spielen hatte, ohne dem Kind einen Namen geben zu können. Als würde man ein Buch lesen, dessen Inhalt man zwar erfassen, dessen Sätze man aber nicht verbalisieren konnte. Und genauso schrieb er nun die Musik auf, die er rekapitulierte. Summte dazu Melodiefragmente, die jemandem aus seiner Welt und Zeit vielleicht weit entfernt als jene von 'you raise me up' erkennen könnte. Hier würde das Lied völlig unbekannt sein und den Text schrieb er im Kopf bereits um, machte sich ab und an Notizen im Wachs. Die Bedeutung brauchte eine neue Richtung, wobei er das Ganze auch noch in der Gemeinsprache verfassen müsste, obwohl ihm die Ältere Rede fast besser gefiel. Aber da würde er sich wohl blaue Flecken holen, denn diese galt allgemein als Elfensprache und war entsprechend gelitten.
Und so humpelte er im Hof herum, summte, blieb stehen, kritzelte, summte oder intonierte die Melodie in seinem klaren Tenor, ab und an englische Satzfragmente nutzend, diese dann auf Gemein ausprobierend, umstellen, neu versuchen. Musik war neben physischer Gewalt in allen Formen und Direktionen schon immer das gewesen, womit er sich stundenlang beschäftigen und beruhigen konnte. Es lenkte seinen Kopf für eine Weile hinreichend ab.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Zu gerne hätte Slava dem allgemeinen Gemisch an Gerüchen noch das von Zigarettenrauch hinzugefügt, aber er hatte keine mehr dabei. Ob er, hätte er welche bei sich gehabt, die Impertinenz besessen hätte sich ausgerechnet im Orden der Flammenrose eine anzuzünden, das sei dahingestellt.
Dem hinausgeleiten durch eine Ritter war er entgangen, aber nun musste er selbstständig verschwinden.
Noch während er ging und sich in seinem Kopf die Gedanken praktisch darum balgten, wer zuerst gedacht wurde - ein paar aussichtsreiche Kandidaten um den Sieg waren der Punkt, dass Lothar in einem recht hatte, Affären und Liebschaften schufen unnötige Abhängigkeiten und Loyalitäten. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Schura als Spitzel zu den Nilfgardern zu schicken, nun hatte er etwas mit Valeska angefangen und das machte die Sache schwer. Nicht dass er nicht trotzdem gehorcht hätte, aber er würde seine Arbeit nur halb so gut machen wenn er insgeheim einfach nur nach Hause wollte.
Fuck. Ja, in dem Punkt hatte von Tretogor Recht. Bljad.
Dennoch hatte er erstaunlich gelassen reagiert.
Ein zweiter starker Kandidat war der, dass er es irgendwie arrangieren musste noch einen Tag zu bleiben, am besten aber - um das Risiko zu minimieren - Ion und Melani bereits zurückzusenden. Ihn würde man schon zurückholen, einen Tag später...
Während die beiden Gedanken noch rangen lief er fast in Jemanden hinein, der ähnliches Potential hatte ihm Kopfzerbrechen zu bereiten.
Wobei hineinlaufen übertrieben war.
Slava bemerkt dass da jemand stand und etwas notierte. Und er erkannte natürlich auch um wen es ging. Zeit, sich zu waschen hatte der offenbar auch nicht gehabt. Und war das ernsthaft eine Wachstafel? Angesichts von Kuriositäten wie diesen neigte er immer noch dazu, Jakob eher als Reenactor zu sehen als etwas ernsthaft anderes.
Was auch immer der junge Mann da so konzentriert schrieb... er summte dazu. komponierte er etwa ein Lied?
Die Melodie kam Slava nicht bekannt vor, er erkannte sie auch nicht als etwas von seiner Welt.
"Brauchst du Hilfe?"
Kündigte er sich an. Nicht dass er ernsthaft etwas hätte beisteuern können, er konnte zwar Noten lesen, hatte Klavier gelernt, aber große Begeisterung für diese Art selbstgemachter Musik hegte er nicht. Auch nicht wenn es die einzige Möglichkeit war um in den Genuss zu kommen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob hatte die Bewegung im Augenwinkel durchaus wahrgenommen - man ging nicht durch eine Schule wie die in Flagstaff, ohne eine Art 360°-Kugelradar zu entwickeln - aber hier in den Klostermauern ging er erst einmal nicht davon aus, dass ihn jemand attackierte. Erst die Stimme ließ ihn innehalten - zunächst innerlich, dann auch äußerlich. Er sah nicht auf, die Spitze des Schreibwerkzeugs verharrte über dem letzten Abdruck. "Singst du Bass oder eher Kontertenor?", kam es eher spontan aus ihm heraus. Was machte ausgerechnet Slava hier? Als hätten sie alle nicht schon genug Ärger, machte er tatsächlich seine Drohung wahr und wollte mit Lothar übers Wetter quatschen? Endlich hob Jakob den Kopf und blickte den Älteren an. Die lange Nacht zeichnete auch Jakobs Züge, die Verletzung ließ ihn etwas zusammengesunken stehen. In der Tat schien es diesmal Slava zu sein, der fitter war. Die immer wachen Augen des Knappen huschten allerdings kurz rechts und links an Slava vorbei. War er allein hier? Spazierte hier einfach herum.
"Kommst du zum Gebet?", trockener konnte man eine Bemerkung kaum machen und sofort war Jakob gedanklich zurück in Jarels Zimmer, stritt mit Slava um die Berechtigung, selbst anderer Meinung sein zu dürfen. Um den Glauben und um die Narretei, die er und Jarel weiter trieben, bis es nun letztlich eskaliert war. Und nun stand alles in Frage. Für ihn selbst vor allem. Das Ewige Feuer war für ihn zu etwas Neuem, viel Reellerem geworden und der Mut, den er daraus zog, konnte ihn in Teufels Küche oder auf kürzerem Weg direkt auf den Scheiterhaufen bringen. Der Diskurs vor etwas mehr als einem Tag kam ihm angesichts dieser neuen Perspektive so kleinlich vor. Was er nun mit sich herum trug, war nicht weniger als die Gewissheit, die Grundfesten eines Glaubens, der den halben Kontinent beherrschte, aus dem Boden reißen zu müssen.
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Vyacheslav Sokolov
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"Eher Bariton." war die trockene Antwort.
Jakobs Misstrauen konnte er ja verstehen, aber es war nun einmal wie es war.
Er linste auf das Wachs, so richtig erkennen konnte man nichts, jedenfalls sah es nicht nach Noten aus.
"Ich habe mich mit von Tretogor unterhalten. War sehr produktiv."
ließ er gleich die Bombe platzen. Er war einfach zu neugierig wie Jakob reagierte.
"Und was komponierst du da?"
Er war wieder ruhig, hielt sich gerade und tatsächlich ging es ihm gesundheitlich besser als jemals zuvor. Ja, er hatte sogar in der letzten Zeit versucht, sich gesünder zu ernähren, hatte das Rauchen reduziert - wenn auch eher gezwungenermaßen - und trank seltener. Das bekam ihm gut.
Jakob dagegen sah aus wie ausgekotzt. Und er wußte sogar von welchem Biest.
Tatsächlich aber war SLava gerade nicht einmal feindlich aufgelegt, aber das mußte er vermutlich nicht einmal um anzuecken.
"Geht's dir besser?"
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Er gab sich keine Mühe, das Täfelchen zu verstecken. Es ergab ohnehin für niemanden einen Sinn, außer für ihn. Seine Stubengenossen musste er erst noch überzeugen, diese Sache mit ihm durchzuziehen und dann konnte er sich Gedanken über eine Reinschrift machen. Wenn er bis dahin überhaupt noch Knappe in Diensten des Ordens war. Seit gestern war alles ins Rutschen geraten, aber immerhin hatte von Tretogor signalisiert, ihn nicht gleich mit über die Ismena zu jagen. Was auch immer das bedeuten mochte... Der Knappe versuchte sich etwas zu straffen. Das Bein pochte.
Bariton. Unter anderen Umständen hätte er das Spiel weiter getrieben und eine Hörprobe verlangt. Er war müde.
"Schön für dich. Ich hoffe, du hast bekommen, was du wolltest." Müde und krank vor Sorge. Alles in ihm schrie danach, nach Jarel zu fragen. Irgendeinen Fetzen an Information zu seinem Schicksal zu erhaschen, aber sein Gegenüber war immernoch Slava und selbst ein kompletter Mind-Reset konnte die Abneigung nicht auslöschen, die er nach wie vor gegen den Mann empfand. Im Kloster schien man Jarel jedenfalls nicht zu haben, das wäre sonst längst durch den Buschfunk gegangen. Hier ging es manchmal schlimmer zu als unter Waschweibern.
jakob blickte auf die Tafel. "Kreative Strafarbeit." Kurze Antworten, ohne wirklich Information. Seine Spezialität und nichts, was Slava von ihm nicht gewohnt gewesen wäre. Dann allerdings traf ihn der Ältere mit seiner Frage unerwartet heftig. Ob es ihm besser ginge... Sofort lief eine ganze Liste an Möglichkeiten durch seine Gedanken, was Slava meinen könnte. Die Verletzung durch das Monster, die Verletzung durch den Bolzen, seine - in den Augen des Russen - Verwirrung in den ersten Minuten der Heilung, sein darauffolgender Wahn... war da Spott oder ehrliches Interesse?
Jakobs helle Augen fanden erneut Slavas, bohrten sich geradezu in dessen grüne Iriden, wie es seine Art war, wenn er sich uneins war, ob das Gegenüber überhaupt einer Antwort wert war. Er wusste, dass eine frühere Version seiner selbst - diese, die hier angekommen war - sofort hitzig reagiert hätte. Aus einem Gefühl des angegriffen werdens heraus. Denn das es einem besser ging, implizierte ja, dass es vorher schlechter gewesen war und damit irgendeine Form von Schwäche. Und diese galt es mit aller Vehemenz zu verteidigen. Und nun? Fühlte er sich seltsam ruhig, ließ die Wachstafel sinken. "Kommt drauf an, was du als Ausgangszustand siehst.", erwiderte er schließlich. "Verglichen mit Gestern morgen sehe ich klarer. Dafür habe ich neue Sorgen und ein Loch im Bein. Geht es mir also besser? Oder hat sich nur das Unwohlsein verlagert?"
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